Unterschiede Radius Viper zu Peer Gynt?

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Mir wurde ein Radius Viper angeboten, das der Vorbesitzer, der meine Vorliebe für Langlieger kennt, offensichtlich in liebevolle Hände abgeben möchte, was sich auch im fairen Preis niederschlägt. Nun habe ich schon einige Langlieger und weitere HPVs, die bebastelt werden wollen oder schon teils aufwendig wieder aufgebaut wurden. Ich frage mich, ob so eine neue Bauart samt zugehöriger Investition und Anfahrt zur Probefahrt / Abholung wirklich für mich Sinn macht.

Was ich inzwischen herausgefunden habe:
- Das Viper ist etwa 30 cm kürzer, wg. kleinerem Hinterrad und Tretlager näher am Vorderrad;
- Es ist angeblich wendiger als Peer Gynt und Dino;
- Es braucht mit 406-er Reifen nur eine immer noch gängige Größe statt zweien, was auf der langen Tour bei Ersatzteilfragen gut ist;
- Das Federelement ist im Gegensatz zu dem schlichten Gummipuffer am PG einstellbar.

Fragen:
- Der Gepäckträger ist Teil der gefederten Gesamtmasse. Wie stark wirkt sich das auf das Fahrverhalten aus? Sollte eigentlich positiv wirken.
- Wie ist die Traktion des Vorderrads? Mein PG hat vorne extrem wenig Gewicht darauf und es untersteuert auf etwas rutschigem Untergrund oder beim Anfahren am Berg ganz gerne.
- Könnte ich den Hinterbau nach Demontage des Gepäckträgers beiklappen? Das macht die Transportlänge deutlich handlicher, da das Zwischengetriebe offensichtlich mit dem Gelenk des Hinterbaus eine Achse teilt und daher keine lose Kette herumschlackert.
- Durch den gemeinsamen Drehpunkt von Zwischengetriebe und Hinterradschwinge sollten Antrittseinflüsse weitgehend eliminiert sein, richtig?

Das Viper ist augenscheinlich eine sehr durchdachte Konstruktion. Es ist nur in meinen Augen nicht ganz so elegant anzusehen wie die "klassischen" Langlieger, die ich zu den schönsten Fahrrädern überhaupt zähle.
Ich wäre für Eure Erfahrungen sehr dankbar!

Viele Grüße, Martin
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Martin,
was sich auch im fairen Preis niederschlägt.

Lass das @Reinhard nicht lesen! Sein Weltbild könnte Schaden nehmen. SCNR


Die Viper!
Dilettant! : - D

- Könnte ich den Hinterbau beiklappen? Das würde die Transportlänge deutlich handlicher machen,

schräge Idee ... das Velo ist mit Sitz bereits 1080mm hoch, da jetzt noch den Hinterbau drunter schwenken? Heissa! Das geht grob so in Richtung gleichschenkliges Dreieck in meiner Phantasie ... oder übertreibe ich jetzt? Bei ausgebautem V-Rad bist Du deutlich unter 2m und eine Gabel zwischen Fahrer- und Beifahrersitz finde ich ganz romantisch ...

Beim Birdy 1 war das so gelöst, dass das Schwingenlager nicht orthogonal zur Fahrtrichtung stand; beim Hinterbau Vorschwenken, kam das Hinterrad *neben* dem Hauptrahmen zu liegen, was dem Packmaß sehr zu Gute kam. Das ist hier natürlich nicht so ...
 
Moin Martin,

Die Viper ist ein schöner Langlieger. Ich hatte mal eine für meine Tochter . Abgrund von Verschleiss war das Zwischengetriebe kaputt und ich habe das einfach durch eine Umlenkrolle (Dopplete) ersetzt . Und da,da Hinterrad auch dullig war habe ich dort eine alte 3x7 eingepflanzt. Das hat Super funktioniert . Ich habe das Rad nur abgegeben da die Gesamtanzahl von Liegerädern erreicht wurde und meine Tochter das Interessse verloren hat.
Gruss

Weliandy
 
Hallo @Weliandy

danke für Deinen Beitrag!
Ein 406-er Hinterrad mit einer 3x7 habe ich auch noch, das ist keine schlechte Idee. Und das Ritzelpaket im Zwischengetriebe sollte sich auch anpassen lassen. Wenn ich die Viper nehme, müsste wohl auch bei mir die eine oder andere Baustelle weichen.

