Rund um Münster

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Vor ein paar Tagen war klar, daß die terminlich geplante mehrtägige Radreise uns rund um Münster führen wird. Hektisch habe ich mich dann daran gemacht, die teilweise neuen Komponenten an mein Trike zu schrauben, das fast komplett demontiert in der Ecke lag.

48 Single vorne, 11-42 mit Dualdrive hinten auf 26*2,0. Reicht doch für das flache Münsterland. Warum 48 vorne und nicht irgendwas wie 32 oder 36? Jedenfalls waren die Tourstücke mit für mich heftigen Steigungen versehen. Hatte ich im Vorfeld ignoriert.

Planung Tag 1: Fahrt mit dem Wagen nach Roxel im Westen vom Münster. Dann über Horstmar und Steinfurt nach Rheine.
Planung Tag 2: Rheine über Hagen/Teutoburger Wald nach Bad Iburg.
Planung Tag 3: Bad Iburg über Bad Laer und Warendorf nach Beckum.
Und für Tag 4 war vorgesehen: Beckum über Ahlen, Drensteinfurt und MS City nach Roxel.

Wetter? Für Tag 1 mögliche kurze Schauer, leicht bewölkt. 21°C, dann die folgenden Tage trocken und bis zu 33°C. Dementsprechend mager fiel die Menge an Kleidung aus, die mitgenommen wurde.
Sonnenmilch und Kabelbinder wurden auf die letzte Minute noch eingepackt und erwiesen sich als sehr hilfreich.
 
Start mit einem Lieferwagen, einsammeln der Teilnehmer, verzurren der Trikes auf der Ladefläche. Autobahnfahrt nach und parken in Roxel. Absitzen, Trikes aufrüsten und dann ab Richtung Rheine. Himmel zu 2/3 bedeckt. Teilweise dunkelgrau und leicht kühl, aber im T-Shirt und kurzer Hose kam nur selten ein kleines Frösteln auf.
Gegen Nachmittag zogen dann mehr und mehr Wolken ab und ließen einen Besuch beim Eisverkäufer zu.
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Dort wurde dann auch kurz herum telefoniert und die Übernachtung klar gemacht. Rustikal, aber sauber war´s. Abendessen, quasseln, ab in die Waagerechte.

Ach, zwischen Steinfurt und Hauenhorst südl. von Rheine gab es eine schnurgerade ehemalige Eisenbahntrasse. Rund 12 km Rennbahn in Allee-Format. Echt toll.

Roxel, Havixbeck, Laer, Horstmar, Steinfurt, Rheine.
51,73 km, 184 hm. Zeit in Fahrt ca. 3 Stunden.
 
Tag 2 startet mit fifty/fifty Bewölkung und ist gut genug für T-Shirt und kurze Hose. Sonnenmilch wird vorsorglich aufgetragen und ist am frühen Nachmittag echt nützlich.
Kurzer Abstecher nach Rheine. Hübsch (speziell auf der Brücke über die Ems), wenn auch etwas charakterlos und klein.
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Von Rheine aus zieht es uns parallel zum Teutoburger Wald nach Bad Iburg. Den kurzen, aber höhenmetermäßig harten Ausflug nach Ibbenbüren sparen wir uns. Meine Knie jubeln jetzt noch weil sie nicht 2 mal den Teuto überqueren mußten mit dieser ausgesprochenen Flachlandschaltung am relativ schweren Trike mit Gepäck.

Sehr ländlich geht es in Richtung Riesenbeck. Bei den Dorenther Klippen wagen wir uns näher an den Teuto und eiern im Bereich Tecklenburger Land sogar an den Hängen des Teuto herum. Grober Kies und einfache Feldwege sind aber nicht der Knaller, weswegen es uns wieder ins Flachland verschlägt.

Auch an diesem Tag folgt ein kleiner Besuch beim Eismann und die Hauptnahrung wird erst am Abend inkorporiert.
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Ein Schlenker nach Süden (Kattenvenne) und dann wieder nordöstlich läßt uns nach Lienen das Tagesziel Bad Iburg erreichen. Überraschend: am Abend ziehen völlig unbeeindruckt Tiere am Hotelzimmerfenster vorbei. Erst ein Hase, dann ein kapitaler Hirsch.
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Ein kurzer Abstecher zur Iburg selbst ist nett für die Gehwerkzeuge und bringt etwas Abwechselung in den Tag. Und natürlich ist die Aussicht klasse.
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Rheine, Riesenbeck, Tecklenburger Land, Lengerich, Kattenvenne, Lienen, Bad Iburg.
66,33 km, 276 Höhenmeter, Zeit in Fahrt ca. 4,5 Stunden.
 
Tag 3 überrascht uns mit tiefblauem Himmel. Die grundsätzliche Richtung ist nun nach Süden ausgerichtet und die Sonnenmilch wird im Laufe des Tages mehrfach erneuert. Ist das heiss!!! 2 Trinkflaschen reichen kaum und der Schweiß macht das Shirt unangenehm klamm am Rücken.

