Guten Abend
@1Hz,
Fest ist besser für weniger Unruhe. Besonders dann, wenn es schnell wird.
Am Kreuzgelenk drehe ich die Schrauben gerade so fest an, dass nirgendwo mehr Spiel ist, der Tiller sich aber noch leicht bewegen lässt (die Stehlager wollen ja auch nicht zerquetscht werden = aus Kunststoff).
Das funktioniert prima und nimmt alle Unruhe aus dem Vorderbau.
Genau genommen nicht aus dem Vorderbau, sondern aus der Verzögerung zwischen Aktion und Reaktion. Also zwischen Hand und Gefährt. Wenn Dein Rad durch Bodengegebenheiten nach links möchte und Du geradeaus, dauert es bei lockerem Kreuzgelenk einen Moment, bis Deine Hände spüren, was da vor sich geht. Und wieder einen Moment, bis der Gegendruck Deiner Hände ankommt. So schaukelt sich das auf und die Unruhe nimmt zu. Lockere Schrauben am Kreuzgelenk sind definitiv aus meiner Sicht der falsche Weg. Wenn etwas locker sein soll, dann bitte die Art und Weise, wie man den Tiller hält und nicht sofort und vehement auf jede kleinste Bewegung reagiert. Wenn zum Beispiel eine Bodenwelle den Körper und damit auch die haltenden Hände lüpft, sollte das auf die Tillerstellung keinen Einfluss haben. Letztlich also eine Frage der Übung und des Vertrauens.
Wenn es trotzdem unruhig wird, prüfe
1. die Spureinstellung (= bei Monoschwingen ein bisschen tricky)
2. die Lager der Spurstangen (= wenn es dort wackelt wird es zwangsläufig unruhig)
3. die Lager an den Schwingen (= auch dort ist Spiel nicht sehr hilfreich)
....oder, Du musst die Dämpfung härter stellen, damit die Karosserie nicht ins Schwimmen kommt.
Mit meinem Leihrad, dem KaiTrike, kann ich auf glatter Fahrbahn gut über 60 km/h fahren, ohne dass ich am Tiller arbeiten muss. Auch nicht in Kurven.
Einzelne Hubbel nimmt das Gefährt klaglos.
Wehe aber, das Geläuf ist komplett schlecht und/oder schwankend mal rechts tiefer, dann wieder umgekehrt in schnellen Abfolgen - dann lässt das KaiTrike die "Rennsau" raus (ich falle fast jedes Mal darauf herein und lenke gegen, was die Unruhe natürlich sofort steigert).
Das liegt sicher daran, dass die Blattfedern noch zur ersten (?), schmalen Generation gehören und inzwischen etwas weich geworden sind. Auch der Schwingendämpfer hinten mag nach einigen Jahren auf der Hülse mehr die Komfortseite denn Crossralley am Rande der Physik.
Was auch gegen Unruhe hilft, ist Druck auf den Pedalen. Vielleicht stabilisiert das den eigenen schwachen Leib oder das Gefährt selbst. Wenn Du nicht noch schneller fahren möchtest, brauchst Du dabei die Pedale nicht zu drehen (ohne Krafteinsatz ist das dann eh Unruhe verstärkender Quatsch), sondern nur durch beidseitigen Halt eine Körperspannung aufbauen, die wie beim Reiter aus einem blinden Passagier den Captain macht.
Abendgruß und weg
Martin