Unfall mit Liegerad in Stuttgart Bad Cannstatt

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Der geschädigte Liegeradfahrer hat sich zum Vorfall in diesem Thread noch nicht zu Wort gemeldet, oder?

Folglich wird es auch keiner sein, der hierim Forum angemeldet ist. Das würde ich zumindest mal mutmaßen.

Tja, nicht nur die Stuttgarter Nachrichten scheint Hellseher zu beschäftigen.

Gerade kam meiner Tochter heim.
Auf Nachfragen antwortete sie:

"Gestern morgen lag vor der Schule jemand auf der Straße. Weiß nicht ob der nur bewusstlos oder sogar tot war.....

Den Armen Radler scheint es ja schon ziemlich erwischt zu haben.

Nicht jeder hat daß dringende Bedürfnis alles und jederzeit zu publizieren @Tüddel
Manche erholen sich nach so einem Crash erst einmal im Krankenhaus und versuchen das erlebte zu verarbeiten.
 
Eigentlich müsste der Text wie folgt lauten:

"Da sich vor der Einmündung zur Wilhelmstraße auf der Geradeausspur ein Rückstau gebildet hatte, fuhr der Autofahrer fahrlässigerweise auf die Gegenspur, um so links an den Wartenden vorbeizufahren und später in die Wilhelmstraße einzubiegen.

Eigentlich müsste das lauten: Um die staubedingte Wartezeit zu vermeiden fuhr der Autofahrer vorsätzlich vorschriftswidrig auf die Gegenfahrbahn und befuhr diese entgegen der Fahrrichtung um so links am Stau vorbeizufahren.
Dabei übersah der Mann den 52-jährigen Liegeradfahrer, der in die entgegengesetzte Richtung unterwegs war. Er kollidierte mit dem Liegeradfahrer und verletzte diesen schwer. Ein Notarzt kümmerte sich um den Mann, der zum Unfallzeitpunkt keinen Helm trug, was für den Unfallhergang völlig irrelevant ist, da keine Inforamtion über die Art der Verletzung vorliegt. Der Verletzte wurde in der Folge in ein Krankenhaus gebracht. Der Sachschaden wird auf über 4000 Euro geschätzt."

Offenbar aus Mangel an Aufmerksamkeit beachtete er hierbei nicht den Gegenverkehr, missachtete bei seinem egoistischen Verkehrsverstoss dessen Vorrang und rammte dadurch frontal einen vorrangberechtigten Liegeradfahrer, der die Gegenfahrbahn in korrekter Fahrtrichtung befuhr. (...) Keiner der beiden Unfallbeteiligten trug einen Helm - statistisch sind Kopfverletzungen bei Verkehrsunfällen bei Autofahren deutlich häufiger als bei Radfahrern. Ob und inwieweit ein Helm die Verletzungen des Liegeradfahrers gemindert hätte ist aufgrund der polizeilichen Unfallmeldung nicht ersichtlich - klar ist jedoch: das Gefährdungspotential von 1,5 Tonnen Metall, die ohne Rücksicht, Aufmerksamkeit auf die Umwelt und unter Mißachtung der Straßenverkehrsordnung mit hoher Geschwindigkeit auf engem Raum bewegt werden lässt sich durch einen Helm beim Unfallgegner nicht kompensieren.
 
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Na, es ist wirklich auffällig, wie stark ein "nicht getragener Helm" in Berichtserstattung einfließt.
Vollkommen nebensächlich für die Berichtserstatter, ob der Fahrradfahrer Verletzungen am Kopf, Fuß, Arm oder überhaupt erlitt - regelmäßig wird auf fehlende Helme hingewiesen.

Ab und an werden auch getragene Helme erwähnt - deutlich seltener jedoch, als es fehlende Helme in die Berichtserstattung schaffen.
 
Die originale Überschrift

Autofahrer kollidiert mit Liegefahrrad – Mann schwer verletzt

verdient btw. auch eine Korrektur. Wie wär's mit:

Stau war ihm zu lang - Geisterfahrer rammt Fahrradfahrer frontal, Mann schwer verletzt
 
"nicht getragener Helm"
Man hätte auch genauso gut schreiben können:
"Der Unfallverursacher hatte keinen Führerschein dabei."
Im vorliegenden Fall hätte es dieselbe sachdienliche Aussagekraft: absolut keine.