Viel über die Strecke gibt es nicht zu berichten aussser: bildschöne Natur, viele Greifvögel am Himmel, 1 Storch, lustig gemusterte Ponys, knorrige alte Herren auf ebenso alten Hollandrädern und Rentner-Gruppen auf E-Bikes. Letztere fast alle Natur-Groupies wie wir.
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Bad Iburg, Bad Laer, Warendorf, Enningerloh, Neu Beckum, Beckum.
68,9 km, 227 Höhenmeter, Zeit in Fahrt ca. 4 1/4 Stunden.
 
Tag 4 wird uns sicher etwas detailreicher in Erinnerung bleiben. Stichwort Baustellen.

Morgens geht es ab Beckum über Ahlen, Drensteinfurt etc. am Werse-Radweg entlang. Teilweise ist die Natur so überwältigend bund und vielfältig, daß fotografieren einfach nicht reicht. Mehrfach bleibe ich stehen und versuche mir das Bild möglichst prachtvoll zu merken. Dann heißt es natürlich wieder aufschließen...
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Irgendwo nahe Wolbeck/Angelmodde ist es dann soweit. Ein mörderbreiter Traktor steht mitten auf der Strasse. Links und rechts ist das Gras bestimmt kniehoch, aber breit genug für ein Trike. Schwung aufholen und durch das Gras und vorbei. Krack.
Beim Trike von Fahrer 1 zieht sich Gras in die Umlenkrolle, das Kettenrohr verschiebt sich gegen den Schaltwerksarm. Full Stop!
Gras rauspfriemeln, rückwärts kurbeln, geht wieder. Dachten wir.

Ein paar hundert Meter weiter tut es einen Schlag und die Spannfeder für den Schaltwerkarm liegt auf der Strasse. ??? Mit Kabelbindern wird der Schaltwerkarm fixiert, ein passender Gang eingelegt und vorsichtig weiter gefahren.

Ein paar hundert Meter weiter gibt es tatsächlich einen geöffneten Fahrradladen. Der hat auch geöffnet trotz Mittagszeit. Kann aber mangels Ersatzteilen nicht helfen. Mist. Naja, es sind ja nur noch ca. 12 km bis zum Ende der Tour.

KRACH. Der Schaltwerkarm hat sich zwischen die Speichen geschoben, das Schaltwerk aus dem Öse herausgebrochen, das Ausfallende verbogen, das Hinterrad trotz gut fixiertem Schnellspanner aus den Ausfallenden gezogen. Schrott!

Die Lösung lautet: Einer bleibt beim kaputten Trike und Fahrer 2 und 3 fahren vor und holen den Transporter.

In einer beispiellosen Rettungsaktion wird die Durchschnittsgeschwindigkeit auf 22,3 erhöht und die Trikes auf echte münsteraner Art durch MS City, südlich am Aasee und am Allwetterzoo vorbei, nach Roxel reingedroschen.
Die Aussentemperatur von 33-35°C half etwas, die Geschwindigkeit zu halten. Denn wenn man anhalten mußte, spürte man die Hitze vom Asphalt aufsteigen.

In Roxel dann ging es erstmal auf die Suche nach dem Bahnhof, weil da in der Nähe der Transporter steht. WER HAT EIGENTLICH DIESEN X(&=(/%&)(& BAHNHOF IMMER IN DIE PARALLELSTRASSER DER STRASSE VERSCHOBEN, IN DER WIR GERADE GESUCHT HABEN? Am Transporter haben wir - ausser Atem und mit heftigem Durst - erstmal die Notration Mineralwasser vernichtet. Ein Tropfen auf den heissen Stein.

Aufladen und ab nach Wolbeck, wo es sich Trikefahrer 1 nett im Schatten an der Werse bequem gemacht hatte. Aufladen, dann ab nach MS City für eine kleine Sightseeing-Tour zu Fuß. Nett, aber der Magen ruft. Rein in ein Lokal und erstmal den zur Verfügung stehenden Vorrat an alkoholfreiem Weizenbier reduzieren.

Meine Bilanz an diesem Tag:
3 kleine Tassen Kaffee,
0,75 Wasser
0,2 Sprudel
0,6 Apfelschorle
1,5 Weizen
0,2 Apfelschorle
0,5 Bier

Dann wieder auf die Autobahn Richtung Heimat. Gegen 23 Uhr war dann die Tour komplett vorbei. Ein paar Nachwirkungen wie Wäsche waschen, Pflege und Reparaturen an den Trikes etc. bleiben uns tolle Eindrücke und die Fotos.
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Beckum, Ahlen, Drensteinfurt, Albersloh, Angelmodde, Münster, Roxel.
74,58 km, 156 Höhenmeter, ca. 4,5 Stunden Zeit in Fahrt.

Prima. Jederzeit wieder.

Grüße an Klaus, der trotz Navi-Ausfall fast fehlerfrei navigiert hat und an Ralf, der einfach ein problemloser und angenehmer Mitfahrer ist.
 
Icletta hat schnell geliefert und Ausfallende und Schaltwerk sind montiert, eingestellt und probegefahren. Alles bestens.
Schade nur: die nächste Tour ist noch nicht absehbar.
 
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