LR Reparatur einer gerissenen Tretlagerhülse

Meine mit Epoxy "gehaltene" Tretlagerhülse im Holzrahmen hat auch 20 Jahre gehalten. Aber dann war es vorbei. Nur so am Rande.
 
Guten Abend an alle nochmal,
zunächst möchte ich sagen, dass meine Reperatur keinen Schönheitspreis bekommen soll. Vielleicht kann ich optisch etwas retten, wenn ich am Ende eine Lage Carbongewebe sauber anbringe. Dann will ich noch mitteilen, dass mir reparieren Spaß macht und ich mich freue, wenn mein altes "horizont fast" noch viele weitere Kilometer im Einsatz ist. Mein Sohn hat übrigens lange Zeit statt reparieren "paparieren" gesagt, vermutlich weil es einfach stimmt.
Danke für alle Rückmeldungen - auch für die kritischen Stimmen. Sie fordern mich heraus und ich gebe mir mehr mühe.
@tieflieger Du sagst es, so habe ich mir das gedacht:
Die verbindung zum ausleger konnte mann machen in dem mann von dem punkt wo die drei rohre zusammen kommen rovings zwischen durch macht und dann wieder zum tretlager. Wenn mann beim wickeln dabei etwa 8 ahnliche formen machen hatt mann am nicht nur eine klebeverbindung, sondern auch eine mechanische verbindung. Um das tretlager rohr vorne weg zu treten mussten die rovings reissen oder durch den metalknotenpunkt gezogen werden. Das geht nicht. Da vorne alles aus metal enger zusammen lauft, wurde eine einfache klebe verbindung vermutlich abreissen.
Und an die Unterlegscheiben habe ich auch schon gedacht.
Ohne Tape sah es vorhin noch so aus:
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Und jetzt wieder so:
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Diesmal habe ich in erster Linie Achter gelegt und mich entschlossen eine Inbusschraube im Gewinde zu lassen, um sie als Gegenhalter zu nutzen.
Ich werde die Rohrschelle erst übermorgen lösen, in der Hoffnung, dass sich das Ganze dann nur minimal öffnet.

Danach kommt dann die Aktion mit den großen Unterlegscheiben an der Seite.

Ich wünsche allen eine gute Nacht!
 
Vorgestern habe ich ein wenig gespachtelt. Hierzu habe ich etwas Epoxy mit Microballons angerührt und damit die Untieren ein wenig ausgeglichen, damit bei den nächsten Carbonlagen keine Luftlöcher entstehen (dies zu vermeiden riet mir @tieflieger ).
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Als ich gestern die Rohrschelle abgemacht haben, war ich sehr positiv überrascht, denn die Tretlagerhülse hat sich an ihrem Riss nicht gehöffnet. Das bedeutet, dass die ersten Lagen Carbon die Form der Hülse gehalten haben.
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Eine Tretlagerschale lässt sich ein paar Umdrehungen eindrehen. Das will ich aber erst fortsetzen, wenn genug Carbonrovings aufgebracht sind.

Heute habe ich zwei alte Aludrehteile, die ich mal für eine Rahmenlehre brauchte, als Unterlegscheiben nach der Anleitung von @tieflieger angebracht (das hatte ich übrigens sowieso vor!). Nun kann ich etwa 5 mm Carbonrovings aufbringen, wenn ich bis zur Außenkante der Scheiben laminiere.
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Dann habe habe heute in zwei Arbeitsgängen nass in nass diese geschätzt mindestens 4 mm Carbonrovings in vielen Achtern aufgebracht. Abschließend wieder Abreisgewebe drauf (ich will ja noch eine Lage Gewebe aus optischen Gründen aufbringen) und mit Isolierband eingewickkelt. Jetzt sieht das ganze wieder so aus:
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Insgesamt habe ich bisher ca. 120 g Eppxy angerührt (einiges tropft beim Laminieren auf den Tisch und den Boden oder bleibt im Becher) ca. 60 g Carbon verarbeitet. Ich schätze, dass das Ganze zur Zeit etwa 160 g wiegt. Hoffentlich hält es!
 
Sieht doch sehr dezent aus :)
Wenn die Lagerschalen nachher noch reinpassen und alles hält?!?! Dann: Wow!
Gruß Krischan
 
Mir wird ja die Idee von Pressfitlagern immer sympatischer! Habe mir für mein nächstes Holzrad ein solches bestellt mit 90mm Breite.
 
So sieht es heute aus. Die untere Scheibe muss ich vorsichtig rausdengeln, dass hätte die Familie geweckt. Die dünnste Stelle besteht aus 4 mm Carbon.
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Ich bin optimistisch.
 
Es geht weiter:
Die kritschen Forumsbeiträge haben mich herausgefordert und da habe ich für die Optik noch ein bisschen gefeilt und geschmirgelt und gespachtelt und eine Lage Carbongewebe aufgebracht. Das ist immer mehr Arbeit als man denkt. Dann habe ich es in Frischhaltefolie gepackt:
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Heute Nachmittag habe ich das Ganze wieder ausgepackt und wieder ein bisschen gefeilt und geschmirgelt und nicht gespachtelt und dann unten erst mit rotem und dann alles mit klarem Alkydharzlack gespritzt. Der Nachbarsjunge hat mir empfohlen die Reperatur in Carbonlook zu lassen.
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Finishing ist eigentlich keine Spezialität von mir, aber hier bin ich ganz zufrieden.

