Hallo Opti,
ich konnte es leider zeitlich nicht eher einrichten, aber ich wollte Dir gern hier im Thread noch etwas schreiben. Und - auch wenn es für Dich auf den ersten Blick mit Deiner Ursprungsfrage nichts zu tun hat, denke ich doch, dass es für das Thema Kinderrad, Ergonomie und Technik im Allgemeinen relevant ist.
Ich glaube, Du hast mich weiter oben gründlich missverstanden oder wolltest eben tatsächlich nur Deine Frage
„...habe den Zahnkranz 6x14-28 ... möchte den Zahnkranz 7x13-28... sind die kompatibel?“ beantwortet wissen. Das allein hätte der Radhändler, der das umbaut, aber auch gekonnt bzw. ein Kundiger bei
Wikipedalia in 10 Minuten selbst recherchiert.
Der Riesenvorteil eines Forums ist doch der Gedankenaustausch über Ideen/Ansichten/Projekte und unter Umständen trifft man als Fragender zufällig auf jemand mit dem Ahnungsschein. Juliane Neuß ist z.B. so jemand. Auf Ihrer
Homepage kann man sich eine Kurzfassung „Ergonomie des Fahradfahrens“ herunterladen. Es gibt die - sehr empfehlenswerte - lange Version sogar als
Buch. Auch und gerade für Liegeradfahrer. Es schreiben ja hier auffällig viele, dass sie mit “normalen“ Rädern permanent Probleme haben oder hatten.
In Julianes Text heisst es:“Wer [...] alleine die Leistung des Radfahrers, in Form der maximal erreichbaren Geschwindigkeit oder Streckenlänge betrachtet, sich also nur auf die Antriebsleistung beschränkt, wird auch in 20 Jahren noch versuchen, Fahrräder alleine nach der Rahmenhöhe zu definieren.“
Meinem Eindruck nach geht die „Opti“mierung Deines 20er Hotrock in genau diese Richtung. Freundlicherweise hast Du ja drei Bilder in
„Meine Liegeraderfahrungen“ gepostet:
Als Händler/Verkäufer/Mechaniker habe ich es in den letzten 25 Jahren oft erlebt, das Kinderräder von Erwachsenen leider nur mit Erwachsenenaugen gesehen wurden und nicht mit denen eines Kindes. Beliebte Missgriffe sind:
- Fahrrad an sich zu gross - wird „schon passend gemacht“ (Klötzer auf Pedale, Vorbau nach hinten gedreht, Sattel ganz unten, Lenker trotzdem viel zu hoch etc.)
- Bremsgriffe mit zu grosser Griffweite
- Schalthebel zu schwer bedienbar für Kinderhände
- Unpassende Bereifung (sehr breit, schwer und/oder grobstollig bzw. viel zu schmal, schlechte Gummimischung)
- Griffe, die keine sichere Radkontrolle ermöglichen (drehen mit/zu dick/zu lang)
Natürlich wird ein Kind auf einem solchen Rad fahren können, aber optimal im Sinne von „das macht längerfristig Spass und fördert die Freude am Rad fahren“ ist es nicht.
Auch mit einer Vielzahl an Gängen sind Kinder oft überfordert und man sieht häufig nur zwei Schaltpositionen: Ganz leicht zum anfahren und ganz schwer, damit „man schnell fahren kann“. Mein ironischer Einwurf, dass es vermutlich Unfug sei, das „schnell treten schnell macht“, zielte darauf ab.
NATÜRLICH macht schnell treten schnell! Beobachte mal beim örtlichen Radsportverein die U11 Fahrer beim Training. Da fährt keiner mit „nur“ 90 rpm. Es ist also durchaus sehr sinnvoll, wenn das Kind „... einen auf Trickfilmfigur macht.“
Wikipedia sagt
hier:
„Für die langfristige sportliche Entwicklung von Jugendlichen ist es besser, zunächst die Trittfrequenz zu trainieren. Dadurch werden die Muskeln, Bänder und Gelenke langsam angepasst und die Jugendlichen vor Überlastungserscheinungen geschützt; später kann Kraft deutlich schneller antrainiert werden. Durch die Begrenzung der Ablauflängen in der Sportordnung werden die Jugendlichen zu einem höherfrequenten anstelle eines kraftvollen Fahrstils gezwungen.“
Die maximale (!) Ablauflänge liegt beim BDR - bis 13 Jahre - bei
5,66 Meter. Da liegt das Hotrock bei Deiner Wunschübersetzung von 50/13 mit
5,58 Meter nur ganz knapp drunter. Und das auch nur, weil Du dem Rad 28 mm schmale Reifen verpasst hast. Die 5,58 Meter sind schon ziemlich gewaltig - bei 90 Umdrehungen pro Minute fährt man 30 km/h.
Das tritt ein Kind, das nicht mal richtig an den Lenker kommt (der Vorbau auf Deinem Bild ist ja um 180 Grad nach hinten verdreht) niemals dauerhaft oder gar kraftvoll. Eventuell mal bergab, aber nur „mit“. Zum Vergleich: Mit dem originalen 34er Kettenblatt kommt das Kind auf 20,5 km/h, was für Altersklasse 10 und jünger schon sehr fordernd sein kann.
Das Hotrock ist ein gutes Kinderrad, mit ein paar Verbesserungen sogar fast ein sehr gutes. Der Q-Faktor liegt z.B. etwa bei 180 mm, ein vergleichbares
Frog Bike kommt hier auf 130 mm. 150 mm kann man auch beim Hotrock erzielen, ohne das funktionale Nachteile entstehen. Allerdings nicht mit einem 50er Kettenblatt...
Abgerundet mit leichten Reifen um 47 mm Breite, einer Starrgabel passender Einbauhöhe sowie einem leichten Cockpit - voilà, ein prima Kinderrad! Inwiefern sich das persönlich lohnt, muss jeder selbst definieren. So ist ein grobmotorisch veranlagtes Kind vermutlich mit dem Stahlprügel von Lenker besser bedient, als mit dem leichten Tuningteil.
Ein Wechsel des 6- gegen einen 7- oder 8-fach Schraubkranzes bei Deinem Hotrock hat in meinen Augen mehr Nach- als Vorteile. Zumal ich auf den Bildern ganz andere Baustellen sehe, so z.B. diese gelben Schaumstoff“griffe“ oder die Gefahr, durch das weiter nach unten gekommene Tretlager (28 mm Reifen statt 50 mm) in der Kurve einen Pedalaufsetzer zu haben. Gerade diese riesigen Pedale setzten noch eher auf und verbliebene 66 mm zum Boden sind nicht viel... Rein optisch wirkt das Rad auch ziemlich „abgehotrockt“ Eine gute Funktion der verbauten Teile würde ich da eher nicht erwarten.
Trotzdem: Weiterhin viel Freude beim gemeinsamen Rad fahren und basteln.
Herzlichst
Günther