Trike - Pedelec, ja oder nein

@Klausone Gefällt mir wäre hier völlig unpassend. Aber ich ich stimme dir 100% zu. Ein einseitiger Tritt und ein Netzsitz haben einiges verschoben was nun mühsam mit der/dem Physio und der Sitzschale korrigiert werden müssen. Ohne Motörle, keine Chance.
 
Vielleicht kann man es auch so fassen: Entweder ich will aus eigener Kraft Berge raufkommen, weil ich den Ehrgeiz habe. Dann brauche ich (zumindest am Anfang) eine ausreichend kleine Übersetzung, damit ich je nach Trainingsstand alles raufkomme. Das eigenständige Erreichen des Hügels muss mich dann aber so glücklich machen, dass ich die Langsamkeit und den Zusatzschweiß in Kauf nehme. Oder mir macht das sowieso nix aus, dass ich am Berg gemütlich unterwegs bin. Bin ich genervt, wenn ich so langsam unterwegs bin und gerate deswegen in einen Ehrgeiz, zu dem mein momentaner Trainingszustand nicht passt, werde ich mich möglicherweise übernehmen. Auf jeden Fall macht bergauf Fahren dann keinen Spaß und ein Zusatzantrieb ist sinnvoll.
Ich persönlich bin einerseits zugegebenermaßen recht gut im Saft und andererseits plagt mich auch kein großer Durchschnittsgeschwindigkeitsehrgeiz, sodaß ich im Moment niemals einen Zusatzantrieb wollte.
 
Ich find's ganz simpel: mit Motor fährt es sich weniger anstrengend als ohne. Je hügeliger die Gegend und/oder je mehr Starts und Stops man hat desto deutlicher die Wirkung. Ob man/n das haben will oder evtl. braucht ist dann jeder/jedem selbst überlassen. Ich fahre derzeit ohne, komme aber allmählich ins Grübeln. Wenn ich mich an mein Zox gewöhnt habe und dann wieder mal Trike fahre - gut eingestellte Spur und kojakbereift- spüre ich schon, dass das Ding mehr Kraft kostet.
 
Versteht mich bitte nicht falsch: ich finde jeder soll selbst entscheiden ob das Trike mit oder ohne Motor bewegt werden soll, und ich gönne die Vorteile der Technik allen, die damit wieder mobil werden und sein möchten.

Was mich irritiert die die Ausbreitung der Vorstellung was alles nur mit Motorunterstützung geht. Berge, oder Pendeln, hieß es hier.
Dabei geht alles ohne Motorunterstützung, wenn es keine besonderen Geünde gibt, s.o.
Steigungen bis dick in der Traktionsgrenze lassen sich mit dem Trike entspannter fahren als mit jedem anderen Rad, wenn man den Kopf dafür hat, wenn man von schneller auf länger oder weiter umstellen kann, wenn man den Berg nicht besiegen sondern einfach erfahren will. Das muss man in den Kopf reinbringen — so mancher ersetzt die Kopfarbeit dann doch lieber durch einen dicken Akku. Das finde ich schade. Warum etwas selbst machen, wenn es doch mit Motor leichter geht? Warum unterschätzen wir unsere Fähigkeiten, warum sehen wir nicht, dass sie infolge von Unterschätzung tatsächlich annehmen?

Absehbar sind schon jetzt die Folgen für die Velomobilfahrer unter uns. Noch wecken wir Aufmerksamkeit und gewinnen Respekt wie Anerkennung auf Routen, die sonst nur Rennradfahrer bevölkern. Bald wird das vorbei sein; dann wird man uns nicht mehr fragen was für ein Motor da verbaut sei, sondern ungefragt davon ausgehen, dass da einer drin sein muss, und obendrein getunt.
 
