Trägheitsmoment des Laufrads ermitteln

AW: Trägheitsmoment von Laufrad ermitteln

Danke für die Erwähnung des Wortes "Fehlerfortpflanzungsgesetz". Bei vielen sogenannten Fach-Diskussionen in diesem Forum, vor allem welchen zur Aerodynamik, habe ich den Eindruck, das würde heutzutage in Physik/Mathe nicht mehr gelehrt.

Gute Frage... Im Zeitalter automatischer Versuchssteuerungen ist die mehrfache Wiederholung samt Statistik so tief verwurzelt, dass kaum noch andere Ideen rumgereicht werden. Die daraufhin gestellte Rückfrage "Wie wiederholt man denn bitte ein Erdbeben?" erschüttert manchmal Welten, und selbst wenn ich's könnte - bei Gedankenwelten sind die Kollateralschäden deutlich geringer. :)

Ich hab's hier jetzt nachgerechnet, weil ich wirklich Bauchschmerzen hatte - was soll ich sagen, das waren nicht nur Phantomschmwerzen, aber bei der Ursache lag ich daneben. Am kritischsten ist die Zeitmessung! Die dürfte bei handbedienter Stoppuhr nicht besser als auf 1/3 Sekunde genau zu haben sein, man muss hier wohl in Richtung 2 Minuten Messdauer gehen.
Rückgerechnetes Beispiel, um die Verhältnisse zu veranschaulichen: Wenn man die Zeit auf 0,3%, die geometrische Pendellänge auf 1,6% und die Masse auf 1,85% genau bestimmt, dann sind die jeweiligen Fehlerbeiträge im Trägheitsmoment alle etwa 1,8%, und es ergibt sich nach Gauß ein Gesamtfehler von 3,2% (variiert je nach Rad etwas). Ich komme mit meinen 20-25 Sekunden Messdauer kaum unter 10% und brauche mir um die anderen Größen eigentlich keine Gedanken zu machen.

Wenn man die Zeit genau hinbekommt, ist die Pendellänge der nächste Knackpunkt. Man kann zwar übliche Messgeräte auf 1mm genau ablesen, aber wer sagt denn, dass der Schwerpunkt auf 1mm genau in der Radachse liegt? Das Pendel zu verlängern scheint nicht viel zu bringen - dadurch wird zwar der relative Messfehler in der Pendellänge kleiner, aber gleichzeitig steigt wohl die Empfindlichkeit gegen Fehler in der Zeitmessung (muss ich mir noch genauer angucken). Ausweg: Feststellen, in welcher Richtung der Schwerpunkt neben der Radachse liegt, und diese Richtung beim Aufhängen für die Pendelmessung dann nach links oder rechts weisen lassen. Also wenn der Schwerpunkt z.B. in Richtung Ventil verschoben ist, das Rad nicht neben oder gegenüber dem Ventil aufhängen, sondern gegen das Ventil um 90° versetzt.

Bei der Masse ist es relativ klar - man braucht eine genaue Waage. Wenn die Küchenwaage nur bis 1kg anzeigen kann, aber ausreichend Tara verkraftet, kann man auch erst eine volle 0,5l-Flasche wiegen, mit dieser drauf die Waage nochmal nullen, und anschließend das Rad wiegen. Dann addiert man zum für das Rad angezeigten Wert die Masse der Flasche hinzu.


Eine Zeitmessung kann man jedoch recht präzise ausführen, sowohl per Auge als auch per Kamera:
-Kamera dürfte klar sein: Filmen und Umkehrpunkte des Pendels bildgenau suchen => 1/25s Auflösung bei Start und Ende
-Auge: Maske basteln, die beim Schwingen die Uhr bedeckt und nur für einen Sekundenbruchteil den Durchblick durch ein Loch zur Uhr gewährt. Bei ausreichender Beleuchtung sieht man "blitzartig" die Zehntel-bzw. Hundertstel-Sekunden der Digitaluhr, kann diese aber dennoch verarbeiten ("Nachbild")
-Stroboskop: So lange am Einstellrädchen drehen bis das Pendel an den Endpunkten zu stehen scheint. (Naja, bei so langsamen Pendeln ist diese Methode mist).

