Wie das Wiesel zum Rider wurde

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Wie ich ja im Kettwiesel-Verkaufsfaden geschrieben habe, war ich auf der Suche nach einem gebrauchten Tadpole unter anderem um den Gepäcktransport zu vereinfachen. Eigentlich sollte es erst nach dem Verkauf des Wiesels so weit sein, aber dann kam mir Anfang Dezember eine Anzeige bei Marktplaats.nl dazwischen. Dort wurde der Optima Rider mit Streamer und Rohloff angeboten für einen schicken Preis. Den Standort selbst hatte ich in dem Moment noch gar nicht so wahrgenommen, nur dass das Rad innerhalb einer Woche in Houten sein könnte.

Darauf folgte dann erst mal ein Kampf, den ich mit mir selbst ausfechten musste. Das Angebot kam ja eigentlich zu früh, andererseits muss man solche Gelegenheiten eigentlich beim Schopf packen. Nach einigem Abwägen von Für und Wider, habe ich dann den Verkäufer angeschrieben und ihn erst mal nach Papieren für die Rohloff gefragt - der Preis für die Kombination war sehr günstig, so dass ich da erst mal Sicherheit brauchte, bevor ich zugreife. Als ich dann schnell die Antwort bekommen habe und alles sah gut aus. Über den Namen habe ich dann noch ein paar Informationen bekommen und es kristallisierte sich einfach heraus, dass alles seriös sein sollte ohne erkennbare Haken.

Deshalb habe ich dann zugeschlagen. Inzwischen hatte ich auch verstanden, dass das Trike in Spanien steht und er fragte, ob ich es dort abholen wolle. Wir einigten uns dann auf sein Angebot in der Anzeige, dass ich es Mitte/Ende Januar in Houten abholen würde. Freunde von ihm wohnen in Houten, wo er es hinschicken würde. So hatte ich die Möglichkeit zur Barzahlung, das kleinste Risiko letztlich für beide Seiten.

Erst wollte er noch eine Anzahlung, doch nachdem ich ihn nach der IBAN gefragt und meine Adresse geschickt hatte, wurde die Anzeige raus genommen und er schrieb mir, dass ich es jetzt bekommen könnte. Danach habe ich dann länger nichts mehr gehört, was mich irgendwann nervös machte, ich wusste nach wie vor nicht, wo genau ich es abholen konnte. Kurz vor Weihnachten habe ich ihm dann einen von mir unterschriebenen Kaufvertrag mit allen mir bekannten Daten per Mail zugeschickt. Wieder keine Antwort, das war auch der Grund, warum ich im Wartezimmer so wortkarg gewesen bin, es sollte einfach erst mal wasserdicht sein.

Kurz vor dem Jahreswechsel habe ich dann noch mal auf einer anderen Mailadresse nachgefragt. Es folgte eine Antwort, aber auch da nur ganz kurz, dass das Trike am 13. auf die Reise nach NL gehen würde. Wenn ich nicht die Mail mit seiner alten NL-Adresse und weitere Infos über Facebook herausgefunden hätte, die darauf hindeuten, dass alles seine Richtigkeit hat, wäre ich schon längst abgesprungen. Aber es gibt eben auch Menschen, die nicht so gesprächig sind.

Am 5.1. dann die (erlösenden) Mails mit der Adresse und dem auch von ihm unterschriebenen Kaufvertrag als PDF. Am letzten Samstag habe ich mich dann auf den Weg nach NL gemacht und es abgeholt. In Houten und habe noch einige Zeit mit dem Freund des Verkaufers gesprochen, der auch sehr gut Deutsch sprach. Er uns seine Frau haben schon viele Radreisen in D an den Flussradwegen entlang gemacht und planen auch dieses Jahr wieder einen Radurlaub über 4 Wochen. Nach ca. 45 Minuten habe ich mich dann auf den Weg zurück gemacht, natürlich nicht ohne, der Tradition folgend, bei Ingrid und @walter Rast zu machen. Gegen 20 Uhr war ich dann wieder zu Hause.

Zum Rider kann ich momentan erst mal nur sagen, dass er für sein Alter noch sehr gut aussieht. Daran hat sicherlich auch der Edelstahlrahmen seinen Anteil. Klar sind Gebrauchsspuren zu sehen, die eine oder andere Schraube hat Rost angesetzt. Auch der Streamer ist nicht mehr neu, mit etwas Politur ist auch da noch einiges machbar. Und die Summe der Teile ist den gezahlten Preis mehr als Wert. Die Rohloff ist von der Seriennummer nicht mal 2 Jahre alt und nach Aussage nur ca. 1000 km gelaufen. An seinem Wohnort wäre es ihm zu schwergängig gewesen, mit ziemlich exakt 28 kg ohne Streamer nicht wirklich verwunderlich (hatte aber auch andere Gründe, dazu später mehr).

