Unvollendeter Triple Ost

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Anfang des Jahres schlug @HoSe mir eine Tour vor. Das Triple Ost.
Start Braunschweig. Dann zum Brocken/Harz hinüber zum Inselsberg/Thüringen von dort zum Fichtelberg/Erzgebirge und retour nach Braunschweig.
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Als Bergfahrtenliebhaber sagte ich sofort zu. Dann kam immer etwas dazwischen wie Krankheit, Gefühl ziemlich unfit zu sein und das im Gegensatz zu @HoSe seinem sensationellem Leistungsstand aus meiner Sicht. Meine Leistungen waren dieses Jahr subjektiv niedriger als 2020. Wie sollte ich mit so einem starken Fahrer mitfahren? Das war die Frage der Fragen, die mich beschäftigte. Aber man wächst an den Herausforderungen und mein Durchhaltewillen ist nicht schlecht.
Das Jahr schritt voran und es wurde langsam eng. Die alte Hexe stand bald an wie auch die Superhexe und dazwischen wollten wir selbst noch zu einem Seekajakkurs. Also mußte ich mal meine Verpflichtung einlösen. Am 17.07. wollte ich die Hexe 2021 (600 km/6.000 HM) mit einigen Verschärfungen probefahren. Danach hätte ich eine Woche um mich zu erholen. Sollte wahrscheinlich funktionieren.
Die Hexe wurde ziemlich anstrengend. @Stokerin fuhr die letzte Runde mit mir, was mir ziemlich half nicht nachzudenken; denn nach der 4. Runde war meine Abneigung weiterzufahren schon ziemlich groß. Anschließend schlief ich erst einmal 4 Stunden. Auch das ein Zeichen für die geringere Fitness.
Am 24.7. sollte es also so weit sein. Aufgrund der Wetterlage wollten wir offen fahren. Ich fuhr am Freitag etwas ruhiger und mit mehr Gewicht (Schlafsack, Wechselsachen, Pülverchen - Elektrolyte, Maltodextrose, Regenjacke ...) zu Holger nach Braunschweig. Eine schöne Fahrt bei Bilderbuchwetter.
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Willkommen bei Holger. Noch ein kleines Minivisier für den Milan gebastelt, gemeinsam gegessen und frühzeitig ins Bett. Aufstehen um 04:00 h und Start gegen 05:00 h also in den Sonnenaufgang fahren. Klingt sehr romantisch. War auch sehr schön.
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Die Wattmessung im Milan war um die Uhrzeit noch nicht so richtig wach.
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Unspektakuläre Fahrt in den Osten durch noch schlafende Dörfer bis Osterwieck. Dieses Mal ist auch der Namen hängen geblieben.
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Der Ort war mir schon bei der letzten Brockenfahrt unangenehm durch den Straßenbelag aufgefallen. Gegen Straßen mit Wellen im Asphalt, kaputten Asphalt und Kopfsteinpflaster über mehrere Kilometer habe ich eine extreme Abneigung. Hier sind es nur die Wellen. Holger fährt dabei unbeirrt weiter, während ich immer weiter zurückfalle. Ich denke dabei auch immer an mein armes tapferes A7, was dies alles aushalten muss.
Auffällig ist, dass man die ganze Zeit den Brocken aus der Ferne sehen kann. Er erhebt sich wie ein großer Klotz aus der Ebene mit 1141 m ü NN.
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Bis Wernigerode geht es relativ flach. Die Stadt liegt am östlichen Harzrand auf ca. 240 m.
 
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Von da fährt man durch den Ortsteil Hasserode, Namensgeber für die Hasseröder Brauerei, in den Harz hinauf.
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Nach ein paar Kilometer steigt es deutlich an. Dabei kreuzt man die Harzquerbahn bei Drei Annen Hohne.
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In Schierke auf ca. 600 m beginnt der Anstieg zum Brocken. Man folgt der Fahrstraße bis zum Gipfel. Sie ist nur für den Versorgungsverkehr, Forstwirtschaft, Bundespräsidenten, Radfahrer, Wanderer und Velonauten.
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Die Strecke ist gut zu fahren, die richtige Übersetzung vorausgesetzt. A7 mit 2x11, 34/60, 11-46 war ok. Allerdings an manchen Stellen auch ziemlich schweißtreibend. Fitte RR und MTB-Pedelecs zogen an solchen Stellen allerdings auch deutlich vorbei. Letztere ohne verstärkte Atmung.
 