Naja, ich sehe das ja ähnlich aber ich habe für mich entschieden es mit einem Motor zu ordern aus mehreren Gründen:
  1. Ich hab ein Jobrad und da kann ich nachträglich nichts mehr anbauen (zumindest in der Leasing Zeit)
  2. Durch das Sponsoring durch Papa Staat ist der selbst zu zahlende Betrag geringer
  3. Ich möchte so oft wie möglich fahren, hab aber einen Berg zwischen mir und der Arbeitsstätte und da ist der Motor wie gesagt eine gute Motivationshilfe denn ich hab weniger Ausreden vor mir selbst dass es heute ja nicht geht weil.... :) (Also ein wenige Psychologie)
  4. Ich komme nicht ganz so verschwitzt auf der Arbeit an und die Zeit die ich brauche ist nicht ganz so lang. => somit noch mal ein Motivationsverstärker da die Ausrede mit dem Auto geht es so viel schneller auch nicht mehr zieht :)
Ich benutze den Motor aber wirklich nur da wo der Berg "ordentlich" hoch geht und ich kann durch die 9 Stufen gut steuern wie viel Unterstützung ich möchte. Guter Tag weniger, schlechter Tag mehr. Ansonsten bin ich mit dem GTI so flott unterwegs, dass der Motor eh nicht so viel bringen würde.

Ich hab die E-Bike Welle auch lange skeptisch betrachtet bin aber inzwischen echt überzeugt davon denn wenn so noch mehr Leute grade auch zum Pendeln vom Auto zum Rad wechseln ist das eine tolle Sache für die Umwelt aber auch für die Gesundheit des Einzelnen.
Bald wird das vorbei sein; dann wird man uns nicht mehr fragen was für ein Motor da verbaut sei, sondern ungefragt davon ausgehen, dass da einer drin sein muss, und obendrein getunt.
und das verletzt dich in deiner Ehre oder warum diese Bemerkung?
 
und das verletzt dich in deiner Ehre oder warum diese Bemerkung?

Nicht in meiner Ehre, sondern in meiner Würde, denn in der Folge dieses Vorurteils verschwindet der Respekt vor der Leistung des anderen.

Ich sehe im übrigen tausende Radfahrer bei mir unten am Rhein, mit wachsenden Anteilen motorisierter — nur, sobald ich in die Berge abbiege, das Rheintal verlasse und auf den Höhen fahre, bin ich ganz allein mit Rennradfahrern. Nix mehr mit Motoren und deren Motivationshilfe.
Gehe ich dann wandern, sehe ich vermehrt MTB mit E-Motivation auf den Waldwegen und seufze still.
 
Was mich irritiert...

Moin Jupp,
mich irritiert ein wenig die undifferenziert Betrachtung von "Motorunterstützung". Nicht nur hier, auch in anderen Foren, z.B. im Radreiseforum werden alle Formen der eUnterstützung gern in einem Topf geworfen, vom "federleichten" 2,5kg eAntrieb eines Forumsmitglieds bis zu den 7kg(?) Antrieben von Bosch oder Shimano.
Meiner Meinung nach aber sollte in der Argumentation pro oder contra eAntrieb unterschieden werden zwischen einer sanften eUnterstützung am Berg bei den beim Klettern üblichen Geschwindigkeiten von 8-12km/h einerseits und den "horizontalen Treppenliften", welche das bemannte Trike die Rampen mit 20 -25km/h hinaufkatapultieren andererseits.

(...…) Das muss man in den Kopf reinbringen — so mancher ersetzt die Kopfarbeit dann doch lieber durch einen dicken Akku. Das finde ich schade. Warum etwas selbst machen, wenn es doch mit Motor leichter geht? Warum unterschätzen wir unsere Fähigkeiten, warum sehen wir nicht, dass sie infolge von Unterschätzung tatsächlich annehmen?
Mich selbst hat mein eAssistenzantrieb mental gestärkt. Muß ich doch gelegentlich gegen meinen "inneren Schweinehund" ankämpfen, der mir auf ebener Strecke, auf flachen Rampen oder bei aufkommenden schwachen Gegenweinden einflüstert "Gib Strom!" bzw. "Gib mehr Strom!" Ohne eAntrieb kein Mentaltraining(y)

Bei richtigem kalt-feucht-stürmischen Schweinewetter ermuntert mich die Zuschaltbarkeit meines eAntriebs, eine "Erledigungsfahrt" nicht auf den nächsten Tag zu verschieben, sondern sofort anzugehen.

