Sterben einspurige Liegeräder bald aus?

Der Threadtitel ist berechtigt. Habe über die Weihnachtstage den Laidbackbikereport durchforstet:


Interview mit Amerikas führenden Liegerzweiradherstellern (Bacchetta, Schlitter, Cruzbike) und nem Azubfritzen genau zur Frage.

Fazit: der Trend geht klar zum Trike, Azub spricht von etwa 3/4 Trikeanteil, seit einigen Jahren aber stabile 2-Radverkäufe.

Trikes sind einfacher zu verkaufen, weil: draufsetzen und losfahren, vor allem für Leute, die vom Up kommen. Hinzu kommt das Alter der Kunden vor allem in den USA.
[...]

[Vielen Dank @Ludger für diesen informativen Link!]

Ich glaube, das letztgenannte sind zwei wichtige Faktoren, die auch in D (und auch allgemein in Europa?) eine Rolle spielen dürften... wenn ich so das Durchschnittsalter der Liegeradler/Triker/Velomobilisten bei den Treffen (incl. SPEZI) ansehe, bei denen ich in den letzten Jahren dabei war, dann bin ich mit mittlerweile 40+ meistens eher einer der Jüngeren (Kinder von Liegeradlern mal ausgenommen)... möglicherweise nimmt halt doch bei manchen potenziellen Neu-Liegeradlern mit zunehmendem Alter die Risikobereitschaft ab?

Allerdings kann ich den Punkt, daß Einspurerfahren schwerer zu erlernen ist, nur teilweise nachvollziehen - das kommt doch sehr stark auf den Lieger-Typ an: Für den Einsteiger ist m.E. ein Langlieger oder ein Sesselrad zum Eingewöhnen am Besten; Typen mit höherem Tretlager dann vielleicht eher erst mit etwas Lieger-Erfahrung:
Auf dem Peer Gynt konnte ich, ohne jemals zuvor einen Lieger gefahren zu haben, sofort losradeln, und fühlte mich sofort sicher. Erst später habe ich mich dann den Highracer herangetraut mit dem doch ziemlich hohen Tretlager; aber so ein Fahrrad ist halt kein Anfänger-Lieger. MBBs finde ich persönlich noch etwas schwieriger zu bändigen (das mögen Andere anders sehen), und an die Königsdisziplin (Knicklenker á la Flevo) habe ich mich bisher nur mal kurz testhalber auf der Spezi rangetraut... das würde einen LR-Anfänger eher abschrecken, denke ich...
Na ja, wie bei so vielem halt - die Er-Fahr-ung bringt einen auf den Geschmack ;) ... /OT an: wie die richtig guten Weine auch erst der Erfahrenere trinkt; dem Anfänger schmecken meist eher die süßen Tröpfchen ;) /OT aus

Für mich war es ein Ausprobieren, Kaufen und wieder Verkaufen - aber das ist natürlich nicht der Normalfall für den Fahrradhändler, der ja nagelneue (und dementsprechend noch relativ teure) Fahrräder an den Mann und die Frau bringen muß - und bei so einer Kaufentscheidung will man dann auch gleich auf Anhieb "das richtige, zu mir passende" Liegerad kaufen (verständlicherweise).
Meiner Erfahrung nach lohnt es sich aber, erst mal ein Gebrauchtes zu kaufen und zu sehen, wie man damit klarkommt... und ggfs. wieder zu verkaufen und ein anderes auszuprobieren. Da macht man normalerweise keine großen Verluste (wenn überhaupt) und findet schließlich das (oder die [Plural] ;) ) Schätzchen für längerfristig.
Und wenn man dann mal weiß, was man eigentlich will, kann man immer noch zum Händler gehen und ein wunderschönes blitzendes und blinkendes Neufahrzeug kaufen ;)

[...]
Ich kann den offenen Trikes im Vergleich zum Einspurer nicht so viel abgewinnen, da sehe ich viele Vorteile beim Einspurer, habe aber mit unverkleideten Trikes nur Probefahrterfahrungen. Im Ergebnis hilft jedes verkaufte Liegerad, egal ob 2 oder 3 Räder. Wenn der Tellerrand einmal überblickt wurde, kann man ja auch auf die Idee kommen, das 3. Rad oder den Motor abzuschaffen.

