VR-Antrieb MBB oder a la Zoxtoxy... besser?

Das hast Du alles sehr treffend beschrieben - Situationen habe 1-3 selbst "erfahren" dürfen. Am Gefährlichsten war bei meinem Eigenbau anfänglich das Abkippen des gesamten Antriebs in der Kurve. Alles kein Problem, solange ich mir bewusst war, womit ich da fahre. Sobald es "automatisch" lief, wurde es oft heikel.
Bsp: Radweg macht nach Unterführung eine scharfe Linkskurve und beginnt, anzusteigen.
Ich komme mit deutlich über 30 Sachen im langen Gang angerollt, habe noch nicht wieder mit Treten begonnen, weil ich erstmal schauen muss, ob jemand entgegen kommt.
Als ich sehe, dass ich freie Bahn habe, trete ich mit dem rechten Bein kräftig ins Pedal - und das summiert sich mit der gleichzeitig begonnenen Lenkbewegung nach links und der Abkippneigung zu einem veritablen Schlenker weit über das beabsichtigte Maß hinaus. Nur gut, dass der Kantstein zur Wiese nicht hoch und genug Platz war. Passiert mir so aber auch nicht wieder!
Da ich ja auch mal kurz einen Zox-Nachbau gefahren bin, kann ich sagen, dass auch der Unterschied beim Rollen ohne Antrieb zwischen den Rädern mit starrem Tretlager geringer ist, als zum MBB. Das "Zox" lief bergab ganz ähnlich wie meine SPM oder der Kruiser z.B.
Das liegt meiner Meinung nach am deutlich "trägeren" Lenksystem beim MBB und macht sich in nach etwas Gewöhnung auf gutem Untergrund kaum noch bemerkbar.
Aber rollt mal bergab in eine Stelle mit Sand - da bin ich, genau wie bei Splitt mit herausgefahrenen, obenauf liegenden kleinen Schottersteinen mit dem MBB deutlich schneller überfordert - egal, ob ich jetzt trete oder nicht. Allein die Unmöglichkeit, den Lenker sofort nach Einsacken oder Verspringen des Vorderrades in ausreichender Geschwindigkeit und Auslenkung in die richtige Richtung zu drehen - und meist muss man ja dann auch sofort wieder zurück - macht mir die heimischen Feldwege per MBB zwar nicht unmöglich, aber eben schwieriger fahrbar.
Aber Übung macht sicher auch hier - wenn schon nicht den Meister - so doch Einiges möglich.

LG Holger
 
Danke für eure genauen, ausführlichen Vergleichs-Beschreibungen; da bin ich über mein MBB-Können doch schon ganz froh : )
Diese Momente des ganz sicher meinens Reaktionen des Fahrrades voraus sehen zu können und dann macht das Rad was ganz anderes... den Punkt hab ich überschritten; beim Bergabfahren starten hab ich übrigens eigentlich immer schon einen hohen Gang drin
Und wie ich schon schrieb: beim MBB sind die Unterschiede (Steuerkopfwinkel, Schwerpunkt, Länge "Ausleger"...) sehr deutlich bemerkbar, reicht von auweia, das ist ja unfahrbar bis hin zu eigentlich recht easy...
 
Die hier diskutierten Unterschiede sind aus meiner Sicht alle nicht so groß.
Man muss Sie natürlich berücksichtigen, aber es ist alles fahrbar. Das eine mit mehr, das andere auch mit weniger Übung.

Viel größer ist für mich der Unterschied, dass ich bei allen Liegerädern das Vorderrad nicht über Hindernisse drüber heben kann (ja, auch dazu gibt's YT-Videos, wie's doch geht), nicht aufstehen kann um bessere Übersicht zu haben, für die Balance nicht den Körper zum Rahmen verschieben kann...
... und auch da gilt für mich, dass ich mal lieber ein Liegerad fahre und ein andermal lieber das UP.

Schön, dass es die Unterschiede gibt.

Gruß, Harald
 
Mich würde mal interssieren, ob die anderen MBB'ler diese 3 Phänomene auch kennen.
Nö, aber meine Geometrie ist eh' mehr Richtung Flevo.
Die Beine bringen aber schon gut Trägheit in die Lenkung, wenn ich in der TG oder auf einem schmalen Weg um Hindernisse manövriere nehm ich sie für schnelle Lenkbewegungen kurz runter.
 
Bei Cruzbike haben ja die meisten Modelle einen Rennradlenker, der wohl recht fest mit dem Rest des Fahrzeuges verbunden ist. Hat man da mehr Möglichkeit, sich bei Stößen festzuhalten und den Körper auf dem Fahrzeug zu verschieben? Beim meinem UDK-Lenker (Hecktriebler. Aber Lenker ist beim Toxy ZR ja nicht wirklich anders als beim FluxS900) habe ich es häufig, dass mir der Lenker verdreht - Schon alleine wenn ich mit Schwung aufsteige. Und der Händler sagt, bei solchen Lenkern darf man auch nicht zu fest anziehen, weil man es mit dem langen Hebel trotzdem verdreht. Ich stelle mir also vor, dass ich mit einem Cruzbike eine festere Verbindung nicht nur für härteren Antritt hätte, sondern auch für Gewichtsverlagerung, im Sattel aufrichten und eben Auf- und Absteigen.
Das betrifft jetzt nicht den Antrieb an sich, aber scheint daraus zu folgen, daher hoffe ich, die Frage wird geduldet. ;)
 
Ich schreibe mal etwas zur originalen Topic, da ich abwechselnd Zox und Cruzbike fahre. Vorneweg - die Räder sind nicht gut vergleichbar: Das Cruzbike Silvio 1.0 ist ein Rennrad, das Zox 26S ist ein Tourenrad mit ein paar Kilo mehr.