Absehbar sind schon jetzt die Folgen für die Velomobilfahrer unter uns. Noch wecken wir Aufmerksamkeit und gewinnen Respekt wie Anerkennung auf Routen, die sonst nur Rennradfahrer bevölkern. Bald wird das vorbei sein; dann wird man uns nicht mehr fragen was für ein Motor da verbaut sei, sondern ungefragt davon ausgehen, dass da einer drin sein muss, und obendrein getunt.
Das geht den RRlern allerdings auch nicht anders:
E-Rennräder im Überblick
Bafang M800: Neuer Mini-Mittelmotor fürs e-Rennrad
Offenbar gibt es dafür einen Markt.

Übrigens hatten wir das Thema vor zwei Jahren schon einmal: Jedes fünfte Trike mit eAssistenzantrieb?
Tatsächlich ist etwas dran, im Umkreis von einhundertfünfzig Metern von mir werden neben meinem elektrifizierten Trike genau vier Tadpole-Trikes ohne eAntrieb gefahren. Insgesamt aber scheint die eQuote nach meinem Augenschein höher zu sein...

Gruß aus Münster,
HeinzH.
 
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Ich bin ja selbst auch nicht so ein Freund von Elektro-Unterstützung und halte es da im Wesentlichen wie es @Jupp

Ich stimme andererseits dem Punkt von @mws zu:
Ich hab die E-Bike Welle auch lange skeptisch betrachtet bin aber inzwischen echt überzeugt davon denn wenn so noch mehr Leute grade auch zum Pendeln vom Auto zum Rad wechseln ist das eine tolle Sache für die Umwelt aber auch für die Gesundheit des Einzelnen.

Mit dem e-Bike / e-Trikes erreicht man eben auch einen größeren Kreis an potentiellen "Umsteigern" von Auto auf Fahrrad. Im stuttgarter Raum z. B. ist das e-Bike ein Segen, da es Stuttgart abschnittweise bis zu 200 Höhenmeter zu überwinden gilt - teilweise mit bis zu 15 % Steigung. Man muss schon sehr sportlich sein um sich das für den allmorgendlichen Arbeitsweg zuzumuten. Darüber hinaus sind die Überwindung solcher Höhendifferenzen (ohne Elektrounterstützung) ein echter Zeitfresser. Wenn ich den Weg von Haustür zu Haustür mit dem Rad (ohne E-Assist) zurücklege, kostet er mich 1h 45min - eine Strecke wohlgemerkt. Zudem ist mein Arbeitsweg durch Stuttgart alles andere als eine Genussfahrt. Viele Ampelstops, Lärm, schlechte Luft und eben ein starker Aufstieg in etwa auf der Hälfe der Strecke.

Diese Topografie ist eine Zmutung für alle Pendler, die ohnehin sich mit dem Umstieg von Auto auf Fahrrad schwer tun und ideal für ein e-Bike. Müsste ich diesen Weg jeden Morgen zurücklegen, würde ich mir aus praktischen Gründen auch ein e-Bike, oder eben einen Motor am Trike, zulegen . Denn mit dem e-Bike zur Arbeit fahren ist immer noch besser als sich mit dem Auto durch den stuttgarter Verkehr zu quälen.

Glücklicherweise arbeite ich fast ausschließlich im Home Office, so daß mir diese Entscheidung erspart bleibt. Wenn ich doch mal ins Büro fahre, was ca. einmal im Monat vorkommt, fahre ich mit meinem (unelektrisierten) Faltrad oder mit dem Mountainbike bis zum Fuße der Steigung, lasse mich von der Zahnradbahn hochfahren und steige oben in die Stadtbahn um, die mich direkt vor die Haustür meiner Arbeitsstätte fährt. So kostet mich mein arbeitsweg ca. 1h und 15 Minuten - ähnlich schnell wie mit dem Auto oder eben mit dem elektrisch unterstützen Fahrrad. Rein per Rad dauert es, wie erwähnt, 1:45 min zzgl. der "Rüstzeiten" für duschen oder wenigstens "frisch machen". Nahezu 4 Stunden pendeln für 8 Stunden arbeiten - das stünde für mich nicht mehr in einem gesunden Aufwand-Nutzen-Verhältnis.