Vom manipulativen Charakter her — der ja grundsätzlich falsch, weil assozial, ist — gäbe es dann zwar keinen Unterschied. Es wäre aber wenigstens in Richtung dessen, der sich hier jedwede Fragestellung gefallen lassen muß, sofern man unterstellte, daß auf Seiten der Redaktion ein Mindestmaß an Emphatie von Interesse wäre.
 
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Hier ist übrigens die originale Pressemitteilung der Polizei Stuttgart:
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/110977/4433022

POL-S: Auto kollidiert mit Liegefahrrad
Stuttgart-Bad Cannstatt (ots)

Ein 51 Jahre alter Opel-Fahrer ist am Donnerstagmorgen (07.11.2019) in der Brunnenstraße mit einem 52 Jahre alten Radfahrer kollidiert, dabei hat der Radler schwere Verletzungen erlitten. Der Autofahrer war gegen 07.05 Uhr in der Brunnenstraße in Richtung Wilhelmsbrücke unterwegs. Da sich vor der Einmündung zur Wilhelmstraße auf der Geradeausspur ein Rückstau gebildet hatte, fuhr der Autofahrer auf die Gegenspur, um so links an den Wartenden vorbeizufahren und später in die Wilhelmstraße einzubiegen. Dabei kollidierte er mit dem 52-Jährigen, der auf seinem Liegefahrrad in entgegengesetzter Richtung unterwegs war. Rettungskräfte, darunter auch ein Notarzt, versorgten den Radler, der zum Unfallzeitpunkt keinen Helm trug und brachten ihn zur weiteren Versorgung in ein Krankenhaus. Der Sachschaden wird auf über 4.000 Euro geschätzt.



Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Stuttgart
Pressestelle
Telefon: 0711 / 8990 - 1111
E-Mail: stuttgart.pressestelle@polizei.bwl.de
Bürozeiten: Montag bis Freitag 06.30 Uhr bis 18.00 Uhr

Außerhalb der Bürozeiten:
Telefon: 0711 8990-3333
E-Mail: stuttgart.pp@polizei.bwl.de


Was auffällt: Die Pressemitteilung wurde wie so oft offenbar ungeprüft und fast wörtlich von den Stuttgarter Nachrichten übernommen. Die Passage mit dem "übersehen" kommt aber nicht von der Polizei - sie kommt von den Stuttgarter Nachrichten...

Wenn wir diese Meldung mal kurz gegenchecken mit der beruflichen Selbstverpflichtung der Journalisten und Verlage in Deutschland, dem Pressekodex zeigt sich (zitiert die hier relevanten Passagen):

ZIFFER 1 - WAHRHAFTIGKEIT UND ACHTUNG DER MENSCHENWÜRDE
Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse.(...)
Richtlinie 1.3 – Pressemitteilungen
Pressemitteilungen müssen als solche gekennzeichnet werden, wenn sie ohne Bearbeitung durch die Redaktion veröffentlicht werden. (...)
ZIFFER 2 – SORGFALT
Recherche ist unverzichtbares Instrument journalistischer Sorgfalt. Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in Wort, Bild und Grafik sind mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben. Ihr Sinn darf durch Bearbeitung, Überschrift oder Bildbeschriftung weder entstellt noch verfälscht werden. Unbestätigte Meldungen, Gerüchte und Vermutungen sind als solche erkennbar zu machen.(...)
ZIFFER 11 – SENSATIONSBERICHTERSTATTUNG, JUGENDSCHUTZ
(...)
Richtlinie 11.3 – Unglücksfälle und Katastrophen
Die Berichterstattung über Unglücksfälle und Katastrophen findet ihre Grenze im Respekt vor dem Leid von Opfern und den Gefühlen von Angehörigen. Die vom Unglück Betroffenen dürfen grundsätzlich durch die Darstellung nicht ein zweites Mal zu Opfern werden.(...)