Kann mich Dir da nur anschließen, @Ludger - die Probefahrten auf offenen Trikes, die ich bisher gemacht habe, waren zwar gut, haben mich aber nicht wirklich locken können, ein Trike zu kaufen... wenn offen, dann fahre ich lieber Einspurer; wenn Sch:censored:Wetter, dann Velomobil.
Ich finde (aber das ist eben meine persönliche Meinung), Trikes kombinieren halt nicht nur die Vorteile von Einspurer und VM (offener Fahrspaß und geringe Kippgefahr), sondern auch die Nachteile (kein Wetterschutz und unhandlichere Fahrzeugbreite).
Wobei ich natürlich keinesfalls ausschließen möchte, daß es in Zukunft Gründe geben könnte, die mich veranlassen würden, doch ein Trike zu kaufen..

Aber das ist ja das Schöne am Fahrradfahren allgemein, daß es für jeden Radlertyp, für jedes Alter, für jede Körpergröße, für jeden Einsatzbereich das passende Fahrrad gibt - und daß man sich (im Gegensatz zum Auto) auch problemlos mehrere unterschiedliche Fahrräder "halten" kann. ;)
 
Dürfte ich nur eine Liegerad haben (GOtt bewahre), wäre es ein Einspurer, bestimmt kein Trike.
geht mir ähnlich (y)
Ist halt am flexibelsten - man kann es auch mal mit in die Bahn nehmen oder im Auto einfach hinten in den Kofferraum legen - und hat trotzdem die Möglichkeit, jede Menge Gepäck für längere Reisen mitzunehmen (bis hin zu einer großen Auswahl an diversen Anhängern)...
 
Zuletzt bearbeitet:
Und wenn man dann mal weiß, was man eigentlich will, kann man immer noch zum Händler gehen und ein wunderschönes blitzendes und blinkendes Neufahrzeug kaufen ;)
hab ich übrigens bis heute nicht gemacht... und sehe für mich auch keinen wirklichen Mehrwert dabei (Qualitätsprobleme hatte ich noch bei keinem gebrauchten LR, also brauche ich die Garantie nicht ; und wenn mal was zu reparieren ist, mache ich das sowieso selber); und an einem gebrauchten Fahrrad traut man sich eher, mal was zu verändern/anzubauen/abzubauen usw.
 
und hat außerdem die Möglichkeit, jede Menge Gepäck für längere Reisen mitzunehmen (bis hin zu einer Fülle an diversen Anhängern)...

Was ihn vom Tadpoletrike nicht wirklich unterscheidet. Ich weiß ja nicht, welches Auto Du meinst, aber nicht alle Kofferräume schlucken einen Einspurer.
 
Klar, das stimmt schon (hängt natürlich vom Auto und vom Rad ab); aber leichter als ein Trike bringt man einen Einspurer i.d.R. schon ins Auto rein.
 
Einspurer und Auto wäre zumindest beim Raptobike Midracer kein Problem da er in der Mitte teilbar ist . Auch wenn ich letztens schrieb das ich den Einspurern den Rücken gekehrt habe so bin ich trotzdem zuletzt immer öfters aufs Raptobike gestiegen .

Weiterer Vorteil von Einspurern der hier nicht genannt wurde:
Betrifft eher nur Räder wie das Raptobike:
Das Raptobike leidet bei Regenfahrten am wenigsten , an den Antrieb kommt nichts ran .
 
