Von Neubrandenburg durch die Seenplatte

Unterwegs bin ich heute der einzigen Liegeradfahrerin auf der ganzen Tour begegnet. Sie ist auf einer Streetmachine unterwegs. Ihr Mann begleitet sie auf dem UP. Sie wunderten sich weil mein Track nach Krakow am See 20 km kürzer war als ihrer. Kurz hinter Jabel wurde klar warum. Ich bin quer durch „die Seen- und Bruchlandschaft südlich Alt Gaarz“ gefahren.
IMG_5361.jpeg
Am Ende kam ich an der Badestelle am Bergsee heraus:
IMG_5362.jpeg
Spoiler: Im Nachhinein sehe ich, dass ich auf der Straße bequem bis zur Kreisstraße zwischen Neu und Alt Gaarz hätte fahren können…
Das wäre landschaftlich aber bestimmt nicht so schön gewesen.
 
Die zweite Hälfte der heutigen Tour war deutlich weniger spektakulär. Über Cramon, Hohen Wangelin
IMG_5364.jpeg
und Linstow ging es nach Krakow am See. Ich hatte schon heute früh entschieden, die Tour dort enden zu lassen. Für morgen ist wieder Regen angesagt und meine Motivation reicht nicht aus im Nassen auf bekannten Wegen nach Hause zu fahren. Also habe ich Ines gebeten mich samt Trike in Krakow einzusammeln.
 
Fazit:
Es war eine sehr intensive Tour, die mich an die Grenzen meiner aktuellen Leistungsfähigkeit gebracht hat. In Strasen war ich kurz davor aufzugeben, weil ich während der letzten Nacht in Feldberg (wieder einmal) miserabel geschlafen hatte und deshalb auf den letzten Kilometern der Etappe mächtig zu kämpfen hatte. Dazu kam dann noch eine Treppe im Hotel, die mir als Gehbehindertem beinahe den Rest gegeben hätte. Zum Glück habe ich dort sehr gut geschlafen und die Motivationskurve ging wieder deutlich nach oben.

Die Natureindrücke waren überwältigend. Weil ich mit dem Adventure Trails fahren konnte, die mir seit Jahrzehnten nicht möglich waren, habe ich die Wälder und Seen der Kleinseenplatte und des Müritz-Nationalparks mit allen Sinnen erleben können. Phantastisch!
Die Geländegängigkeit des Adventure hat mich absolut positiv überrascht. Obwohl ich am Hauptmannsberg bei Carwitz letztlich abbrechen musste, war ich bis dahin etwas gefahren, was der Schwede "strövstig" nennt. Das war Mountainbikeniveau.
Trotz der Singletrails und Wald- und Feldwege zwischendurch hat eine Akkuladung bei Unterstützungsstufe 6 maximal 84 Kilometer gehalten. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, jeden Tag laden zu müssen. So blieb es bei insgesamt drei Mal.

Als Schwachstelle erwiesen sich die Schrauben der Schutzblechhalterung am Hinterrad. Die große Schraube, die das Schutzblech an der Schwinge hält, war schon kurz vor der Tour rausgefallen. Der Kabelbinder, den ich daraufhin eingefädelt hatte, brach kurz nach Feldberg - die Schotterpiste zwischen Laeven und Triepkendorf, die sich Kreisstraße nennt, war zu viel. Blöderweise hatte ich die Tüte mit Ersatz zu Hause liegen lassen :X3:. Ich habe dann ein Stück Strippe für eine abenteuerliche Konstruktion genutzt, die ihren Dienst tat, aber zweimal erneuert werden musste. Auf der Etappe nach Neustrelitz war dann die nächste Schraube weg... Vor der nächsten Tour muss ich unbedingt die Schrauben fixieren.

Das Trike gab mehrfach den Einsteiger für Gespräche. Das ist an sich nichts Besonderes. Ein besonders Gespräch ergab sich vor dem Hotel in Waren. Beim Frühstück saßen zwei Tische weiter vier wild tätowierte Motorradfahrer (eher der Kategorie Rocker). Ich dachte noch, dass ich den Typen lieber nicht allein im Dunkeln begegnen möchte.
Zwei von ihnen sprachen mich dann an als ich mich zum Losfahren fertig machte und erwiesen sich als ausgesprochen nette Zeitgenossen. Sie bewunderten das Trike und meine Tour. Mal wieder gelernt, wie schnell Vorurteile Makulatur werden können wenn man miteinander redet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin Klaus!
Ich kann mich irren, aber wahrscheinlich können wir, kann ich, nicht wirklich ermessen, was für eine Challenge das ist für Dich eine solche Tour in Angriff zu nehmen. Ich würde mal behaupten, du lebst da ja schon in einem etwas anderen Koordinaten-System. So denke ich drüber nach, was bedeutet es für Dich, wenn Du da mal "im Busch" bist und wirklich nicht mehr weiter kommst. Auf der anderen Seite denke ich an


der sich auch seit 40 Jahren "einfach" auf den Weg macht und schaut, wie es läuft. Ich finde es auf jeden Fall klasse dass Du dich auf den Weg machst und dich nicht abhalten lässt von den Unwägbarkeiten die das Leben manchmal zu bieten hat. Freue mich sehr, dass Du eine so gute Tour für Dich hast erleben können.
Ganz herzlichen Gruß zuhause! (JBTW: Eure Tomate, wirft übrigens mit Abstand die größte Ernte ab im Vergleich zu unseren anderen Tomaten!)
 
Zurück
Oben Unten