Die Perioden liegen bei etwa einer Sekunde, da ist das mit dem Stroboskop wirklich nur was für Scharping. ;)
Wer eine Kamera hat und Filme von dieser irgendwie auf den Rechner ziehen kann, ist mit der ersten Methode wahrscheinlich am besten bedient. Ich würde allerdings den "Nulldurchgang" zu bestimmen versuchen, der ist in den Einzelbildern bestimmt klarer auszumachen als der Umkehrpunkt. Wo die Null ist, könnte man vorab aus den letzten paar Umkehrpunkten bestimmen (die Mitte zwischen denen).
Könnte man die zweite Methode auch invers machen, also die Uhr durch die Lochblende beleuchten? Dann muss man nicht so nah am Versuchsaufbau sitzen.

Ich hatte auch noch überlegt, mit dem Speichenmagnet und einem Fahrradtacho was zu basteln, aber das wird wegen der abnehmenden Amplitude und der relativ langsamen Bewegung vermutlich nicht genauer als die Kamera-Methode.


Viele Grüße,
Stefan
 
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Bei meiner Messung mit der Spiralfeder können sich auch Fehler ergeben:

Zum Beispiel wird ja zusätzliche Masse, etwa die Hälfte der Spiralfeder mitbewegt.
Abschätzung: Spiralfeder mit Halter (so ein Winkel zum befestigen an den Speichen) gemessen mit 70g. Der Außenradius der Feder 5cm, Schwerpunkt der Federmasse liegt bei ca. r=3 cm. Dadurch erhöht sich das Trägheitsmoment aber nur um m * r^2 = 30g * (0,03m)^2 =0,027gm^2.

Werde gelegentlich die Feder wieder am Laufrad befestigen und mit Kraftmesser bei einer halben und bei einer Umdrehung außen am Reifen messen, ob die Kraft dann doppelt so groß - also die Feder in dem Bereich linear ist. Die Schwingungsgleichung gilt ja für eine lineares Dr.

Messen schadet sicher nicht, wenn Du die Möglichkeit dazu hast. Wie würdest Du das machen - um ein senkrecht gestelltes Rad ohne Reifen ein Seil legen, zunehmend mehr Gewicht dranhängen und den Drehwinkel des Rades messen? Obwohl, dann wirkt wieder ein evtl. exzentrischer Schwerpunkt des Rades mit, also sollte das Rad dabei waagerecht liegen...

Auch bei Deiner Methode ist übrigens der Schlüssel zum genauen Ergebnis die Zeitmessung. Das liegt bei Dir vermutlich primär an der Differenz im Nenner, der taucht auf Deinem gescannten Papier in der Formel für Dr auf. Verbessern könntest Du das durch ein größeres Gewicht, das ergibt größere relative Unterschiede in der Schwingungsperiode und macht die Formeln damit unempfindlicher gegen Fehler der Zeitmessung.
Im Moment ist der Unterschied zwischen den beiden Ergebnissen (ja, den 38 und 29 g*m^2) etwa so groß wie die Summe der Messfehler. Das ist zwar etwas ernüchternd, aber wenn's speziell um die Rolltests in Elfershausen geht, reicht möglicherweise schon die Erkenntnis, dass die Masse um irgendwas zwischen 0,77% und 1,23% nach oben korrigiert werden muss und nicht um 0,1% oder um 5%.

Bei Messung mit Spiralfeder und nach Steinerschen Satz gilt die Schwingungsgleichung ohne Reibung (Luftreibung). Macht sich die Reibung nur in der Dämpfung bemerkbar oder auch doch ein wenig in der Periodendauer ?