Fazit: Als Alltags- und Pendelfahrzeug, sowie für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder für Senioren hat auch für mich das e-Bike seine absolute Daseinsberechtigung. Um mit dem Mountainbike am Wochenende allerdings schneller den Berg hochzufahren, um dann noch in den letzten Winkel der geschützten Naturreservate vorzudringen, das allerdings finde ich persönlich erstens ziemlich absurd und zweitens auch aus Sicht des Umwelt- und Naturschutzes sehr bedenklich.

Wer aufmerksam Zeitung liest von Euch, der wird sicher schon mal über den einen oder anderen Zeitungsartikel "gestolpert" sein, in dem das Thema "E-Bike-Boom in den Alpen" mit seinen ganzen Auswirkungen für die Gastwirtschaftsbetriebe in den Bergen sowie für die geschützten Refugien behandelt wird.

Natürlich geht es in diesem Thread um Liegeräder und nicht um Mountainbikes, und unsere Gruppe wird derartige Probleme nicht verursachen. Dafür ist unsere "nerdige" Szene einfach zu klein. Dennoch hat der elektrounterstützte Fahrrad-Boom auch seine Kehrseiten, die insbesondere die Kommunen in den Bergregionen vor enorme Herausforderungen stellt.

Da bleibe ich persönlich lieber rein biomechanisch unterwegs.

Viele Grüße:

Tüddel
 
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Nicht in meiner Ehre, sondern in meiner Würde, denn in der Folge dieses Vorurteils verschwindet der Respekt vor der Leistung des anderen.
Mh willst Du für Dich fahren oder für die Meinung anderer Leute? Ich für meinen Teil bin froh dass ich so viel mit dem Rad fahre und ich bekomme trotz E-Antrieb positive Rückmeldung meiner Kollegen, die es toll finden, dass diese Strecke mit dem Rad zurück lege. Und ich hab inzwischen (mit anderen Maßnahmen zusammen) 10 kg abgenommen weil ich mit dem Rad fahre und viel fitter geworden bin ich auch. Da pfeife ich doch auf die Meinug derer, die sagen das sei alle snicht des Fahrradfahrens würdig :-D

Dennoch hat der elektrounterstützte Fahrrad-Boom auch seine Kehrseiten, die insbesondere die Kommunen in den Bergregionen vor enorme Herausforderungen stellt.
Ohne Frage wie alles gibt es sicher auch hier Schattenseiten aber wie gesagt jeder Pendler der dadurch von Auto zum Rad umsteigt ist ein Gewinn.
 
Klares Ja für
den Motor.
Ohne Motor stand ich oft vor dem Rad, fahr ich jetzt? Och nö, zu weit, zu kalt, zu warm
Jetzt mit Motor frage ich mich nicht mehr, steige auf und ab gehts. Ist somit komplett in meinem Alltag integriert.
Und der Schweinehund ist besiegt...
Ohne Motor würde ich bestimmt wieder zum Auto greifen.
 
