Geiler Thread!!
Mal meine Sicht:
Wir haben kein Eigentum, kommen aber aus "wohlhabenden" Familien. Wir kennen sowohl die Situation des Immobilienbesitzes, als auch den des
sozialen Wohnungsbaus -ja, das Leben bietet mehr als Spekulatius und Schaumküsse.
Im Laufe unseres Lebens haben sich auch gewisse Besitztümer angesammelt.
Vieles davon sogar im Bewusstsein, etwas für die Zukunft und den Umgang mit Ressourcen zu ändern.
Wechselnde Lebenssituationen haben dazu geführt, daß viele dieser Dinge aktuell eingelagert sind und nicht in Betrieb genommen werden können.
Soweit zum IST-Zustand.
In ein Tinyhaus zu wechseln kommt für uns nicht in Frage. Das Gehipstere um diese Nischenlösung belächeln wir nur.
Was mir persönlich jedoch gefällt, ist der Grundgedanke des "Sharings" -also des Teilens von Ressourcen.
Für mich würde sich die Lösung von Wohn-oder Hofgemeinschaften anbieten.
Auf der einen Seite viel Wohn- und Nutzraum zum Leben und "Werkeln", auf der anderen Seite viele (gleichgesinnte) Menschen, welche die Möglichkeiten gemeinsam nutzen.
Meines Erachtens könnte man so sogar auf durchschnittlich weniger qm pro Person kommen, als mit einem Tinyhause, aber auf viel mehr nutzbare Fläche und Möglichkeiten als im Vergleich zur Einzelperson oder Pärchen in einem solchen Quetschkommödchen.
Die Herausforderung solcher Konzepte ist die unterschiedliche Lebensauffassung der Menschen.
Bislang sind mir noch keine Personen untergekommen, die über einen Zeitraum von mehr als 12 Monaten einen stabilen und zielorientierten Gemeinschaftssinn gehabt hätten.
Bei den meisten hält so etwas nur über einen verhältnismäßig kurzen Zeitraum und verändert sich dann so stark, daß ein Aufrechterhalten der Gemeinschaft nicht mehr möglich ist.
Eine wie oben von mir beschriebene Gemeinschaft müsste also auch eine hohe Fluktuation des Individuen vertragen können. Und hier kommen wir dann tatsächlich an die Grenzen deutschen Rechts und der Bürokratie (Stichwort: Besitz und Eigentum).
Realistisch werden wir Deutschen auch noch in 50 Jahren immer neue Baugebiete versuchen zu erschließen, um den Ansprüchen der Generationen gerecht werden zu wollen. Zwar ein Irrlauf mit Ansage, aber so stellt sich die Situation dar, wenn man heute mal an Rats- oder Ausschussitzungen der lokalen Politik teilnimmt.
Und was passiert, wenn "Grüne" Traumpolitik auf Realitäten trifft, können wir ja gerade live und in Farbe verfolgen. Hätte das, was die gerade von sich geben, einer vor 6 Monaten gesagt, der wäre 8-kantig aus der Organisation geflogen.
Wie wird aktuell in der Tagesguck verabschiedet: "Bleiben Sie zuversichtlich!"
in diesem Sinne.....
Diesen Ansatz habe ich auch eine Zeit lang sehr interessant gefunden. Damals umständehalber meistens in WG´s. Ich war am Schluss froh, endlich eine Wohnungstüre hinter mir schließen zu können. Keine klassischen Streits mehr, wer einen Teller mehr oder weniger abgewaschen hat. (Gut, das ist jetzt, wer einen Teller mehr oder weniger in den Spüler.. -lassen wir das.) keinen Streit mehr, wer ein paar Gramm Brot mehr gegessen hat. Herrlich, so alleine!
Ich vermute, dass so eine Lösung entweder Leute braucht, die selbst sehr gut darin sind, die Grenzen anderer nicht zu überschreiten, oder welche, denen alles ziemlich egal ist. Meine Bohrmaschine liegt im Regen, weil sie jemand in den Hof geräumt hat, und nicht mehr verstaut hat? Egal! Das geht dann auch, allenfalls. Werkzeug z.B., das durch schlechte Behandlung ruiniert werden kann, verborge ich nur mehr an Leute, die damit gut umgehen.
Was ich mir vorstellen kann ist, einen lockeren Zusammenschluss mit anderen zu leben, der jede Freiheit, die ohne die anderen zu tangieren, zulässt. Aber auch das ist alles andere als einfach. Wenn ich z.B. die Küchenmöbel baue, brauche ich die Werkstatt auf längere Zeit, und zwischendurch Wegräumen ist mehr als unökonomisch.
Praktisch sind auch Wohnkonzepte, bei denen mit wenig Aufwand Zimmer zur einen oder zur anderen Wohnung zugeschlagen werden können. Das gibt es immer wieder. Ein Auto zusammen? Klingt sehr vernünftig, wäre aber mit uns kaum umsetzbar. Einmal müsste unser Auto einen kleinen Wohnwagen ziehen können, dazu braucht es einen Radträger an der Heckklappe, und den Tandemträger am Dach. Dann würden wir das Auto fix den gesamten August reservieren, dazu bräuchten wir es an einigen langen Wochenenden. Den Menschen, der mit uns ein Auto teilen will, muss man erst finden, obwohl unser Auto fast immer hinterm Haus steht.
Manches wird sich in absehbarer Zeit von selbst regeln: Wir werden mit dem Verbauen und Zuhütteln aufhören, weil wir aufhören werden müssen. Da können sich Lokalpolitiker dagegen stemmen, wie sie wollen. Wir werden den MIV verringern, weil er einfach in diesem Ausmaß nur mehr für wenige leistbar sein wird. Neugierig bin ich, wie viel von Teilen ich dann selbst umsetze, einfach, weil es dann vernünftiger ist als jetzt. Denn jetzt ist es für mich, bei meinem Bastelaufwand, vernünftig, die wichtigeren Werkzeuge und die Hobelbank im eigenen Keller zu haben. Wenn sie dort liegen, gehen sie ja nicht kaputt.
lg!
georg