Das macht sich in der Periodendauer bei Dir mit Sicherheit bemerkbar, aber die Auswirkungen abzuschätzen traue ich mir aus der Ferne nicht zu. Wenn sich bei Dir beide Periodendauern um 10% ändern, dann bleibt das Ergebnis unverändert (deswegen wirkt sich auch die Federkonstante nur indirekt über die erreichbare Genauigkeit der Zeitmessung aus). Die Frage ist also nicht, ob die Dämpfung die Periodendauer beeinflusst, sondern wie stark unterschiedlich sie das mit und ohne Zusatzgewicht tut, da orakeln wir dann ähnlich wie beim Fahrwiderstand über den Beitrag konstanter, linearer und evtl. auch quadratischer Terme und deren Abhängigkeit von der Masse.

Bei der Methode mit an der Felge aufgehängtem Rad sieht man schon am langen Auspendeln, dass die Dämpfung sehr gering ist. Aber wegen der großen Empfindlichkeit gegen Fehler in der Periodendauer bedeutet das noch lange keine "Entwarnung".


Viele Grüße,
Stefan
 
AW: Trägheitsmoment von Laufrad ermitteln

Die Linearität der Spiralfeder würde ich mit so einem Kraftmesser messen, Siehe Bild:https://www.velomobilforum.de/forum...ps-und-Vorschläge-gesucht&p=444948#post444948
Ich habe davon mehrere für verschiedene Meßbereiche, gibt bei ebay für etwa 5,- bis -15,-Euro pro Stück.
Würde mir an einer Speiche eine Stelle markieren, so das ich bei einer Umdrehung Vollausschlag habe und dann bei einer dreivirtel, halben und virtel Umdrehung messen.

Wenn ich wieder mehr Zeit habe, werde ich zuerst mein Laufrad genau wiegen. Meine Waage macht mit Tara nur 1.000g. Aber Moment, 1.185g zeigt meine andere Digitale Küchenwaage von Dr. Oetger an, genau ? Gehe lieber zu einem Bekannten, der hat eine gute Apothekerwaage.

Dann werde ich nochmal pendeln lassen und mit Video aufnehmen und zwar bis zum Ende. So kann man sehen wie die Pendelzeit bei ganz kleinen Ausschlägen ist. Und dann drehe ich das Ventil nach unten und lasse wieder pendeln. Vielleicht klebe ich eine runde weiße Markierung auf den Reifen und lasse ich daneben die digitale Stoppuhr mitlaufen, dann kann man alles im Video genau ablesen.

Wenn man das immer weiter treibt, wird man schon sehen woher der Fehler kommt.

Wie gesagt, wenn ich Zeit habe.

Gruß Leonardi
 
AW: Trägheitsmoment von Laufrad ermitteln

Es gibt noch weitere Methoden zur Praktischen Bestimmung des Trägheitsmomentes (David Himmel): http://www.paehler.org/tim/archiv/extern/david/htmlexamen/22Bestimmung.html

Und hier wurden Trägheitsmomente über die Messung der Fallzeit experimentell mit guter Genauigkeit bestimmt, insbesondere wurde die Genauigkeit der Messungen betrachtet.

Weitere Genauigkeitsbetrachtungen: mit Schneckenfeder von David Himmel der rechnet ja sogar die Kugeln im Lager exakt ein :eek: , statisch und mit Schneckenfeder bei denen gefunden.

Welche Methode ist bezüglich der Genauigkeit die Beste ?

Gruß Leonardi
 
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AW: Trägheitsmoment von Laufrad ermitteln

Es gibt noch weitere Methoden zur Praktischen Bestimmung des Trägheitsmomentes (David Himmel): http://www.paehler.org/tim/archiv/extern/david/htmlexamen/22Bestimmung.html

Und hier wurden Trägheitsmomente über die Messung der Fallzeit experimentell mit guter Genauigkeit bestimmt, insbesondere wurde die Genauigkeit der Messungen betrachtet.

Man kann da durch Variation von Gewicht und Seilscheibendurchmesser schön lange Zeiten erreichen. Für Probleme wie Reibung und Unwucht lassen sich wahrscheinlich Lösungen finden, für die Rastmomente (m)eines Nabendynamos wohl eher nicht.

