Wenn man sich einfach mal so ein Hochrad kauft...

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Servus liebe Leut'...

...ich dachte mal ich "trolle" heute mal etwas in dem ich über etwas berichte was wohl eigentlich so gar nicht zu einem Liegeradforum passt. Und zwar von einem Fahrrad von dem man in luftiger Höhe aufrecht trohnend sogar auf die Up-Radler herabblicken kann. Es handelt sich um ein Hochrad, im englichen Sprachraum besser bekannt als Penny Farthing.

Wie und warum ich zu so einem Teil kam?

Nun ja, ich habe mich schon seit ein zwei Jahren beim anschauen entsprechender Youtube-Videos in diese Bikes verguckt, habe im Internet alles aufgesaugt was sich zu dem Thema finden ließ.
Im letzten Jahr an einem Samstag Abend Mitte Dezember in einem Vernunftsschwachen Moment fiel die Entscheidung, ich will so ein Hochrad haben!

Ich wusste zwar schon in etwa wie und was ich haben will, ich habe dann aber trotzdem im Netz nach Alternativen geforscht und versucht alles gegenzuchecken, so vergingen noch ein paar Stunden bis dann Sonntag früh um Vier die Bestellmail raus ging.

Geworden ist es dann ein schwarzer 50 Zoll Tourer von der Firma Standard Highwheels aus Schweden.

Die Freude war groß als das Paket aus Schweden mit dem Teilepuzzle ankam, letzteres war schnell zusammengesteckt und vor mir stand mein schickes neues Hochrad, die Optik war echt beeindruckend.

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Doch die erste Euphorie bekam dann einen Dämpfer.
Bei den ersten Aufsitzversuchen in der Heimischen Küche unter zuhilfenahme einiger Küchenstühle und unter den etwas verständnislosen Blicken meines Katers stellte sich schnell heraus dass ich dieses Hochrad wohl eine Nummer zu groß gekauft hatte. Laut den Maßtabellen im Internet hätte bei meiner Körpergröße 50 Zoll passen müssen, tat es aber nicht, ich hätte besser die 48 Zoll Ausführung bestellen sollen.

Nun war es so dass ich von der hinteren Fußraste kaum von hinten auf den Sattel kam da dieser zu breit und zu hoch war. Im Sattel sitzend konnte ich die Padale in ihrer untersten Position nur mit Zehenspitzen erreichen. Die Fußraste zum absteigen ließ sich kaum erreichen. Es war gar nicht dran zu denken so fahren zu können.
Schei... !

Nach etwas Grübeln habe ich dann den weißen Rennradsattel von meinem Holzrad gerupft, habe im Keller eine passende Sattelklemme gefunden und habe dies anstatt des originalen Ledersattels am Hochrad montiert. Der Rennradsattel war deutlich schmaler und flacher und ließ sich zudem noch etwas tiefer montieren, so funktionierte das erreichen von Fußraste Sattel und Pedale einiger Maßen.

Es war bereits dunkel geworden und draußen war es kalt und es nieselte - quasi die perfekten Bedingungen um mal eben schnell das Hochradfahren zu erlernen.

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Ich habe meine Neuerwerbung zu einem einsamen Fleckchen Asphalt geschoben um dort mit gefühlt halbvollen Hosen erste Fahrversuche zu wagen. Und die gestalteten sich deutlich schwieriger als gedacht - in den Tutorial Videos im Netz sah das doch sooo einfach aus.
Aber das viele Geld für das Hochrad wollte ich ja nicht umsonst ausgegeben haben, also irrte und stümperte ich mich weiter voran.
Nachdem mir die Abmaße der Teststrecke durch fünfmaliges ausmessen mit vollem Körpereinsatz bekannt waren klappte es mit dem auf- und absteigen ganz gut und ich konnte halbwegs ordentlich geradeaus fahren.
Schon zu dem Zeitpunkt fühlte sich das erhabene Fahrfeeling einfach geil an, so dass ich trotz aller Anfangsschwierigkeiten mit meiner Neuanschaffung zufrieden und glücklich war und es auch immer noch bin.