Meine Erfahrung ohne E-Unterstützung zu fahren (8 Jahre motorisiert) war erschreckend. Ich hatte versuchsweise das vorhandene motorisierte Vorderrad durch ein normales Laufrad ersetzt. Das Ergebnis, ich kam schon nicht aus der Tiefgarage und meine Geschwindigkeit war nur noch einstellig, sehr mühsam.
Keine 800 Meter weiter, kam der Wechsel zu meinem mittlerweile gewohnten Bafang E-Motor.
Nie mehr ohne Motor.
Norbert
 
Ich hab die E-Bike Welle auch lange skeptisch betrachtet bin aber inzwischen echt überzeugt davon denn wenn so noch mehr Leute grade auch zum Pendeln vom Auto zum Rad wechseln ist das eine tolle Sache für die Umwelt aber auch für die Gesundheit des Einzelnen.
Ich halte das für eine Fehleinschätzung, auch wenn sie in Einzelfällen zutreffen mag. Ich möchte aber auf eine Tendenz verweisen, die ich für gefährlich halte, vor allem auch aufgrund eigener Beobachtungen.
Vorher aber noch ein kurzer Exkurs zum Auto, um zu zeigen, wie ähnlich grundlegende Mechanismen ablaufen können.
Das Automobil hatte ganz am Anfang mal das Potential, die Menschen näher zueinander zu bringen, ihnen Zeit zu sparen durch die höhere Geschwindigkeit und ihre Abhängigkeit (von anderen Menschen, Fahrplänen, Ortsgebundenheit) zu vermindern. De facto hat das Auto insgesamt(zur Erinnerung: ich spreche nicht von Einzelfällen) die Menschen voneinander entfernt. Einsamkeit und Isolierung nehmen ständig zu, nicht nur bei älteren Menschen, obwohl es aufgrund der zunehmenden Automobilität theoretisch noch nie so leicht war, auch weiter entfernte Verwandte zu besuchen und sich um sie zu kümmern.

Da kommen wir auch gleich zur Zeitersparnis: Die Motorisierung ersparte den Menschen keine Zeit, im Gegenteil, z.B. stehen die Menschen heute länger im Stau oder fahren (gezwungenermaßen) weitere Strecken.
Auch die Unabhängigkeit wurde nicht größer, die Abhängigkeiten wurden nur ausgetauscht, z.T. mit fatalen Folgen(Ölkriege, Lärmschäden, Zwang zu weiten Arbeitswegen, etc...).

Ich will diese Punkte nicht eins zu eins auf motorisierte Fahrräder übertragen, aber ich sehe da durchaus ein ähnliches Prinzip. Auch Fahrradmotoren mögen im Einzelfall durchaus sinnvoll und wohltuend sein, in der Bilanz überwiegen für mich derzeit aus eigener Beobachtung die Nachteile einer Massenmotorisierung bei Fahrrädern:

Ich habe nicht den Eindruck, dass vermehrt Autopendler aufs Rad umsteigen. Bestenfalls steigen sie vom unmotorisierten Rad auf ein Pedelec um. Der Hauptanteil der Pedelecs hier im Chiemgau entfällt meiner Beobachtung nach auf Freizeitradler. Auf dem (flachen) Chiemseeradweg beträgt der gefühlte Anteil an Pedelecs 80% mit steigender Tendenz. Hier geht es überwiegend(zur Erinnerung: ich spreche nicht von Einzelfällen) nicht um echte Bedürfnisse, sondern hier läuft ein massiv gesteuerter Trend ab, in dem der Eindruck vermittelt wird, Pedelecs zu fahren sei umweltfreundlich, sportlich und erhöhe das Image. Es wäre aber nur dann umweltfreundlich und sportlich, ersetzte es das Auto, was es aber meiner Erfahrung nach nur selten tut.

Der Autoverkehr hier nimmt nach wie vor ständig zu, und ich sehe Pedelecs jetzt immer öfter auch auf Autoträgern; die Hemmschwelle, das Fahrziel gleich direkt per Rad anzusteuern, scheinen sie in vielen Fällen also schon mal nicht zu erniedrigen.

Was die Koexistenz zwischen unmotorisierten Rädern und Pedelecs betrifft, habe ich eher negative Erfahrungen gemacht. Schon oft erlebte ich sehr gereizte Reaktionen auf beiden Seiten, wenn ein schneller und ungeduldiger Pedelecfahrer an Engstellen überholen wollte oder sich einfach vorbei quetschte, gern auch mit einem verächtlichen oder vorwurfsvollen Blick nach hinten. Dass Motoren die Ungeduld erhöhen und die Selbsteinschätzung beeinträchtigen können, ist ja nichts Neues. Die Stimmung unter Radfahrern ist meiner Erfahrung nach in den letzten Jahren eindeutig aggressiver und aufgehetzter geworden, was zugegebenermaßen nicht nur an den Pedelecs liegt.