Ich hatte inzwischen mit der Aufhängung des Rades an der Felge (diese Methode) noch etwas untersucht, wie stark das Ergebnis von einem leicht verschobenen Schwerpunkt abhängt. Dazu habe ich an der Aufhängung jeweils vor und hinter dem Rad ein Fadenpendel (Nähgarn mit 'ner M8-Mutter) aufgehängt und dann durch die Schnellspannachse geschaut. Zuerst richte ich dabei die Radachse an den Fäden aus, und wenn sich alles ausgependelt hat, dann sehe ich, wie weit die Achsmitte neben den Fäden hängt. Das waren in meinem Fall maximal 1,5mm, und die Zeit für 60 Schwingungsperioden schwankt zwischen 61,9 und 62,5 Sekunden. Es ist aber keine systematische Abhängigkeit zu erkennen, d.h. ich habe hier nur die Wiederholgenauigkeit der Zeitmessung bestimmt (+/-0,5%); die Abhängigkeit der Schwingungsdauer von der Schwerpunktlage ist offenbar kleiner als das (obwohl sie in der gleichen Größenordnung liegen müsste, siehe hier an anderer Stelle im Thread).
Um die Perioden zu verlängern, hatte ich dann noch versucht, die Aufhängung dichter an den Schwerpunkt zu bringen, indem ich zwischen zwei Nippeln eine Schnur flach durch's Rad spanne und das Ganze daran aufhänge, aber das ist von der Wiederholgenauigkeit her Murks.


Welche Methode ist bezüglich der Genauigkeit die Beste ?

Bisher ist bei unseren Versuchen glaube ich die Zeitmessung der limitierende Faktor.


Viele Grüße,
Stefan
 
AW: Trägheitsmoment des Laufrads ermitteln

Hallo Stefan,

vielleicht hast Du oder jemand in Deinem Bekanntenkreis eine Digitalkamera mit schneller Serienbildfunktion.

Wenn Du mit einem Filzstift auf 12 und 6 Uhr eine Markierung aufbringst und in der Flucht dahinter eine Stoppuhr mitlaufen lässt, mußt Du "nur" noch die Schärfentiefe der Kamera so hinkriegen, daß beide Markierungen und die Uhr scharf sind - also viel Licht, kleine Blende, etwas mehr Abstand zwischen Kamera und Objekt.

Dann könntest Du quer über das Laufrad Fotografieren. Zu Beginn und Ende der Zehnersequenzen jeweils eine Bildreihe. Dann kannst Du die Serien auswertem und eventuell sogar besser als Bildfrequenz die Dauer bestimmen.

Bei Deinem Dynamo (SON?) dürfte die Achse mit den Klauenpolen und der vergossenen Wicklung schon ins Gewicht fallen... ausbauen ksnnst die bei eingespeichtem Rad auch nicht!...

Gruß,
Patrick
 
AW: Trägheitsmoment des Laufrads ermitteln

Wenn Du mit einem Filzstift auf 12 und 6 Uhr eine Markierung aufbringst und in der Flucht dahinter eine Stoppuhr mitlaufen lässt, mußt Du "nur" noch die Schärfentiefe der Kamera so hinkriegen, daß beide Markierungen und die Uhr scharf sind - also viel Licht, kleine Blende, etwas mehr Abstand zwischen Kamera und Objekt.

Hab ich schon gemacht, aber nicht hier berichtet, habe es irgendwo auf meinem Rechner abgespeichert. Als Stoppuhr habe ich eine kostenlose für den PC-Bildschirm genommen. Da gibt es mehrere, ich hatte eine die man beliebig groß zoomen kann und davor hat mein Laufrad gependelt und per Video mitgeschnitten, habe dann das Laufrad jeweils um 90 Grad gedreht und nur mit ganz wenig Ausschlag pendeln lassen. Leider noch keine Zeit gehabt zur Auswertung.

