Wann ist ein Trike ein Fahrrad?

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Lowryder Mango

Hallo

im Laufe der Jahre bin ich mit meinem Trike schon in die merkwürdigsten Situationen getraten, vor allem was den Status des Gefährts betrifft.

Bei mir hat sich folgender Eindruck verfestigt:
Wenn Fahrräder erlaubt sind, ist ein Trike KEIN Fahrrad.
Wenn Fahrräder verboten sind, IST ein Trike ein Fahrrad.

Da mir keine Untersuchungen zu dem Thema bekannt sind, sind meine Beispiele natürlich nur anekdotisch. Aber mich würde interessieren, welche Erfahrungen Trike-Fahrer in der Hinsicht so gemacht haben.

Beispiel 1: Beim "Jedermannrennen" der Hamburg Cyclassics dürfen Trikes nicht mitfahren. Hier sind es also keine Fahrräder bzw. sie werden aus der Gruppe der Fahrräder ausgeschlossen.

5.4.
Spezielle Regelungen
Das nachfolgend aufgelistete Material bzw. die nachfolgend aufgelisteten Fahrradtypen sind bei den BEMER Cyclassics ausdrücklich nicht zugelassen:
• (…)
• Lastenräder, Liegeräder, Einräder, Handbikes, Dreiräder

Quelle (PDF)

Beispiel 2: Fußgängerzone. Hier ist oftmals (und gut begründet) das Fahrradfahren verboten, man muss schieben. Das ist insoweit verständlich, als in einer Fußgängerzone Schrittempo angesagt ist. Und mit einem normalen Fahrrad kann man halt nicht beliebig langsam fahren; um stabil zu fahren ist ein gewisses Mindesttempo vonnöten. Das gilt aber nicht für ein Trike – damit kann ich beliebig langsam fahren, jederzeit einfach stehenbleiben, und ganz entspannt mit der Menge flanieren. Das wird aber nicht gelten gelassen – auch als Trikefahrer wird dich das Ordnungsamt zum Schieben verdonnern. Jeder Trike-Fahrer weiß, welchen Unterschied es macht, ob man ein vollbepacktes Trike durch eine Menschenmenge schieben (oder ziehen) muss, oder ob man es ganz entspannt im Schrittempo da durch fährt. Keine Chance, das zu verargumentieren. Das Ding ist ein Fahrrad, basta.

Beispiel 3: Alter Elbtunnel. Hier war die Durchfahrt von Autos bis 20 Uhr erlaubt. Die Tunnelröhren sind einspurig, mit sehr schmalen Gehsteigen an den Seiten.

Alter_Elbtunnel_(St._Pauli).jpg
(Joachim Kohler)

Hier sollte ich allen Ernstes mein Trike auf dem Gehsteig schieben. Oder halt ziehen. Dass das viel sperriger und komplizierter, und somit auch unfallträchtiger ist, wurde ignoriert. Es waren gerade keine Autos unterwegs, und die müssen eh Schrittempo fahren. Ich glaube, viele Autoritäten (Polizei, Ordnungsamt, werauchimmer) sind in dem Moment einfach überfordert, weil sie ein Trike nicht einordnen können, und ziehen sich dann auf die Formel "is'n Fahrrad" zurück – auch wenn die Fahrphysik eine völlig andere ist.

Da es kurz vor acht war, habe ich noch eine kleine Pause an der Elbe gemacht, bis die Uniformierten Feierabend hatten, und bin dann locker durchgeradelt (dauerte 2 Minuten). Inzwischen ist der Tunnel wohl komplett für den Autoverkehr gesperrt, im Zuge von Umbaumaßnahmen … ich hoffe, das wird beibehalten.

Beispiel 4: Hab's nicht ausprobiert, aber was meint ihr, würde passieren, wenn jemand sein Trike dort parkte …? :p

zweiradverboten.jpg

Ich freue mich über Meinungen, Ergänzungen und weitere Bei- und Gegenbeispiele.
 
Wenn schon "der Vorstand" ein Verbotsschild aufstellt, ist das doch mindestens ein Strebergarten? Da ist doch eh alles verboten, was nicht kleinbürgerlichen Normen entspricht.. insofern bestimmt nicht Trikefreundlich unterm Schild....
 
Du hast da ein paar Beispiele aus verschiedenen Kategorien genannt. Was Veranstalter auf ihren Rennen erlauben, ist halt etwas anders als gesetzliche Regelungen.

Bei einem Rennen kann ein Trike (Up wohlgemerkt!) eine durchaus höhere Unfallgefahr darstellen, gerade wenn viele Räder auf wenig Fläche unterwegs sind.