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Ca. 09:30 h waren wir oben und machten eine längere Pause. Im Gegensatz zum letzten Jahr war der Gipfel ziemlich leer. Ein leichter, angenehmer Wind wehte oben, die Fernsicht ist gigantisch. Einige RR sprachen uns immer wieder an. Ein Ranger erzählte von einem Video mit einem VM, dass mit 75 km/h runter gefahren sein soll. Oder waren es mehr? Er schien uns irgendwie Mut zu machen, die Marke zum übertreffen. Keine gute Idee bei dem Aufwärtsverkehr und bei dem Gefälle ist man mehr oder weniger fast ständig am bremsen. Komplett laufen zu lassen und dann im Notfall zum stehen zu kommen hat einen großen Glückfallscharakter.
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Nach ein paar Fotos ging es wieder hinunter. Meine Bremsen bekamen irgendwann ein schrilles Quietschen. Einfach nur laufen lassen war nur streckenweise möglich, da wir im langgestreckten Salom durch den Verkehr mussten. Manchmal waren die Abstände zwischen den Gruppen auch kürzer. Erst gegen Ende gibt es längere Rollstrecken.
Hier mal ein Blick auf die Nr. 2 den Wurmberg (Bestandteil der Superhexe wie auch der Brocken)
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Weiter im Galopp durch Schierke. Von dort hinauf und runter und rauf und runter nach Elend, weiter Richtung Sorge.

Irgendwann überholte mich ein Wohnmobilkasten, der schon länger hinter mir lauerte, genau vor einer Kuppe. Krank. Da kam auch schon der Gegenverkehr. Anschließend hing ich hinter dem Ungetüm. Mit einmal wurde die Straße schlechter und in einer Rechtskurve, die sich immer mehr zuzog zerriss es fast mein A7. Das Heck wollte nach links und ich nach rechts, dazu noch ein paar Bodenschläge und ich wäre fast zum Christentum bekehrt worden. Ob es jetzt fahrerisches Können (ähm) war oder nur Glück, es passierte nichts. Das A7 hatte einmal nach hinten ausgeschlagen und hat sich dann wieder beruhigt. Meine Annahme war, wir rollen so einfach vom Brocken hinunter aus dem Harz heraus. Dem war nicht so, sondern es gab einige Aufs- und Abs. Bei Bad Sachsa/Walkenried war es aber vollbracht.

Nun Richtung Kyfhäuser/Hainleite an Nordhausen vorbei nach Sondershausen. Die Ecke habe ich schon ein paar Mal aus dem Auto von der Autobahn angeschaut und gedacht, ganz interessant zum fahren. Vor allem auch interessant als Wessi die Gegend mal hautnah zu erleben. Viele schöne Dörfer und Ortschaften. Zum Gucken wird viel geboten.