Schon mal Himmel seine Examensarbeit etwa ab Seite 57 angeschaut. Er hat sicher Monate dafür aufgebracht. Am Ende vergleicht er die Methoden, rechnerisch ist wohl die genaueste, geht aber bei schrägen Speichen schlecht. Per Skype habe ich ihn noch nicht erreicht, seine email funktioniert nicht und per tel. da wird nur franz. gesprochen, spricht jemand die Sprache und kann mir die richtige email geben ? Er hatte übrigens 1/5.000 s Stoppuhr für Fallversuch.

Trägheitsmoment"motor" wird für meine Vorrichtung genutzt (2 Laufräder gegeneinander Rollwiderstand bestimmen), es ist dabei die genaue Kenntnis des Trägheitsmomentes notwendig. Man kann dann mit einmal ausrollen gleich den Rollwiderstand in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit erhalten, mein Polartacho schneidet mit. Ähnlich dem Ausrollversuch eines VM in der Ebene.

Gruß Leonardi
 
einen Rechenfehler finde ich nicht. Allerdings scheint das Verfahren systematisch etwas zu hohe Werte auszuwerfen. Getestet habe ich:

  • einen Alu-Stab, Länge/Dicke ca. 50:1. Wenn ich ihn am Ende aufhänge, kommen 5% zu viel heraus, wenn ich ihn bei 28% der Länge aufhänge, kommen 12% zu viel raus

@Fanfan kann es sein, das Du den Alu-Stab <danach> gerechnet hast:


Traegheit_g_stab1.png

und der Fehler daher kommt, weil das nur für einen unendlich dünnen Stab
ec42a1ebedbd142125b49b7f30f4965c.png
genau gilt, Deiner aber nur 1<50 war ?

***

Hast Du ihn auch starr aufgehangen, das sich der Drehpunkt nicht mit bewegt - oder an einer Schnur ?

***

Des weiter kann es sein, das Deine Küchenwaage zu ungenau war. Meine digitale Küchenwaage zeigt z.B. mit meinem Kalibriergewicht von 1.000,00 g nur 986g an (Messbereicht 1.000g), meine zweite digitale Küchenwaage zeigt damit 1003 g (Messbereicht 2.000g). Im unteren Messbereich z.B. bis 100 g kann der rel. Fehler bei einfachen Küchenwaagen noch größer sein.

Eine bei mir befindliche Präzisionswaage zeigt 1.000,00 g an und Freitag war ich damit beim Eichamt, da kam ein F2 Edelstahl Eichgewicht mit 5.000,00 g drauf (wurde mit weißen Handschuhen aus einem edlen Holzkoffer geholt). Die Präzisionswaage habe ich mitgenommen, sie wurde auf einem schweren Granittisch gestellt und zeigte dann 5.000,00 g (Messbereich 5.500 g) an.

Gruß Leonardi
 
Da fragst mich was... meine Aufzeichnungen sind nicht umfangreicher als der Forumsbeitrag.

Gerechnet hab ich mit Sicherheit nach der Formel für den dünnen Stab. Genauso sicher bin ich mir, dass ich die Aufhängung mit einem Faden realisiert hatte. Wie ich dafür gesorgt hatte, dass es nur einen relevanten Drehpunkt gibt, weiß ich aber nicht mehr, wahrscheinlich den Faden drumgebunden und mit den beiden Enden links und rechts fixiert.

Gewogen habe ich nichts.


Viele Grüße,
Stefan
 
Ich hatte nach dem Test von @Fanfan bei welchen sich größeren Abweichungen ergaben, geglaubt das sich die Methode wo das Laufrad außerhalb des Schwerpunktes aufgehangen und dann die Dauer einer Schwingung ermittelt wird, grundsätzlich nicht geeignet ist, das Trägheitsmoment genau zu bestimmen.

Jetzt habe ich das selbst probiert, ich nahm dazu einen 908 x 7 x 7 mm Messingstab (371,17 g) von welchem ich das Trägheitsmoment exakt berechnen konnte. Die Schwingungsdauer in Abhängigkeit von der Verschiebung konnte ich damit auch im Vorfeld berechnen.


