Riemenantrieb

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Weiss jemand ob es Riemenantrieb für Liegeräder gibt oder schonmal gab?
Ob Riemenlängen frei wählbar sind?
 
denke mal bei vorderradantrieb machts mehr sinn, vor allem weil dort zum teil zusätzlich der aspekt des "sauberen" faltens eine rolle spielt...
 
Moin!

Weiss jemand ob es Riemenantrieb für Liegeräder gibt oder schonmal gab?
Ob Riemenlängen frei wählbar sind?

Ich fahre ein Liege-Brompton, das mit einem von Juliane Neuss konstruierten Umrüstsatz aus einem Standard-Brompton umgerüstet wurde. Es besitzt einen Zahnriemenantrieb, der vom Liege-Tretlager zum Aufrecht-Tretlager läuft.

Der Zahnriemen läuft leise und ziemlich sauber, was beim Falten von Vorteil ist.

Allerdings hat ein Zahnriemen auch Nachteile. Er läuft am liebsten bei hohen Drehzahlen (anders als der menschliche Fahrer), kann aber eher nicht so hohe Kräfte aufnehmen wie eine Kette. Man kann ihn auch durch Verformung in nicht dafür vorgesehene Richtungen) beschädigen, ohne daß das sichtbar wäre.

Mir ist beim kräftigen Reintreten auf einer steilen Rampe (im einem zu hohen Gang) mal ein Zahnriemen gerissen.

Juliane Neuss hat vor einigen Jahren mal einen Artikel in der Radwelt veröffentlicht, in dem sie Vor- und Nachteile des Antriebes aufgeführt hat. Ich habe sie mal darauf angesprochen, daß sie den Zahnriemen früher in viel leuchtenderen Farben geschildert hatte (in der Anleitung zu meinem Liege-Brompton), und ihre Antwort war, mit einem Lächeln: "Man lernt eben immer dazu."

Persönlich finde ich Zahnriemenantriebe bei Falträdern (ich habe auch ein Bernds-Faltrad mit Riemenantrieb) praktisch und angenehm, aber mein Eindruck ist auch, daß sie die Kraft nicht so effizient übertragen wie eine Kette. Beide Falträder sind aber auch nicht auf dem neuesten Stand der Technik, neuere Riemen verwenden anscheinend moderne Werkstoffe, die wahrscheinlich einen steiferen Antrieb ergeben.

Alter Thread zu meinem Liegebrompton:

https://www.velomobilforum.de/forum/index.php?threads/mein-erster-einspur-lieger.30685/

Tschüs!

Hein
 
Ich fahre ein Liege-Brompton, das mit einem von Juliane Neuss konstruierten Umrüstsatz aus einem Standard-Brompton umgerüstet wurde. Es besitzt einen Zahnriemenantrieb, der vom Liege-Tretlager zum Aufrecht-Tretlager läuft.
Und als Brompton vor ca. 15 Jahren die Rahmenform minimal verändert hat (anderes Faltgelenk), funktionierte der Umbausatz nicht mehr, weil sich der Abstand geringfügig verändert hat, und es keinen passenden Zahnriemen mehr gibt.
Er läuft am liebsten bei hohen Drehzahlen (anders als der menschliche Fahrer), kann aber eher nicht so hohe Kräfte aufnehmen wie eine Kette.
neuere Riemen verwenden anscheinend moderne Werkstoffe, die wahrscheinlich einen steiferen Antrieb ergeben.
Vor einigen Jahren kamen spezielle Fahrrad-Zahnriemen auf den Markt (Gates Carbon Drive, Schlumpf), die mit Carbonfasern verstärkt sind. Diese halten höhere Kräfte aus, und dehnen sich weniger, d.h. weniger Verluste. Aber natürlich gibt es die auch nur in wenigen Längen, und sie sind genauso empfindlich.
Persönlich finde ich Zahnriemenantriebe bei Falträdern (ich habe auch ein Bernds-Faltrad mit Riemenantrieb) praktisch und angenehm
Sehe ich auch so.
- Riemenspannung ist wichtig, was in Konflikt mit der Liegeradkonstruktion gerät (Sattelhöhe einstellen v/s Tretlager verschieben)
Und man kann keinen Kettenspanner verwenden.
 
Moin!

Und als Brompton vor ca. 15 Jahren die Rahmenform minimal verändert hat (anderes Faltgelenk), funktionierte der Umbausatz nicht mehr, weil sich der Abstand geringfügig verändert hat, und es keinen passenden Zahnriemen mehr gibt.

