AW: Und nun der Midracer
Hallo,
Ich finde alte Rezepte wirklich sehr interessant, außerdem ist der Quark-Leim wirklich "Bio", umweltfreundlich und nachhaltig.
Auffällig ist aber, dass hier immer wieder von mangelnder Festigkeit der Verklebung zu lesen ist, dennoch, so wird behauptet, wäre dieser Leim dem Industrie-Leim überlegen.
Nein es geht hier um das Versagen gegenueber einer eher idealisierten Anforderung.
Diese lautet die Bindekraft des Leimes muss hoeher sein als der innere Zusammenhalt des Materials, hier des Holzes.
Das erfuellen die meisten als Holzleim angebotenen Kleber nicht mal ansatzweise, weil das beim aushaerten des Leimes entstehende Mateial, z.B. das PVC beim Weissleim, wenn es vollstaendig ausgehaertet ist, und alle Weichmacher rstlos verflogen sind, gegen das Holz betrachtet, in vielen Parametern, z.B. schon bei 40°C, in Zug und Druckfestigkeit, gar keine Chance mehr hat.
Wenn man aber in der Praxis wirklich so extrem testet machen sich natuerlich kleinste Fehler in der Oberflaechenbeschaffenheit, wie auch der Struktur und Zusammensetzung des Materials, Holz ist eben nicht gleich Holz, bemerkbar.
Beim Quarkleim stelle ich mir als Chemiker die Frage, warum dieses "Gemisch" aus verschiedenen natürlichen Stoffen besser sein soll, als industriell produzierter Leim.
Nun das eigendlich klebende Material ist das basisch aufgeschlossene Eiweiss Casein ...
Warum das ausgerechnet so hervorragend zum kleben von Holz geeignet ist wissen nur die Goetter.
Fuer den Menschen ist nur wichtig das er herrausgefunden hat das es so ist.
Bei der Herstellung des Quarkes, gerinnt durch die Milchsaeure das Eiweiss Casein und flockt aus, die Anderen Eiweisse, z.B. das Albumin, das auch klebt aber eben besser auf Glas, bleibt in der Molke, auch der ueberwiegende Anteil der Fette, Salze, und der Milchzucker, wird entweder aufgefressen, oder bleibt in Loesung.
Beim Abpressen bleibt nur ein kleiner Rest davon im Quark. In den Caseinflocken, ist nur Casein und Wasser.
wem das immer noch zuviel ist, manchmal ist es das auch, kann den Quark auch selber nocheinmal nachpressen, ich lasse ihn ausfrieren und abtropfen.
Beim anruehren in einem basischem Medium wird das in der Saeure ausgeflockte Casein wieder loeslich ... das ist der Leim.
Der Vorteil von Kalziumhydrat, gegenueber anderen Basen ist das es schon nach kuerzer Zeit CO2 aufnimmt und das entstehende Salz weder Hygroskopisch noch wasserloeslich ist.
Deshalb ist eben Kalk-Kasein-Leim besonders Wasserfest. Auch ist das Kalziumkarbonat nicht mehr basisch und beschaedigt auf Dauer weder das Holz noch das Kasein ...
Schlussendlich ist das entstehende Material, auch als "Kunsthorn" bekannt, trotz aller Verunreinigungen sehr Zug- und Druck- und Temperaturfest.
erheblich hochwertiger als die gern als Leim-Basis hergenommenen Thermoplasten, wie PVC, Polyuhrethan, Piacryl, PE usw. die Liste ist Lang.
Zum Erreichen der Festigkeit müssen chemische Prozesse stattfinden, wobei chemische Bindungen geknüpft werden (jedenfalls ist das beim industriellen Leim der Fall). Vor allem Bindungen im Leim und weniger zum verleimendem Material selbst. Im Quark sind laut Verpackung u.a. enthalten (Bio-Magerquark):
Ja, das Eiweis Casein beginnt nach basischem Aufschluss eine Polykondensationsreaktion, und vernetzt sich unter Wasserabgabe ... das wie das enthaltene Wasser, vom Holz gut absorbiert werden kann.
Ja Polimik kommt immer gut richtig waehre mal die Prozente dazuzuschreiben.
- 13,5% Casein
<0,5% Albumin, nach abpressen, weil in der Restmolke geloest, deutlich weniger
-60% Wasser ( innerhalb des sauer aufgequollenen Caseins )
-20% Wasser in der Restmolke. die die meisten der "Verunreinigungen" enthaelt.
Kohlenhydrahte
Fett
Natrium
-3% Kolehydrate wenn er ganz frisch ist, nach 3Tagen bei 10°C nur noch 0,5% oder weniger das wird ja aufgefressen
Fett deutlich unter 5% normal ist 2,5% nach abpressen oder ausfrieren geht, das immer noch emulgierte Milchfett auch noch mit der Restmolke ab
-0,8% und weniger Salze ... Phosphate, Carbonate, Nitrate, Chloride und Zitrate ... ein ganzer Mix, aber halt nicht in der Substanz der Flocken sondern in der Restmolke, nach Abtropfen oder Abpressen gehen davon noch ueber 50% mit der Restmolke ab.