Viele Grüße, Martin
 
hallo ich habe beide
einklappen der Schwinge bringt nix, da es nicht weit genug rumgeklappt werden kann. Wendiger etwas besser als PeerGynt, vor allen Dingen vom Rahmen her, wegen der besser gelagerten Schwinge sehr stabile Strassenlage auch bei schlechten Strassen. Ich habe ein Luftfederelement montiert und zwar etwas kürzer, 125mm, dadurch etwas tiefere Sitzhöhe, fährt sich gut und kein Wippen. Transport im Auto besser, mann kann den Sitz leicht abmontieren. Den Gepäckträger hab ich abgebaut, dafür habe ich eine Satteltasche direkt auf die Rückseite des Sitzgestells gehängt, langt mir.
 
Das Gynt (s. Avatar) fahre ich derzeit wieder, weil letzten Sonntag der dritte HS-11 Bremshebel meiner Viper wieder innerhalb von 18 Monaten undicht geworden ist, natürlich mitten in der Pampa. Die Tretlagerposition ist ganz anders, die der Viper empfinden wir (meine Partnerin hat vor elf Jahren ebenfalls eine Viper erstanden) als angenehmer. Beim Gynt hat man das Gefühl, irgendwie von oben zu treten. Die ersten fünf bis sieben Jahre hatte ich mit dem Gynt nach wenigen Kilometern Knieschmerzen, die dann plötzlich verschwunden und in den folgenden Jahrzehnten nie wieder aufgetreten sind. Auf der Viper hatte ich nie Knieschmerzen.

Die Sturzneigung scheint mir mit dem Gynt etwas höher zu liegen, da die Gewichtsverteilung noch einseitiger auf dem HR liegt. Mit dem Gynt kann man sich am Berg auch rückwärts überschlagen, sehr nett. Nach meinem Eindruck ist das Gynt schneller, als die Vipern. Unsere Vipern paßten am vergangenen Sonntag der Länge nach genau in verschiedene DB Fahrstühle (Fahrtabbruch wegen defekter HS-11), das Gynt müßte man ggf. diagonal bzw. diagonal hoch in den Fahrstuhl wuppen. Alles schon gemacht. Unvergeßlich der famose Frankfurter Flughafen.

Jedenfalls unsere Vipern neigen deutlich stärker zum Einfedern, als das Gynt. Das Viper Zwischengetriebe hat uns so stark genervt, daß wir Rohloffs montiert haben. Seitdem keine Probleme beim Rückwärtsschieben mehr und im Stadtverkehr optimal. Allerdings wird vorn ein größeres Kettenblatt benötigt. Bei mir aktuell 62Z. Das Blech zum Anschrauben des Ständers ist mir bei beiden von mir selbst gefahrenen Vipern (Nr. 1 vom LKW zerlegt) nach knapp zehn Jahren abgegammelt. Das elliptische Rohrprofil stellt sicher, daß keine handelsüblichen Nachrüstlösungen funktionieren. Beim Gynt (gleicher Befund) war das kein Problem, der ganze Gepäckträger ist ein Standardteil.

Anlötteile für Scheibenbremsen haben weder Gynt noch Viper, man ist also auf Felgenbremsen angewiesen. Neuere Gynts haben schon Sockel für V-Bremsen. Nach einer Alternative für die indiskutablen HS-11 Griffe neueren Produktionsdatums suche ich noch. Unsere älteren Maguras funktionieren dagegen seit Jahrzehnten problemlos.

Jedenfalls ggf. viel Erfolg bei Erwerb und Betrieb!
 
also ich habe neue HS33 komplett neu verbaut am Peer Gynt, das ging gut und der gerade Abgang der Bremsleitung geht ebenfalls problemlos.
 
Puh, ich meine dunkel zu entsinnen, daß HS11 und HS33 sich nicht groß unterscheiden. Da der letzte HS11 Kauf gut ein Jahr zurück liegt, entsinne ich aber keine Details. Auch ob sich unter meinem Museum nach je einem Jahr verreckter Maguras noch eine HS33 befindet, müßte ich erst ermitteln.

Der Anbau ist nicht das Problem, sondern die zuverlässig nach ein bis anderthalb Jahren eintretende Undichtigkeit des Geberzylinders. Bei älteren Original-Gynts wird der Anbau allerdings an den fehlenden Sockeln am Rahmen scheitern. Nachdem die erste HS vor gut zwei Jahren nach einjähriger Arbeit an der Viper die Mitarbeit einstellte, habe ich für die erworbenen Ersatzbremse extra den Kaufbeleg aufbewahrt. Wie sich bei deren Ausfall vor gut einem Jahr herausstellte, leider den von der ersten Defektbremse. Da sich Alternativbremslösungen schwer finden ließen, habe ich in den sauren Apfel gebissen und nochmals eine HS montiert, die vergangenen Sonntag mit dem bekannten Schadensbild versagte. Diesmal liegt mir der Beleg vor, aber ich zweifle, ob ich je ein weiteres nach 2015 hergestelltes Magura Produkt montieren werde.