Ich sehe da folgende Gefahr: Seit etlichen Jahren beobachte ich da so eine Art Verdrängungskampf, den bisher die "Stärkeren", also die Motorisierten, eindeutig zu gewinnen scheinen. Es steigen also immer mehr Radfahrer, die es sich leisten können, auf Pedelecs um, weil sie nicht zu den belächelten und verachteten "Abgehängten" gehören wollen, die weniger Begüterten dagegen fahren eben weniger oder gar nicht mehr mit dem Rad, weil es keinen Spaß mehr macht oder ihnen zu gefährlich erscheint. Pedelecs mögen zwar immer billiger werden, dennoch finden sich gerade unter den älteren Menschen und Rentnern sehr viele, die sich beim besten Willen kein solches Rad leisten können.

Somit wird der Schutzraum, in dem ungestörtes und entspanntes Radfahren auch für langsamere und "schwächere" Radfahrer möglich ist, immer knapper. Ich beziehe mich hier wohlgemerkt auf subjektives Empfinden, nicht auf tatsächliche Bedrohungen, die von Pedelecs ausgehen. Das Handeln eines Menschen wird eben vorwiegend gerade durch dieses subjektive Empfinden gesteuert, nicht unbedingt von Fakten oder tatsächlichen Risiken.

Fazit: Das Fahren eines motorisierten Rades kann durchaus im Einzelfall sinnvoll, ja ein wahrer Segen sein, sowohl für einen selbst, wie auch für die Umwelt, dagegen halte ich in der Bilanz eine undifferenzierte und allgemeine Massenmotorisierung für Fahrräder für eher negativ, sowohl für die Menschen wie für die Umwelt.
 
Die Stimmung unter Radfahrern ist meiner Erfahrung nach in den letzten Jahren eindeutig aggressiver und aufgehetzter geworden, was zugegebenermaßen nicht nur an den Pedelecs liegt

Ich beobachte das auch, und finde es merkwürdig. Dass sportliche Radfahrer oder Läufer Aggression zeigen, ist mir ein Rätsel. Sport macht gute Laune, keine schlechte. Bei Sportlern mit schlechter Laune stimmt etwas nicht, mit der Einstellung oder dem Körper.
Die nicht-sportlichen Radfahrer mit Aggressionen sind Autofahrer auf dem Fahrrad, die glauben dass es außerhalb des Autos keine Regeln gebe und man auf nichts und niemanden Rücksicht zu nehmen habe.
 
die glauben dass es außerhalb des Autos keine Regeln gebe und man auf nichts und niemanden Rücksicht zu nehmen habe.
Wir sind ja mittlerweile schon so weit, daß durch die hohe Verkehsdichte auf den Auto-Straßen der Aggressions-Level deutlich gestiegen ist, und auch innerhalb dieses Verkehsraumws Regeln immer mehr missachtet werden.
 
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Moin @Caldeon,

Allgemein halte ich Pedelecs für eine sehr gute Sache, weil sie Menschen wieder mehr fürs Fahrrad begeistern, die es ohne elektrischen Rückenwind nicht wieder oder nur selten aufs Rad ziehen würde. Direkt vor meiner Haustür verläuft auch ein Radweg, der am Wochenende gut befahren ist. Mittlerweile würde ich vom Bauchgefühl her sagen, dass 8 von 10 vorbeifahrenden Rädern E-Bikes sind. In der Firma gibt es mittlerweile auch schon Konzepte wie das Job-Rad (Leasing-Modell) - in meinem Alter (40) sehe ich dort vor allen Dingen Kollegen/innen die mit einem S-Pedelec unterwegs sind. Die Dinger sind der Knaller - und m.E. vor allem für Job-Pendler mit Distanzen > 20 km eine echte Alternative zum Auto. Eine tolle Erfindung! Warum werden in Deutschland Autohersteller mit Umweltprämien querfinaniziert, wenn es günstigere und umweltfreundliche Alternativen auf 2 bzw. 3 Rädern gibt?