In einer Fußgängerzone sind Fahrräder generell nicht erlaubt. Da soll man eben sicher zu Fuß gehen können. Es gibt ja auch Custom Bikes, die Ausmaße von Autos haben, das möchte man auch nicht in solchen Bereichen haben. Das gilt aber unabhängig von der Zahl der Räder.

Ansonsten zeigen einige gesetzliche Regelungen ja gerade, dass Trikes nicht weit verbreitet sind und viele Regeln daran vorbeigehen; meiner Meinung nach sollte hier die dann vollziehende Stelle das Gesetz nach seinem Sinn anwenden
 
Ein Trike (Velomobil, Liegedreirad) ohne Motor bzw. mit Motor bis 250Watt gilt verkehrsrechtlich als Fahrrad.

Natürlich kann z.B. ein Vorstand eines Schrebergartens eigene Regeln aufstellen, da in diesem Bereich die Strassenverkehrsordnung STVO nicht wirkt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Beispiele aus verschiedenen Kategorien

Mir ist klar, dass hier ganz verschiedene Regelungen greifen, mal das Hausrecht eines privaten Veranstalters, mal die StVo. Interessant ist halt, dass man – egal welches Regelwerk hier zum Tragen kommt – ständig durchs Raster fällt und sich sozusagen in permanenter Rechtsunsicherheit befindet (Siehe Beispiel 4 – wenn grad niemand da ist, der dir die Regeln auslegen kann, muss du selbst entscheiden: fahr ich da jetzt längs / parke ich da? darf ich das oder nicht …)

dass Trikes nicht weit verbreitet sind und viele Regeln daran vorbeigehen; meiner Meinung nach sollte hier die dann vollziehende Stelle das Gesetz nach seinem Sinn anwenden
Da sehe ich halt das Problem: weil es keine verbindlichen Regeln für Trikes gibt (oder sie den vollziehenden Organen unbekannt sind), ist man als Trikefahrer ständig irgendwelchen letztlich willkürlichen Ad-Hoc-Entscheidungen unterworfen, die vor Ort getroffen werden. Das hat mich schon eine Menge Diskussionen gekostet.

Ein Aspekt, der mir nicht bekannt war, als ich das Trike kaufte, der aber sehr auffallend im Triker-Alltag ist. Deshalb wollte ich diese Erfahrungen gern mal hier teilen.
 
Wenn schon "der Vorstand" ein Verbotsschild aufstellt, ist das doch mindestens ein Strebergarten?
Das ist ne Uniklinik. Ich bin sicher, die haben nie darüber nachgedacht. Und ich bin ziemlich sicher, auch ein Trike wäre dort nicht erlaubt. Vielleicht komme ich noch dazu, das irgendwann mal zu testen an der Stelle …
 
das mit den Trikes sollte auch klarer werden, da die, was den Liege-Sektor angeht, die am meisten neu verkauften Liegeräder sind oder?
 
Da sehe ich halt das Problem: weil es keine verbindlichen Regeln für Trikes gibt (oder sie den vollziehenden Organen unbekannt sind), ist man als Trikefahrer ständig irgendwelchen letztlich willkürlichen Ad-Hoc-Entscheidungen unterworfen, die vor Ort getroffen werden. Das hat mich schon eine Menge Diskussionen gekostet.
Ich fahre nicht so viel Trike (hauptsächlich im Winter), bisher hatte ich solche Probleme aber kaum oder gar nicht.
Im Straßenverkehr ist es recht simpel - Trike fällt unter die Definition eines Fahrrads, da hatte ich bisher weder mit Autofahrern noch mit Polizei o.ä. irgendwelche Schwierigkeiten. Die Radwegbenutzungspflicht kannst Du bei zu schmalen Wegen ignorieren, aber das ist im Winter sowieso ein eigenes Thema, da scheint Fahrbahnbenutzung generell eher toleriert zu werden, wenn irgendwo in der Nähe Schnee oder Eis zu sehen ist. Bei Rennen wird inzwischen eigentlich überall klar genug beschrieben, was erlaubt ist und was nicht, im Zweifel fragt man vorher nach, wenn man mit einem "Exoten" auftauchen will.

Bei "Fahrräder anlehnen verboten" schaue ich mir die Situation an. Wenn es ersichtlich um den verbleibenden Platz auf dem Gehweg oder im Durchgang geht, stelle ich da weder ein Trike noch ein Fahrrad mit Ständer hin, auch wenn beides nicht "angelehnt" ist. Wenn es offenbar nur um die Hausfassade geht, sehe ich halt zu, dass ich da nicht gegenkomme. Einfach nicht spitzfindig nach Lücken suchen, sondern versuchen, den Grund der Bitte/Anordnung/... zu begreifen, dann klappt es in den allermeisten Fällen.
 