Einerseits habe ich mich auf abschüssiger Strecke bei versagender HR Bremse am Sonntag mit blockierendem VR fast hingelegt, andererseits mußten wir zu dritt auf die Bahn umsteigen was nicht nur deutlich langweiliger war, sondern auch die Kosten für eine neue Magura deutlich überstieg. Wie geschrieben funktionieren alle unsere sieben älteren Magura Felgenbremsen an unseren insgesamt vier LR seit Jahrzehnten völlig einwandfrei. Eine davon seit elf Jahren am VR meiner aktuell aus dem Verkehr gezogenen Viper. Ich gehe daher von einer „Modellpflege“ im Hause Magura aus. Die versagende Bremse befand sich abgesehen von der am LR zu kürzenden Leitung noch im Originalzustand. Originalöl, dank Corona noch nicht nachgestellte Bremsbeläge usw.

Wenn ich regelmäßig nennenswertere Berge hochfahren müßte, würde mich das Einfedern der Viper nerven. Dessen Ausmaß hängt offenbar von der Geometrie Rad - Fahrer(in) ab, vermutlich auch von Masse, Antriebskraft, Trittfrequenz usw. Bei meiner Partnerin mit kurzem Rahmen wippt's schon in der Ebene merklich, bei mir (mittellanger Rahmen) erst bergauf. Das war auch schon vor Umbau auf Rohloff so. Ähnliches ist mir vom Gynt nicht erinnerlich.

Vip20.jpg

Hier noch ein Bild mit dem großen vorderen Kettenblatt, um mit der Rohloff auf Tempo zu kommen. Das Originalkettenschutzblatt ist hier natürlich, jedenfalls was seine Schutzwirkung angeht, eher sinnbefreit. Das SKS Schutzblech war kurz nach Aufnahme einer 150km Tour gebrochen, die gezeigte „Reparatur“ hat die folgenden 140km bis zur heimatlichen Werkstatt jedoch gut durchgehalten.

Allseits gute Fahrt!
 
@Iron Horse und @PG956 :
Danke für Eure kundigen Beiträge!
Die Probleme mit dem übermäßig weit hinten liegenden Schwerpunkt des PG kenne ich auch, die sich auch in einer heftigen Neigung zum Untersteuern äußern, außerdem kann das Anfahren am Berg schwierig werden. Ich verstehe inzwischen die Fahrer, die über dem Lenkkopf einen schmalen Gepäckträger o.ä. montiert haben, auf dem sie Trinkflasche, Werkzeugsatz etc. transportieren. Ich hatte früher vorne einen amerikanischen langen ZZipper montiert, dazu auf langen Touren meinen Schlafsack dort drunter gepackt und das Zeltgestänge auf das Oberrohr, was schon einiges brachte. Inzwischen überlege ich mir, die sehr gut erhaltenen Anbauteile meines PG in einen alten Rahmen der Größe "L" einzubauen, damit ich in der Gesamtlänge weiter nach vorne komme.
Vom Kauf der Viper habe ich letztendlich Abstand genommen, weil ich für deren Rahmen aller Voraussicht zu kurze Beine gehabt hätte: Der Sitz ist weniger weit nach vorne verstellbar als bei PG und Dino und dazu schneidet mir schon beim großen PG, das ich daher auch irgendwie tiefer legen würde, bei Ampelstops etc. die Vorderkante des Sitzes in die Unterseite der Oberschenkel. Dazu habe ich noch einige andere dringliche Baustellen wie z.B. meine Leitra, die ich nicht gekauft habe, damit sie in meiner Fahrradwerkstatt Staub sammeln.

