Wichtig ;) Meine Essay zu Velomobilfahren auf der Fahrbahn in den Niederlanden

tdt

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Heute habe ich auf Strava eine weitere Nachricht von einem deutschen Radfahrer gesehen, der von einem unserer wohlwollenden Polizisten auf den Radweg geleitet wurde. Freundlich und nur mit einer Verwarnung, aber mit dem Hinweis, dass dies normalerweise mit einem Bußgeld von 140 € verbunden ist (ja, unsere Bußgelder sind extrem hoch).

Ich werde selbst regelmäßig angehalten, vor allem, wenn ich noch nicht oft irgendwo war und die Leute mich noch nicht kennen, deshalb wollte ich Ihnen das mitteilen.

Vermutlich hat sich der Polizist geirrt: Es sei denn, an der fraglichen Straße steht das folgende Schild:

1651842038152.png 1651842054051.png

Wenn dort ein ausdrückliches Radfahrverbot besteht, dürfen Sie dort nicht fahren. Wenn es kein solches Schild gibt, dürfen Sie dort fahren, vorausgesetzt, Ihr Fahrrad hat mehr als zwei Räder und ist inklusive Gepäck breiter als 75 cm (letzteres kann mit einem DF ein Problem sein, aber vielleicht hilfen die Hosen ja gerade genug).
Wir unterliegen einer "Lastenrad-Regel", die einige andere Anforderungen an unsere Velomobile stellt: Offiziell muss ein Velomobil in den Niederlanden zum Beispiel zwei Scheinwerfer haben, links und rechts der Mitte (meine Milans Mk5 und Mk6 sind beide legal - es gibt keinen Mindestabstand oder so; alle neuen Modelle jedoch nicht! Aber auch wenn ich darauf bestehe, dass es so ist; die meisten Polizisten wissen das auch nicht ).

Sollten Sie es noch einmal sehen, verweisen Sie bitte auf die eigens von mir eingerichtete Empfehlungsseite: magdatdingopdeweg.nl ("ist dieses Ding auf der Straße erlaubt")
Dieser Link führt Sie zum richtigen Artikel (5, Punkt 4) auf Maxius.nl, einer Online-Plattform mit den vollständigen Niederländischen Rechtsvorschriften.

Die wörtliche Übersetzung des Artikels: Fahrer von Fahrrädern mit mehr als zwei Rädern, die einschließlich der Ladung breiter als 0,75 m sind, und von Fahrrädern mit Anhängern, die einschließlich der Ladung breiter als 0,75 m sind, dürfen die Fahrspur benutzen.

Zum Beispiel an dieser Stelle:

1651842217832.png

Genau hier setzt das N570 an. Ich sehe das Zeichen G12a (aus den Ortsschildern, grün eingekreist), das einen (Moped-)Radfahrer verpflichtet, den Radweg zu benutzen, außer wenn RVV 1990 Art. 5 Punkt 4 gilt, was bei vielen Velomobilen der Fall ist. Weder das Zeichen C14 noch das Zeichen C15 sind vorhanden.

Auf vielen N-Straßen (ähnlich wie bei Ihren B-Straßen) ist dies der Fall. Auch wenn das Schild an einer anderen Stelle steht, aber an der Kreuzung, an der Sie abbiegen (also nicht über den Grünstreifen), vergessen wurde, dürfen Sie dort offiziell Rad fahren.

Vollständige Übersicht der niederländischen Zeichen

Ein Überblick über meine Geschichte, einschließlich einer von der Staatsanwaltschaft aufgehobenen Geldstrafe, finden sie auf velomobiel.nl

Zum Schluss noch ein Rückblick auf die Zeit, als ich selbst angehalten wurde, damals mit dem QV:


In Belgien gelten ähnliche Regeln, aber erst ab einer Breite von 1 Meter. Auch die Radwege sind katastrophal, weshalb ich Belgien heutzutage meide wie die Pest.
 
Danke noch mal für die Aufklärung!
Ich hatte das für ein NL-Brevet auch neuchlich recherchiert und mir einen Ausdruck (für D und NL) gebastelt, den ich einlaminiert mitführe (siehe Anhang).
 