Ich auch nich .... Aber ich denke, ein Trike ist ein Fahrrad und ist in diesem Fall einem Zweirad gleichzusetzen
Gerade bei einer Behörde würde ich das durchziehen, da dort üblicherweise jeder Buchstabe auf die Goldwaage gelegt wird. Ein Trike hat DREI Räder und ist damit offensichtlich kein "Zwei-Rad".
 
Wenn es ersichtlich um den verbleibenden Platz auf dem Gehweg oder im Durchgang geht, stelle ich da weder ein Trike noch ein Fahrrad mit Ständer hin,
Dazu benötigt es noch nicht mal ein Schild. Grundsätzlich darf man ein Fahrrad (egal, wie viele Räder es hat) nur dann auf den Gehweg stellen, wenn man dabei niemanden behindert. Ansonsten muss man es auf Parkflächen für KFZ abstellen (was aber üblicherweise auch wieder Diskussionen mit sich bringt).
 
Bicycles are allowed to drive against traffic on 30 km/h streets here in France (unless a sign says no). I only do that in one place where I have a view down the entire street and where there is space for a car and a trike to pass each other. I do not do it anywhere else even though it is allowed because I do not have suicidal tendencies...

There is a short passage on a bridge where I should get off and push. I don't, I drive slowly behind a group of pedestrians. There is a 135€ fine if I am caught so the pedestrians are there to defend my case. I know they will because there are lots of retired people who sprint through there on their pedelecs ringing the bell madly to get people out of the way. Our wonderful modern mayor (the one building a 500 place undersea car park in the center of town) says we might get a dedicated cycle path over the bridge "one day in the future". :unsure:
 
Naja, wenn es ums Gesetzt geht und alles, was eine rechtliche Wirkung hat, dann ist ein Trike ein Fahrrad. Da es aber seltenst die Zielgruppe ist, wenn es um Angebote für Fahrräder geht, sind diese Angebote meist auch nicht geeignet. Dann sind hoffentlich die Außnahmen direkt klar in den Regeln (z.B Teilnahme an Rennen Fahrradmitnahme im Zug sind i.d.R. klar ausgeschlossen) und selbst wenn nicht, kann man als denkender Mensch meist davon ausgehen, dass Trikes eben nicht vorgesehen sind. Es wäre vielleicht schön, wenn man die Information vorher bekommt (vor allem wenn man als Einsteiger beim Händler ein neues Fahrrad kauft), aber am Ende ist es klar, dass da viel Situationsbedingtes Abwägen nötig ist. Oft haben die, die die Regeln durchsetzen ja tatsächlich einen gewissen Spielraum, z.B. Fahrradmitnahme im leeren Zug ist meist kein Problem, aber dass man da einer gewissen Willkür ausgesetzt ist, lässt sich leider nicht verhindern. Es gibt achon zu viele Regeln und es werden immer mehr. Irgendwann werden dann auch mal Trikes eigen geregelt, aber vorher sind andere Dinge dran.
Und wenn ein Verbot gilt, dann hat das Trike meist die nötigen Eigenschaften, um das Verbot hier auch auszuüben. Klar, kann man mit dem Trike in der Fußgängerzone Schrittgeschwindigkeit fahren. Das geht mit dem gewöhnlichen Fahrrad aber auch. Und auch da kann man den Fuß absetzen und bis zum Stillstand nicht umfallen. Aber auch mit dem Trike kann man da mit 30km/h durchbrettern und das gilt es eben effektiv zu verhindern, nicht nur für den Moment wenn die Ordnungshüter gerade hingucken.

Also bedauerlich, wenn das alles deinen Fahrspaß trübt, aber ich sehe die Situation als gerechtfertigt. Ich mache mit dem Velomobil und dem großen Lastenrad auch nicht alles, was mir per Gesetz und Regel zustehen würde. ;)
Ein Trost ist aber ja wenigstens, dass du leichter/öfter aus der Radwegbenutzungspflicht rauskommst .:D
 
Da mir keine Untersuchungen zu dem Thema bekannt sind, sind meine Beispiele natürlich nur anekdotisch. Aber mich würde interessieren, welche Erfahrungen Trike-Fahrer in der Hinsicht so gemacht haben.

Beispiel 1: Beim "Jedermannrennen" der Hamburg Cyclassics dürfen Trikes nicht mitfahren. Hier sind es also keine Fahrräder bzw. sie werden aus der Gruppe der Fahrräder ausgeschlossen.
Hallo,

das mit dem Rennen macht auch Sinn, da trikes & Velomobile berghoch & berg runter anders rollen. Ich habe das bei meiner ersten Teilnahme life erlebt, wie sehr die Liegeräder Berghoch eingeholt wurden und bergab wieder vorbeigehst sind ... Das ist in einem Rennen mit vielen Teilnehmern nicht machbar, weil die crash-Gefahr viel zu hoch wäre.

