Reifendruck und Auflast

Jag

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Hallo,
Schwalbe gibt z.B. an, dass der ProOne 559 maximal 6,5 bar haben darf und mit maximal 75 kg belastet werden darf. Kann man da einen Zusammenhang herstellen? Ich meine, könnte man dem 10 bar spendieren, wenn man ihn nur mit 30 kg belastet? Also gibt es einen Zusammenhang zw. Last und Reifendruck und ggf. Geschwindigkeit?
Im Fall von Schwalbe hab ich mir schon das Gegenteil bewiesen. Ich wiege keine 75 kg; trotzdem gabs mit 8 bar eine Beule. Contact Speed bisher anders, d.h. 8 bar statt erlaubter 6 und bislang ging es gut.
 
Der wichtigste Zusammenhang ist die sogenannte "Bockwurstformel" oder auch "Kesselformel".
Druck*Fläche ergibt eine resultierende Kraft.
Je größer die Reifenbreite, desto höher die Belastung für Felge und Reifen.

Ob dann die Radlast hoch oder gering ist, macht für den Reifen praktisch keinen Unterschied.

Für den Fahrer aber schon, weil's definiert, wie weit der Reifen einfedert.
Wenig Luftdruck bzw. hohe Radlast --> mehr Komfort.
Mehr Luftdruck bzw. niedrige Radlast --> geringerer Rollwiderstand.

Gruß, Harald

PS:
Gibt's den ProOne nur in einer Breite?
 
Wird der Reifendruck unter Belastung nicht höher?
Grundsätzlich (oder theoretisch) ja, dies wirkt sich aber nur sehr gering aus.

Du hast im Reifen eine bestimmte Menge an Gas.
Der Druck kann nur dann höher werden, wenn Du das Gesamtvolumen verkleinerst (oder die Temperatur erhöhst...).

Um wieviel kann das Volumen kleiner werden, wenn Du das Rad belastest?
NaJa, ein wenig kleiner wird es schon, wenn sich unten zur Fahrbahn hin eine kleine flache Stelle bildet.
Dies ist aber (bei Fahrradreifen unter hohem Druck) im Verhältnis zum gesamten Restvolumen vernachlässigbar wenig.

Wenn Du eine Pumpe mit Manometer hast, die das Ventil offen hält, kannst Du's ganz einfach messen.
Nachrechnen wird komplizierter, weil die Volumsänderung durch die Verformung des Reifens nicht ganz trivial anzusetzen ist...

Gruß, Harald
 
Also mit dem Thema Traglast von Reifen habe ich mich mal etwas befasst, als ich damals mein Lastenrad neu hatte.
Allgemein gilt bei Fahrradreifen: Die angegebene Traglast (nur Schwalbe gibt die überhaupt an.) gilt bei maximalem Reifendruck! Bei der Hälfte des Druckes hat der Reifen auch nur noch ungefähr die halbe Traglast. Grund ist de Tatsache, daß er mit weniger Druck mehr gewalkt wird. Walken verschleißt den Reifen.

Es ist dem Reifen im Extremfall auch ziemlich egal, ob er mit zu wenig Druck oder zu hoher Last gefahren wurde.
Der Maximaldruck ergibt sich daraus, daß ein Reifen bei zu hohem Druck irgendwann sogar ohne Last platzen wird.

Auch zu beachten: 20'' Reifen haben bei gleicher Karkasse weniger Traglast, als 26'' Reifen bei gleichem Druck.
Warum? Weil der kleine schneller rollt und somit mehr gewalkt wird, als der große!

Hoher Druck belastet zudem die Felgeflanke. Besonders, wenn breite Reifen auf schmalen Felgen montiert werden. Aber breite Reifen auf breiten Felgen können bei zu hohem Druck auch aus der Felge springen. das ist aber den Szenario, das die User dieses Forums eher selten erleben werden, weil es eher Fatbikes betrifft.

Ich meine, könnte man dem 10 bar spendieren, wenn man ihn nur mit 30 kg belastet?