Aber nun zu deinen Fragen:
... Ich kann mir aber schion vorstellen, wie krass der Unterschied ist, denn ich bin elektrisch unterstützten Fahren schon begegnet und bei Gegenwind durchaus auch neidisch geworden. Da liegt aber vielleicht auch mein Fehler im Denken. Als Aufrechtradler ist man schon ordentlich vom Wind gebremst. Hat E-Antrieb überhaupt ein Vorteil beim Liegerad? Oder sind die 25km/h damit so ohne Hilfe schon so easy erreicht, dass es eigentlich überflüssig ist (bei nicht ganz unsportlicher Fahrpraxis)? Ist ein Antrieb wegen dem Gewicht und dem zusätzlichen Wartungspotential vielleicht sogar nachteilhaft?

Ich selbst habe mich vor einiger Zeit für ein Sprint X (ohne E-Antrieb) entschieden. Für mich war seinerzeit klar, dass ich erst einmal ohne E-Motor unterwegs sein möchte. Daher habe ich mir ein Trike gesucht, das nicht zu viel auf die Waage bringt. Im gemütlichen Modus fahre ich zwischen 25 und 30 km/h. Pedelec-Fahrer überhole ich problemlos. Bei Geschwindigkeiten dauerhaft > 30 km/h bilden sich dann aber auch mal Schweißperlen. Die einzige Sorge, die ich als Trikefahrer ab und zu habe, sind "unsichere" Pedelec-Fahrer vom Typ Rentnerdrohne :) (ist nicht böse gemeint), die mir auf dem Radweg entgegen kommen und wegen des vermeintlichen Platzmangels anfangen zu schlingern.

Das Gute am Trike ist ja, dass du den Motor bei den gängigen Modellen nachrüsten kannst. Der Rahmen kann das - entgegen dem Up - vermutlich locker tragen. So gesehen würde ich mich an deiner Stelle fragen, ob du a) sofort/immer einen Motor haben möchtest, oder ob das b) vielleicht ein Thema für die Zukunft ist.
  • Wenn a) und Geld keine Rolle spielt, dann würde ich in jedem Fall zur S-Pedelec-Variante greifen
  • Wenn a) und Geld eine Rolle spielt, dann wird es kniffelig
  • Wenn b) dann würde ich mit einem nicht allzu schweren Trike anfangen und den Motor bei Bedarf nachrüsten.
Allzeit ein Finger breit Luft unter der Felge,
Pothead
 
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Hallo in die Runde,
ein sehr interessanter Faden. Ich habe mein Trike bewusst ohne Motor gekauft. Warum? Ich bin früher MTB gefahren, ohne Motor, mache ich heute auch noch ab und zu (noch immer ohne Motor). Das Trike ist allerdings ein Freizeitgerät, ich fahre nur für mich.
Ich werde oft von Pedelecs überholt, meist im Tal. Ist ok für mich. Sobald ich abseits der vielbefahrenen Wege bin, das heißt im Wald, oder auf den Berg hinauf, bin ich meist allein, nur ab und zu mal ein MTB, allerdings diese immer öfter mit Motor.
Ich setzte mich selber nicht unter Druck, das heist, ich will den Berg hinauf, aber ich muss es nicht. Wenns klappt, super, wenn nicht, auch nicht schlimm. Da überlege ich mir vorher alternative Wege, wie ich gegebenenfalls abkürzen kann.
Ich mein Kettwiesel erst etwas über 1 Jahr, aber Steigungen von 15% sind kein Problem mehr. Ist halt viel Kopfsache und auch Training. Die Geschwindigkeit spielt für mich keine Rolle. Bergauf gehts langsam, umfallen kann ich ja nicht. Und in der Freitzeit ist für mich der Weg das Ziel. Die Zeit für eine gefahrene Strecke ist da Nebensache.
Und das wichtigste für mich: Trike fahren macht ungeheuer viel Spaß (y)
 