Grüße Stefan
 
Beispiel 1: Beim "Jedermannrennen" der Hamburg Cyclassics dürfen Trikes nicht mitfahren. Hier sind es also keine Fahrräder bzw. sie werden aus der Gruppe der Fahrräder ausgeschlossen.
Es ist sicher erwähnenswert, daß ...
-bei bis einschließlich der Cyclassics 1997 eine begrenzte Zahl von Liegerädern zugelassen waren
-wie bei jedem Jedermannrennen zahlreiche, auch tödliche Unfälle gab
-es zu keinem einzigen Unfall mit Liegeradbeteiligung kamhttps://www.bundestag.de/webarchiv/presse/hib/2014_12/348680-348680

Hier einige Fotos von Liegerädern und Velomobilen bei der Cyclassics 1997

Meines Wissens kann man selbst mit bleischweren Billig-Baumarktfahrädern an diesem Jedermannrennen teilnehmen. Ob diese an Anstiegen überholt werden.

Kritisch zu hinterfragen ist heutzutage auch der Auschluss von Rennhandbikes. Dieser könnte als Verstoß gegen das Inklusionsgebot gesehen werden, schließlich handelt es sich bei der Cyclassic um eine Jedermann-Veranstaltung. Ausgeklagt wurde dies bisher allerdings nicht.
Bis denne,
HeinzH.
 
Es ist sicher erwähnenswert, daß ...
-bei bis einschließlich der Cyclassics 1997 eine begrenzte Zahl von Liegerädern zugelassen waren
-wie bei jedem Jedermannrennen zahlreiche, auch tödliche Unfälle gab
-es zu keinem einzigen Unfall mit Liegeradbeteiligung kamhttps://www.bundestag.de/webarchiv/presse/hib/2014_12/348680-348680

Hier einige Fotos von Liegerädern und Velomobilen bei der Cyclassics 1997

Meines Wissens kann man selbst mit bleischweren Billig-Baumarktfahrädern an diesem Jedermannrennen teilnehmen. Ob diese an Anstiegen überholt werden.

Kritisch zu hinterfragen ist heutzutage auch der Auschluss von Rennhandbikes. Dieser könnte als Verstoß gegen das Inklusionsgebot gesehen werden, schließlich handelt es sich bei der Cyclassic um eine Jedermann-Veranstaltung. Ausgeklagt wurde dies bisher allerdings nicht.
Bis denne,
HeinzH.
Hallo Heinz,

ich bin 4 mal mitgefahren (jedes mal die 160er Runde), dass letzte mal 2002, das erste mal durften noch alle mitfahren und es waren auch noch Flaschenhalter hinter dem Sattel erlaubt.

ich sage ja nicht, dass der Reflex gut ist, die Liegeradler rauszuschmeissen. Die Differenzgeschwindigkeiten an der Köhlbrandbrücke war schon ziemlich hoch. Ich vermute, dass auch eher der "ungescheite" Anteil der Rennradler das Problem ist (erlebt wie einer mitten in einem 500er Pulk mit dem Handy telefonierte / ohne Freisprechanlage). Die billig-Baumarkträder sind auf jeden Fall bei der 160-er Runde raus, da der Besenwagen mit 32 km/h fuhr ;-))
Es gäbe aber sicherlich Möglichkeiten, dass etwas zu entzerren, da eh jeder mit Transponder fuhr.

Auch wenn das Mitfahren schon sehr viel Spass gemacht hatte, wurde es mir dann zu gefährlich. Schlimmer finde ich den Ausschluss der "Sonderräder" bei erstaunlich vielen Longsdistanz Rennen (TCR, 24 h Rennen Nürburg-Ring), weil dann obige Argumente gar nicht mehr greifen.

Grüße Stefan
 
Gerade bei einer Behörde würde ich das durchziehen, da dort üblicherweise jeder Buchstabe auf die Goldwaage gelegt wird. Ein Trike hat DREI Räder und ist damit offensichtlich kein "Zwei-Rad".

Rein technisch sind Dreiräder auch Zweiräder, nur mit einem zusätzlichen Rad ;-).

Darauf haben ein Zweiradhändler und ich uns mal geeinigt als ich ihn damit foppen wollte, dass ich mit drei Rädern ja nicht bei ihm zur Reparatur kommen dürfe.

Einräder hingegen…
 
Darauf haben ein Zweiradhändler und ich uns mal geeinigt als ich ihn damit foppen wollte, dass ich mit drei Rädern ja nicht bei ihm zur Reparatur kommen dürfe.
Habt ihr euch auch geeinigt, welches Drittel der Reparatur er nicht erledigt? Oder verlangt er einfach 50% Aufschlag? :)
 
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