Ritzelanzahlwahn und Ketten

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Hallo zusammen,

wie sind eure Erfahrungen eigentlich (besonders bei Liegerennrädern) mit der
immer höher werdenden Anzahl von Ritzeln hinten?
Also damit meine ich eher, wenn ich nun ein sportliches neues 622 Hinterrad (Rennrad)
kaufen will bin ich irgendwann verdammt mindestens 10fach zu nehmen?
Sind die 10er und 11er Kassetten wirklich besser oder ist das alles Geldmacherei?
(schmälere Ketten, die viel schneller verschleissen, empfindlichere Ritzel weil dünner?)
Erschwerend kommt hinzu, daß die gängige Bremshebel-Schaltungskombi bei Up-Rennrädern eigentlich so gut wie nicht kompatibel ist mit einem Lowracer o.ä.
Ich selbst fahre zur Zeit am M5 neunfach mit Drehgriffschaltung und bin damit ganz zufrieden, aber ich finde es gut mich schon für mögliche zukünftige "upgrades" zu informieren
Vielen Dank für den Erfahrungsaustausch Grüße HFKLR
 
Frag mal @Schlafradler , der kommt glaub ich mit 8 Ritzeln oder weniger aus, und fährt hier allen minus eins gewaltig davon.
 
Tja... bis vor kurzen konnte ich bei eiener 7er Lösung noch einen ganzen Antriebsstrang bestehend aus Kette Ritzel (3x) und Rennkasette für 35.- realisieren. Teile meist von Sunrace.....jetzt ist 8-fach schon beim doppelten Preis...9-fach aber fast gleichauf.10-fach ....naja.
Für Leute die weniger fahren ...20 km pro Strecke ist da wohl keine Notwendigkeit für mehr als 7 Ritzel. Wer allerdings lange Strecken fährt sucht immer die passende Übersetzung um mit höchsten Wirkungsgrad längere Distanzen zu treten. Da fehlen am 7er Ritzel oft doch ein paar zwischenstufen. Wer hingegen oft auf Ebenen oder einer Bahn fährt kennt seine Idealkombi und kann sie egal in welche Ritzelgröße einbauen....überhaupt wer sich selbst gut kennt kann sein Ritzelpacket zusammenstellen und kommt auch mit weniger Ritzeln gut klar. Ich sehe immer mal wieder schnelle Rennradler die nur 3-5 Ritzel auf ihrer Kasette haben.
Ich finde allerdings das ein 10erR itzel mit nur einem Kettenblatt vorne interessant um Gewicht, Seilzüge einzusparen. Ich habe jetzt an meinen Teiflieger genau diese Kombi und fahre, in Hamburg und Umland, damit optimal. Hätte ich damals meinen M5 Racer aufgebaut hätte ich es da auch genauso gemacht.
 
Ich finde allerdings das ein 10erR itzel mit nur einem Kettenblatt vorne interessant um Gewicht, Seilzüge einzusparen.

Sehe ich auch so. Meinetwegen sogar 11, wenn ohnehin eine Renovierung/Reparatur ansteht.
Bei Hecktrieb ist "Ritzelwahn" am LR zumindest technisch am verträglichsten; Schräglauf kaum ein Problem.
Am MTB bin ich da schon eher skeptisch...

Intersssant: Das Stichwort "Ritzelwahn" kenn ich noch aus den Zeiten als es kein Internet gab.
Jedesmal folgten Leserbriefe die den "neumodischen Schrott" brandmarkten, wenn 1 Ritzel mehr dazu kam; obwohl das damals sehr bescheidene Zahlen waren ;-))

Die Frage nach der Haltbarkeit bleibt natürlich gerechtfertigt, allerdings wäre ich bei den Antworten vorsichtig.
Da spielen viele Faktoren eine Rolle.
 
