Für mich bot das Bahnrennen auf der Radrennbahn Öschelbronn ausgiebig Gelegenheit, nach Monza weitere Erfahrungen mit dem vollverschalten "Peregrin On Birk" (kurz: "PoB") für die WM in England zu sammeln, Kollegen zu treffen aber auch neue Gesichter kennenzulernen. Doch alles der Reihe nach, aus der Sicht eines Einspurigen - natürlich auch für die immer zahlreicheren Velomobilisten, die es hören wollen
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@2Fast, Anna Mai und ich sind schon am Samstag für das Bergrennen in Wildberg angereist. Dagmar und Sandro trafen wir auf dem schattigen Parkplatz in der Nähe des Starts. Die Strecke in wunderschöner Landschaft aber mit giftigen Steigungen zeigt einem, wo der Hammer hängt. Meine Absicht war es, den in Sichtweite vor mir gestarteten
@Tilman Rodewald einzuholen (was nicht gelang). Stattdessen hatte ich Gelegenheit, die Parade der nach mir gestarteten Lieger abzunehmen.
@2Fast wuchtete mit Übersetzung 46 auf 34 bei 571er HR auf dem RFR die 16%-Steigung an mir (auf Peregrin) vorbei, als wäre der erste Preis ein Birk Comet - ich fühlte mich alt. Die Siegerehrung fand gleich oben statt. Einmal mehr konnte
@Schlafradler die "Ehre" der Liegenden retten. Mit < 11 Minuten verlor er nur wenige Sekunden auf die schnellsten Rennradler des RSV und das auf einem M5(?) Stahlrahmen der mindestens 6 kg mehr wiegt! Edgar bei der Zeitmessung und seine Kollegen vom RSV Öschelbronn haben die logistisch schwierige Aufgabe - es war kein Transpondereinsatz möglich - tadellos gelöst.
Fürs Nachtessen waren wir Liegenden von
@etfl bei der Radrennbahn Öschelbronn zum Grillen eingeladen, herzlichen Dank! Ein spez. Dankeschön geht an
@ArnoldM der eingedenk meines "Käsespätzletraumas" auf der Speckwegtour mich mit vegetarischen Spezialitäten versorgte. Ich verbrachte die Nacht im fahrbaren Untersatz, während sich
@2Fast und Anna Mai im Zelt von
@Tilman Rodewald eingenistet hatten, was diesem Gelegenheit gab, sich im Schlaf mit der Holzbahn anzufreunden.
Gewärmt durch die Sonnenstrahlen und gestärkt mit Kaffee und Kuchen vom RSV-Kiosk -Klasse Service- begannen wir uns auf die 1000 Meter mit stehendem Start um 11:00 vorzubereiten. Einmal mehr fuhr Jürg Birkenstock über 60 km/h schnell aber felsenruhig sein Birk Comet in vollem Rennornat dicht an der schwarzen Linie zum Sieg.
@Schlafradler auf M5 ohne Heckverschalung belegte nur knapp dahinter Platz 2... Ich selbst war mit meinem RFR unterwegs, sah aber erwartungsgemäss kein Land.
Bei der Probefahrt am Vorabend war der Hintereifen mehrmals bei V > 60 km/h ausgangs Kurven am Rahmen aufgesessen. Verbrannter Gummi ginge noch aber Bremsen in der Schräglage ist mehr als eine Spassbremse! Also: PoB assistiert durch
@Tilman Rodewald zerlegt und Druckseite des Dämpfers mit 17 bar aufgepumpt. Derweilen jagten sich die Velomobile bei 55 km/h und wenigen Zentimetern Abstand im 200-Meter Rund, was mir zeigte, dass meine Entscheidung, bei den Liegerädern mitzufahren, richtig war. [Übers Velomobilrennen wurde ja schon ausgiebig berichtet]
Die Startaufstellung fürs Stundenrennen der Liegeräder sah die Schnellsten aus den 1000-Metern vorne und das PoB zuhinterst. Dann fiel mir ein, dass ich Vollochse in Vollkarosse den Transponder nach meinem Halbservice noch nicht angebracht hatte. Zu spät!
Nach 3 Einfahrrunden gings dann fliegend los, und ich begann mich, an die 60 KmH-Duftmarke ranzutasten. Kein Gummigeruch nur ein leises Schleifegeräusch, das ich aber zwischen Schuhriemen und Karosse verortete. Als ich @schalfradler zum ersten mal überholte, zeigte mein Tacho 66 km/h. Ganz oben war noch Platz, denn auch er war am überholen...
Ich versuchte mich zu entspannen. Insbesondere der rechte Arm war ständig am Drücken, um das PoB wieder nach unten an die rote Linie zu steuern. Aufgefallen war mir, dass die Startnummer, welche
@Schlafradler ganz hinten an seiner TV der Cobra an der Kurvenaussenseite angebracht hatte, gehörig flatterte: Strömungsabriss(!) Verbesserungspotential(?)
Die letzten 20 Minuten wurden dann so richtig hart. Sobald mein Druck auf die Pedalen nachliess, spürte ich, ein Gefühl, das die Engländer mit "To drive the porcelain bus" umschreiben. Ich entschied mich für den UDK-Lenker und trat brav die 60 km/h weiter. Das Gefühl verschwand und unter mir fuhren die anderen wieder rückwärts. Alles Ok und ich freute mich unglaublich, als ich die Glocke von weit weg vernahm...
Speziell herausheben möchte ich die Leistung von
@Schlafradler: Er fuhr nicht nur ca. 4 km/h schneller als der Zweitplazierte, Jürg Birkenstock, sondern war mit 53.4 km/h nur um einen Hauch langsamer als der Sieger der Velomobile (, der angeschriebenermassen in seinem DF die Hosen anhatte)! Wenn das nicht eine Ansage für den 100-Meilen-Weltrokordversuch von kommendem Wochenende war! Mit etwas optimierter Aerodynamik und ganz solo auf der Bahn würden da wohl auch die 56 km über die Stunde wackeln.
Vielen Dank den Verantwortlichen, dass sie uns Velomobilisten und Liegeradlern Gelegenheit geben, auf ihrer wunderschönen Holzbahn, diese speziellen Rennen auszutragen. Speziell erwähnen möchte ich den sachkundigen Sprecher und den Bahntrainer des RSV und allen voran
@etfl, der nicht nur Zeit nimmt (...), sondern sie uns gleich auch wieder schenkt, indem er diese Veranstaltung zusammen mit seinen Kollegen des RSV Öschelbronn organisiert, auch wenn die grossen Zuschauermassen (noch) ausbleiben.
Carbono