Nach dem letzten bewaldeten Höhenzug (Hainleite) ging es durch die Ebene (hüstel) des Thüringer Beckens mit schier nicht enden wollenden Getreidefeldern. Es war ziemlich schwül, so dass man auch im stehen schwitzen konnte. Die Gegend bestehend aus unzähligen kleinen bis sehr großen Bodenwellen. Man fährt die erste Welle hoch, was etliche Minuten oder Kilometer dauert. Oben angekommen (Freude), kann man hinunterschauen (noch größere Freude) und dahinter folgt die nächste Welle (Enttäuschung). Und so ging es Stunde um Stunde um Stunde... Wir hatten das Gefühl, wir kommen nicht mehr richtig vorwärts. Es wurde zäh.
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Ein Lichtblick in dieser rhythmischen Quälerei war ein Mann von der Gruppe "Dein Freund und Helfer". Sein Helfersyndrom lag noch im verborgenen unter Schichten von Sadismus und Unwissenheit. Ein Fall für meine Berufsgruppe. Es war ein Moment, wo es gerade mal gut lief (full speed) bis der Bulli mit Blaulicht auftauchte und sich vor den Milan setzte. Die Geschwindigkeit machte uns verdächtig. Holger sprang gleich raus, machte die Wartungsklappe auf und fing das Erklären an, was wir da so haben. Unser Freund wollte wissen, wo den die Reflektoren vorne seien und ob wir auch welche an den Speichen hätten. Holger setze den umlaufenden Reflektionsstreifen als Totschlagargument ein. Außerdem hätte seine Wunderlampe vorne auch die Reflektion mit integriert. Der Intelligenztest differenzierte gut. Auf seine Frage nach dem Katzenauge hinten antworte ich also folgerichtig, dass die rote Farbe um die Lüftungslöcher voll reflektierend sei. (Treffer) Dürften wir überhaupt auf der Straße fahren? (Elfmeterschießen brauchten wir nicht mehr). Klar dürfen wir. "...Naja wir sollten möglichst schnell seinen Bezirk verlassen ..."Er hielt sich wohl für den Bezirksmarshall.
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Nach dieser gelungenen Abwechslung eierten wir die folgenden Anhöhen oder Hucken für Hucken wie Holger sagte hinauf und hinunter. Bis dann Holger nach einem Kaltgetränk verlangte und die nächste Tankstelle vor Gotha herhalten musste.
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Dort war ein Einheimischer ganz hin und weg von unseren formvollendeten Fahrzeugen. Der Inselsberg war bereits am Horizont aufgetaucht und Holger hatte ihn schon als solchen richtig identifiziert. Da er sich wirklich wie ein Inselberg aus dem Meer hier Umland erhebt, ist er gut zu erkennen. Ich hatte auf einen näheren Hügel gesetzt, der es leider nicht war.
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In Gotha war ich noch nie. Bisher hatte ich nur davon gehört. Ein imposantes Schloß schon von weitem sichtbar. Eine merkwürdige Straßenführung hatte BRouter uns da gezimmert. Danach nur noch bis Bad Tabarz. Die Strecke mussten wir nachher noch einmal zurück. Jetzt war es schon 17:30 h.
Auf dem Weg dorthin fuhren wir durch ein idyllisches Tal. Ein Bauer war am irgendwo mit seinem Mähdrescher zu Gange. Ein Pärchen saß auf einer Bank am Hügel und sie schauten mit einem Bier in der Hand ins das kleine Tal und genossen die Abendstimmung. Bei mir kam sofort der Gedanke auf, warum sitzen wir nicht auch auf einer Bank, trinken ein Bier und sinnieren über das Leben. Stattdessen glauben wir noch einen Hügel hochfahren zu müssen. Totaler Quatsch.
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Noch im Ort ging es schon zur Sache. Im ersten Gang kurbeln. Meine Zehen brannten schon eine Weile wie Hölle. Ob ich nun mit 6 km/h unter Schmerzen hinauffahre oder mit 4-5 km/h gehe und sich meine Füße erholen ... da wählte ich die zweite Alternative. Da ich immer Sandalen mitführe, konnte ich einfach die Schuhe wechseln und laufen. Holger verkündete ich meinen Entschluss. Er fragte sich, wie er das mit seinen RR-Schuhen machen sollte. Ich meinte nur, geh doch barfuß ... ist bestimmt gesund. Manchmal habe ich eine echt unterstützende Art an mir. Dafür werde ich stets geschätzt. Ein Stückchen später, stieg er wieder ein während ich noch weiter lief. An der nächsten Kehre stieg ich ebenfalls wieder ein.
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Irgendwann folgte die Abzweigung zum Gipfel. Sehr schönes handgefertigtes, viereckiges Granitpflaster. Echte deutsche Wertarbeit. Die Steine so gesetzt, dass man nicht so schnell rutscht. D.h. die Kanten der nächsten Steine bilden stets kleine Stufen. Im Mittel 8%. Eigentlich gar nicht so schlimm. Immerhin führte es zu der Frage, ob wir uns das antun wollen. Holger meinte, man kann der Hauptstraße folgen, es geht dann gleich ein "Stückchen" hinunter und anschließend kommt ein flacherer Anstieg bis nach oben. Ok nehmen wir. Böser Fehler von mir Ortskundigen zu trauen.
 
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kommt ein flacherer Anstieg bis nach oben
:ROFLMAO: habe ich das gesagt?
Ich wollte eigentlich einen imposanten Heldenepos aus der Tour machen. Einfach nichts darüber schreiben, etwas warten und dann sagen, dass es phantstisch und spielerisch war. Die Höhenmeter haben wir elfenhaft genommen, getrunken und gegessen haben wir nur aus Gewohnheit (gebraucht hätten wir es nicht), die Beine fühlten sich jederzeit locker an, geschwitzt haben wir nur bei der Polizeikontrolle... Aber jetzt hat @Fritz es vermasselt:cool:.
 