Viele Grüße, Martin
 
Noch ein Nachklapp zu dem @PG956 anscheinend suboptimal erlebten Gefühl, nach unten zu treten. Ich finde das recht angenehm, da ich auf dem Zweirad möglichst auf Clickies verzichte und lieber klassische Pedalkäfige fahre: Bin im Notfall schneller draußen. Weiter hat mir eine genaue Einstellung der Distanz von Tretlager und Sitz geholfen. Das Gefühl nach unten zu treten, war unangenehm, als ich diese Distanz etwas zu weit eingestellt hatte, so dass ich mich die ganze Zeit etwas nach vorne drücken musste.
Nach 30 Jahren mit Langliegern ist mir der Bewegungsablauf dermaßen in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich mich damit ausgesprochen entspannt und effizient unterwegs fühle.
Wirklich Gewöhnungssache...
 
Na, meint Gynt wird demnächst 32 und hat mich mindestens 1x um die Erde getragen. Leicht unentspannt bin ich damit nur in den ersten paar Wochen unserer Beziehung unterwegs gewesen. Nach 10 Jahren hat mir eine umsichtige Autofahrerin das Ding zermarmelt (direkt nach dem Überholen rechts abgebogen, geguckt und nach Vollbremsung quer vor dem Radweg angehalten), nach drei Jahren Herumgefuchtel hat die Versicherung angesichts der schließlich eingerichten Klage plötzlich sogar höheren Ersatz geleistet, als ursprünglich gefordert und ich bin auf Viper umgestiegen. Aus historischen Gründen, mit dem Gynt hatte ich mich auch quer durch Tokio (Stichwort: Langlieger in der Großstadt) und Nippon gelegen, habe ich das gute Stück in unserer Institutswerkstatt später wieder instandsetzen lassen. Steht also bis heute als Ersatzrad zur Verfügung. Die Tretlagerposition ist auch eingewöhnt definitiv anders, als beim Vorgängerrad (aufrecht) und den Vipern und aus meiner und der Sicht meiner Partnerin (die ich auf dem PG LR technisch angefixt habe), unangenehmer. Tretlagerposition und größere Sturzneigung sehe ich als Hauptnachteile des Gynt gegenüber der Viper. Vielleicht noch die Möglichkeit des Rückwärtsüberschlagens. Ansonsten halte ich das Gynt für ausgereifter und, trotz gefühlt ungünstigerer Tretbewegung, für etwas schneller, als die Vipern. Ach so, am Nachmittag des zweiten Fahrtags habe ich immer den Rücken bemerkt, der Netzsitz des W&W scheint mir da vielversprechender. Entspanntes und schnelleres Fahren, als manche Zuschriften in einschlägigen Foren erwarten lassen, ist damit aber ohne Zweifel möglich und das Teil läuft, wie auf Schienen...
 
@Iron Horse und @PG956 :
...
Vom Kauf der Viper habe ich letztendlich Abstand genommen, weil ich für deren Rahmen aller Voraussicht zu kurze Beine gehabt hätte: Der Sitz ist weniger weit nach vorne verstellbar als bei PG und Dino ...

Einen habe ich (dazu) noch: Du sollst deine Viper nicht zu flach legen!

VSitzstrebe.jpg

Wenige Tage vor unserer Urlaubstour ist mir vor drei Jahren die rechte Sitzstrebe gebrochen. Natürlich ein Spezialteil, das mir ein Kumpel dennoch auf die Schnelle wieder zusammengedengelt hat, daher die braune Farbe. Am Vortag der Abreise zu unserer Urlaubstour des folgenden Jahres hat es die linke Strebe der ersten nachgemacht. Mangels kurzfristig verfügbarer Schweißgelegenheit mußte ich etwas improvisieren. Die Viper ist kein Leichtgewicht. Das hat den Vorteil, daß es auf einige Gramm mehr nicht mehr ankommt... Noch flacher läßt sich ein Vipersitz kaum legen!

An meiner ersten Viper, die ein LKW nach zehn Jahren zusammengeschoben hat, waren die Streben bis dahin intakt. Gleiches gilt für die Viper meiner Partnerin, die gleich alt ist, wie meine. Bei beiden war die Sitzstellung etwas steiler, als bei den versagenden Streben.

Druckprobleme habe ich auch bei flachem Viper Sitzwinkel keine. Beim Gynt könnte ich mir die eher vorstellen, wobei ich den Streben da flachere Winkel zutraue. Von der Tretlagerposition stelle ich mir flachere Winkel da jedoch noch ungünstiger vor. Probiert habe ich's aber nicht.

Links im Bild eine ältere HS (ebenfalls HS11, wie ich zwischenzeitlich nachgesehen habe), die seit Jahren keinerlei Dichtproblem hat. Bei meinen drei HS11 Inkontinenzwundern geht die Leitung direkt aus dem Bremsgriff heraus.
 
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