Am nächsten Tag klappte alles noch mal deutlich besser und vor allem Sturzfrei. Gebremst wurde ich nur von einem abfallenden Kurbelarm und einer losen Verschraubung der Radlagerklemmung...
...ach ja, da stand ja irgend was von Schrauben nachziehen auf dem Beipackzettel.

Es folgten bei geeigneten Wetter noch viele kleinere Ausfahrten bis hinein in die Leipziger Innenstadt und ins Neuseenland. Das sind alles Orte die ich von meinem Stadtteil im Nordwesten Leipzigs erradeln kann ohne dabei nennenswert öffentliche Straßen nutzen zu müssen - das ist hier in Leipzig echt super.

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Mittler Weile hat ein neuer bequemerer Sattel (der Rennsattel war bei der aufrechten Sitzposition ein Folterinstrument) und kürzere Kurbelarme ans Hochrad gefunden so dass ich die Sitzergonomie noch etwas verbessern konnte.
Gestern erst habe ich mir aus Alu eine Halterung für einen Felgenkneifer am Hinterrad geschnitzt, das Hochrad wird mit der Zusatzbremse zwar nicht schöner aber dafür etwas StvO konformer - falls ich mich doch mal ab und an auf öffentlichen Straßen bewege.

Das Hochradfahren macht mir riesen Spaß, die erstaunten Blicke der Leute sind ein Gaudi, man schaut nur in freundliche Gesichter, man wird oft angesprochen und landet auf etlichen Handyfilmchen, mit dem Ding fällt man in jedem Fall auf, ob man will oder nicht.

Leider hat darunter auch etwas die Zeit für den Bau meines Liegerikes aus Holz gelitten, aber das werde ich diesen Sommen hoffentlich trotzdem fertig bekommen so dass ich dann auch erfahren kann wie die Radwelt von unten ausschaut.

Beste Grüße vom Marco aus Leipzig.
 
...und die passende lektüre dazu:
 
in einem Vernunftsschwachen Moment
(y)bin ich so ein Ding mal gefahren (56"). Macht Spass, aber jede unüberlegte Bewegung nach vorn (oder in meinem Fall die Betätigung der vorderen Löffelbremse) sorgt dafür, dass der Masseschwerpunkt irreversibel vor den Aufstandspunkt des Vorderrades gerät...
...der Lenker hält dann die Oberschenkel so sicher, dass man beim anschließendem Penninger sicher auf dem Rad sitzen bleibt und nicht seitlich abspringen kann.
Ich habe es seinerzeit unter "grober Unfug" abgelegt...
...das wird bis zu meinem nächsten
Vernunftsschwachen Moment
reichen. Kannst Du mir die Bezugsquelle bitte per PN schicken?:LOL:

Gruß
Christoph
 
bin auch mal eins gefahren, das war aber niedriger.
ich hab deutlich den treteinfluss beim lenken gespürt...
 

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Das Hochradfahren macht mir riesen Spaß, die erstaunten Blicke der Leute sind ein Gaudi, man schaut nur in freundliche Gesichter, man wird oft angesprochen
Ich kann genau nachvollziehen, was Du meinst! Da mein Liegerad nicht so richtig familienkompatibel ist und der Rücken bei zu viel zu Hause sein auch nicht gerade besser wird, hab ich vor ein paar Wochen das Trial-Einrad wieder mal herausgeholt. Damit kann man prima Kinder auf Laufrädern begleiten, ohne dass einem kalt wird :D Und vielleicht kriegt man ja auf dem Liegerad nicht weniger Kommentare oder Blicke, aber man ist mit dem Einrad eben nicht so schnell vorbei. Als nächstes hatte ich erwogen, unseren Großen bei seinen Fahrrad-Waldausflügen per Geländeeinrad zu begleiten, das ich aber seit 11 Jahren nicht mehr besitze - und das bisschen Restvernunft sagte, dass das Experiment eines Neukaufs doch zu teuer ist. Ich hatte aber Glück und der damalige Käufer hat es mir leihweise nochmal überlassen, so dass wir jetzt Schlammwege entlang und Treppen runterbrettern und ich in Ruhe herausfinden kann, ob ein Neukauf in Leicht und heutzutage mit Scheibenbremse nicht vielleicht doch was wäre...

