Speichenbrüche an den Kreuzungen - besonders im Winter

spreehertie

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Juliane Neuss hat zu der Problematik mit den Speichenbrüchen einen starken Artikel für die Fahrradzukunft geschrieben Speichenbrüche durch Korrosion/Streusalz von Juliane Neuss
habe ich in dem Artikel irgendwas überlesen oder wird auch das Hinterkreuzen der Speichen und damit die stetige Beschädigung der Oxidoberfläche irgendwo erwähnt? Sogenanntes Besteck-Edelstahl (18-10) ist nur begrenzt rostfrei und auch nur, wenn sich auf glatter Oberfläche eine Oxidschicht bilden kann. Wenn Speichen hinterkreuzt*) sind, reiben die Speichen immer aneinander und genau an dieser Stelle mit beschädigter Oxidschicht hält sich auch noch die gepöckelte Feuchtigkeit. Die weitere Korngrenzenkorrosion ist dann bedeutend schneller als normale Korrosion bei Baustahl.

Gruß
Felix

*) Da wäre dann die Variante mit frei gespannten Speichen besser für ein Winterrad.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sackschwer und bei einem Seitenschlag / Höhenschlag nicht reparabel. ;)
 
Räderwerk hat diesbezüglich Untersuchungen angestellt. Es scheint auch so, dass schwarze Speichen hier wesentlich besser wegkommen. Auch ist die Stadt entscheidend, da man verschiedene Streusalze verwendet. Richtig fatal scheinen Salze mit Magnesium-Anteil zu sein. Aber ich bin ein absolut Unwissender. Habe das nur nebenbei aufgeschnappt.
 
Hallo Felix
Das ist eigentlich alles bekannt. Besonders die heimtückische Korrosion bei "rostfreien" Edelstählen, die es ja so eigentlich gar nicht gibt, sondern sie sollten eigentlich rostarme Stähle heißen. In der Praxis tauchen solche Fehler so gut wie nicht auf. Man sollte hier vielleicht auch eher von Spaltkorrossion reden. Da der Bereich zwischen den beiden Speichen detulich länger feucht bleibt und sich hier die Feuchtigkeit mit Salzen anreichern kann. Etwas mehr Legierungselemente schaffen nur bedingt Abhilfe, da rostfreie Edelstähle schon immer stark auf Chlorsalze reagieren.
Ich hatte mir vor ein paar Jahren mal die Mühe gemacht und die verschiedenen Gemeinden hier angerufen, um das verwendete Streusalz zu erfragen. Heraus kam, dasss wohl mit den unterschiedlichsten Sazen gestreut wird. Eine richtige Norm konnte nicht erkannt werdn. Das scheint besonders in Mangellagen so zu sein, dass irgendwelche Salze eingekauft werden.
Aber zurück zum Edelstahl...
Bei diesem bildet sich unter Lufteinfluß nach der Bearbeitung innerhalb von Stunden und Tagen die sogenannten Passivschicht - eine mehrerr Atomlagen dicke Schicht aus Chromoxiden. Diese ist besonders vor der Bildung empfindlich gegen Fremdrost (Kettenrostabrieb bei ungepflegten Ketten) - (besonders bei Ups liegen die Speichen ziemlich in der Einlugschneise dieser Partikel) und eben Chlorsalze. Das Chlor hat eine hohe Affinität zum in der Passivschicht gebundenen Chrom, verbindet sich umgehend mit ihm und hinterlässt Störungen in der Passivschicht, in denen weitere Partikel eindringen können. Heraus kommt dann oft ein Schadensbild wie bei Holzwürmern. Diese Löcher und Krater können tief in das komplizierte Gefüge der Edelstahllegierung eindringen, bilden bei mechanisch beanspruchten Teilen Schwachstellen, bei denen sich wiederum Riße bilden.