Für das, was ich damit in erster Linie vorhabe dürfte auch ein Rider ganz sicher seinen Dienst tun. Ein paar Dinge muss ich noch mal machen, so gefällt mir z.B. die Lichtlösung nicht. Und an der einen oder anderen Stelle kann man sicherlich auch noch etwas Gewicht reduzieren, dazu gehören auch die "Kettenleitrohre" aus Gartenschlauch(?)abschnitten und ev. die hintere Bremsenlösung (hydraulische Scheibenbremse + Felgenkneifer als Feststellbremse). Die vorderen (Trommel-)Bremsen sind an linken Bremsgriff gekoppelt, das muss ich nach rechts haben.

Ja, es ist noch was zu tun ;)

Was ich schon mal gemacht habe ist den Ausleger auf meine Größe einzustellen und die Kette verlängert. Daraufe folgt die erste wirkliche Probefahrt. Die zeigte schon, dass es auf jeden Fall kein Fehlkauf war. Klar merkt man beim Beschleunigen das Gewicht, aber es ist trotzdem flott und agil und hat einen relativ kleinen Wendekreis. Die Rohloff schaltet einwandfrei, ist leiser als ich gedacht habe. Der Sitz ist sehr bequem und hat eine dicke Ventisitauflage.

Soviel erst mal dazu, ich werde hier nach und nach mal berichten, was sich so getan hat.

Viele Grüße
Dieter
 
Moin Dieter

na dann viel Spass mit dem neuen/alten Rad
Ich möchte auch nicht auf mein Anthro verzichten obwohl ich viel Alleweder fahre

Weliandy
 
Hey Dieter viel Spaß mit dem Rad. Ich selbst fahre auch ein Optima Rider und kann nur sagen, sehr ( troz vieler Unkenrufe) soliedes und stabieles Rad. Meins wiegt mit allem drum und drann ca 31Kg und bin dennoch reichlich flott unterwegs.
Gruß Jens
 
Inzwischen ist einiges an Zeit ins Land gegangen, wie oben geschrieben, wollte ich noch über notwendige Umbaumaßnahmen schreiben. Ein paar Dinge habe ich geändert.

Die vorhandenen, schweren Kettenleitrohre "Marke Gartenschlauch" habe ich durch PE-Rohre "Marke Gardena" ersetzt und verkürzt. Das hat ca. 250g Gewicht gespart. Zudem läuft die Kette jetzt mit DEUTLICH weniger Reibung, während man vorher kaum sauber rückwärts treten konnte, ohne das die Kette sich staut, geht das nun ohne Probleme.

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Die nicht konforme Batterie-Beleuchtung habe ich durch 2 x BUMM Eyc N und 1 x BUMM Toplight View plus ersetzt. Ja ich weiß, 2 Frontleuchten sind auch nicht konform, aber die Eycs können durch die NaDy-Version auch einzeln eingeschaltet sein, dann bin ich auch wieder nach StVO unterwegs. Praktisch fand ich die Montage auf den Schutzblechen der Vorderräder, so wird auch beim Lenken der Weg ausgeleuchtet. Die Schutzblechhalter sind allemal stabil genug für die leichten Eycs, irgendwo muss das Gewicht des Riders ja herkommen...

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Angefeuert wird das Ganze durch einen 6V Mango-Akku bzw. alternativ durch einen AXA HR. Das habe ich schaltbar über einen 3-Stufen-Schalter am Lenker (Akku, aus, AXA) gemacht. Es war etwas kniffelig, weil man ja bei den Eycs mit vertauschter Polung über die Rücklichtkontakte einspeisen muss, hat ein Paar Versuche gebraucht. Aber es funktioniert jetzt und ich kann im Falle des Falles auch bei leerem/defektem Akku den Dynamo anlegen und weiterhin mit Licht unterwegs sein. Diese Art der Umschaltung werde ich an Marions Nomad auch noch anbringen, gefällt mir extrem gut. Mehrgewicht ausschließlich der Akku (ca. 350g), der Rest ist durch den Tausch der alten Batterielampen ausgeglichen.

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Das Mehrgewicht des Akkus dürfte durch die entfernte, hintere (hydraulische) Bremse auch wieder nahezu ausgeglichen sein. Ich hatte erst überlegt, ob ich stattdessen die zweite, hintere Bremse (V-Brake) entferne, die zusätzlich als Parkbremse verbaut ist. Aber die Scheibenbremse war einfacher zu entfernen, außerdem hat die V-Brake einen praktischen Hebel zum einfachen Feststellen und wieder Lösen. Dann brauche ich nicht mit Klett o.ä. zu arbeiten.