Gruß,
Martin, der überrascht war, wieviel anders sich ein Hochrad verglichen mit einem Einrad fährt, auch wenn das Hochrad erstmal nur nach einem großen Einrad mit Stützrad aussieht...
 
Glückwunsch zu dem sehr schönes Rad,
und schön in Szene gesetzt,
hatte für letztes Jahr einen Besuch in Tomelilla geplant ist aber wegen Corona nix draus geworden.
 
Ich habe es seinerzeit unter "grober Unfug" abgelegt...

Ja natürlich ist es grober Unfug, würde es denn sonst so einen Spaß machen? :LOL: ;)

Die Bauartbedingte Gefahr des "Headers" über den Lenker ist in jedem Fall da, dessen muß man sich bewusst sein.

Mein Hochrad hat vorn keine Bremse, von daher ist die Gefahr des Überschlags nach vorn bei meinem Rad etwas geringer.

Plan A war eigentlich in die Vorderradgabel ein Loch zu bohren um dort einen Felgenkneifer zu befestigen. Den Bremshebel hätte ich dann etwas abseits des Lenkergriffes montiert um eine eventuelle Fehlbedienung im Schreckmoment zu vermeiden. Das wäre dann nur eine Bremse um beim Bergabfahren (eventuell hinten auf der Raste stehend) beibremsen zu können bzw um der Stvo genüge zu tun.

Plan A wurde aber vereitelt dass der Gabelkopf aus irgend einem gehärtetem Stahl besteht, mir ist es mit nagelneuen Bosch Cobalt Bohrern nicht gelungen auch nur minimal ins Material einzudringen.

So kam Plan B zum Zug und ich habe den Felgenkneifer per selbstgebautem Halter ans Hinterrad gesetzt.
Sobald ich den Fuß auf der hinteren Raste habe kann ich die Bremse voll ziehen und kann dann den anderen Fuß auf den Erdboden abstellen und muß nicht erst nach dem hinteren Fußbremsnubbel fußeln. Dadurch stehe ich zumindest deutlich früher.
 
Gruß,
Martin, der überrascht war, wieviel anders sich ein Hochrad verglichen mit einem Einrad fährt, auch wenn das Hochrad erstmal nur nach einem großen Einrad mit Stützrad aussieht...

Ich kann da gar nicht mitreden da ich noch nie auf einem Einrad gesessen habe.

Aber immer wenn ich selten mal jemanden Einrad fahren sehe bin ich beeindruckt von dem Anblick. Mir scheint das eine Höchstleistung an Körperbeherschung, Kordination und Geschicklichkeit zu sein, mein Respekt wenn Du das drauf hast, ich könnte mir nicht vorstellen dass ich das so ohne weiteres hinbekomme.
 
bin auch mal eins gefahren, das war aber niedriger.
ich hab deutlich den treteinfluss beim lenken gespürt...

Ja der Lenkeinfluß bei jedem Trittimpuls schien mir am Anfang enorm hoch, damit hatte ich auf meinen ersten Metern gar nicht gerechnet und war sicher auch ein Grund für mindestens einen ungewollten abstiegt. Man braucht gefühlt fast mehr Kraft am Lenker zum gegenhalten als in den Beinen zum treten.

Aber ich habe dann gemerkt dass wenn man die Trittkraft mehr in die Abwärtsbewegung des Pedals steckt anstatt nach vorn zu treten und sich zudem einen möglichst runden Tritt angewöhnt dann verschwindet dieses Mitlenkphänomen weitestgehend. Heute kann ich recht problemlos Einhändig fahren.
 