Bei den genannten Punkten kann man in meinen Augen durchaus die Meinung vertreten, dass die Stuttgarter Nachrichten gleich mehrfach gegen den Pressekodex verstossen haben:

- nicht gekennzeichnete Übernahme einer Pressemitteilung
- ungeprüfte Übernahme von Informationen
- beschönigende Beschreibung von Täterverhalten zu Lasten des Opfers
- Verbreitung von unbestätigten Vermutungen und Gerüchten

Und das alles sogar noch über das ohnehin in der Polizeimeldung vorhandene hinaus. Für eine Presseratsrüge würde das vielleicht nicht reichen - auf der anderen Seite: Versuch macht klug. Wer also überlegt, ein Feedback an die Stuttgarter Nachrichten zu schreiben kann auch überlegen, eine Beschwerde beim Presserat einzureichen. Sollte die wider Erwarten durchgehen hätte das einen Vorteil: Das beschönigende "übersehen" würde möglicherweise höchst offiziell als unangemessene Berichtserstattung gekennzeichnet. Presseratsentscheidungen sind zwar nicht verbindlich und haben schon gar keinen Gerichtsurteilscharakter - wahrgenommen werden sie in der Branche aber durchaus. Beschwerdemöglichkeit online auf der oben verlinkten Webseite des Presserats.

Nota bene noch ein kleines Schmankerl: Die Polizei schreibt:

fuhr der Autofahrer auf die Gegenspur, um so links an den Wartenden vorbeizufahren und später in die Wilhelmstraße einzubiegen.

Die StVo sagt jedoch:

VwV-StVO zu § 5 Überholen und § 6 Vorbeifahren

1 An Teilnehmern des Fahrbahnverkehrs, die sich in der gleichen Richtung weiterbewegen wollen, aber warten müssen, wird nicht vorbeigefahren; sie werden überholt. Wer durch die Verkehrslage oder durch eine Anordnung aufgehalten ist, der wartet.

Mit anderen Worten: Die Polizei kennt die StVo nicht und die Presse überprüft die Aussagen der Polizei nicht.

Was mich inhaltlich interessieren würde ist, ob dieses Verhalten eigentlich legal ist - gängig ist es ja. Sowohl in der Geschmacksrichtung: Die Busspur rechts von der Autospur benutzen, um am Stau vorbeizufahren und dann rechts abzubiegen (oder ganz clever weiter geradeaus zu fahren) -> das ist klar illegal. Auch gerne genommen auf der Autobahn: Standspur benutzen um im Stau schneller zur Autobahnabfahrt zu kommen. Auch illegal. Wie ist es aber mit links am Stau vorbeizufahren um auf eine Linksabbiegerspur zu kommen, die erst deutlich weiter hinten anfängt? Kommt mir auch illegal vor, eine Regelung dazu ist mir aber nicht geläufig und habe ich in der StVo auch nicht gefunden. Allerdings muss man bei einem solchen Vorgehen um final auf die Abbiegerspur zu gelangen idR eine durchgezogene Linie überfahren und häufig auch noch eine schraffierte Fläche - das wäre dann wiederum klar verboten.
 
Zuletzt bearbeitet:
des ach so schändlichen Journalisten

Es gibt sehr umfangreiches Material zum Thema Mitarbeiterzufriedenheit, auch Studien, die schon über 40 Jahre laufen. Am wichtigsten ist, wie gut die Mitarbeiter ihre Arbeit erledigen können. Klassisches Positivbeispiel sind Genforscher. Bekommen alle nötigen Ressourcen und können sich austoben, haben viel Freiheit. Klassisches Negativbeispiel sind Journalisten. Kein Budget und quasi keine oder kaum Freiheit, worüber sie in welchem Tenor berichten dürfen.
 
Der Verursacher und dessen mutwillige Gefährdung Anderer ist klar herauszulesen:
Da sich vor der Einmündung zur Wilhelmstraße auf der Geradeausspur ein Rückstau gebildet hatte, fuhr der Autofahrer auf die Gegenspur, um so links an den Wartenden vorbeizufahren ..
Was mich allerdings noch weit stärker stört, als die Erwähnung von "kein Helm" durch die Stuttg. Nachrichten, ist die gleichermaßen erfolgte Erwähnung in der ursprünglichen Polizei-Pressemitteilung.