Fett und Natrium-Salze, sowie Wasser wird nicht zur Haftung beitragen.
Siehe oben, sehr unbedeutende Verunreinigungen, die das entstehende Kondensat ohne Festigkeitseinbusse verkraften kann.
Auch werden die Eiweiße sicher unterschiedlich aufgebaut sein, d.h. manche führen durch andere funktionelle chemische Gruppen zu mehr Verknüpfungen, andere sind deutlich schlechter.
Nein das Casein ist das einzige Eiweiss in der Milch, ja praktisch der einzige Bestandteil der Milch, der sich mit Milchsaeure ausfaellen laesst.
Und die Struktur des Casein ist bei allen Sauegetieren praktisch identisch.
Quark wurde von der Natur nicht zum "Kleben" optimiert.
Der Darwinismus ist auch nur ein Notbehelf, ich sage lieber, wir wissen nicht warum etwas von wem, und wozu geschaffen wurde.
Unser groesstes Problem ist dass immer haeufiger der Quark (Als Lebensmittel!) eben nicht mehr (nur) aus Milch hergestellt wird ...
Fett wird sogar dazu führen, dass die Haftung verringert wird.
Der Anteil ist doch minimal, im zubereiteten Kleber weniger als 1%, und dann auch noch in Troepfchen jeweils in eine Membrane eingeschlossen, so dass nur ein "Fremdkoerper" ist und nichts benetzen kann ...
Als Chemiker würde ich die Bestandteile des Quarks chemisch extrahieren
Das haben die Milchsaeure-Bakterien schon fuer uns erledigt, denn ausser dem Nachwuchs der Saeugetiere, kann kaum ein Lebewesen dieses ausserordentlich robuste Eiweiss (schnell) abbauen.
Ein chemisch behandelter Leim sollte deutlich besserere Festigkeit bieten und reproduzierbarere Ergebnisse liefern als die Mischung "Quark".
Vor dem Boom der Petrolchemie wurde das Casein auf dieselbe Art und Weise, auch Industriell gewonnen, und nicht nur Leime, sondern ein recht hochwertiger Plastikwerkstoff das sogen. Kunsthorn daraus hergestellt. Viele Friseure nutzen auch heutzutage (sehr teure)Kaemme aus diesem Material, weil sie von Natur aus antistatisch sind, und Auch Knoepfe, und Haarschmuck wird auch heute noch gern aus diesem Material hergestellt.
Industrielle Leime haben den Vorteil, dass diese (für den Laien) einfacher zu handhaben sind. (Schnelleres Aushärten, auf "Klebung" optimierte Rezeptur, dauerhafte Bindungen durch Netzwerke bei den Harzen) Hier von Lobbyarbeit zu reden, halte ich für übertrieben.
Quark?!
Optimiert auf den maximalst moeglichen Gewinn.
Du kannst auch heute noch fertigen Kaseinleim kaufen.
Aber die Aufwaendungen der Petrolchemie fuer diverse Klebstoffe sind wohl im promille-Bereich dessen angesiedelt was Kasein und Kalk kostet.
Der Rest der ganzen Optimierung ist wie kriege ich das Zeugs ueberhaupt verkauft ....
Z.B. fuer die Luft und Seefahrt sind ausschliesslich Sperrhoelzer Zertifiziert die mit Aerodux, einem Resorcinharzkleber, oder Kasein verklebt sind ...
Das liegt daran das von der Mehrzahl der bekannten Leim-Stoffe nur das Resorcin-Harz, manche Melamin-Harnstoff-Harze, und Kasein sowohl die Zellulose-Fasern wie auch das Lignin benetzen koennen, und an Ihnen chemisch anbinden, PVC, PU, PE, Epoxy und Acryl benetzen jeweils nur eine Komponente, und nur Resorcin, Melamin, und Kasein-leime bleiben diffusionsoffen, und nur Resorcin und Kasein sind gleichzeitig Zug, Druck, Hitze und Wasserbestaendiger als das Holz selbst.
Wenn die Quarkrezeptur so viel besser wäre, würden die Handwerker nicht industrielle Leime bevorzugen, sondern ihren Magerquark aus dem Kühlschrank nehmen. Das tun sie aber nicht. Warum wohl?
Weil sie als Lehrlige faul waren, nicht aufgepasst haben und dann von dem wenigen gelernten auch noch den Rest vergessen haben.
Es ist ja nicht nur das Casein ...
Glaube mir, manch einer bisse sich boese in Hinterteil, wenn es den huelfe ...
Die Workshop's meines Onkels sind jedes Jahr gut besucht, und werden gut bezahlt ...
Leider ist viel, sehr viel, tradiertes Wissen verlorengegangen.
Und das Oel ist irgendwann (bald,) alle ...