Grundlagen:

Trägheitsmoment eines dünnen Stabes mit r<<l
Traegheit_g_stab1.png
0fb77cdefab359f186fc7ca579464a51.png
+ m*d^2 wobei d die Verschiebung vom Schwerpunkt ist. Quelle

*************************************
Genauer für meinen 7 x 7 mm Stab ist:
Traegheit_k_quader.png
45bf87e8c6ac908276adadd70dce3725.png
+ m*d^2 wobei d die Verschiebung vom Schwerpunkt ist.
**************************************
Die Näherungsgleichung für die Schwingungsdauer für kleine Ausschläge beträgt, (I=J=Trägheitsmoment), Quelle:

2fa3910c92d26a6dd55f6ab42f400be0.png


Bei Ausschlag unter 2 Grad ist der Rechenfehler durch diese Näherungsgleichung unter 0,02%, Abweichung, Quelle.
*************************************
Man kann die Pendelzeit auch ganz exakt berechnen, da muss man die exakte DGL

af7de678b18ee2cf2a334b435347cb9a.png
zum Beispiel mit wzgraher.exe (von Kreuzotter) numerisch lösen.

************************************

Ich habe mir also vor dem Pendeln die Pendeldauer für verschiedene Verschiebungen d ausgerechnet, dabei habe ich festgestellt das es viel genauer ist, Schwerpunktnahe Verschiebungen zu nehmen: (braune Kurve=Trägheitmoment J mit Skala rechts)

Genauerr Schwerpktnah messen.jpg

Auch beim Laufrad habe ich probiert, ab etwa 150mm Verschiebung der Aufhängung vom Schwerpunkt ändert sich die Zeit für eine Periode kaum noch. Beim Kugellager mit Verschiebung von ca. 14mm vom Schwerpunkt (mit zwei Schraubenziehern untergehakt) Pendelt es ganz langsam.

Laufrad Aufhängungspunkt.jpg

geht gleich weiter.
 
Zuletzt bearbeitet:
wenn man also bei meiner Messingstange in zB. 250mm Abstand von der Achse "aufhängt" (starr, nicht an Faden) - besser schreibe ich lagert, so ist eine Änderung der Periodendauer, sagen wir von 210-320mm zeitlich eigentlich gar nicht mehr messbar.

Die Messingstange hatte ich so auf einer Speiche pendeln lassen, einmal bei d=40mm und dann nochmal bei d=150mm:

Messing Stab.jpg

Darauf geachtet das unten <5cm Ausschlag. 10 Schwingungen gestoppt/10= T


Daraus habe ich das Träheitsmoment errechnet. Der Unterschied vom berechneten Trägheitsmoment betrug bei d=40mm nur 1,6% und bei d=150mm nur 0,8%, Siehe anliegendes Excel.


Der Unterschied von angenäherter Gleichung für das Trägheitsmoment meines langen dünnen Messingstabes zur exakten Gleichung für das Trägheitsmoment meines rechteckigen Stabes sind wenige tausendstel, Siehe anliegende Excel.

****
Ich werde mir zwei Aluscheiben Durchmesser ca. 200mm mit 12mm Loch anfertigen, sowie Löchend zum Pendeln im cm Abstand. Das Trägheitsmoment der Scheiben kann ich exakt berechnen und am Ende vom Trägheitsmoment des Laufrades abziehen. Die Scheiben befestige ich mit einer Achse am Laufrad.

Eine Gabel werde ich im Schraubstock einspannen, diese wird mit zwei Spitzen in die Löcher der Scheiben greifen. So kann ich exakt verschoben um den Schwerpunkt, das Laufrad pendeln lassen.

Gruß Leonardi
 

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  • Test Messingstange Pendeldauer für Forum.zip
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Endlich habe ich es geschafft, das Trägheitsmoment von einem Laufrad kann ich ohne das Laufrad von der Achse zu nehmen auf 0,5% genau bestimmen. Messdauer etwa 2-3 Minuten.

