Vom Bodensee zu Neusiedlersee in 4 Tagen

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Familientreffen mit den Kindern samt Partnern war angesagt, und ein paar Erholungstage mit "meiner besten Ehefrau von allen". Eintreffen aller in Gols am Freitag.

Ich wollte die Strecke mit dem DF fahren und hatte Sonntag für die Abfahrt anvisiert.
Sonntag: es hat nur einmal geregnet. Von früh bis spät. Abfahrt verschoben.
Montag: es hat mehrmals geregnet, unterwegs wärs noch nasser geworden. Abfahrt verschoben.
Dienstag: Der Wetterbericht, Regenradar etc. haben trockenes Wetter ab Mittag orakelt, anders Dienste sahen kein Ende des Regens vor 14:00h.....

Es wurde 14:15h bis ich endlich loskam. Vor mir lagen also 4 Fahrtage, für gröbere Pannen oder Defekte war keine Zeit! Meine Frau war klar und deutlich: Verspätung wird nicht toleriert.

Also bei wechselnder Bewölkung losgeradelt.

Das 1. Gewitter hatte mich vor Leutkirch erwischt, das 2., heftigere, grad nach Leutkirch.
Hab ich erwähnt, dass ich ohne Haube fahre? Schaumdeckel, Kappe und gut is. Die Brille trocknet schon irgendwann. Dann sieht !an auch wieder was.

Schlussendlich wurden es am 1. Tag rd 180km. In Fürstenfeldbruck war der Akku vom Handy auf nur mehr 7%, somit nicht lange online nach Quartier gesucht sondern dem ersten Schild HOTEL gefolgt und zielsicher im teuersten Haus am Platz gelandet.
Das DF bekam einen klimatisierten Schlafplatz nahe der Reception ( vulgo Technikraum).
Und ich später noch eine überdimensionale Pizza in der martha-pizzarei.de!
 
Für Tag 2 hatte ich Braunau angepeilt .
Unterwegs auf einem steilen Bergaufstück zum Verschaufen angehalten und stehend gehört, was kein Radler hören will: pfffffffffft. Rechts vorne. Kreisrund ausgestanztes Loch des Felgenbandes hat den Schlauch beleidigt.
Felgenband? Ach ja, hatt ich doch grad bestellt. Und auch bekommen. Aber halt vor der Abfahrt nicht mehr gewechselt!

Also Schlauch wechseln, sicherheitshalber etwas vom mitgeführten Klebeband über das Felgenband geklebt und weiter gehts!

Hinterher draufzukommen, dass ich nur auf dem Steilstück war, das mich zur Pause genötigt hat, weil ich eine Abbiegeanweisung nicht mitbekam, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

Falls Ihr Euch fragt, warum jemand mit Motor im DF bergauf anhalten muss zum Verschnaufen: fragt lieber nicht!

Bis vor kurzem hat der Motor ab der ersten kleinen Kurbelbewegung einsetzt und zuverlässig unterstützt. Aber nicht abgeschaltet! Also auch noch bei 50kmh fleissig mitgeschobem. Nett, aber nicht legal. Darum hab ich an allen möglichen Einstellungen gespielt um das legal zu kriegen. Zwischendurch auch mal das Vorderrad wegen Reifenwechsels abmontiert, danach war der Tachomagnet nicht mehr zur Mitarbeit zu bewegen.

Jetzt hab ich einen Motor, der nach ein paar Kurbelumdrehungen einsetzt, bis 50+kmh mitdreht, bei steilen Bergaufstücken aber die Mitarbeit verweigert.

So bin ich trotzdem bis Braunau gekommen und hab im Haus Berta gut getrunken, gut gegessen und gut geschlafen!
 
Tag 3 war die Königsetappe: von Braunau nach Melk/Donau, rd 230km.
Natürlich auch an diesem Tag ein Platter rechts vorne.
Ich hätte ja auch gleich dran denken können, das beschädigte Felgenband mit mehreren Lagen Klebebeband zu verstärken.

Also den zweiten (und letzten) Reserveschlauch verbaut und weitergekurbelt.
Bei rd 180km war die Akkuanzeige bei nur mehr 1 Strich, also Motor aus, damit wenigstens für die Beleuchtung und das Handynachladen noch genug Saft bleibt.

Nach etwas über 7h in Melk angekommen, der grantige Franzose an der Reception des Hotel Stadt Melk war geradezu filmreif!
 
Am 4. und letzten Tag ohne Frühstück losgefahren, in der Absicht mir nach 20 oder 30km unterwegs etwas einzuverleiben. Mit war nach einer kleinen Metzgerei oder Bäckerei in einem der am Weg liegenden Dörfer. Jedesmal wenn ich den Track nach Gols (170km) dafür verlassen und in eine Ortschaft gefahren bin, gabs da alle möglichen Supermärkte aber nich was ich suchte.

Am vermutlich hässlichsten Ort Mitteleuropas (Bahnhof Tullnerfeld), war der Hunger größer als mein Anspruch ( he, das waren schon viel mehr als nur 30km!) & eine Metzgereifiliale von weitem erkennbar!

Nach dem Imbiss, den trostlosen, baumlosen, schattenlosen Ort verlassen und beim Zufahren auf den nächsten Kreisverkehr ein vertrautes Geräusch gehört.
Diesmal vorne links.
Und auch diesmal das Felgenband kreisrund ausgestochen.

Nach 2 Lagen Klebeband auf der Felge noch schnell den Schlauch geflickt (na wer bitte führt denn mehr als 2 Ersatzschläuche in einer Größe mit - GEWICHT!!!).

Ach ja, beim Reifenaufziehen hab ich dann gesehen, dass die li Felge einen Mordsschlag bekommen haben muss, die Felgenwulste stehen an einer Stelle gut 1cm schmäler als am Rest. Erklärt jetzt auch das wummernde Geräusch, das ich am Reifen vermutet hatte.

Wien, bzw die Donaulände hat mich rd 10kmh Schnitt gekostet (23 gg sonst 33), das Durchwurschteln im Verkehr war aber recht problemlos.

Angekommen bin ich in Gols natürlich als Erster - aber ich hatte ja auch die kürzeste Strecke an diesem Tag!

Jetzt darf ich den Rest der Woche mit gut Essen, gut trinken und viel Nixtun verbringen!

Was ist das Leben doch schön!
 
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