Guten Morgen!
Wie viele wissen, gilt in der Stadt Münster das ungeschriebene Minimalgesetz, d.h. es wird gerade mal das absolute Minimum kommunaler Dienste geleistet, zu dem die Stadt verpflichtet ist (und oftmals auch nicht einmal das). Die Regel besagt (nachvollziehbar), dass der damit erzielte Effekt auch minimal sein muss. Die Stadt und der Oberbürgermeister Markus Lewe machen das durch gutes Stadtmarketing und professionelles Lächeln in der Regel wieder wett, sodass jeder, der nicht in Münster wohnt und auch nie mit dem Rad hier unterwegs war, denken muss, Münster ist das Paradies. Das ist es -wie man nach dieser Einleitung natürlich erwarten darf- absolut nicht, und das aus verschiedenen Gründen.
Deutlich bemerkbar macht sich das natürlich im Winterdienst. Im schnellen Überflug sieht man das schon daran, dass der Verkehr bei Schneefall wunderbar läuft...sobald man das Stadtgebiet verlassen hat. Im Winter 2010/11 zum Beispiel wurde Schnee nicht geräumt, sondern es wurden abstumpfende Mittel -also kein Salz- auf den Schnee ausgebracht, was dazu führte, dass auf den viel befahrenen Straßen die Fahrbahnen aussahen als seien sie aus Stracciatella-Eis. Die Wirkung was, wie man sich sicher denken kann, bei weitem nicht so positiv wie die Assoziationen zu Stracciatella-Eis.
Im Winter 2012/13 hat die Stadt es nicht geschafft, für einzelne Stadtteile durchgehende Verbindungen für den Radverkehr aufrecht zu erhalten. Ich wohnte mit meiner Familie zu der Zeit im Stadtteil Gelmer mit knapp 4000 Einwohnern. Es war mit nur unter größten Mühen und viel Zeitaufwand möglich, mit dem Rad die Innenstadt zu erreichen. Für die 11 km zum Arbeitsplatz hatte ich sonst 30 Minuten gebraucht, diese Zeit schwoll aufgrund des Schneefalls auf 2 Stunden an. Der Seitenstreifen des Schifffahrter Damms, den ich sonst nutze, hat der Räumdienst mit Schnee zugeschoben, die Fahrbahn war mit dem Rad aufgrund der motorisierten Egoisten nicht zumutbar. Der Weg am Klärwerk vorbei durch Coerde war nicht geräumt und zu Eis zerfahren.
Diesen Winter hatten wir vor mehr als 72 Stunden Schneefall mit ca. 2 cm Schneehöhe, der taut bei Temperaturen von -9 bis -3°C auch nicht weg. Seit einigen Jahren wohne ich in Handorf und erledige natürlich die meisten meiner Wege mit dem Fahrrad. Auch dieses Jahr wird die Minimallösung favorisiert. So sieht meine "Rampe Fern-Ost" (weil Handorf im Osten liegt) derzeit nicht geräumt.
So sind 1000 m Fahrbahn nur für Fußgänger und Radfahrer unter Schnee und Eis vor Nutzung geschützt. Fahrradstadt Münster. Auch danach geht es am Wilhelmshavenufer genau so weiter.
Wohl gemerkt, zum dem Zeitpunkt der Aufnahmen war der Schneefall länger als 48 Stunden her, Münster geriert sich als Fahrradstadt und die gezeigten Wege ist die kürzeste, schnellste und sicherste Verbindung für einen Stadtteil mit 8.085 Einwohnern ins Zentrum in einer Stadt mit einem Radverkehrsanteil von 40% und einem Stadtoberhaupt, der jüngst sein professionelles Lächeln in Groningen in die Kameras hielt, wo er zu einer Exkursion zum Thema Radverkehrsförderungen zusammen mit dem ADFC zu Gast war.
Ich finde es kurios, wie man als Stadtverwaltung der Meinung sein kann, dass das so funktioniert und wie man als Masse der Radfahrer dieses nahezu protestlos hinnehmen kann und sich dieses bei Kommunalwahlen oder im Wahlkampf davor nicht einmal ansatzweise auswirkt.