Ich finde allerdings das ein 10erR itzel mit nur einem Kettenblatt vorne interessant um Gewicht, Seilzüge einzusparen.
Am MTB bin ich da schon eher skeptisch...
Am MTB ist der aktuelle Trend zum 1-fach Kettenblatt extrem sinnvoll - gerade in Bezug auf die Haltbarkeit. Die zugehörigen Kassetten haben ja nicht einfach nur mehr Ritzel - die großen Ritzel sind auch viel größer geworden als man sich das noch vor wenigen Jahren hätte träumen lassen. Heute braucht keiner mehr ein 21-er Mountaingoat vorne um mit 1,2m Entfaltung den Berg mit mörderischem Kettenzug hochzukriechen - das geht mit einer SRAM Eagle bei 31 auf 50 viel schonender für die Kette. Früher mit max. 34 Zähnen war ne Kette am MTB nach spätestens 20000hm abgelutscht - heute spielen die Höhenmeter verschleißmäßig nicht mehr so eine große Rolle - die Laufleistung in den Bergen vs. Flachland unterscheidet sich eigentlich nicht mehr so sehr.
Als Flachlandtiroler hat man davon natürlich nix - wenn man so eine Monsterkassette nicht artgerecht in den Bergen verwendet, sondern die ganze Zeit im Flachland auf dem 14er Ritzel rumjuckelt ist dieses Ritzel genausoschnell platt wie bisher, die Kassette (sofern man immer komplett tauscht) allerdings viel(!!) teurer.
 
Ich fahre auf der Cobra mit 7 Ritzeln. Das setzt aber voraus, dass man seine Leistungsfähigkeit und die Strecke gut kennt und studiert und dann das Getriebe entsprechend anpasst. An meinem M5 Lowracer fahre ich 2x9 fach mit einer weit gespreizten Kassette (11-36 Zähne). Das reicht bei mir für so gut wie alle Strecken. Von den Gangsprüngen fürs Training okay, für optimale Leistungsfähigkeit sind sie aber etwas groß. Prizipiell ist es beim Getriebe wichtig, dass man immer einen passenden Gang hat, vor allem einen Gang der klein genug ist. Da hängt es vom Fahrer ab, ob man dafür 2x9 oder 3x11 Gönge braucht.
 
Das setzt aber voraus, dass man seine Leistungsfähigkeit und die Strecke gut kennt und studiert und dann das Getriebe entsprechend anpasst.
Optimale Anpassung mit Einzelritzeln ist aber ab 10-fach deutlich erschwert. Was auch der maßgebliche Grund ist, weshalb ich nicht vorhabe, mehr als 9 Ritzel auf einer Kassette zu verwenden.
 
Mit 10-fach und vor allem 11-fach hat sich doch alles total vereinfacht in Sachen Schaltung. Zumindest fuer mich.
Vorne Kompakt mit 50-34 oder 52-36.
Hinten 11-28 bzw 12-27 bei 10fach oder
11-28 von SRAM fuer 11-fach (wegen dem 16er Ritzel).
Reicht fuer Sprints bis 70km/h und zumindest am Rennrad auch die steilsten Alpenpaesse mit Gepaeck. In der Ebene hat man dabei fast immer 1er Spruenge.

Gruesse
 
Optimale Anpassung mit Einzelritzeln ist aber ab 10-fach deutlich erschwert

verstehe ich jetzt nicht wieso - Marchisio-ritzel oder TA-podium oder Miche.. gibt's doch nach wie vor (und aktuell auch bis 11-fach).

Wenn man oben raus dem Trend zu Monsterritzeln folgen will wirds mit richtig individuell natürlich etwas dünn (Marchisio geht bis 30 Zähne, TA-Podium und Miche bis 32), wenn man da deutlich drübergehen will und dazu handelsübliche Kassetten plündert hat man in der Regel einen Ritzelträger mit mindestens 2 großen Ritzeln in einem vergleichsweise kleinen MTB-üblichen Abstand der sich nicht so ohne weiteres ändern läßt. Mein Favorit ist da ja das 37-46er Pärchen von Schimpanso, das sich nach unten ganz prima an ein 32er Ritzel anschließt (und ab da hat man wieder die freie Wahl).
 
verstehe ich jetzt nicht wieso - Marchisio-ritzel oder TA-podium oder Miche.. gibt's doch nach wie vor (und aktuell auch bis 11-fach).
Weiß jetzt nicht, ob sich da etwas geändert hat, aber in der Frühzeit von 10-fach war 12-13-14-15-16 schlichtweg nicht möglich. Irgendwo musste man einen 2-Zähne-Sprung einbauen. Aber der Grund, weshalb ich mich damit nicht beschäftigt habe ist, dass ich mir genug 9-fach Teile für mein restliches Leben auf Halde gelegt habe. Ein Grund mehr, bei 9-fach zu bleiben ;).
 