Teil 1 stimmte. Es ging runter und dass nicht zu knapp bis zur Sommerrodelbahn. Bei Aufstiegen verschenke ich nur ungerne Höhenmeter durch unnötige Abfahrten.
Teil 2 stimmte nicht mehr so ganz. Es war ein asphaltierter Fußweg älteren Datums. Anfangs war er noch ok. Die angedeutete Steigung war von Anfang zweistellig. Alleine vom schauen geschätzt zwischen 10-30%. Meistens deutlich über 20%. Wem das übertrieben vorkommt, ich fahre gerne und viel Steigungen und bin auch in den Bergen früher viel gewandert. Holgers Vorschlag, die Kisten doch hier unten stehen zu lassen und zu Fuß hinaufzugehen, lehnte ich vehement ab. Erstens aus übertriebenen Sicherheitsaspekten. Nach einer Wanderung wiederzukommen und mein über alles geliebtes A7 ist weg, könnte ich an diesem Tag nicht mehr gebrauchen. Zum zweiten wollte ich mit meinem VM auf die Berge. Fahren war unmöglich. So blieb nur noch schieben. Das Granitpflaster wäre die bessere, leichtere Alternative gewesen. Also raus und hoch damit. Sehen wir es als sportlichen Höhepunkt des Tages. Was für ein Weg. Teilweise war der Weg schon in Auflösung begriffen. Meine Hochachtung vor Holger, der sich mit seinen Hartschalen-Bergsteiger-Schuhen auf den Weg machte.
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Später stießen wir auf den anderen Weg und gingen den Rest bis zum Gipfel. Ca. 19:30 h oben. Der Gipfel ist quasi zugebaut mit einem Gasthof, einer Ex-Jugendherberge, der Wetterstation, einem Fernsehturm und anderen Gebäuden. Fazit, der Gipfel lohnt sich weder aus Panoramagesichtspunkten noch von der Befahrung. Einzig als Wanderung mit VM ist er ein echtes Highlight. Jedenfalls werde ich da nicht mehr mit dem VM hochfahren. Aber geschafft ist geschafft. Gib niemals auf.
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Was blieb? Oben der Verzehr unserer kümmerlichen Essensvorräte. Ich war schon seit einiger Zeit nur noch auf Müsliriegel und Landjäger. Die ersteren waren geschmacklich ganz ok. Von den Landjägern bekam ich Sodbrennen, schon beim Verzehr. Ich besorgte uns noch Wasser in der Herberge für die restliche Etappe. Holger rechnete mit ca. 4 Stunden für ca. 140 km. Wir hatten jetzt 255 km erst gefahren in brutto 14,5 h. Angesichts des bisherigen Höhenprofils und des Wetters war es ganz ordentlich. Allerdings im Vergleich mit unseren norddeutschen Kollegen, die auf 100 km 4 Kurven und zwei Ampeln haben, war es unterirdisch.
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Zuerst hinunter. Wir wählten den leichten Weg, das Granitpflaster. Mein A7 fuhr mit quietschenden Bremsen wie ein ICE völlig durchgerüttelt bis zur Asphaltstraße. Weiter die steile Piste bis Tabarz. Dort wollte ich noch Proviant besorgen. Alle Geschäfte hatten jedoch bereits zu. So blieb nur die Tanke. Der gute Mann schenkte uns die letzten zwei Bockwürste, die er sonst entsorgt hätte. Nach dem fürstlichen Imbiss ging es zunächst ziemlich flott zurück nach Gotha und im gleichen Tempo, zwischen 30-50, weiter. Das war mal etwas anderes. Die Temperatur war jetzt angenehm. Wir bretterten durch die Felder und die Dörfer mit hochgeklappten Bürgersteigen. Um die Uhrzeit wollte ich nur noch ins Bett und folgte oft der Ideallinie. Wir überraschten vereinzelte Dorfbewohner, die noch einen kleinen Spaziergang machten oder Jugendliche, die irgendwo zusammen abhängten. Meistens starrten sie fassungslos, was das für Rumpelkisten waren, die da mal so eben an ihnen vorbei rauschten. Bevor sie uns ausgemacht hatten, waren wir schon wieder weg.