Danke! :)
Wegen 10:30 und danach werde ich es nicht machen ...
Nun ja, ich habe mir das Penny Farthing nur zum gemütlichen cruisen gekauft, irgendwelche Weltrekorde hatte ich nicht vor damit zu brechen. :ROFLMAO:

Im übrigen habe ich mir genau den gleichen Sattel den die im Video in grün verwenden vor geraumer Zeit für mein Holzbike gekauft weil der Sattel so schön stylisch aussah mit seiner Spinnennetzoptik.

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Nun ja, ich glaube die Zehn Kilometer bis zur Arbeit hat mein Hintern gerade noch so ertragen können. Was ich damit sagen will ist diesen Sattel für einen Streckenweltrekord einzusetzen halte ich schon für leicht dämlich, das hätte man doch schon bei den Vorbereitungen merken müssen dass auf diesem Sattel keiner lange sitzen kann.
 
Im übrigen war ich heute dank zeitigem Feierabend wieder eine Runde mit dem Hochrad in Leipzig unterwegs.

Dabei bekam ich sogar ein Velomobil zu Gesicht, das ist durchaus erwähnenswert da das hier in der Stadt gefühlt nur alle Jubel Jahre mal passiert. Wenn ich das richtig identifiziert habe war das eine Leiba X-Stream in gelb und ohne Haube.

Die Ausfahrt heute hat nicht nur wieder Spaß gemacht sondern hatte auch eine Lehrreiche Komponente. Ich weiß jetzt dass es gar keine gute Idee ist wenn man eine starke Steigung hochfährt wie zum Beispiel so eine wie hier am Luppedamm um dann oben auf der Dammkrone in eine sehr enge Spitzkehre abzubiegen. So ist dass doch schön wenn man was neues dazugelernt hat und immer Reicher an Erfahrung wird. :oops: :X3:;)
 
Herzlichen Glückwunsch zu diesem schönen Fahrrad.
Ich hatte das Glück einige Wochen ein ähnliches Rad nutzen zu dürfen und bin damit sehr entspannt und flott gefahren. Die 48km einfache Strecke damals für Arbeit bin ich damit in etwas über zwei Stunden gefahren und auch die Fahrten in der Stadt gingen nach etwas Übung extrem gut. Endlich kein Schneiden oder zu eng Überholen von Autos mehr. Endlich sind LKWs auf Augenhöhe.
Also wenn ich Platz hätte......
Einzig Steigungen sind in beide Richtungen oberhalb von 8 Prozent eine Herausforderung.
Das Bild entstand bei meiner ersten Testfahrt.

Mit fahrradfrohen Grüßen.

Johannes
 

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Herzlichen Glückwunsch zu diesem schönen Fahrrad.
Ich hatte das Glück einige Wochen ein ähnliches Rad nutzen zu dürfen
Danke und es freut mich hier Feedback von jemanden zu bekommen der auch schon Hochrad gefahren ist.
Also wenn ich Platz hätte......
Also Platz ist in der kleinsten Bude, mein Hochrad steht aktuell in der Küche.
Einzig Steigungen sind in beide Richtungen oberhalb von 8 Prozent eine Herausforderung.
Das kann ich bestätigen. Ich habe schon versucht einen mit 10 Prozent angegebenen Hügel mit Schritttempo hinabzufahren. Es ist mir nicht gelungen das Tempo zu halten, das mag aber auch an meinen kurzen Kurbelarmen gelegen haben. Nach ein paar Metern wurde die Fuhre so schnell dass ich die Füße von den Pedalen nehmen musste. Da half dann nur noch auf die Fußraste steigen und hinten beherzt auf die Stempelbremse latschen.
Das Bild entstand bei meiner ersten Testfahrt.
Super Bild, man sieht Dir die Begeisterung an.
Schaut nach einem englischen Modell aus, eventuell von Unicycle?
 
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