Das andere Problem ist, das Du gar nicht weisst wie aufwaendig und komplizeirt die Anwendung von Resorcin- oder Melamin-Harz-Leimen ist,
wenn man wirklich deren volles Potential auschoepfen muss. Da muessen mehrere Komponenten genauer als 2% gemischt werden, exakt zum mischen eine bestimmte Zeit geruehrt werden, danach wieder exakt eine Mindestzeit zum entgasen abstehen. Dann muessen die sorgfaeltig vorbereiteten Klebeflaechen
bestrichen werden, dann muessen Diese eine genau definierte Zeit die Loesemittel abdampfen, und dann bleiben praktisch nur noch wenige Sekunden "offene Zeit" um die Teile zusammenzufuegen und zu verpressen. Dabei muessen auch Temperatur und Luftfeuchtigkeit sehr exakt stimmen, und das Ganze mit Haut und Atemschutz, den Absaugung ist NoGo, den starke Luftbewegungen sind in der Technologie nicht vorgesehen ...
Tragende Holzteile, und besonders Tragende Teile die der Witterung ausgesetzt sind, kann und darf man garnicht mit anderen Leimen kleben, ausser man kann noch Kaseinleim herstellen mit dem auch in der Holz und Moebelindustrie, bis in die 60ger, und im Handwerk bis in die 70ger Jahre gearbeitet wurde.
Viele Holzhandwerker, meiden schon wegen der enormen Gesundheits und Umweltriesiken, fuer sich und ihre Familien, wo immer es geht die modernen Klebstoffe. Wer Leukemie, Krebs, Allergien oder nur hartnaeckige Exzeme als Berufs(er)folge, in der Familie hat, auch bei Frau, Kindern, Hund und Katze, weil die Schreinerei zu dicht mit dem Wohnhaus zusammen ist, weiss wovon ich rede ...
Auch kann man sich vor den allermeisten schaedlichen Stoffen im praktischen Betrieb garnicht wirklich schuetzen.
Wenn man als Profi z.B jahrzehtelang mit PU-Klebern arbeiten und gesundbleiben will ... brauchst man einen Gewaltigen Aufwand fuer Haut und Atemschutz usw.
Den manche Kundschaft wirklich nicht bezahlen will, gewinne mal Ausschreibungen, Beim Bau oder Gebauedeausruestung, wenn Du auf Umweltschutz, und Arbeitsschutz Deines Personals achtest.
Mit Resorcin oder Melaminharzen ist es nicht anders, selbst die Epoxydharze auf Petrolbasis sind nicht unbedenklich.
Leider ist viel, sehr viel, tradiertes Wissen verlorengegangen.
Achso, wenn Du versuchst Hochwertige Holzleime z.B. um Bauvorschriften fuer Leimholzbalken zu erfuellen, zu kaufen wirst Du merken
wie schwierig Dir Handel und Industrie die Beschaffung dieser eigendlich trivial herzustellender Chemikalien macht.
Und hört bitte auf mit dem viel zu einseitigen Bild der "bösen Chemie", die den Leuten nur "Schrott" verkaufen und die Umwelt zerstören will. Chemie hat viel zu unserem heutigen Wohlstand und technischen Fortschritt beigetragen.
Ja und man bietet Dir dann, dafuer (Pseudo-4D)Weissleim an, und es sind nicht nur Sporthallen die dann wenn der Leim versagt einstuerzen, und Menschen getoetet werden, bei Privatbauten, oder weniger auffaelligen Faellen kehrt man das ja unter den Tisch ... Die Industrie hat daran verdient, wer ist verantwortlich?
Das liegt, nicht am Holz, nicht am Kleben an sich, ... selbst im Koelner Dom sind mit Casein, aus dem Quarkrezept, hergestellte tragende Leimholzbinder verbaut, denn ein Industrie gab es damals noch nicht, da wusste Schreiner/Zimmermann was er tut, und nahm nicht die Flasche aus dem Supermarktregal, egal was es ist, haupsache billig, und jemand anderes hat vorher kraeftig dabei abgesahnt ...
mfG
Matthias
PS.
Heute hatte ich ein Gespraech nit einem Nachbarn, der wollte sein Garagentor "Aufdoppeln" und hatte dafuer einen 10l-Eimer Propellerleim gekauft.
Als ich ihm die Gebrauchsanweisung vorlass, in der ausdrucklich geschrieben wird das dieser Leim genau fuer diese Anwendung eben nicht geeigent ist,
und warum er nicht 2 kleine Flaschen gekauft hat ... sagte er ja das verreckt wenn ich den Eimer einmal aufgemacht habe, aber der Eimer ist billiger als 2Flaschen, und wenn ich fertig binn, kippe ich den Rest sowieso in den Gully, der ist ja Wasserloeslich ...
Und der Mann beim Baumarkt hat gesagt, das ist 4D das ist Wasserfest, auch fuer aussen ... Ich habe doch bezahlt, da muss das doch auch halten,
sonst wurden die das doch nicht verkaufen ...
Nein es liegt nicht an Fortschritt der Wissenschaften, auch der Chemie, an sich sondern an denen die damit um jeden Preis, und fuer 25% Gewinn, koennen auch ganze Voelkerscharen ausgerottet werden, keinen Nutzen mehr erzeugen wollen, sondern nur noch "Geldvermehren".