Leider. Außerdem ist der Zahnriemen durch seine Sonderbreite ein teures Spezialteil (>=40 EUR, aus dem Kopf).

Beim Bernds ist es ein Standard-Zahnriemen (vielleicht 20 EUR, mußte noch keinen nachkaufen). Der alte Antrieb paßt aber auch nicht in die neuen Bernds-Rahmen. (Ich hatte einen Rahmenbruch ...) Die neuen Zahnriemen-Bernds haben wohl auch die modernen Riemen.

Und man kann keinen Kettenspanner verwenden.

Sowohl das Liegebrompton als auch das Bernds haben Kettenspanner-ähnliche Spannvorrichtungen für den Riemen.

Tschüs!

Hein
 
Ich hatte mal kurz für mein Racertje recherchiert, ob das nicht möglich wäre, weil vieles dafür spricht: Keine Kettenstrebe im Weg, Kette wird per Exzenter gespannt, Nabenschaltung. Allerdings erfordern Riemenantriebe ein sehr sauberes Fluchten von An- und Abtriebsritzel und einen sehr steifen Rahmen, um die Flucht aufrecht zu erhalten. Selbst wenn mein Rahmen das geschafft hätte (der Vierkantausleger verwindet sich beim sehr starken Reintreten doch ein wenig), dann wäre spätestens bei den verfügbaren Ritzelgrößen und bei der Riemenlänge Schluss gewesen. Aus diesem und vielen anderen Gründen werde ich bei meinen Rädern wohl bei der Kette bleiben, auch wenn ein sauberer Antrieb sehr verlockend klingt.

Gruß,
Martin
 
Ich hatte mal gelesen, dass (ich denke, es war) Continental auch für Liegeräder Riemen im Sortiment aufnehmen wollte.

Gruß
Maik
 
Moin!

Allerdings erfordern Riemenantriebe ein sehr sauberes Fluchten von An- und Abtriebsritzel und einen sehr steifen Rahmen, um die Flucht aufrecht zu erhalten.

Das Liegebrompton hat tatsächlich einen seitenverstellbaren Ausleger, um die Flucht einstellen zu können. Das ist dadurch einfach möglich, daß der Ausleger ja zum Umrüstsatz gehört und nicht Teil des Hauptrahmens ist - völlig untypisch.

Dafür ist der Ausleger aber alles andere als steif. Die Flucht verstellt sich zwar nicht, aber er federt beim Treten seitlich hin und her.

Tschüs!

Hein
 
Die Contiriemen sind oft gerissen und viele (Rad-)Hersteller sind wieder zu Gates gewechselt. Auf Conti wrde ich nicht setzen.
 
Wenn man sein Lastergebnis umrechnet, "3 Stunden auf 1000km länger unterwegs", käme ich bei angestrebten 200km täglich bei 5 Fahrtagen auf 3*60=180min auf 5Tage gleich 36 Minuten...
Da nehm ich die Kette und trink zwischendurch zwei Earl Grey mit Apfelkuchen und dehne meine Beine :)
Realitätsphysik zum Anfassen, klasse!
Gruß Krischan
 
Moin!

Realitätsphysik zum Anfassen, klasse!

Ich würde das jetzt nicht überbewerten - echte Meßwerte liefert Schmeißer ja nicht. Er erklärt auch nicht die Grundannahmen für seine "3 Stunden auf 1000 km"-Behauptung, und die Darstellung von Losbrechkräften sagt nicht wirklich viel über den Wirkungsgrad im Betrieb. Ich stimme da auch mit der "Riemenlobby" überein, daß man das besten unter Last messen sollte.

Die Demonstration mittels Akkuschrauber hochgezogener Gewichte ist zwar deswegen interessant, weil sie ein bißchen Last auf den Antrieb bringt, aber man kann schon am Geräusch des Akkuschraubers hören, daß das nicht gerade eine Gleichlauf-Situtation ist. Eine Ultra-Kurzzeitmessung mit dem Fahrradtacho ist auch nicht supergenau - er gibt ja nur die Maximalgeschwindigkeit an.

Ich zweifle nicht daran, daß der Riemenantrieb einen schlechteren Wirkungsgrad besitzt, aber wie groß ist der Unterschied wirklich? Genaue Wirkungsgradmessungen sind durchaus schwierig, wie wir hier neulich im Zusammenhang mit den in der Fahrradzukunft dokumentierten Messungen an Nabenschaltungen diskutiert haben.

Tschüs!