Anhänge

  • Radwegbenutzungspflicht A5-doppelt.pdf
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Heute habe ich auf Strava eine weitere Nachricht von einem deutschen Radfahrer gesehen, der von einem unserer wohlwollenden Polizisten auf den Radweg geleitet wurde. Freundlich und nur mit einer Verwarnung, aber mit dem Hinweis, dass dies normalerweise mit einem Bußgeld von 140 € verbunden ist (ja, unsere Bußgelder sind extrem hoch).
meine Erfahrung als Grenzgänger: als freundlicher Tourist aus '.de' mit Fahrrad hat man in '.nl' von Polizisten nichts zu befürchten. niemals wird man ein Knöllchen bekommen- unter einer Vorraussetzung:
Tun, was sie sagen, sich bedanken und mit den 3 Brocken Niederländisch, die man beherrscht einen schönen Tag wünschen. Alle sind glücklich.

Niemals diskutieren; als Deutscher nicht versuchen, einem Niederländischem Polizisten die Niederländische Rechtslage zu erklären. Dann wird es rasch unfreundlich. Rauf auf den Radweg, runter vom Radweg, beim nächsten Mal 'I can only use bike lanes for mopeds, your colleague said", wenn er das anders sieht 'Oké, dank je.' und wieder auf den Radweg.
 
Hm, ja, das scheint mir auch das vernünftigste und am wenigsten stressige zu sein, im Ausland... ich vermeide auch, wenn möglich, Diskussionen mit unseren deutschen Polizisten...
 
meine Erfahrung als Grenzgänger: als freundlicher Tourist aus '.de' mit Fahrrad hat man in '.nl' von Polizisten nichts zu befürchten. niemals wird man ein Knöllchen bekommen- unter einer Vorraussetzung:
Tun, was sie sagen, sich bedanken und mit den 3 Brocken Niederländisch, die man beherrscht einen schönen Tag wünschen. Alle sind glücklich.

Niemals diskutieren; als Deutscher nicht versuchen, einem Niederländischem Polizisten die Niederländische Rechtslage zu erklären. Dann wird es rasch unfreundlich. Rauf auf den Radweg, runter vom Radweg, beim nächsten Mal 'I can only use bike lanes for mopeds, your colleague said", wenn er das anders sieht 'Oké, dank je.' und wieder auf den Radweg.
+1
wenn ein Polizist schon keine wichtigere Beschäftigung findet als mich beim Radfahren zu nerven, will ich nicht noch mehr meiner Zeit damit verschwenden, ihm sein "Simon Says" Spiel zu verderben.
Zumindest solang er mir nur gutgemeinte Ratschläge geben will. Wenn der Unfug in Richtung Knöllchen oder Vorladung geht, ist die Grenze zum Selbsterhaltungstrieb dann doch überschritten und der Tag eh schon durch.

Zum Gesetze ausdrucken, Pamphlete verteilen und endlos im Kreis streiten hab ich in der Rente dann Zeit.
 
Nun, dann noch ein kleiner Nachtrag zu meinem Essay ;)

Zunächst einmal: In den Niederlanden (wie auch in Belgien und Deutschland) müssen Sie immer den Anweisungen der Polizei Folge leisten. Wenn also ein Polizist einen zwingenden Grund hat, Sie auf den Radweg zu schicken, steht er über dem Gesetz.

Das Recht, am Straßenverkehr teilzunehmen, ist jedoch ein Recht, das wir hier in den Niederlanden haben und das gesetzlich verankert ist. Es gibt nicht umsonst Gesetze; die Verkehrsregeln sollen die Sicherheit gewährleisten. Unsere Radwege sind im Allgemeinen viel besser als die in Deutschland, aber sie sind nicht für Lastenräder oder Velomobile ausgelegt und daher nicht immer sicher.

Ich treffe immer eine wohlüberlegte Wahl zwischen Radweg und Fahrbahn; wenn es nicht notwendig ist, bleibe ich auf dem Radweg, denn das erspart mir eine Menge Ärger und Unannehmlichkeiten. Es gibt jedoch viele Kreuzungen, an denen ich Beinahe-Unfälle erlebt oder gesehen habe, weil Autofahrer einfach nicht auf Radfahrer achten. Sie verlassen sich auf ihren Augenwinkel. Bei der Geschwindigkeit, die der durchschnittliche Velofahrer fahren kann, ist der Radweg nicht immer sicher.

Was den Beweis angeht, dass ein Polizist Recht hat: Das ist auch ein Präzedenzfall. Denken Sie daran, dass Sie, wenn Sie jemals auf der Straße fahren wollen, weil es für Sie in dieser speziellen Situation sicherer oder besser ist, viel mehr Probleme mit demselben Beamten haben werden, wenn Sie ihm vorher Recht gegeben haben.