Bis Arnstadt lief es auf die Weise ziemlich gut. Bis dann Holger irgendwann unüberhörbar Schaltungsprobleme bekam. Die Gänge wechselten nicht mehr. Stattdessen rasselte die Kette hartnäckig irgendwo in der Mitte. Er wechselte dann den Akku am Schaltwerk. Das brachte jedoch nicht dauerhaft Besserung. Auch die B-Schraube beim nächsten Halt, half nicht. Vielleicht das Schaltauge. Auweia. Und es wurde später. So half nur noch an Hügel Vollgas, um nicht im Zeitlupentempo bergauf zu treten. Bei dem Wundertraining von @roland65 war es für ihn bestimmt nur eine Kleinigkeit könnte man meinen. Mitnichten, denke ich.

Vor Arnstadt etwas hoch und dann wieder tendenziell runter bis Rudolstadt. Die Straßen verschlechterten sich allerdings manchmal übel. An der Saale weiter bis Orlamünde. Daran erinnerte ich mich noch vom Anschauen der Tour. Danach musste schon bald unser heutiger Quartierpunkt kommen. Irgendeine Brücke bei Langenorla sollte gesperrt sein. Ich dachte nur im Stillen bitte nicht auch für uns. Die Umleitung über Kahla sollte ein wahrer Leckerbissen Bergfahrer sein. Wir konnten jedoch fahren.

Dann sah ich von weitem einen großen Parkplatz mit vielen Autos mit Flutscheinwerfern erleuchtet. Was ist das? Ein vorsichtiger Autohändler, dem ständig Autos geklaut werden. Mitnichten ein bekannter Motocrossplatz bei Pößneck mit Disco. Ja Reisen bildet. So viele Orte, von denen ich schon mal gehört hatte, sie aber nie richtig zuordnen konnte. Jetzt weiß ich, wo sie sind und finde sie wieder - im dunkeln . Komische Gedanken habe ich nachts auf langen Touren. Nach einer entnervenden Steigung auf einer Schnellstraße endlich angekommen. Nein noch ein Hügel und dann im Ort noch einmal rauf. Jetzt reicht es mir. 01:00 h.
Alles auspacken, was essen und schlafen. Vorher stoße ich mir noch im Halbschlaf mörderisch den linken Oberschenkel an einer Ecke des Küchentisches. Pferdekuss vom feinsten.