Für mich hat sich mit der Zeit aber als MBB-Vorteil rauskristallisiert, dass das MBB keinen echten Totpunkt beim Kurbeln hat. Außerdem kann man auch anstatt für maximale Leistung "gegenzuziehen" mit dem MBB auch dem Tritt etwas ausweichen. Dadurch wird der Pedalkreis zu einer horizontal ausgedehnten Ellipse. Man hat dann mehr Weg, geringere Spitzenkräfte und einfach mal Abwechselung. Das hilft bei Bergfahren gut gegen Übersäuern und schneller Ermüdung, gerade wenn man mit Klickpedalen fährt. Ich fahre mit dem Cruzbike zum Spaß Berge, bei denen ich auf dem Zox das Liegeradfahren verfluche. Außerdem tut einem bei Vorderrad-Antrieben vom Typ Zox die neue Kette schon beim auflegen leid :) - funktioniert aber trotzdem ganz gut. Technisch, biomechanisch und vom Kraftgefühl spricht eigentlich alles für MBB.

Andererseits ist das MBB-Erlernen schon ganz schön tückisch. Am Anfang ist es einfach etwas schwierig. Dann denkt man aber ziemlich schnell, man hat es verstanden und fährt auf die erste längere Tour... folgende Sachen können einem da unvermuteterweise passieren:

(1) Man vergisst am Anfang noch manchmal mit dem kurveninneren Bein der Lenkbewegung nachzugeben, gerade in Situationen, die schnelle Reaktionen erfordern. Das ist dann so als hätte einem Jemand mal eben schnell die Lenkung 'festgeschraubt' - sehr unangenehm das ganze.

(2) Das zweite ungewohnte Problem ist die große schwingende Masse des ganzen MBB Aufbaus vorne. Mit dem Cruzbike man kann schnell in eine Richtung ausweichen, aber nicht gut diese schnellen S-Schlenker machen (wenn man sie nicht extra fleissig übt), die man im Verkehr oft braucht. Man weicht dann vielleicht einem Dackel aus - und aus dem beabsichtigten S-Schlenker wird her eine elegante Halbkurve ins Grüne. Das Zox ist da im Vergleich unglaublich einfach und gutmütig, da hatte ich nie eine brenzlige Situation, an der ich nicht selbst schuld war.

(3) Das dritte Problem ist folgendes. Man kurbelt in einem mittleren Gang los, Arme und Beine gewöhnen sich an ihren Job und finden ihr Gleichgewicht von Kräften. Dann rollt man irgendwo einen Berg runter, hört auf zu treten und wird schneller. Dann beginnt man wieder mit dem Treten, zum Beispiel zum Schwung holen für den Gegenhang. Das Bein hat nun fast gar keinen Tretwiderstand (wenn man dummerweise noch im nun zu kleinen Gang ist) und 'saust' durch. Die Arme überschätzen die Kraft, die das Bein nun in den beweglichen MBB Aufbau einleiten wird, ganz erheblich und ziehen zu stark dagegen, anschließend knallt dann die Beinbewegung doch noch unrund gegen irgendeinen Totpunkt oder so und plötzlich sind da doch große Kräfte vom Bein. Resultat - die Fuhre beginnt zu wackeln, schlingern und kippeln wie ein Lämmerschwanz - und das bei hoher Geschwindigkeit, denn man rollt ja schön schnell bergab. Moral von der Geschichte: Immer ganz sachte wieder mit dem Treten beginnen, wenn man gerade bergab rollt :) , oder beim Bergab rollen in die ganz hohen Gänge schalten.

Mich würde mal interssieren, ob die anderen MBB'ler diese 3 Phänomene auch kennen. Vielleicht sollte man mal eine kleine Anleitung für das MBB-Fahren nach den ersten Fahrversuchen posten, die nicht nur grob schildert, wie man mit den Dingern überhaupt fahren kann, sondern sagt dass man Situationen (1)-(3) gründlich üben sollte.

Allzeit gute Fahrt :)
Ich schließe mich an, diese Phänomene gehören zum Knickyfahren dazu und man lernt damit umzugehen.
Als physikalisches Bild fällt mir der kopfstehende Besen auf dem Zeigefinger ein: Wenn der weiter kippt, muss man weiter gegenbalancieren, damit er nicht umkippt. Je schwerer oben und je länger der Stiel, desto stabiler und einfacher zu tarieren. Je weiter aus der Senkrechten, desto stärker die Rückholbewegung.
Deshalb ist fleißiges Üben von S-Kurven nötig.
Beim Fahrrad mit Lenker ist es so, als könnte man oben anfassen und festhalten.
Gute Theorie?
Gruß Krischan
 
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