Eine hier vielleicht interessante persönliche Erfahrung. Ich fahre ein HP Gekko 26er Trike, mit einem Pedelec-Motor. Ich fahre weniger zum Vergnügen (obwohl dieses Trike zu fahren ein Vergnügen ist), aber die meisten Strecken, die ich in Berlin zurücklegen muss, fahre ich nun mit diesem Trike, auch in Innenstadtbereichen auf problematischen Strecken. Ich bekam es mit Motor zu einem guten Preis angeboten, und habe zugeschlagen, obwohl ich an für sich problemlos schneller als 25 kmh treten kann, und gar keine Motorunterstützung wollte. Und Berge gibts auch nicht so schrecklich viele hier. Aber man kommt eben an der Ampel gut weg. Dadurch hat sich mein Fahrverhalten sehr verändert. Mit den Einspurern habe ich viel mehr Ampeln in der falschen Farbe überfahren, und war aus heutiger Sicht teilweise angespannt. Aber jetzt auf dem Trike bin ich praktisch tiefenentspannt. Ich bremse freiwillig an Ampeln, ich bremse auch, wenn ich den leisesten Verdacht hege, dass mich ein Rechtsabbieger übersehen könnte, auch bei eigener Vorfahrt, ich nehme die Geschwindigkeit raus, ohne zu kampfklingeln, wenn vor mir auf dem Radweg zweie gemächlich und parlierend parallel nebeneinander fahren. Ich kann einfach bequem sitzen bleiben, in einer sehr entspannten Sitzposition, und halte manchmal sogar gerne an, um mir die Gegend anzusehen. Das ist (bequeme Sättel hin oder her) auf Einspurern nicht zu machen. Der Arsch fühlt sich zu wenig wohl. Es ist auch ein deutlicher Sicherheitsgewinn, da ich trotz ansonsten unverändertem Lebensstil (mit all dem üblichen Stress und dem Zeitmangel) nun entspannt und ohne Druck fahre. Was hilfts auch ... 3 Minuten eher ankommen, dafür aber sein Leben riskieren, und gestresst ankommen. Das brauche ich nicht mehr. Es ist ja auch meine generelle Theorie: der Mensch hetzt oft, als ob er nicht gerne unterwegs ist, insbesondere viele KFZ-ler sind ja permanent ungeduldig. Warum? Man müsste diese (scheiss, sorry) Benzinfresser mal so umgestalten, dass man sich gerne darin aufhält, Massagesitze, Hörspiele in surround-sound, was weiss ich, na ja, am besten autonomes Fahren unter Einhaltung der Höchstgeschwindigkeiten, und der Passagier kann lesen, kontemplieren oder dösen) dann wäre die Welt eine andere, auch für Fahrradfahrer. Aber ich schweife ab. Was ich sagen will, indem ich mir den Aufenthalt auf meinem Gefährt nun angenehm gemacht habe, ist der Druck weg, rasen zu müssen. Eine völlig neue Erfahrung. Zusätzlich unterstützt durch den Pedelec-Motor, der den Ampeln ihren Schrecken genommen hat. Das ist sicherlich auch bei einspur-Pedelecs ein wichtiger Faktor, bzw. könnte es sein, dass man eben freiwillig und ohne Hass bremst (was der Muskeleinsatz-Radfahrer ja äusserst ungern tut, verständlicherweise). Insofern bin ich hier auch nicht mehr ideologisch auf "bloß keine Elektrounterstützung, das kann ich selber besser" fixiert. Eine Zufallsentscheidung, weils grad so im Angebot war, die sich im Nachhinein als Segen herausgestellt hat. Klar, im Stadtverkehr lauern weitere Gefahren für Tadpole-Trikes, erst vor einigen Tagen hat mich ein Linksabbieger fast auf die Hörner genommen (keine 10 cm mehr zwischen mir und Stoßstange, au weiah, war das knapp), der abbog, weil sein Gegenverkehr staubedingt stand, und mich auf dem Radweg neben dr Autokolonne hat er nicht gesehen. Ist natürlich ein Hirni, es könnte ja auch ein Kind unterwegs sein, er muss auf jeden Fall noch mal gucken und sehr langsam fahren, bevor er den Radweg überquert, auch wenn bzw. gerade weil Lieferwagen und diese (gottverdammten, sorry) SUV-Panzer die Sicht versperren, aber das erlebe ich fast täglich, dass irgendein KFZ-ler eben genau das nicht tut. Eine weitere Lektion, das Tempo noch mehr rauszunehmen, die gottlob glimpflich ausgegangen ist. Ich glaub auch, dass das Unfallrisiko auf dem Trike im Stadtverkehr dann vergleichsweise hoch ist, wenn man so fährt wie mit einem upright gewohnt, also geht es nur mit Gelassenheit. Dass diese sich nun automatisch, wie von selbst einstellt, ist eine überraschende und schöne Erfahrung.