Dies motiviert die Schreiber dazu, eine ähnliche (den Helm erwähnende) Schreibweise in Artikeln, Zeitschriften, Berichten .. zu verwenden.
Leider keine Seltenheit, dass ein für den Unfallhergang komplett irrelevanter (fehlender/getragener) Helm in Polizei-Pressemitteilungen Erwähnung findet.

Kann dort angesetzt werden? Wohl nur umständlich - denn der erwähnte Helm ist meines Erachtens kein Zufall, sondern interne Richtlinie.
 
Was mich allerdings noch weit stärker stört, als die Erwähnung von "kein Helm" durch die Stuttg. Nachrichten, ist die gleichermaßen erfolgte Erwähnung in der ursprünglichen Polizei-Pressemitteilung.

Das stört mich nicht. Die Pressemitteilungen der Polizei sind Informationsangebote zur Weiterverwurstung durch Journalisten, keine Nachrichten für Endanwender. Die Aufgabe der Pressestelle der Polizei ist das Liefern von Informationen, die Aufgabe der Journalisten ist das Auswählen, Verdichten bzw. Erweitern und Aufbereiten der Informationen. Wie jede Pressestelle ist auch die Polizei zwangsläufig weder vollkommen neutral noch sind die Informationen vollständig - das ist auch gar nicht der Anspruch und auch nicht die Aufgabe einer Pressestelle. Wie jede Pressestelle wird auch die der Polizei versuchen, "Rand"informationen mitzuliefern, die sie als möglicherweise nützlich, interessant für ihr Zielpublikum (die Journalisten) oder in ihre eigene Agenda und Argumentation passend erachten. Daran ist nichts Verkehrtes - das ist die Aufgabe einer Pressestelle.
Der Fehler ist, dass die Journalisten die Pressemitteilungen eins zu eins übernehmen und weder hinterfragen noch aufbereiten. Mit anderen Worten: Ihren Job nicht machen.

Natürlich könnten sie bei der Polizei anrufen und fragen, was es mit dem Helmkram auf sich haben soll in Zusammenhang mit diesem Unfall. Natürlich könnten sie mit zwei Klicks die StVo finden und lesen und natürlich könnten sie sehr schnell sich einen Überblick über den Stand der Wissenschaft und die polarisierenden Meinungen zu Fahrradhelmen verschaffen und diese ausgewogen darstellen. Tun sie aber nicht. Aus Zeitmangel, aus Faulheit, aus einem Mangel an Professionalität, wegen einer miserablen Ausbildung oder einem ebensolchen Berufsverständnis - warum auch immer.

Entschuldigung kann das keine sein - sie machen schlicht ihren Job nicht. Wie der aussieht und was die Aufgabe von Journalisten in einer Demokratie ist wird seit Urzeiten gelehrt, im Volontariat, an der Uni und in Lehrbüchern. Jetzt kann man natürlich sagen "was macht das schon bei so einem Lokalkram". Eine ganze Menge. Weil es eben auch da die öffentliche Meinung bestimmt und weil auch die Polizei mal irrt und, gelegentlich völlig unabsichtlich, hanebüchenes Zeug raushaut und so Opfer zu Tätern macht. Hab ich vor 30 Jahren mal erlebt bei einem tödlichen Verkehrsunfall. Da saß ich am Redakteursschreibtisch und hab routinemäßig nachgehakt vor der Veröffentlichung und das hat sich gelohnt. Für die Verwandten des Opfers hat es einen himmelweiten Unterschied gemacht und für die öffentliche Meinung über das Unfallopfer auch. Sowas prägt.

Dass die Stuttgarter Nachrichten stattdessen der Polizeimeldung routinemäßig noch das "übersehen" hinzufügen, das da gar nicht drin stand, und so den Verursacher in Schutz nehmen (mutmaßlich ohne ihn überhaupt gefragt zu haben wie das mit dem Übersehen denn war, es also schlicht erfunden haben) setzt dem Ganzen noch die Krone auf.
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Kann dort angesetzt werden? Wohl nur umständlich - denn der erwähnte Helm ist meines Erachtens kein Zufall, sondern interne Richtlinie.