Ich musste die letzte Wochen mit @calimeras Scorpion zur Arbeit fahren...
Der Unterschied ist enorm, vom 14kg Rennrad zum 24kg Deutschlanddreirad machte bei mir ca. 8km/h Verlust im Durchschnitt aus (die hätte ich mit dem Motor auf meinen Strecken aber kaum ausgeglichen).
Jetzt ist die Anstrengung die gleiche, aber ich bin wieder schneller (es gibt nur weniger Punkte beim Winterpokal) und glücklicher :) (Die Erfahrung der neuen Langsamkeit hat mir nicht geschadet).
Für mich ist klar, Claudia braucht den Motor, und sie will einen Motor, schon seit einem Jahr.
Es ist also eine persönliche Entscheidung für Dich, Sven @Caldeon, die bisher genannten Faktoren zu gewichten und auf Deinen Bedarf anzupassen, keine leichte Sache aus der Theorie.
Sicher ist, dass es eine kurze Wahrnehmung in den ersten 50km gibt und eine lange auf den ersten 1000.
Wenn Du Dich nicht entscheiden kannst, wirf eine Münze. Das Gefühl danach weist Dir den Weg.
Mir geht es ähnlich wie @merlin7 , nie mehr mit Trike ;)
Gute Reise auf einem leichten (!) Trike,
Gruß Krischan
 
Moin Krischan!
Der Unterschied ist enorm, vom 14kg Rennrad zum 24kg Deutschlanddreirad... (….)
Für mich ist klar, Claudia braucht den Motor, und sie will einen Motor, schon seit einem Jahr. (…..)
Da stellt sich dann die spannende Frage: Wird es ein relativ leichter eAntrieb, welcher das Scorpion wenigstens unterhalb der 30kg-Schallmauer bleiben lässt? Aber das ist ein anderes Thema als das Thema dieses Threads...
Bis denne,
HeinzH.
[DOUBLEPOST=1544602573][/DOUBLEPOST]Moin Sven!
(.....) Seit einiger Zeit liebäugle ich mit einem Liegetrike. Alle paar Tage gehe ich - hauptsächlich auf der Seite von HP Velotechnik - diverse Konfigurationen durch und kann mich bei einer Detailfrage nicht entscheiden: Hilfsantrieb ja oder nein. (…..)
Dann kannst Du hier sicherlich schreiben, was die "erforschten" Trikes von HP Velotechnik mit serienmäßigem eAssistenzantrieb jeweils wiegen?
Bis denne,
HeinzH.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Unterschied ist enorm, vom 14kg Rennrad zum 24kg Deutschlanddreirad machte bei mir ca. 8km/h Verlust im Durchschnitt aus
Das erscheint mir sehr viel und nur unter Zuhilfenahme von Reifen (etwa PoOne gegenüber Marathon plusplusplus) möglich.
Der Unterschied zwischen Anes Scorpion (Tryker/ M. Racer) und meinem Velomo-Trike (ProOne, G-One beide tubeless) ist maximal 4 km/h. Zumindest in der Ebene (und nur da kann ich mitreden). Auf Touren sind das aber Welten.

Aber ich sehe Deinen Punkt:
Für mich steht Leichtlauf an allererster Stelle (Punkt 1: Reifenwahl!). Erst wenn ich das ausgereizt habe, kann ich über Motorbetrieb nachdenken. Die (Über)kompensation eines Motors durch Verringerung der Effizienz des Rades ist leicht zu schaffen. Und ein Irrweg.

BTW:
Sollte Christiane den Begriff "Alpenrourer" wirklich zunehmend wörtlich nehmen (es steht zu befürchten), habe ich 2 Optionen: 15 kg runter oder Motor.
Also: eine sehr individuelle Entscheidung.

Gruß
Christoph
 
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