Die Reduzierung von Pioniertaten auf "Geld bedingen und kompetitiv veranlagt" ist das Problem. Das ist nämlich exakt nur ein sehr kleiner Teil möglicher Pioniertaten und entspricht der traditionell männlichen Rollen-Sichtweise (was nicht heisst, dass Männer zu anderem nicht fähig wären).
Ein Beispiel aus meiner Berufspraxis. Vorbereitungen zur Firmenweihnachtsfeier vor ein paar Jahren. Ich kämpfe mit ein paar Patentanmeldungen und bin damit ziemlich beschäftigt: keine Weihnachtsstimmung. Meine beiden Kolleginnen (Verwaltung, Sekretariat) planen in der gleichen Zeit eine sauwitzige Theateraufführung für die Feier und studieren die ein. Die Belegschaft liegt vor Lachen am Boden, die Feier ist ein Erfolg.
Meine Patente hängen stumm in der "Ahnengalerie" (ein dunkler Flur in der Firma). Eins haben wir aus wirtschaftlichen Gründen nicht weiter verfolgt, ein anderes ist erfolgreich und wichtig, die Mehrzahl dümpelt vor sich hin.
Gehen wir davon aus, dass die Mehrzahl der Menschen nicht auf den Nobelpreis spekulieren, nicht zum Mond fliegen und keine Violinsolistenkarriere anstreben, sondern dass die Pioniertaten im kleinen stattfinden: das leichteste Trike bauen, das beste Verdichtungskontrollsystem entwickeln, die witzigste Theateraufführung gestalten, kleine Kinder groß machen......
Was die Historie angeht, hast Du Recht. Heute ist es so, dass in zwei Bereichen Frauen die Nase vorn haben, die noch vor nicht allzu langer Zeit Männerdomäne waren: Medizin und Lehramt. Warum das in Maschinenbau, Physik etc.. nicht der Fall ist: Ich weiss es nicht und ich verstehe es nicht.
Mein Vorbild in dieser Sache: Marie Sklodowska Curie. Vielseitig, bescheiden, hartnäckig und gut. Aber auch sie hat zunächst ganz unmännlich auf ihre Ausbildung verzichtet um die Schwester (?) zu finanzieren, und die Karriere als Professorin stand ihr erst nach dem Tod ihres Mannes offen.
"Geld bedingen und kompetitiv veranlagt" sehe ich sogar als ein Pioniertaten-Verhinderungsgrund an. Wettbewerb belebt zwar das Geschäft, aber in den meisten Fällen ist die intelligente Arbeit im Team unterm Strich erfolgreicher. Nur ist da der einzelne (die einzelne?) nicht so sichtbar. Zurück zu Nici: sie ist gefahren wie der Teufel, aber ohne ein gutes VM (von Daniel) und eine gute Vorbereitung (durch viele: Strecke, Unterstützung) wäre sie nicht so schnell gewesen.
Was mich nervt ist das Brusttrommeln vieler Männer und die erlernte Hilflosigkeit vieler Frauen. Gerade die Damen die mit Augenaufschlag als Mittel zum Zweck arbeiten, scheitern an mir als Vorgesetzte gnadenlos, weil es eben einfach nicht zieht. Die Brusttrommler dagegen scheitern auch an mir und sind frustriert weil ihr Geltungsbedürfnis nicht befriedigt ist. Ihnen fehlt dann die (eigentlich sehr wichtige) Anerkennung. Ich denke "warum musst Du unbedingt mehr Kohle bekommen als dein Kollege, der still die gleiche Arbeit macht". Und ich scheitere daran, dass mir die inhaltliche Arbeit wichtiger ist als sinnlose Gehaltsverhandlungen, in die ich ständig unfreiwillig verwickelt werde und bin dann auch gefrustet. Nicht so einfach das Leben