Gruß Leonardi
 
Hallo Leute,
jetzt wo man viel Zeit hat, taucht längst verdrängtes wieder in meinem Hirn auf.

Ihr habt doch das Trägheitsmoment bezüglich der Drehachse des Laufrads bestimmt - zumindest habe ich im Thread nichts anderes gefunden.
Aber ist das denn die richtige Betrachtung?

Ist es nicht vielmehr so, dass ständig der "Berührpunkt" des Reifens auf der Fahrbahn infintesimal als Drehpunkt betrachtet werden muss?
Schließlich bewegt sich dieser Punkt nicht, dafür der gegenüberliegende Punkt oben mit der doppelten Fahrzeuggeschwindigkeit. Müsste man also mit dem Satz von Steiner das Trägheitsmoment weg vom Zentrum des Laufrads auf einen Drehpunkt am Radumfang umrechnen?

Ich hoffe inständig, dass dies nicht der Fall ist :sick:
 
Ist es nicht vielmehr so, dass ständig der "Berührpunkt" des Reifens auf der Fahrbahn infintesimal als Drehpunkt betrachtet werden muss?
Nein.
Schließlich bewegt sich dieser Punkt nicht, dafür der gegenüberliegende Punkt oben mit der doppelten Fahrzeuggeschwindigkeit.
Hängt vom Bezugssystem ab. Wenn das Bezugssystem ein Fahrzeug ist, dann passt die konventionelle Sicht. Und ich habe Schwierigkeiten, mit einem außenliegenden Bezugssystem eine Drehbewegung um den Radaufstandspunkt zu sehen, denn da gibt es eben keinen festen Drehpunkt. Klar kann man ein Bezugssystem wählen, bei dem der Radaufstandspunkt der Ursprung ist, und um den sich sowohl das Fahrrad als auch die gesamte Erde dreht. Ich glaube nur nicht, dass das die Berechnung vereinfacht.
Müsste man also mit dem Satz von Steiner das Trägheitsmoment weg vom Zentrum des Laufrads auf einen Drehpunkt am Radumfang umrechnen?
Satz von Steiner ist schon sinnvoll, um die Masse, die sich beim Laufrad vor allem außen befindet, zu berechnen. Ein Laufrad hat bezüglich der Trägheit seine Masse sicher nicht im Schwerpunkt.

Aber sag doch einfach mal ein Beispiel, warum sich die konventionelle Betrachtung nicht eignet. Warum diese Berechnung falsche Ergebnisse liefert. Ich kann so einen Fall nämlich nicht erkennen.
 
Aber sag doch einfach mal ein Beispiel, warum sich die konventionelle Betrachtung nicht eignet. Warum diese Berechnung falsche Ergebnisse liefert. Ich kann so einen Fall nämlich nicht erkennen.
Ich habe in einer alten Formelsammlung folgendes gefunden, was mich wohl verwirrt hat:

E = 1/2*(m + m_red) * v^2, wobei ich keine Erklärung für den Index 'red' gefunden habe.

Aber das sei die Energie eines rollenden Körpers und das gesamte VM sollte ja nie in eine rollende Situation gelangen ;)
Das ist wohl das was hier bei Rollersatzmasse beschrieben ist.

Also vergesst es am besten wieder.
 
wobei ich keine Erklärung für den Index 'red' gefunden habe.
Ich hätte auf „reduziert“ getippt; und das scheint auch zu stimmen: Reduzierte Masse
Das ist wohl das was hier bei Rollersatzmasse beschrieben ist.
Soweit ich das sehe, ist das nicht genau das Gleiche, aber es sind zumindest verwandte Konzepte.

Letzteres ist genau der Grund, warum man vereinfacht sagt, dass beim Laufrad das Gewicht doppelt zählen würde. (Ich bin mal beim Nachrechnen drauf gekommen, kannte den Begriff Rollersatzmasse noch gar nicht.)
 
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