Außerdem schreibe ich das natürlich nicht in einem deutschen Forum, weil das nie passiert. Ich schreibe es, weil ich gesehen habe, wie mehrere Deutsche Radfahrer über einen Hinweis auf den Radweg durch Niederländischen Polizisten geschrieben haben. Offensichtlich wollen "Sie" doch auf der Straße fahren. Es ist besser, das Gesetz zu kennen, als eine Strafe zu bekommen ;)
 
Zwar leicht OT, aber nur leicht:
Nachdem ich über Ostern wieder in NL mit dem Rad unterwegs war, hatte ich das Gefühl, dass die Autofahrer bei uns (Rheinland) rücksichtsvoller waren. Natürlich ist die Radinfrastruktur in NL ein Traum, aber wenn man sich dann selten mal die Fahrbahn teilen muss, war es nicht angenehm.
Zeigt andersherum aber auch, dass sich hier bei uns durchaus was tut. Nur halt seeeeeeeeehhhhhhr langsam und mühevoll. Und nicht bei der Infrastruktur.
Allzeit sichere Fahrt!
wünscht euch
Falko
 
Natürlich ist die Radinfrastruktur in NL ein Traum, aber wenn man sich dann selten mal die Fahrbahn teilen muss, war es nicht angenehm.
Das ist die Wahrheit. Die Autofahrer hier in den Niederlanden sind viel unfreundlicher als in Deutschland. Unsere Regierung redet viel über Sicherheit, hat aber immer noch Einwände gegen die Einführung von Vorschriften über einen Mindestabstand beim Überholen, wie Sie sie haben...

Und diese Fahrradinfrastruktur ist nur dann ein Traum, wenn man viel Zeit hat (z. B. als Tourist) und/oder weniger als 10 km zurücklegen muss.
 
Und diese Fahrradinfrastruktur ist nur dann ein Traum, wenn man viel Zeit hat (z. B. als Tourist) und/oder weniger als 10 km zurücklegen muss.

I just discovered that our mayor (the one of the undersea car park) has installed a nice cycle path in the expensive part of town - where the houses are locked 11 months of the year. Areas where people actually live all year round have no cycle path access to the centre of town... :unsure:
 
Die Autofahrer hier in den Niederlanden sind viel unfreundlicher als in Deutschland.
Ja aber wir holen auf! Die Niederländer sind halt schon länger Radfahrer-befreite Fahrbahnen gewohnt. Bei uns läuft dieser Prozess noch. Leider stimmt das mit der "deutschen Gründlichkeit" ab und an: in 20 Jahren wird hier auch die kleinste Kreisstraße mit Nebenanlagen für Radlinge verdongelt sein, dann geht der motorisierte Rücksichtslosigkeits - Pokal wieder an uns.:cry:

Dafür sind in den Niederlanden kleinere bis mittelgroße Ortschaften und außerörtliche Verbindungsstraßen schon jetzt viel angenehmer zu befahren, da der Kfz-Verkehr besser verlangsamt wird als in Deutschland.
 
gilt leider auch für VMs,
in Ortschaften in jedem Fall.
Außerorts mag ich die Straßen mit "Zone-60-km/h-Schildern". (Fahrbahn optisch durch gestrichelte Linien verengt, kein Mittelstreifen, keine RVA).
Ob die VM ausbremsen? Mich nicht (Kunststück:rolleyes:) aber vielleicht ein Snoek ;)
Bei den Dänen genauso :(.
Im Sommer ziehen da zudem noch Dutzende deutscher Wohnmobile an dir vorbei. unsere Jütland-Umrundung war entlang der Ostseeküste kein Spaß.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und diese Fahrradinfrastruktur ist nur dann ein Traum, wenn man viel Zeit hat (z. B. als Tourist) und/oder weniger als 10 km zurücklegen muss.

Auch meine Erfahrung. Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Orten ist häufig für Räder gesperrt und der Radfahrer wird über die alte
Landstraße geführt. Die ist dann allerdings meist besser in Schuss als bei uns.
 
Ja aber wir holen auf! Die Niederländer sind halt schon länger Radfahrer-befreite Fahrbahnen gewohnt. Bei uns läuft dieser Prozess noch. Leider stimmt das mit der "deutschen Gründlichkeit" ab und an: in 20 Jahren wird hier auch die kleinste Kreisstraße mit Nebenanlagen für Radlinge verdongelt sein, dann geht der motorisierte Rücksichtslosigkeits - Pokal wieder an uns.:cry:
Deshalb ist es jetzt an der Zeit, zu protestieren und für das gesetzlich verankerte Recht zu kämpfen, auf der Straße gefahrlos Rad zu fahren.