Du kannst 10 bar probieren, ich habe solche Experimente auch schon gemacht. Aber Du brauchst die Last nicht zu vermindern. Die Last erhöht den Druck im Reifen nur unwesentlich. Ich würde aber einen Reifen, der für 6,5 Bar maximal angegeben ist, nicht auf 10 bar aufpumpen!
Wenn Du es probierst, solltest Du Dir aber im Klaren sein, daß es auch einen mächtigen Knall geben kann! Und ich verspreche Dir: Der ist LAUT!!!! Habe ich schon gehört! Lass es lieber bleiben.....

Contact Speed bisher anders, d.h. 8 bar statt erlaubter 6 und bislang ging es gut.

Bringt aber nur minimale Verringerung des Rollwiderstandes! Dafür aber einen deutlichen Verlust an Federungskomfort und Bodenhaftung. Die Kontaktfläche zwischen Straße und Reifen verringert sich nämlich und der Reifen hüpft zudem noch mehr herum!

Meine Erfahrung mit überzogenen Reifendrücken ist: Manche Reifen halten es aus, andere nicht. (Ich fand übrigens auch Contis diesbezüglich besser, als Schwalbe) Bringen tut es nicht wirklich viel.
 
Contact Speed bisher anders, d.h. 8 bar statt erlaubter 6 und bislang ging es gut.
Hatte die CS auf dem Quest rundum auch mit 8bar versorgt. Die 406-er waren nach 8000km hin. Beim einen die Karkasse ausgebeult, beim anderen eine Beule an einem kleinen Cut auf der Lauffläche. Der 559-er hat mit dem Druck nach ca 2500km angefangen zu dröhnen wie ein kaputtes Radlager. Später habe ich die Restdicke der Lauffläche gemessen: 0,5mm Schwankung. Daher also das Dröhnen.

Seitdem fahre ich alles (vor allem Kojaks) mit 1bar über Max. Durch das verringerte Walken scheinen eingefahrene Steinchen eher wieder rauszufallen, statt sich nach innen durch zu arbeiten (habe seitdem nur noch höchstens halb so viele Platten, über 5000km pro). Die CS verkraften die 7,5bar glaube ich auch besser.
 
Also gibt es einen Zusammenhang zw. Last und Reifendruck
Ja, aber andersrum.
Der Reifen, der bei 6bar 70kg trägt, trägt bei 3bar 35kg.
[DOUBLEPOST=1555125577][/DOUBLEPOST]Und max. Druck überschreiten halte ich höchstens auf der Bahn für sinnvoll. Sobald man auf einer realen Strasse fährt macht das langsamer statt schneller weil das Rad anfängt auch über kleinste Unebenheiten zu springen.
 
Und max. Druck überschreiten halte ich höchstens auf der Bahn für sinnvoll. Sobald man auf einer realen Strasse fährt macht das langsamer statt schneller weil das Rad anfängt auch über kleinste Unebenheiten zu springen.
Also das was ich bisher (auf gutem Asphalt) gemessen habe, ist genau das Gegenteil: ProOne hinten 8 bar statt 6,5 10 W weniger, vorne bei ContactSpeed waren es glaube ich noch mehr (alles bei 60 km/h).
Aber es gibt noch einen anderen Grund für hohen Druck: Ich fahre mit einem Innenreifen als Sicherheit. Ich hab den Außenurchmesser einmal ohne Luft im Außenreifen und dann mit Luft im Außenreifen gemessen (also Reifen + Felge). Da hab ich 40 mm nur mit Luft im Innenreifen und 48 mm bei 8 bar im Außenreifen und 46 mm bei 6 bar. Es ist ein Michelin Wildrun mit erlaubten 6 bar MaxDruck. Heißt also der Außenreifen sollte in der Regel nur 6 mm einfedern.
 
auf gutem Asphalt)
Das ist der Knackpunkt. Für die Standard-trainingsrunde, die man sich eben für den perfekten Asphalt ausgesucht hat, mag das sinnvoll sein. Im Alltagsbetrieb oder gar auf unbekannten Strecken wird man nicht schneller werden, nur unkomfortabler.
 