Aus der Praxis sehe ich diese Schadenbilder alle paar Jahre mal ganz vereinzelt. Das mag einerseits , wie von Joggl geschrieben daran liegen, dass wir viele schwarze Speichen verbauen, aber auch an den hohen Speichenspannungen unserer Räder. Hier ist die Bewegung , wenn sie denn überhaupt stattfindet (wir setzen natürlich auch genau diesen neuralgischen Kreuzungspunkt - wer genau hinschaut, wird den Unterschied zum normalen Laufrad anderer Hersteller sehen...) so gering, dass eventuelle Beeinträchtigungen sich so weit in der Nutzungsdauer eines Laufrades nach hinten verschieben, dass sie praktisch keine Relvanz haben. Ist die Speichenspannung natürlich ungleichmäßig oder gar zu gering, können manche Päarchen sich gegeneinander bewegen und können unter Chlorsalzeinwirkung oder Flugrost diese Schadensbilder hervorrufen.

Man kann also auch hier eine Unterkreuzung montieren, wenn auf die richtige Montage geachtet wird.

viele Grüße
der Lutz
 
Moin Lutz,
In der Praxis tauchen solche Fehler so gut wie nicht auf.
schön für die Praxis.
Ich habe ein Winterrad, daß ein paar Jahre in und bei München bewegt wurde und dort hat es einige Speichen am Vorderrad mit Nabendynamo und Scheibenbremse (die könnte zu Bewegungen an den Speichenhinterkreuzungen geführt haben und damit ist dann die notwendige Passivschicht futsch;)) zerlegt. Eine zeitweilig zu niedrige Speichenspannung ist nicht auszuschließen.

Gruß
Felix
 
Wäre es möglich, diese Stelle zu umschließen, um sie zu schützen? Silikon drum oder sowas :LOL:
 
Nein. Gotthilfpaste ist hier nicht das richtige, obwohl es sicher hübsch anzuschauen wäre.
 
Wäre es möglich, diese Stelle zu umschließen, um sie zu schützen? Silikon drum oder sowas :LOL:
Bekommst Du das so dicht, dass Salzlösung nicht nur nicht wieder raus, sondern gar nicht erst rein kommt? Über- statt Unterkreuzen ist glaube ich doch einfacher. :)
Geräusche, die auf Bewegungen an den Unterkreuzungen bei scheibengebremsten (Einspurer-)Vorderrädern hindeuten, habe ich jetzt schon 2x beobachtet, obwohl die Spannung mit 1000-1200N ok sein sollte. Dem zeitlichen Verlauf nach vermute ich, dass die Speichen nach einer Weile so weit aufeinander eingeschliffen sind, dass die Bewegung gehemmt wird, das von Lutz erwähnte Setzen dieser Stelle kürzt diesen Prozess vielleicht ab oder ersetzt ihn.
:LOL:
 
Fahrradschlauchschnipsel
Warum willst Du elastische Komponenten ins Speichengeflecht einbauen? Damit die Kreuzungspunkte wieder mehr arbeiten?
Sicher behebst Du damit ein Problem, welches es bei ordentlich gespannten Rädern kaum gibt. Aber immerhin könnte man mit den Unterlagen die Speichenspannung schön niedrig halten.
Also, wir hatten jetzt Silikon und Gummi.
Vielleicht machen wir mal eher eine Umfrage, wer diesen Fehler überhaupt schon mal hatte und an welchem Rad....
 
Mei, wir radeln seit Langem den ganzen Winter durch, mit Winterreifen (gut 10 Jahre) auch bei ziemlich schlechten Fahrbedingungen. Speichenrisse haben wir fast gar keine, dabei ist das bei uns eingesetzte Streusalz extrem aggressiv. Es greift sogar Alu-Teile massiv an. Bei Alu hilft am besten, eine eventuelle Lack- oder andere Deckschichte dort, wo das Teil angegriffen wird, zu entfernen. Dann kann sich unter der losgelösten Schichte kein salziger und feuchter Dreck halten, der besonders bei Wärme wunderbar arbeitet und knuspert.

