Ich habe jetzt mal mit Technikern von DT, SES, Sapiem, und Schwalbe gesprochen.
Die Reduzierung des Umfangs durch die Speichen halten alle für ausgeschlossen. Da geben eher die Nippel oder die Nippellöcher auf.
Eine Belastung ohne Verformung ist unmöglich, die Frage ist nur die Größe der Verformung.
Ich wundere mich, dass keiner der hier Diskutierenden einfach die Radialbelastungen mal abschätzt und dafür diskutiert wird, ob entweder Speichenzug oder Reifendruck oder beides Verformungen auslösen...
Speichen:
32 Speichen mit xxx N Zug pro Speiche (beim Hinterrad Durchschnittswert li.+re)
Für eine einfache Rechnung mal 1000 N pro Speiche angesetzt.
Weil der Zug nicht ganz radial erfolgt mal durchschnittlich 95% Radialanteil angenommen.
Dann ist die gesamte, über den Umfang anliegende Belastung (32*1000*0,95) = 30 kN
Luftdruck:
622er Rad hat ca. 62,2 cm * Pi Umfang am Felgenboden (real etwas weniger)
Umfang daher: 62,2 *3,1=193 cm
Felgenbreite angenommen (Maulweite): 1,8 cm
Felgenfläche innen daher Umfang * Breite = ca. 350 cm²
pro bar Druck ca. 10 N (= "1 kg") Belastung pro cm² Felgenfläche innen
Dann ist bei 6 bar die gesamte, über den Umfang anliegende Belastung (350*6*10) = 21 kN
Bitte reitet nicht auf einzelnen Werten dieser Annahmen rum. Mir geht's hier nur darum, dass die Belastungen in ähnlichen Größenordnungen liegen und leicht abgeschätzt werden können. Sowohl die Speichen, als auch der Luftdruck bekasten die Felge.
Verformt das die Felge? Ja, sicher. Die Frage ist wie viel. Dies ist für die meisten von uns wohl einfacher zu messen als numerisch zu simulieren.
Ist diese Verfomung relevant?
Da müsste ich selbst erst mal messen, eine Schätzung traue ich mir nicht zu.
Wie kann ich's einfach messen, sowohl für die Speichenspannung als auch für den Luftdruck?
z.B. an ein Formrohr oder anderes Profil 2 Arme anschweissen.
Das Aussenmaß der beiden Arme muss sehr locker (mind. 2 mm Luft im ersten Versuch?) in die Felge reinpassen.
Abstand Arm zur nicht eingespeichten Felge mit Distanzstücken (z.B. Fühlerlehre) messen.
Dann die Felge einspeichen und erneut messen.
Dann den Reifen montieren und nochmals messen.
Für mich selbst ist die Frage selbst zur Zeit nicht relevant, ich werde diesen Versuch daher nicht machen.
Der Messfehler, der durch die "Messung an der falschen Stelle" entsteht ist mit Sicherheit vernachlässigbar.
Eine Messgenauigkeit bis zu 1/10 mm halte ich mit diesem Ansatz für erreichbar und ausreichend.
Ungünstige Paarungen von Reife zu Felge haben anscheinend Probleme.
Passende Paarungen herauszufinden scheint noch nicht ganz einfach zu sein.
Gruß, Harald
PS:
Gut, dass es solche Diskussionen gibt.
Ich erwarte mir hier in diesem Forum mehr Erfahrung und mehr Eigeninitiative als beim nächsten Händler um die Ecke.
(Oder falls relevante Messwerte (> 1 mm?) rauskommen auch mehr als von den Technikern von DT, SES, Sapiem, und Schwalbe ?)
Vielleicht findet sich einer, der den Versuch mal macht und dann hier berichtet.