Scheuer will Radfahren sicherer machen

Hallo,

Zur Olympiade 1938 war das dann die gewünschte (und von Dir und Spreehertie als ausschliesslich bezeichnete) Funktion.

Schrieb ich etwas von ausschließlich? Nein, ich schrieb nicht einmal, dass ich derselben Meinung bin wie Spreehertie. Ich bin es nicht ganz, die zweite Funktion fahrbahnbegleitender Radwege ist die Erzeugung eines Wohlfühleffektes bei einem Großteil der Radfahrenden. Eine dritte Funktion ist die Möglichkeit, Staus zu überholen.
Die behauptete Funktion, den Radfahrenden sicherer ankommen zu lassen, kann ich bei den wenigsten innerörtlichen Radwegen finden, genaugenommen erinnere ich mich nicht daran, einen solchen je gesehen zu haben. Außerörtlich kann manauch bei den beschissensten fahrbahnbegleitenden Radwegen von eienr Schutzfunktion ausgehen - wegen des immensen Geschwindigkeitsunterschiedes und der vergleichsweise wenigen Einfahrten und Seitenstraßen.

Touristische Radwege, wo weit und breit keine Strasse ist, aber der Tourismus gefördert wird zum Pläsier der Radfahrenden und zum Segen der örtlichen Wirtschaft zum Beispiel.

Die Nummer wieder! Touristische Radwege sind außerhalb des Urlaubs weitgehend uninteressant und man muss sie erst einmal über bescheidene Infrastruktur erreichen. Nicht umsonst gibt es an vielen diese Radwege Parkplätze. Selbst die touristischen Radwege, die für Alltagfahrten von der Lage her geeignet wären (z.B. viele Bahntrassenradwege, die durch Innenstädte führen wie Nordbahntrasse, Korkenziehertrasse, Panoramaradweg), sind oft viel zu schmal für die Anzahl und Verschiedenheit der Nutzer.
Die Korkenziehertrasse soll nun Teil der Veloroute von Vohwinkel nach Düsseldorf werden, fehlender Winterdienst inklusive.

Dass dabei auch die Autofahrer weniger Fahrräder auf der Strasse haben ist wegen mir ein Kolateralschaden, aber wohl kaum die Absicht.

Wie kommst Du zu der Auffassung?

Auch gibt es genügend Radwege, die kürzere Streckenführung haben als die Alternative auf der Strasse. Auch bei Fahrradstrassen und gegenläufig für Fahrräder freigegebenen Einbahnstrassen kann ich jetzt nicht direkt die Intention erkennen, die Strassen für Autofahrer von Rädern freizuräumen.

Es geht um zu einer Straße gehörende, fahrbahnbegleitenden Radwege, um nicht mehr und nicht weniger. Da ist schwer vorstellbar, dass die Radwege kürzer sind als die Fahrbahn, im Gegenteil, sie sind wegen der Verschwenkungen an Einmündungen oft länger.
Fahrradstraßen sind keine Radwege, sondern Tempo-30-Zonen, in denen Radfahrende ganz offiziell nebeneinander fahren dürfen, in Tempo-30-Zonen dürfen sie es eigentlich auch, weil die Breite zum Überholen im Regelfall nicht ausreicht. Geöffnete Einbahnstraßen sind ebenfalls keine Radwege, nicht einmal Radverkehrsanlagen.

Abgesehen davon dienen Fahrradstraßen und geöffnete Einbahnstraßen sehr wohl dazu, den Radverkehr auf Nebenstrecken umzuleiten und damit die Hauptstraßen von ihm zu entlasten. Das ist nicht grundsätzlich schlecht, zumal viele der Einbahnstraßen nur geschaffen wurden, um den Durchgangskraftverkehr in Wohngebieten zu beschränken und mehr Parkraum zu schaffen. Es führt nur leider nach meiner Erfahrung zu solchen Auswüchsen, dass Anregungen, Maßnahmen für den Radverkehr an Hauptstraßen vorzunehmen, abgeblockt werden mit der Aussage, man könne und solle als Radfahrender doch die parallele (oft dennoch längere) Route durch das Wohngebiet nehmen. Der Einwand, dass aber gerade an den Hauptverkehrsstraßen viele Radverkehrsziele (Schulen Geschäfte, Dinstleister) liegen, führte zum Abbruch des Gesprächs.