Betrifft eher nur Räder wie das Raptobike:
Das Raptobike leidet bei Regenfahrten am wenigsten , an den Antrieb kommt nichts ran .
Na die Kette schleppt schon ziemlich viel Wasser mit:
Die Zugtrumumlenkrolle musste ich schon mit neuen Lagern versehen, weil Wasser in selbige eindrang und schädigte.
Auch ist, seitdem dem ich Raptobike fahre, die Regenjacke auf der Front immer schön gesprenkelt.
Dort sammelt sich das Wasser/Öl-Gemisch...
Bonus ist halt das die Bananentasche nicht von einer Kette durchgerubbelt wird.
 
Betrifft eher nur Räder wie das Raptobike:
Das Raptobike leidet bei Regenfahrten am wenigsten , an den Antrieb kommt nichts ran .
Das Radnabel mit Rohloff hat einen mit Ausnahme der Kurbel gekapselten Antrieb und die Gegend der Kurbel wird von der (optionalen) Verkleidung weitgehend geschützt, so sie denn montiert ist. Wie auch der Fahrer. :) Was sie bei mir im Winter bzw. ab Spätherbst standardmässig ist und im Sommer regnet es wenig.
Und ich fahre bei jedem Wetter. :)
 
@RaptoRacer hast du Schutzbleche montiert ?
Nun ja, wenn du von der Arbeit nach Hause willst kannst du ja nicht warten bis der Regen aufhört.:cry:
Und wenn du zur Arbeit fährst, lässt man sich ja auch nicht von jedem Tröpfchen aufhalten.

Schutzbleche sind also dran!
Hinten habe ich mir sogar aus GFK eine Radverkleidung ähnlich wie beim Hollandrad gebastelt, die die Seiten verschließt.
Problem war halt, dass schon leicht Nasse Straße die Radicaltaschen trotzt Schutzblech durchnässt hat.

Die Sprenkelei auf der Regenjacke kommt zudem eindeutig von der Kette.
Wenn sie an den Rollen umgelenkt wird, sorgt halt die Trägheit für ein Hochspritzen des WasserÖlgemisches. Sieht man zwar nicht direkt, legt sich aber mit den Kilometern auf der Jacke ab. Daran könnt man zwar mit Röhrchen dran arbeiten, bisher war aber der Leidensdruck noch nicht hoch genug.
 
So, hier meine Erfahrungen und Gedanken dazu:

Es ist offensichtlich sehr schwer, gegen den Mainstream anzukommen. Viele Radler in meinem Bekanntenkreis zeigen großes Interesse an meinen "liegenden Aktivitäten" - aber über Staunen ob der Strecken, die ich radelnderweise zurücklege (und da sage ich immer, dass das noch nicht mal wirklich lange Strecken sind, und sogar ich aufrecht schon weiter gefahren bin!), geht das nicht hinaus. Ein einziger Kollege (Vielfahrer aus der "aufrechten Zunft", Leidensgenosse vieler Tagestouren bis über 300km Länge) hat sich von den Ereignissen des letzten Sommers anfixen lassen. Da war ich erstmals liegend mit meinem Eigenbau unterwegs und hatte tempomäßig besonders am Berg nix zu lachen - aber bis auf einen nassen Rücken auch nach 250km keinerlei andere "Probleme". Das hat ihn bewogen, nach langer und reiflicher Überlegung und mehreren Probefahrten ein Flux S900 in 24 Zoll mit Rohloff und allem Drum und Dran zu kaufen. So weit, so gut.
Jetzt kommt's aber:
Wenn ich nicht wäre (und "mit Engelszungen redete"!), dass das schon noch wird - er würde sich höchstwahrscheinlich in die lange Reihe derjenigen einfügen, die ihr teuer gekauftes einspuriges Liegerad als "Fehlinvestition" und mit großen finanziellen Einbußen nach der ersten, in ihren Augen verkorksten Saison wieder abstoßen würden. Er quält sich mit mit dem ständigen Vergleich zu seinen Trekkingrädern, womit er seiner Wahrnehmung nach viel sicherer und schneller unterwegs wäre, was natürlich nicht dem Rad, sondern seinem "Lernstand" anzulasten ist. So hab' ich quasi eine "Patenschaft" übernommen und motiviere ihn, wo es nur geht. Er macht auch Fortschritte und kann sich nun eventuell vorstellen, dass er damit vielleich schon diesen Sommer eine längere Radreise unternimmt. Ich hoffe, dass er durchhält - er hat jetzt vielleicht 400km Liegeraderfahrung (das Flux ist erst im Dezember zu ihm gekommen) und fährt besser, als ich vor zehn Jahren nach der gleichen Zeit. Das sollte also eigentlich klappen...im Idealfall werde ich von den Touren berichten.
Ich selbst hatte kürzlich einen unangenehmen Sportunfall (salopp gesagt einen ungeplanten Spagat mit ca 80 zusätzlichen kg auf dem Buckel), der mich eigentlich komplett lahmgelegt hätte - Sitzen an sich war schon ...na ja. Mit dem Up zum Bahnhof...Fehlanzeige! M5 im Rollentrainer oder die SPM ins Auto und in der Senftenberger Ecke mit besagtem Kollegen um die Seen kurven - super!
Ich glaube nicht, dass einspurige Liegeräder aussterben werden. Aufgrund verschiedener, hier schon ausgiebig erörterter Eigenheiten werden sie ihr Nischendasein (weiter)führen, von ihren Gegnern weiterhin pauschal "abgewatscht" und ihren Fans ob ihrer Qualitäten in bestimmten Bereichen geliebt werden.