Ich habe vor Kurzem einen Speichenriss beim Reifenwechsel entdeckt. Der ist genau an der Klammer des Speichenreflektors entstanden. Korrosionsspuren konnte ich keine entdecken. Da die Speichen wahrscheinlich noch aus dem ersten Laufrad des Tandems stammen, dürften sie 21 Jahre alt sein. Da rege ich mich nicht auf. Gerade dieses Tandem ist bei jedem Wetter unterwegs und bekommt daher mehr als genug Streusalz ab. Ich speiche übrigens ziemlich straff ein, mit deutlich mehr Spannung als die Radhändler.

Ich vermute daher, dass die Korrosion nur in seltenen Fällen ein Problem darstellen dürfte. Ob es Sinn macht, Speichen an Stellen, wo sie reiben können, extra zu schützen, bezweifle ich. Denn wo gerieben wird, wird auch abgerieben. Da ist es wahrscheinlich gescheiter, die Speich blank zu lassen.

lg!
georg
 
Ah, die Biovariante... :ROFLMAO:

Der Klassiker Verlöten wird heute kaum noch gemacht. Ich denke, das liegt auch daran, dass die Felgen selbst viel steifer als früher geworden sind.
Zudem haben auch die Speichen Fortschritte gemacht. Was mich beim Verlöten schon immer gestört hat - man bringt Wärme in die Speichen ein und das unter fast voller/voller Zugspannung. Zudem hat man dann wieder andere Metalle an der Backe, bei denen ich nicht weiß, wie sie unter Salzeinwirkung mit dem Edelstahl reagieren. Weichlote sind ja auch Legierungen aus unterscheidlichsten Weichmetallen.
viele Grüße
der Lutz
 
rosten, korridieren, vergammeln carbon speichen auch ?
obwohl die Spannung mit 1000-1200N ok sein sollte
als einer der null ahnung hat, das aber schon mal beim schlaumachen gelesen hat (aber nicht glauben kann/konnte),
ist die spannung pro speiche so hoch oder alle speichen zusammen haben die spannung.
ist eventuell für wissende eine dofe frage aber ich kann mir nicht vorstellen wie ich mit den kleinen speichen schlusseln/wekzeug
an der weichen aufnahme der speiche 1000n hinbekomme.
In der Praxis tauchen solche Fehler so gut wie nicht auf.
ich hatte noch nie einen speichen bruch und oder riss.
 
rosten, korridieren, vergammeln carbon speichen auch ?
Nein eigentlich nicht. Sie sind aber dennoch sicher ein lustiges Gimmick aber eigentlich am Markt vorbei und auch zu empfindlich.
ist die spannung pro speiche so hoch oder alle speichen zusammen haben die spannung.
Jede einzelne Speiche wird mit dieser Soannung beauflagt. Wenn Du es stumpf zusammenzählt, kannst Du Dir ausrechnen, wieviele tonnen die Felge nach innen ziehen. Ist schon frappierend.....Deswegen gibt es bei diesen niedrigen Gewichten und extrem hoher Steifigkeit auch bis heute keine wirklichen Alternativen zum Zugspeichenlaufrad.
mit den kleinen speichen schlusseln/wekzeug
an der weichen aufnahme der speiche 1000n hinbekomme.
Das ist wie immer erstens eine Frage des guten Werkzeugs und zweitens der Behandlung und der Vorgehensweise. Man kann jeden Speichennippel tot zentrieren , wenn man ewig dranrumschraubt. Das muß eben gespannt und auszentriert werden und dann muß es auch zügig passen.
ich hatte noch nie einen speichen bruch und oder riss.
Die Speichen reißen ja auch nicht , sondern sie brechen. Ich hatte letztes und dieses Jahr ein paar Brüche. Aber auch nur, weil wir mit unseren eigenen Laufrädern immer absichtlich an die Grenze gehen. Dies sowohl bei Konfektionierung und Aufbau, als auch beim Fahren... o_O
viele Grüße
der Lutz
 
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