Soweit ich weiß, lieben die Deutschen ihre Autos und das Autofahren sehr, ebenso wie einige Niederländer, die sich bei mir beschweren, weil ich auf "ihrer" Straße Rad fahre. Ich erinnere sie immer wieder daran, dass dank Radfahrern wie mir ihr Benzin nicht noch teurer ist, sie nicht so oft im Stau stehen und ihre Emissionsprobleme geringer sind. "Du hast ein dickeres Auto, dank mir. Seien wir einander dankbar und lassen wir uns gegenseitig in Ruhe".

Dafür sind in den Niederlanden kleinere bis mittelgroße Ortschaften und außerörtliche Verbindungsstraßen schon jetzt viel angenehmer zu befahren, da der Kfz-Verkehr besser verlangsamt wird als in Deutschland.

gilt leider auch für VMs, daher stimme ich Dir da nicht zu :unsure: ;)
Ja, das ist ein Punkt, an dem ich Autos nicht gerne allein lasse. In Deutschland fällt mir immer wieder auf, dass die Autofahrer wirklich auf 70 km/h abbremsen, wenn ein "70"-Schild steht. Auch auf der Autobahn fahren sie sehr langsam, wenn es Baustellen gibt. In den Niederlanden fahren die meisten Autofahrer trotz der himmelhohen Bußgelder für geblitzte Fahrzeuge einfach mit 130 km/h weiter.

Auch "60" und "30" werden oft als eine Art Ratschlag angesehen, so dass ich manchmal sogar überholt werde, wenn ich mit 40 in einer 30er-Zone fahre.

Was mich betrifft, so kann jedes Auto von nun an mit einem intelligenten Geschwindigkeitsbegrenzer ausgestattet sein. 30er-Zone? 35 km/h max. für eine sehr kurze Zeit, dann wieder 30. Der durchschnittliche niederländische Autofahrer kann die Verantwortung offenbar nicht tragen. Andererseits kann auch unsere Regierung nicht auf die zusätzlichen Einnahmen verzichten.

Auch meine Erfahrung. Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Orten ist häufig für Räder gesperrt und der Radfahrer wird über die alte
Landstraße geführt. Die ist dann allerdings meist besser in Schuss als bei uns.
Ja! Wenn wir mehr Menschen dazu bringen wollen, das Auto stehen zu lassen, müssen wir dafür sorgen, dass auch Radfahrer schnell unterwegs sein können. Ich erwarte nicht, dass die Regierungen auf die wenigen Verrückten (mich) Rücksicht nehmen, die bis zu 80 km/h radeln können, aber eine bauartbedingte Geschwindigkeit von 50 km/h und effiziente Strecken durch die Stadt oder um ein Dorfzentrum herum sind mehr als wünschenswert.

in Ortschaften in jedem Fall.
Außerorts mag ich die Straßen mit "Zone-60-km/h-Schildern". (Fahrbahn optisch durch gestrichelte Linien verengt, kein Mittelstreifen, keine RVA).
Ob die VM ausbremsen? Mich nicht (Kunststück:rolleyes:) aber vielleicht ein Snoek ;)
Im Allgemeinen ist es eine gute Fahrt. Das Einzige, was mich stört, sind einige Autofahrer, die viel zu dicht überholen, zu langsam vor mir fahren usw.

Im Sommer ziehen da zudem noch Dutzende deutscher Wohnmobile an dir vorbei. unsere Jütland-Umrundung war entlang der Ostseeküste kein Spaß.

Deutsche, Wohnmobile und Zone 60 km/h.... :rolleyes:

1652393885068.png
 
Natürlich ist die Radinfrastruktur in NL ein Traum, aber wenn man sich dann selten mal die Fahrbahn teilen muss, war es nicht angenehm.
Ich habe ja immer noch das Gefühl, dass auch das regional unterschiedlich ist - hier in der Randstad benutzt ich öfter mal die Fahrbahn und habe nur wenig Probleme mit Autofahrer:innen. Als wir anno 2013 bei einer größeren Radtour mit der ganzen Familie allerdings von belgisch Limburg nach niederländisch Limburg über die Grenze fuhren, war der Unterschied allerdings heftig - die flämischen Autofahrer:innen waren erheblich freundlicher und zuvorkommender.
Unsere Radwege sind im Allgemeinen viel besser als die in Deutschland, aber sie sind nicht für Lastenräder oder Velomobile ausgelegt und daher nicht immer sicher.
Das gilt allgemein für alle schnelleren oder breiteren Räder - die Entwurfsgeschwindigkeit ist zu niedrig und es wird viel zu wenig über effizientes Fahren nachgedacht.
 
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