Die beiden vorderen Trommelbremsen lagen zusammen auf einem Doppelbremsgriff, der dadurch relativ viel Kraft benötigte. Ganz anders als ich das beim Venom mit den Scheibenbremsen kannte, da merkte man fast keinen Unterschied. Darum habe ich die Züge nun getrennt auf zwei Bremshebel gelegt. Dadurch ist die aufzubringende Bremskraft deutlich besser geworden, jetzt eben typisch Scheibenbremse. Vielleicht tausche ich da auch noch mal die Züge aus, ich habe das Gefühl, dass das auch mal nötig ist.

Problematisch war, dass ich den Ausleger eigentlich schon zu weit raus ziehen musste um auf meine Größe zu kommen, er wurde nur noch im Bereich der vorderen Klemmung gehalten. Das habe ich entschärft durch den Umbau des Sitzes. Die untere Halterung des Sitzes habe ich ca. 2-3 cm nach vorne versetzt, dadurch rückt der Sitz weiter nach hinten. Dieses Maß ist der Ausleger nun wieder rein geschoben und befindet sich damit jetzt in der Nähe der hinteren Klemme, was hoffentlich reicht . Bewegen tut sich erst mal nichts.

Außerdem muss ich mir jetzt oben am Sitz noch einen neuen, zweiten Halter bauen, der Alte passt jetzt nicht mehr (und ist zudem massiv-schwer). Im Moment erledigt das eine dünne Holzleiste (um den Abstand zu halten) und seitlich gehalten wird der Sitz durch zwei Klettbänder (wozu die doch alles gut sind ;)). So richtig optimal ist das leider alles nicht, denn der Sitz drückt nach unten und macht dann die Lenkung schwergängig. Da muss ich noch mal kurzfristig ran.

Unpraktisch fand ich den Tachohalter zwischen den Beinen, der ist jetzt nach vorne an den Umwerferhalter gewandert. Durch die zwei Leuchten kann ich ihn jetzt auch im Dunklen ablesen.

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Bereits "auf Lager liegen" habe ich schon 3 neue Falt-Kojaks, die die Marathons ersetzen sollen. Das bringt alleine schon ca. 1 kg weniger Gewicht.

Ursprünglich wollte ich hinten an der Rohloff noch das kleine (13 Zähne?) gegen ein Größeres (17 Zähne?) tauschen, weil dann auch die Kettenführung hinten besser wäre. Das ist mir im Moment aber zu teuer, vielleicht wenn es sowieso mal getauscht werden muss...

Mittlerweile setze ich den Rider für die Fahrten zum Bahnhof ein. Im Großen und Ganzen muss ich sagen, erfüllt der Rider seinen Zweck. Ob ich länger dabei bleibe, muss die Zeit zeigen. Es fährt soweit gut, auch wenn man das Gewicht natürlich merkt. Es ist weniger agil als Marions Nomad, welches ich in letzter Zeit parallel nutze, aber fast genauso wendig mit recht kleinem Wendekreis. Obendrein merkt man schon, dass der Sitz für mich eigentlich zu klein ist. Für richtig große Touren ist es damit nicht das richtige Fahrzeug, aber dafür war es ja auch nicht gedacht.

Auffällig ist auch, dass ich beim Fahren stärkeres "pedal-steer" habe als bei den anderen Trikes, die ich so gefahren habe. Was mir gut gefällt ist die Rohloff, wobei sie bei dem 26er Hinterrrad den Vorteil des kleinen Kettenspanners (der hier das alte Schaltwerk ist) nicht wirklich ausspielen kann - die Kette ist so oder so recht weit weg vom Dreck. Aber bei der Entfaltung nur noch einen Schalthebel zu haben, hat schon was. Für die geplante große Tour wird sie ganz sicher zur Ausstattung der Reisetrikes gehören, dann in einem 20er Hinterrad. Das nur ein vorderes Kettenblatt verbaut ist, stört hier im platten Land wenig. Wenn es bergauf geht, wäre eine andere Kombination - ein kleineres und ein größeres Blatt - sicher von Vorteil.

Und einer der Gründe für den Tausch war ja die einfachere Nutzung von Taschen an einem Gepäckträger. Das hat sich klar erfüllt und wurde auch schon genutzt. Und einen schicken Trolley (mit Fach für ein 17" Notebook), den man auf einen entsprechenden Halter auf den Gepäckträger klemmen kann, habe ich mir auch schon ausgesucht (y) ich habe schließlich in knapp zwei Monaten Geburtstag :D
 
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