Hein
 
und die Darstellung von Losbrechkräften sagt nicht wirklich viel über den Wirkungsgrad im Betrieb. Ich stimme da auch mit der "Riemenlobby" überein, daß man das besten unter Last messen sollte.
Richtig.
Die Demonstration mittels Akkuschrauber hochgezogener Gewichte ist zwar deswegen interessant, weil sie ein bißchen Last auf den Antrieb bringt, aber man kann schon am Geräusch des Akkuschraubers hören, daß das nicht gerade eine Gleichlauf-Situtation ist. Eine Ultra-Kurzzeitmessung mit dem Fahrradtacho ist auch nicht supergenau - er gibt ja nur die Maximalgeschwindigkeit an.
Den Tacho-Messungen vertraue ich schon; er meinte ja, dass er alles 10x getestet hat, mit ähnlichen Ergebnissen.

Aber ich frage mich:
  • Wie schnell wird das Gewicht nach oben gezogen?
  • Wo wurde die Geschwindigkeit gemessen?
Mich interessieren nicht kg, sondern Watt und Trittfrequenz. Damit ich einschätzen kann, wie viel langsamer ein Riemen ist, wenn ich z.B. mit 90 rpm und 120 W fahre. Der Gleichlauf des Akkuschraubers ist mir eher egal, der Mensch tritt ja auch nicht rund, da ist noch weniger Gleichlauf zu erwarten.

Und außerdem: Man verwendet einen Riemen ja nicht auf einem Hochleistungsrad, auf dem man unzählige Kilometer abspult, und bei dem sich dann auch Kettenpflege lohnt. Sondern z.B. am Stadtrad, das nur für Kurzstrecken gebraucht wird, bzw. alle paar Wochen mal in die S-Bahn genommen wird. Bei meinem habe ich einen M-Wave Chain Cage Kettenschutz installiert, der sicher auch Leistung kostet, aber ich will mir die Hosenbeine nicht vollsauen.

Wenn ich jetzt mal annehme, dass die Messungen mit Gewicht meinem Leistungsbereich entsprechen, hieße das:
  • Die Geschwindigkeit mit Riemen ist ca. 9% niedriger als mit dreckiger Kette.
  • Angenommen, die Reibung im Riemen sei geschwindigkeitsunabhängig; dann wäre auch die Leistung am Rad 9% niedriger, bzw. man bräuchte 10% mehr Leistung, um auf die gleiche Geschwindigkeit zu kommen.
  • 10% mehr Leistung bei 120 W wären 12 W; das ist doppelt so viel wie ein Nabendynamo mit angeschalteter Beleuchtung kostet, den ich subjektiv nicht spüre.
Klingt für mich so, als seien die Verluste erstaunlich hoch, aber für meinen Einsatzbereich akzeptabel. Wenn ich schnell sein will, fahre ich Liegerad oder VM, damit verglichen hat ein Aufrechtrad viel größere Verluste.
 
Aber Hein,
ich habe gar keinen Riemenantrieb. Ich habe nicht einmal ein Brompton mit einem solchen (das Messen überlasse ich gerne Dir), ich will auch keinen Riemanantrieb am Flevo, mir reicht der grobe Versuch vom Rad-Lager-Mann. Verluste von 1-2km/h will ich nicht hinnehmen.
Ich trinke auch keinen Tee zwischendurch, ich bin lieber früher da oder fahre noch 15km weiter :)
Nix für ungut, Krischan
 
Moin!

Die Geschwindigkeit mit Riemen ist ca. 9% niedriger als mit dreckiger Kette.

Naja ... Schmeißers Akkuschrauber dreht mit Riemen ca. 9 % langsamer als mit dreckiger Kette. Da steckt aber, neben anderen Unwägbarkeiten des Versuchsaufbaus, auch die Charakteristik des Akkuschraubers mit drin. Wenn der bei geringerer Drehzahl auch eine geringere Leistung abgibt, dann multipliziert er nämlich den Unterschied zwischen beiden Systemen.

(Video #2 zeigt übrigens bei 25 kg Last einen Unterschied von 6,7 % bei sauberer Kette. Natürlich macht Dreck die Kette nicht schneller ... man sieht einfach, wie schwierig es ist, genaue Werte zu messen.)

Ich glaube gern, daß der Riemen schlechter läuft als die Kette. Aber wieviel schlechter? Schmeißers Versuch gibt das methodisch nicht her, auch wenn ich es toll finde, daß er sehr anschaulich den qualitativen Vorteil der Kette darstellt.

Tschüs!

Hein
 
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