Hast Du dafür irgendeinen Beleg oder kann man das unter Verschwörungstheorie abhaken?
 
Es gibt sehr umfangreiches Material zum Thema Mitarbeiterzufriedenheit, auch Studien, die schon über 40 Jahre laufen. Am wichtigsten ist, wie gut die Mitarbeiter ihre Arbeit erledigen können. Klassisches Positivbeispiel sind Genforscher. Bekommen alle nötigen Ressourcen und können sich austoben, haben viel Freiheit. Klassisches Negativbeispiel sind Journalisten. Kein Budget und quasi keine oder kaum Freiheit, worüber sie in welchem Tenor berichten dürfen.

Das ist aber mehr als stark verkürzt. Der bestimmende Faktor heisst "Autonomie", das kann man so darstellen, wie Du es getan hast - trifft es aber in meinen Augen nicht so ganz. Und er ist einer von mehreren dominierenden.

Was die Unabhängigkeit von Journalisten angeht: das ist sogar gesetzlich geregelt, zuvorderst in Artikel 5 des Grundgesetzes und im Detail im Presserecht. Zusätzlich ist die redaktionelle Unabhängigkeit meist noch mal via Redaktionsstatuten verankert.

keine oder kaum Freiheit, worüber sie in welchem Tenor berichten dürfen

hört sich schon stark nach "gleichgeschalteter Lügenpresse als Sprachrohr der Mächtigen" an. Das wolltest Du vermutlich nicht sagen, kann man aber so lesen. Das stimmt erstens nicht und entschuldigt zweitens die Journalisten mindestens so stark wie "übersehen" beim Fahrradunfall. Die Journalismusforschung beschäftigt sich schon seit mindestens 30 Jahren mit der Schere im Kopf von Journalisten, die in vorauseilendem Kadavergehorsam Dinge tun, die niemand von ihnen verlangt hat. Auch nicht der böse Chefredakteur.
Klar gibt es Käseblättchen, Werbeblättchen und Traktate, bei denen die redaktionelle Unabhängigkeit wenig gilt wenn der Anzeigenkunde drohen könnte - bei einer Meldung über einen Verkehrsunfall aber wohl kaum. Klar gibt es eher linke, eher liberale oder eher konservative Zeitungen und auch Tendenzbetriebe und manches kommt nicht durch die Redaktionskonferenz - das ist aber ein himmelweiter Unterschied zu dem, was Du hier behauptest.
 
Hast Du dafür irgendeinen Beleg oder kann man das unter Verschwörungstheorie abhaken?
Ja, ist nicht allzu schwer: die fahrradspezifischen Polizei-Pressemitteilungen zu Unfällen der letzten drei bis vier Jahre, welche ich las, weisen diese "Besonderheit" - eine Erwähnung zur Helmanwesenheit - häufig auf. Wobei die Häufigkeit sich bei verschiedenen Bundesländern unterscheidet.

Woher sonst soll ich das Wissen um die Häufigkeit erlangt haben? Welche Art von Verschwörungstheorien umfasst bitte Polizei-Pressemitteilungen zu Unfällen mit Fahrradfahrerbeteiligung? :confused:
Daran ist nichts Verkehrtes - das ist die Aufgabe einer Pressestelle.
Aufgabe ist nicht, für Unfälle unerhebliche Aspekte wiederholend zu publizieren, das ist eine Art der konditionierenden Verknüpfung und bedenklich.
Inwiefern ist eine Erwähnung zur Helmanwesenheit hilfreich für die Weiterverarbeitung, inwiefern unfallrelevant, gerade wenn der Unfallverursacher nicht auf Fahrradfahrerseite zu suchen ist?
Entschuldigung kann das keine sein - sie machen schlicht ihren Job nicht.
Wo liest Du etwas von einer Entschuldigung? Mich(!) stören Polizei-Pressemitteilungen zu Fahrradfahrerbeteiligung bei Unfällen, wenn diese Mitteilungen einen Helm erwähnen. So, wie ich es schrieb.
Dass die journalistische Arbeit in den Artikel kaum eingeflossen ist und relativierende Formulierungen hineinwandern, finde ich keinesfalls gut.