Hilden bekam übrigens seine erste und einzige Fahrradstraße durch einen Trick der damals radaffinen Planer: Es war die von drei Varianten, die die meisten Parkplätze hatte.

kann es sein, daß Du in einem Satz zu viel wolltest

Ja? Ich hatte ihm vor geraumer Zeit erklärt, dass unser Gehirn nur eine begrenzte Anzahl Informationen verarbeiten kann und daher jeder in einer Filterblase lebt.

Wenn ich gucke wie oft ich hier in Berlin auf Radweg oder kombinierter Bus-Rad-Spur am Stau vorbeifahre kann ich Radinfrastruktur eine eine Menge Positives abgewinnen, sogar wenn sie holprig ist.

Was ist daran positiv, wenn ich aufgrund der Radwegebenutzungspflicht außerhalb der Stoßzeiten auf dem Radweg langsam holpern muss, während ich auf der Fahrbahn zügig vorankäme? Und von den Radfahrende-bremsen-den-ÖPNV-aus-Spuren halte ich nichts. Ich bin in 15 Monaten viermal aggressiv von Linienbusfahrern bedrängt worden, sogar wenn ich mit 30 unterwegs war und sie dennoch problemlos überholen konnten, und das waren keine "Umweltspuren", sondern normale Fahrbahnen.

Gruß, Klaus
 
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.. werden neue Gesetze von den "Endnutzern", ergo einzeln zu erfassenden, zurechtzuweisenden Verkehrsteilnehmern noch weit weniger beachtet.
Jein :)

In der Rechtstheorie heißt es, dass Rechtsempfinden in Gesetze mündet aber Gesetze auch das Rechtsempfinden beeinflussen. Es ist gängige Praxis, Regelungen, die nicht ausreichend funktionieren, in ihrer Wirkung zu bestärken in dem man solche Regelungen in Gesetze fasst oder bestehende Gesetze zwingender formuliert.

Insofern ist die Gesetzesinitiative zielführend und wird dazu beitragen, dass sich auch das Rechtsempfinden korrigiert. Alleine wird das natürlich nicht ausreichend sein, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Um so mehr, als dass damit ja eine entsprechende Kommunikation einher geht. Wo es zuvor "Kampfradler" hieß, heißt es jetzt "gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer" und dass der Verkehrsminister auch Fahrradminister sei.
 
Ich finde es nötig die Gesetze zu ergänzen, auch wenn es schon Gerichtsurteile und zu wenig Kontrolle gibt.

Es ist ein Unterschied wie mit Radfahrern umgegangen wird wenn man weiss ob man im Recht oder im Unrecht ist.
 

Da steht reichlich Falsches. 1928 gründete sich die Arbeitsgemeinschaft zur Propagierung des Radfahrwegegedankens, getragen nur von der Fahrrad-Lobby wie zum Beispiel Fahrrad-Industriellen und Arbeiter-Radfahrerbund. Begründung für Radwege war die Verkehrssicherheit, Mischverkehr mit Fuhrwerken und Automobilen galt als gefährlich. So argumentierten jedenfalls die Radfahr-Funktionäre, die einfachen Mitglieder sahen das vielleicht anders. In der Weimarer Zeit sind aber nicht viele Radwege gebaut worden. Und danach, um es mal anders als gewohnt zu formulieren: die Nazis waren die erste deutsche Regierung, die durch Radwegebau etwas *für* den Radverkehr getan hat. Mit der Trennung von Radverkehr und Autos waren Radfahrer(-Funktionäre) von Anfang an einverstanden.
Quelle:
"Festschrift zum vierzigjährigen Bestehen des Vereins Deutscher Fahrrad-Industrieller e.V.“ von 1928
Ab Seite 88 ein ganzes Kapitel "Die Schaffung eines Radfahrwegenetzes in Deutschland“.
http://www.digitalis.uni-koeln.de/Fahrrad/fahrrad_index.html
 