LG Holger
 
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Er quält sich mit mit dem ständigen Vergleich zu seinen Trekkingrädern, womit er seiner Wahrnehmung nach viel sicherer und schneller unterwegs wäre,
Getriebenabe und gefederter Hinterbau fährt sich wie Kaugummi, womit sich die Einschätzung Deines Bekannten bewahrheitet.
Des weiteren gibt es ein Haufen Liegeräder bei denen die Kettenlinie schlecht gelegt ist.
 
Getriebenabe und gefederter Hinterbau fährt sich wie Kaugummi, womit sich die Einschätzung Deines Bekannten bewahrheitet.
Des weiteren gibt es ein Haufen Liegeräder bei denen die Kettenlinie schlecht gelegt ist.
Nun, beim Treten sieht man sogar, wie die Federung arbeitet...sobald ich ihn darauf aufmerksam mache, wird es sofort deutlich besser. Das ist in der Ebene bei sinnvoller Nutzung der Klickies nicht das Problem - besonders nicht im zumeist benutzten 11. Gang.;) Steil bergauf mit Rohloff, wenn das Differenzmoment die Schwinge "aufstellt", schon eher. So weit sind wir aber noch lange nicht. Die Kettenlinie ist schon ok so. Viel Rohr "bremst" natürlich auch etwas. Ich bin mit dem Flüxchen gefahren - feines Radl und nicht signifikant zäher als meine dick besohlte Speedmachine. Ich würde nach meinen Erfahrungen sagen, dass er das Gefühl eben NOCH hat, weil er nicht ausreichend "adaptiert" ist. Bei mir hat das letztlich mehrere Jahre gedauert...

LG Holger
 
Getriebenabe und gefederter Hinterbau fährt sich wie Kaugummi, womit sich die Einschätzung Deines Bekannten bewahrheitet.
Da has' Du wahr. Mein S60 mit Rohloff klettert auch viel schlechter als es vom Gewicht her sein dürfte. Da hilft die Kettenlinie nichts, wenn in den kleinen Gängen bei um 10% Steigung die Schwinge ausfedert durch das Abstützmoment.
Das Problem dürften aber die 400 km in 1.5 Monaten sein, da fährt man bei durchschnittlicher Bewegungsbegabung durchaus noch ziemlich verspannt durch die Gegend. Das bessert sich dann aber im Frühjahr bei den ersten warmen, trockenen Tagen.

Vielleicht mal ein brauchbares Rad mit tauglichen Komponenten probieren? :whistle:
Beim Moulton von brauchbarem Rad (für 300 km Tagestouren) zu reden zeugt von Chuzpe.

Gruß,

Tim
 
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