Jetzt muss nur noch das Tretlager passen. Hier habe ich ganz vorsichtig und mit viel Kraft erst einmal ein paar gut Stahllagerschalen eingeschraubt - als Schneideisen. Und dann hat's mit dem Holowtech aus Alu auch geklappt!
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Eine Probefahrt um den Block habe ich schon gemacht. Ich glaube es hält länger als die prophezeiten Kilometer bis zur nächsten Fahrradwerkstatt.

Danke an das Forum, Ihr habt mir Mut gemacht und mich motiviert! Ich berichte, ob die Reperatur den großen Kräften und Hebeln standhält.
 
Das kann man mit Unmengen Arbeit und Carbon vollsauen bis es hält.
Sieht aber sch... aus. Wie ein Rassepferd mit Gipsbein.
Mir gefällt die Reparatur und ich erwarte auch, dass sie hält.
Dass an einem alten Fahrzeug auch mal repariert wurde, ist OK und ich würd's auch nicht verstecken.
Kompliment an @liegerausmainz und Danke für's Einstellen der Reparatur im Forum.
 
Zuletzt bearbeitet:
ganz vorsichtig und mit viel Kraft erst einmal ein paar gut Stahllagerschalen eingeschraubt - als Schneideisen
Wenn Du das mit der unbearbeiteten Lagerschale machst, verquetscht du das Material mehr, als dass du etwas schneidest.

Die verbesserte Pfusch-Methode ist, der Lagerschale ein paar Einschnitte mit der Flex quer durch die Gewindegänge zu legen, um "Zähne" zu produzieren. (Nicht bis in die Hülse reinschneiden, nur die Gewindetiefe...)
Diese mit der passenden Dreikantfeile nachgefeilt, ergibt ein temporäres Werkzeug, das wenigstens ein wenig schneidet.
(Dieser Pseudo "Gewindeschneider" kommt eigentlich vom Gedanken, mit alten Pedalchsen Gewindeschneider für Alu Kurbeln zu machen.)

Ich würde aber (gerade bei so flachen Gewinden, wie dem Tretlager!) zur Werkstatt gehen, weil die den Tretlager-Gewindeschneider mit einer Zentriervorrichtung haben und dann auch die Ausrichtung passt.
 
Ich bin gespannt ob es hält... ist aber auch meine Erfahrung, probieren kann man es mit einer Reparatur, komplett neu machen kann man es immer noch...

Es ist eben ein extrem hochbelastetes Teil, wenn da etwas im Argen liegt dann merkt man das früher oder später, und austauschen ist leider nicht einfach.

Bei meinem Alltags-Up, das ich seit gut 26 Jahren fahre, habe ich die Muffe auch drei mal repariert, bzw. beim letzten Mal wurde sie getauscht...
Erst, da hatte ich es noch gar nicht so sehr lang, war ein Gewinde beschädigt, warum war nicht so ganz klar - ggf. hatte es ab Werk schon Übermass.
Das habe ich auf der Fräsmaschine ausgedreht und einseitig eine Buchse eingelötet, das muss an die 20 Jahre gehalten haben.
Wobei die Muffe sicher dickwandiger war als Deine.

Dann hatte ich einen Riss der hinter dem Sattelrohr quer verlief - sehr merkwürdig...
Ich habe ein Stück Blech gedengelt das den Riss und das Umfeld abdeckte und das aufgelötet.
Hielt ca. zwei Jahre oder so - dann ging auf einer Seite ein Riss radial praktisch rundum...

Im Nachhinein kann es am Lager gelegen haben - das war ein Patronenlager mit einem Kunststoffstützring auf einer Seite, ich nehme an dass dieser Ring nicht (mehr) richtig gestützt hat.
Das Lager fahre ich noch heute, aber mit einem selbstgedrehten Metallstützring.

Auf jeden Fall war das das Aus für die Muffe...
Rahmenbauer wollten ca. 300...500 Euro für den Tausch und hatten eigentlich gar keine Lust das zu machen.
Zum Glück hat ein Bekannter eines Freundes es repariert - er wollte 150 Euro, ich habe ihm dann 180 gegeben, ist eh immer mehr Arbeit als man denkt...
Er hat keine Muffe eingelötet, sondern vier Rohrstücken angepasst die er über die Rahmenrohre schob, und diese mit hochfestem Lot stumpf mit dem Rohr verlötet in dem das Tretlager sitzt.
Sieht aus wie eine gelötete Muffe, ist aber gar keine - die Technik hat sogar einen speziellen Namen, habe ihn aber vergessen...

Grüsse
Oliver
 
@einrad Dankeschön sowieso, den Tipp merke ich mir auch und hätte ihn vorher wissen müssen.

Die Richtung war genau das Hauptproblem. Da die linke Schale recht gut reinging konnte ich mit der eingeschobenen Tretlagerachse die richtige Richtung finden.
 
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