Am nächsten Morgen fummelt Holger noch etwas an der Schaltung herum. Nix zu wollen. Angesichts seiner Schaltung, die den Milan auf einen Flachlandrenner reduziert, beschließen wir uns das Erzgebirge für eine spätere Fahrt aufzusparen. Die Bevölkerung von Oberwiesenthal muss leider die Jubelzeremonie anläßlich unserer geplanten Bergankunft für den heutigen Sonntag auf später verschieben. Wir sind untröstlich. Meine Beine freuen sich etwas. Mein Herz ist etwas traurig jetzt abzudrehen.
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Holgers Fahrten nach Osten und zurück hatte ich mir schon öfters auf Strava angeschaut. So schnell wie er da unterwegs war, konnte es nur eine lockere, wahnsinnig schnelle Fahrt werden. Regeneration sozusagen. Dafür musste man allerdings durch das Holzland. Außerdem waren wir hier in der Gegend aus der @Jack-Lee öfters berichtete. Wie schön es doch war zwischen Jena und Gera herumzufahren. Ich muss sagen, die haben hier wirkliche Anstiege. Fast überall. Landschaftlich reizvoll. Das man hier einen Motor ins VM für Pendelfahrten einbauen will kann ich durchaus nachvollziehen.
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Zuerst über das Hermsdorfer Kreuz. Landstraße. Dort lauerte uns ein Autofahrer auf. Dort im Holzland (?) waren einige Gefällestrecken und wir imponierend schnell. Das gefiel ihm wohl. Er überholte uns, parkte sein Auto, öffnete gerade die Tür und hatte schon einen Fuß draußen und wusch waren wir vorbei. Musste er die Tür wieder zu machen, hinter uns her, wieder überholen. Dieses Mal hatte er seinen Parkplatz in weiser Voraussicht weiter vorgelegt. So konnte er uns in Ruhe mit seinem iPad filmen und hatte seinen Spaß.
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Irgendwann später noch andere, die uns filmten. Hier mochte man Velomobile auf jeden Fall. Weiter nach Naumburg und dann am und im Saaletal. Freyburg, Mücheln, Bad Lauchstädt. Mitunter wirklich schöne Ortschaften. Mir fehlte bloß die Zeit für bessere Fotos.
Wir fuhren wie ein Ehepaar. Holger oft am Horizont meiner begrenzten Sichtweite oder schon dahinter und ich folgte brav. Er wartete dann manchmal oben oder an der Abzweigung. Wenn ich dann endlich kam, konnte es weitergehen. Dran zu bleiben hatte ich dran gegeben. Ihm blieb auch keine Wahl bergauf. Auf der anderen Seite kam ich dann manchmal heran oder wurde sogar schneller, bis der nächste Hügel kam.
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Die Straßenverhältnisse hinter Naumburg waren öfters mehr als abenteuerlich. Mein Respekt vor Holger seinen Fahrzeiten wuchs. Wie machte er das bei diesen Straßenverhältnissen? Die absolute Krönung war Staßfurt. Die haben die Zitrone der Straßen verdient. Dafür müsste man noch eine Steigerung züchten. Höchststrafe da durchzufahren. Ich dachte nur, wenn mein A7 jetzt zusammenbricht, wäre es keine Überraschung für mich. Aber die Kisten halten mehr aus als man denkt. Aber es tat mir in der Seele weh. Vielleicht könnte ich damit doch einmal durch die Steppen Asiens über den Hindukusch bis nach Kamtschatka rasen. Möglicherweise schafft es das A7 sogar. Mir kommt so eine Idee für ein Brevet der Konstrukteure. Turkmenistan - Kamtschatka. Oder Staßfurt 24 h.
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Aber es gab durchaus reizvolle schnelle Abschnitte.
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Danach konnte es nur noch ein Zucker schlecken werden. Flachland. Magdeburger Börde. Doch auch hier gab es Bodenwellen.
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Aber zunehmend bessere Straßen. Vorbei an Oschersleben und der Rennstrecke. Irgendwo regnete es in der Ferne und der Brocken wurde wieder sichtbar. Wir änderten immer passend die Richtung, dass die Regenwolken in der Ferne blieben. Zum Ende noch schöner Sonnenuntergang bei Schöppenstedt.
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Was für ein geiler Sonnenuntergang oder?
Zieleinlauf nach 21:00 h in Braunschweig. So früh im Vergleich zu gestern. Was macht man mit einem so langen Abend?
 
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Am Montag noch meine kurze Rückfahrt (180 km). Die wollte ich wieder locker absolvieren. Mein Bein war immer noch nur eingeschränkt beugungsfähig. Trotz Vorhersage hatten wir keinen einzigen Regenschauer bis einmal vor Tabarz ein paar Tröpfchen.
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Auf meiner Heimfahrt in Bad Pyrmont fing es dann an zu schütten. Klar da wo es bergauf geht. Schaumdeckel aufgezogen und weiter.
Sonne vor dem Köterberg
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Bis nach Hause hatte ich dann 4 Wolkenbrüche. Das war mir dann egal, da eine Dusche und das Essen absehbar warteten. Heute Abend sollte es Gulasch mit Nudeln satt geben. Herrlich.
Was für eine Tour. Mein Kopf ist voll mit Bildern. Bin zufrieden mit mir. Danke für die Einladung Holger und deine Toleranz. Guter Trainingsreiz :cool:
 

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Super Leistung! Respekt! (y)
Den "flachen Anstieg" kenne ich nur zu gut. Mit dem Rennrad macht er Spaß. :sneaky: Der Radcomputer hat da läppische 33% gemessen.
 
Einfach nichts darüber schreiben, etwas warten und dann sagen, dass es phantstisch und spielerisch war.
Ist ja auch nur meine Übertreibung, damit ich mich als Held fühlen kann. Es war im Prinzip nicht der Rede wert. Die meiste Zeit haben wir auf irgendwelchen Bänken gesessen oder im Gras gelegen und uns gesonnt. Ab und zu ein Eis und ein bisschen fahren bis zum nächsten Stop.
Holger Schaltung war auch in Ordnung. Das hat er nur gesagt, damit ich mich besser fühle.
 
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Was für ein geiler Bericht! Ich musste so lachen gerade! Schade, dass wir uns nicht auf dem Fichtelberg getroffen haben- wäre witzig gewesen!
 
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