Heute braucht keiner mehr ein 21-er Mountaingoat vorne um mit 1,2m Entfaltung den Berg mit mörderischem Kettenzug hochzukriechen - das geht mit einer SRAM Eagle bei 31 auf 50 viel schonender für die Kette.
Dachte auch immer, dass der Kettenzug die Kette maßgeblich längt.
Inzwischen denke ich eher, dass es die Leistung ist, die den Verschleiß bestimmt.
Mit deinem Beispiel reduziert sich zwar die Kraft, eber die Häufigkeit der Kettenbewegung steigt.
Die Längung der Kette resultiert aus dem Auslutschen der Bohrungen, in denen die Kettenbolzen laufen.
Druck und Reibung sorgt für den Verschleiß. wenn es jetzt bei halber Kraft doppelt so viel reibt, dann ist die Leistung gleich und der Verschleiß vermutlich auch.
 
wenn es jetzt bei halber Kraft doppelt so viel reibt, dann ist die Leistung gleich und der Verschleiß vermutlich auch.
bei halber Kraft doppelt so oft ist schon richtig. du vergisst aber, dass auf dem doppelt so großen Ritzel die Kettengelenke auch nur jeweils halb so weit geknickt werden (das ist der relevante 'Weg' auf dem tatsächlich Verschleiß stattfindet), dass Produkt aus Kraft, Frequenz und Weg also nur halb so groß ist.
 
dass Produkt aus Kraft, Frequenz und Weg also nur halb so groß ist.
Was man früher ja schon sehen konnte, als man immer nur die kleinen Ritzeln des Paketes tauschen musste.
Mit den heutigen Steighilfen kann man die Kassetten viel besser auslutschen, da merkt man das nicht so sehr.

Gruß,

Tim
 
wenn man da deutlich drübergehen will und dazu handelsübliche Kassetten plündert...
...oder probieren, wie sich ein 40er (oder 42er) Umrüstritzel mit nem 32er Miche / Podium verträgt...

Wenn die Rechung ist mehr Ritzel hinten und dafür weniger Kettenblätter vorne, hat (bei insgesammt gleicher/ähnlicher Spreitzung und Feinheit, also z.B. 12-13-14-15-16-17-18-20-25-32 (-40) mit 34-50 oder 28-40-50) beides Vorzüge:
2*11(10): weniger Schalten vorne, bei guter Abstimmung geht fast alles auf einem Blatt.
3*10(9): mehr Überlappung zwischen den Kettenblättern, d.h. es gibt bei guter Abstimmung je einen Einzahnsprung-Bereich für bergauf, Gepäck/Gegenwind und Idealbedingungen.
Bei 2*X kann es leichter passieren, dass man genau auf der Kettenblattgrenze fährt und dann entweder doch oft vorne schaltet oder die grober gestuften Berggänge mit großem Blatt fährt.

Gruß, Peer
 
oder probieren, wie sich ein 40er (oder 42er) Umrüstritzel mit nem 32er Miche / Podium verträg
ich fahre so was seit 2 Jahren. 32er Podium mit 40er TRex von Hope, der Rest Marchisio. Das Hauptproblem war einen passenden Spacer zwischen dem 40er-Extenderritzel und dem 32er Podium zu finden (weil das Podium-ritzel ja als Abschlussritzel gedacht und daher etwas gekröpft ist).
Würde mit einem Einzelkettenblatt vorne bestens schalten - in der Realität wird bei mir die optimale Einstellung des Schaltwerks aber der großen Spreizung meiner vorderen Kettenblätter geopfert (30/50/65) die verhindert, dass ich das Schaltwerk so justiere, dass es auf mehr als einem Kettenblatt vorne gut funktioniert (wir reden hier nur über 30-40 und 50-40. 65-40 geht wegen der Kettenlänge gar nicht sonst würde die Kette am Boden liegen, wenn ich das 30er vorne schalte).
Damals (Mitte 2015) als ich das realisiert habe gabs aber noch keine anderen MTB-kassetten mit 40er als die von SRAM (für den SRAM-spezifischen XD-Freilauf) und die ersten Extenderritzel um die Bandbreite für andere Marken zu erreichen kamen gerade auf den Markt. Mittlerweile ist die Auswahl da ja viel größer geworden.
 
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