Moin Corvi,

danke für die Richtigstellung, aber besonders auch den Link zu der Festschrift:
Mit der Trennung von Radverkehr und Autos waren Radfahrer(-Funktionäre) von Anfang an einverstanden. [...]
http://www.digitalis.uni-koeln.de/Fahrrad/fahrrad_index.html
Besonders finde ich die ab Seite 90 von der Stufa aufgestellten Richtlinien und Regelquerschnitte für die Anlage von Radfahrwegen und alleine schon die Bedeutung, die dem Fahrrad zugemessen wird:" Das Fahrrad ist ein wichtige Verkehrsmittel, weil etwa ein Sechstel der Gesamtbevölkerung es als berufliches Beförderungsmittel oder zu gesundheitlichen und sportlichen Zwecken verwendet. Der Radfahrverkehr ist daher so weit wie irgend möglich bei der Anordnung der Verkehrsanlagen in Städten, in deren Umgebung und auf dem Lande zu berücksichtigen...."(y)
Die überwiegende Anzahl der aktuellen, häufig zu schmalen Radwege mit gefährlicher Führung genügt diesen Ansprüchen offensichtlich nicht, sondern schafft viele Gefahrensituationen für die sie befahrenden Radfahrer und dient als Alibi, damit die Radfahrer den Platz auf der Fahrbahn den Kraftfahrzeugen überläßt.

Gruß
Felix
 
Ja, war im Forum schon mal irgendwo verlinkt. Dann lohnt sich eine Anzeige (wegen Gehwegbeparkens o.ä.) richtig ...
 
Bin mal gespannt, wie Ordnungsamt und Polizey die neue StVO umsetzen. Verlierer könnten am Ende ältere/unsichere Radfahrer sein, die bisher mit max. 10 km/h aufm Gehweg fahren - weil die Straße, egal ob mit oder ohne Angebotsstreifen, für diese Gruppe nichts ist.

Lustig wirds auch an Kopfsteinpflasterstraßen - gerade mitm VM.

Andererseits ist aktuell viel möglich - sofern der politische und behördliche Wille da ist: https://www.tagesspiegel.de/berlin/...-coronakrise-fuer-radwege-nutzt/25761840.html
 
Bin mal gespannt, wie Ordnungsamt und Polizey die neue StVO umsetzen. Verlierer könnten am Ende ältere/unsichere Radfahrer sein, die bisher mit max. 10 km/h aufm Gehweg fahren - weil die Straße, egal ob mit oder ohne Angebotsstreifen, für diese Gruppe nichts ist.

Eine Dame unseres Ordnungsamt meinte im letzten November bei der Verkehrsschau.
Von den höheren Strafen haben wir nix, weil das Geld bekommt auf Grund der Höhe nicht mehr die Stadt.
Deshalb habe sie auch wenig Motivation mehr kontrollieren zu lassen.
Ich habe ihr dann empfohlen sich gegen die Umverteilung zu wehren.
 
@jaap1969 Landesregel oder Bundesregel? Von sowas hab ich in B noch nix gehört. Müsstich mal nachfragen.

Also die Dame arbeitet in einem hessischen Ordnungsamt. Und sie hat daß mehr oder weniger nebenbei erwähnt. Und war dabei ziemlich angepisst. Motto: Wir machen die Arbeit und die kassieren das Geld.
Wenn ich sie richtig verstanden habe, wird ab einer gewissen Bußgeldhöhe das Geld nicht über die Stadt eingezogen und deshalb erhält die Stadt davon nichts.
Daß bei einer Änderung der Bußgelder über sowas nicht nach gedacht wird ist für mich nachvollziehbar. Deshalb habe ich ja auch geraten sich zu beschweren.

Zumal bei uns Gehwegparken meist geduldet wird.
 
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