Allerdings lese ich(!) weniger redaktionelle Berichte über Unfälle mit Fahrradbeteiligung als Pressemitteilungen der Polizei. Interessehalber - da stört mich die Helmerwähnung nun einmal, da irrelevant.

Freundliche Grüße
Wolf
 
Ja, ist nicht allzu schwer: die fahrradspezifischen Polizei-Pressemitteilungen zu Unfällen der letzten drei bis vier Jahre, welche ich las, weisen diese "Besonderheit" - eine Erwähnung zur Helmanwesenheit - häufig auf. Wobei die Häufigkeit sich bei verschiedenen Bundesländern unterscheidet.

Eine Korrelation bedingt noch längst keine Kausalität. Und wenn die Korrelation noch dazu mehr als lückenhaft ist liegt eine Kausalität sehr fern. Also doch Verschwörungstheorie.


Aufgabe ist nicht, für Unfälle unerhebliche Aspekte wiederholend zu publizieren, das ist eine Art der konditionierenden Verknüpfung und bedenklich.
Inwiefern ist eine Erwähnung zur Helmanwesenheit hilfreich für die Weiterverarbeitung, inwiefern unfallrelevant, gerade wenn der Unfallverursacher nicht auf Fahrradfahrerseite zu suchen ist?

Die Pressestelle ist die Marketingabteilung der Polizei. Was die an die Journalisten schicken sind im Prinzip Bulletpointlisten mit Dingen, die in irgendeinem Bezug zum Ereignis stehen. Oder es könnten welche sein (wäre wahrscheinlich sogar besser - dann müssten die Journalisten die Sachen bearbeiten anstatt sie einfach per copy-paste zu veröffentlichen).

Die vorliegende Pressemitteilung könnte Anlass sein für:
- einen intensiveren Bericht über den Unfall und die Beteiligten
- eine Reportage über Berufsverkehr an der Unfallstelle, in dem Ort oder generell
- eine Reportage über Leute, die auch im November mit dem Rad zur Arbeit fahren und die Vor- und Nachteile die das hat
- eine Reportage über Liegeradfahrer
- einen Bericht über asoziales Fahrverhalten und dessen Entwicklung über die Zeit
- eine Reportage über die Tragequote, die Wirksamkeit oder Nichtwirksamkeit von Fahrradhelmen (in der auch das häufige Thematisieren dieser in Polizeipressemeldungen Thema sein könnte ;))
- ein Bericht zur Verkehrsführung und Unfallhäufung an dieser Stelle und mithin zur Verkehrspolitik der betreffenden Stadt
- Eine Reportage über den Verkehrsrambo, der in jedem steckt
- einen Bericht über die bauartspezifischen Vor- und Nachteile von Liegerädern bei Unfällen
etc. etc.

Aus einer einzelnen solchen Meldung kann viel entstehen. Wenn der Journalist will, aufmerksam ist und Zeit hat (was leider heute alles drei selten geworden ist). Auch und wegen der Erwähnung von Nebenaspekten. Dass Du festlegst was die Aufgabe einer Pressestelle ist glaube ich eher nicht. Du liest Rohmaterial anstatt Konsumentenmaterial und beschwerst Dich, dass das für Dich nicht mundgerecht ist - unter völliger Verkennung der Tatsache dass Du nicht die Zielgruppe bist.

Allerdings lese ich(!) weniger redaktionelle Berichte über Unfälle mit Fahrradbeteiligung als Pressemitteilungen der Polizei.

Da ist jetzt die Frage warum? Wahrscheinlich doch, weil die redaktionelle Berichtserstattung in der Regel keinen Mehrwert bietet, weil sie lediglich die Pressemeldung wiedergibt und dabei oft genug noch deren Inhalt verzerrt? Würdest Du mehr redaktionelle Meldungen lesen, wenn sie einen Mehrwert gegenüber der Pressemeldung der Polizei böten? Eben.
 
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