AW: VM Eigenbau
Ich gebe nochmal meinen Senf dazu, weil ich zu Beginn meiner Begeisterung für VM´s in einer ganz ähnlichen Situation wie unser selbsternannter "Anfänger" war: Kein Geld, aber viel Begeisterung und hochfliegende Designträume bzw. -vorstellungen.
Mit einigen Jahren VM-Erfahrung kocht das für mich im Wesentlichen auf folgende Kriterien herunter:
- Daseinsgrund von VM´s ist, dem Fahrer eine alltagstaugliche, umweltfreundliche Alternative zum motorisierten Individualverkehr und zum herkömmlichen Fahrrad zu bieten.
- Damit man das VM dem Auto vorzieht, muss es folgende Kriterien erfüllen:
1) Es muss wartungsfreundlich sein, d.h. möglichst wenig Wartung erfordern und wenn doch, sollte diese Arbeit mit wenig Aufwand möglich sein, also alle verschleissenden oder wartungsbedürftigen Teile sollten leicht erreichbar sein und ein geringes Know-How erfordern.
2) Es muss die Möglichkeit bieten, das tägliche Gepäck leicht und diebstahlssicher zu verstauen, also z.B. beim Einkauf oder auf dem Weg zur Arbeit.
3) Es muss bequem sein, d.h. es sollte sommers wie winters passend zu temperieren sein, der Sitz sollte angenehm sein, alle Bedienelemente leicht zu erreichen.
4) Es muss leicht sein, wer hechelt schon gerne mit mehr Gewicht als unbedingt nötig eine Steigung hoch.
5) Es muss Fahrspass machen, d.h. leicht zu beschleunigen, leise und von hoher Dauergeschwindigkeit sein und die Eingaben des Fahrers unmittelbar umsetzen ("responsive", das Englische ist da einfach direkter!).
6) Es sollte finanziell in Anschaffung und Betrieb erträglich sein.
7) Es sollte die Möglichkeit, der Identifikation mit dem eigenen Gefährt ermöglichen, also "etwas hermachen".
Da die Antriebsleistung durch den Menschen auch bei gutem Training im Vergleich zum Fossilomobil immer eng beschränkt bleiben wird, muss sich der Entwurf eines VM, wenn man dauerhaft Freude an ihm haben will, immer als stringente Zweckkonstruktion den Kriterien 1) bis 6) unterordnen, für das Design (Punkt 7) bleibt ausgesprochen wenig Spielraum. Im günstigsten Fall entsteht eine Form, die ihre Faszination durch die Funktionstreue erreicht, wie z.B. bei Hochleistungsflugzeugen oder im Automobilbau beim Citroen 2CV erreicht.
Ich habe z.B., als ich das Geld für ein VM hatte, spontan ein Alleweder anstelle einer Leitra gekauft , einfach weil mir das AW formal besser gefiel. Im Nachhinein betrachte ich das als Fehlentscheidung, das ist aber auch eine Frage des inneren Reifungsprozesses. Die Sympathie zur Leitra wuchs mit der Einsicht in die enorme Durchdachtheit des Konzeptes.
Wenn man im VM sitzt, zählt die äußere Form nicht, die sieht man von innen nicht. Und man fällt sowieso auf und wird zunächst von weniger einsichtigen Zeitgenossen belächelt bzw. verlacht. Dagegen hilft nur ein gesunder Individualismus bzw. ausgeprägtes Persönlichkeitsbewusstsein.
Ein cleveres Bemalungsschema kann allerdings enorm was rausreißen. Dazu lohnt es sich, mal die auf der Spezi die verschiedenen VM´s zu studieren oder Bilder von diversen VM-Treffen anzusehen und zu studieren wie verschieden z.B. das Quest anmutet, je nach Bemalung.
Grüße, Martin