Hey Kleini,
interessante Anforderungen auf jeden Fall!
geschotterte Straßen und Velomobil gehen häufig nicht gut zusammen, aber davon jetzt mal abgesehen.
Einige sehr gängige Velomobile haben einachsige Hinterradschwingen. Bei diesen Varianten bleibt quasi nur ein Mittelmotor. Mittelradmotoren mit mittelmäßig hoher Leistung gibt es (Bosch hat glaub 500 W Spitzenleistung). Desto höher die mechanische Last desto höher die Belastung und damit der Verschleiß des Kettentriebs. Das wollte ich für meinen leistungsstarken Motor nicht haben.
Ich bin aktuell bei knapp unter 120 kg
also auch nicht sooo viel weniger.
Ich wollte für meine 430 Höhenmeter Arbeitsstrecke die maximale elektrische Unterstützung bekommen. 500 W Dauerleistung = man darf nur noch als eBike auf der Straße fahren – Fahrradwege sind nicht mehr erlaubt. Daher bin ich auf ein 250 W Dauerleistung Pedelec gegangen.
Um trotzdem Bergauf mit 25 km/h fahren zu können, bin ich wie zwei andere technisch sehr versierte Velomobilfahrer nach viel Recherchearbeit auf den gleichen Motor gekommen. Von Grin Technologies den RH212, welcher im Sun Trip auch verwendet wurde:
https://www.katanga.eu/the-sun-trip-an-incredible-solar-waw-race/
Jochen und ich haben von diesem Motor die Variante mit Freilauf statt Rekubation gewählt. In Deutschland erhältlich von ebike solutions der Puma V2.
Dieser Motor hat eine Spitzenleistung von 900 Watt. (Dauerleistung 250 W über 30 Min. und ist damit ganz legal ein normales Pedelec) – Motorunterstützung nur für Bergauf. Damit kann ich also nicht ganz 10 Minuten bei voller Leistung = 25 km/h nach oben fahren. Hier ist ein Rechner dafür:
https://ebikes.ca/tools/simulator.html?motor=GMAC8T&hp=120&cont=PR&frame=full&mass=150&grade=10
So einen Motor kannst du nur in ein Velomobil einbauen mit ganz normaler Fahrrad Hinterradaufnahme. Bei Jochen, Jean-Marc und mir ist es das WAW von Katanga. Das aktuell wohl drittstärkste Velomobil von den produzierten Stückzahlen her.
Das WAW fahre ich ganz klar aus Wartungsgründen heraus – das ist um ein vielfaches einfacher als fast alle anderen Velomobile. Man sollte für solch einen Motor die verstärkten elektrischen Komponenten von Katanga nehmen. Jochen und ich haben gebrauchte Velomobile darauf umgerüstet. (die Achse muss hinten um mindestens 3 mm breiter werden) Wenn man es richtig macht, ist es ordentlich Arbeit. Ich würde es wahrscheinlich lieber neu bei Katanga direkt mit der leichten Modifikation für den Motor bestellen.
Für deine Anwendung könnte aus den heute gängigen Velomobilen noch das Quattrovelo interessant sein, wenn du mehr Gepäck als Jean-Marc auf seiner langen Reise mitnehmen willst. Das VM45 von Katanga ist noch in der Entwicklung und es dürfte noch zu früh für einen Prototyp sein.
Mit dem Quattrovelo kenne ich mich nicht gut genug aus – daher nur ein Kommentar: die Kurvenstabilität ist logischerweise wegen dem Radstand hinten besser, neben dem höheren Gewicht ist die Aerodynamik dafür eine ganze Ecke schlechter. Quasi alle schnellen Velomobile haben eine „Wasstropfenform“ oder auch NACA Profil genannt. Dieses NACA Profil erzeugt quasi für die meisten Windrichtungen einen Vortrieb (siehe Vertikalwindanlagen)
Das Alleweder mit 250W oder 500W könnte für dich auch interessant sein. Ich würde keine weiteren Velomobile in Betracht ziehen.
Du hattest die Theorie geäußert, dass du auf zwei Rädern mehr Antriebswiderstand hast als auf einem Rad und implizit höre ich die Vermutung, dass du denkst, dass du nicht genug Grip haben wirst. Also auf Wegen, an denen ich mir nicht genug Grip vorstelle, da wollte / kann man auch nicht mit einem Velomobil hochfahren. Das Alleweder hat von den oben genannten Velomobilen soweit ich weiß die größte Bodenfreiheit. Dann brauchst du allerdings auch dickere und weniger stark aufgepumpte Reifen und das ist ein konträres Ziel bei Velomobilen.
Gruß,
Simon