In der Beziehung bezweifle ich erstmal die statistische signifikanz deines Datensatzes. Ich hatte mit Kojaks auf max Druck ein vielfaches der Platten wie mit 80%. Mit dem Fatbike bei 1 bar hatte ich noch nie einen. Am trike waren die Shredda mal fast täglich platt, mal 6Monate nicht. Bei immer gleichem Druck.
Ich würde daraus keine allgemeingültigen Gesetze ableiten wollen.
 
Nicht zu vergessen, dass der "richtige" Reifendruck auch ein recht subjektives Thema ist, ähnlich wie z.B. die Frage nach Nabenschaltung oder Kettenschaltung.

Da zählen dann nicht immer nur Argumente, sondern durchaus auch Meinungen nach dem Motto "Ich will das halt so....".
 
Ich bin gerade an diesen Thread geraten, und weil ich über diese Aussage
Ich fahre mit einem Innenreifen
gestolpert bin, reaktiviere ich ihn mal:

@Ich - verstehe ich Dich richtig, daß Du 2 Reifen (in unterschiedlicher Reifenbreite) ineinander montiert hast?
Sind das Schlauchlosreifen? Bzw. falls nicht, wie kann man zwischen dem inneren und dem äußeren Reifen Druck aufbauen?

Ich frage deshalb, weil mich das sowohl in Puncto Leichtlauf als auch in Puncto Pannensicherheit interessiert...
 
@Aslan Ja, ich hatte einen 622TufoSchlauchreifen auf einer 559 Felge montiert. Darüber ein 28 mm Reifen oder breiter in tubeless. Der Schlauchreifen hatte dann einen Druck, der etwas über dem des Außenreifens lag. Damit man 2 Reifen aufpumpen kann muss natürlich ein zweites Ventilloch gebohrt werden. Das abzudichten ist garnicht so einfach.
Funktioniert hatte das sehr gut. Der Außenreifen hatte mehrfach Pannen, gemerkt hatte ich es beim Fahren nicht. Ich hatte allerdings auch einmal den Fall, dass beide Reifen platt waren. Das hab ich dann doch beim Fahren gemerkt, aber was Schlimmes ist auch nicht passiert. Kommt sicherlich auch darauf an, wie schnell die Luft entweicht und ob man sich gerade in einem Lenkeinschlag befindet. Es gibt hier Leute im Forum, die sagen, plötzlicher Luftverlust ist in der Regel zu beherrschen; und dann gibt es Leute, bei denen ist der Reifen bei 40 geplatzt und sie haben sich auf die Seite gelegt oder überschlagen. Mit Absicht werden sie das auch nicht gemacht haben.
Im Moment fahre ich ein neues Hinterrad einfach nur mit Latexschlauch und vertraue, dass das sicher genug ist. Wenns aber mal den GP 5000 TL in 584 geben sollte, werde ich wieder auf mein altes System umstellen.
Hier gibt es einen langen Thread zu dem Thema: https://www.velomobilforum.de/forum/index.php?threads/platzendes-hinterrad-noch-ein-thema.50394/
 
Es gibt hier Leute im Forum, die sagen, plötzlicher Luftverlust ist in der Regel zu beherrschen
das hängt auch von der Reifen-/Felgen-Kombination ab. An meinem Ultratief hatte ich am Hinterrad einen Platten, mit 23-622er Reifen und Felge mit 13er Maulweite. Ich habe das nur gemerkt, weil der Rollwiderstand größer geworden ist.
Also, auch wenn es dazu ganz andere Meinungen gibt, fahre ich breite Reifen auf breiten Felgen, damit der Reifen bei Druckverlust eben nicht wegkippt oder abspringt.

Gruß
Felix
 
@Aslan Ja, ich hatte einen 622TufoSchlauchreifen auf einer 559 Felge montiert. Darüber ein 28 mm Reifen oder breiter in tubeless. Der Schlauchreifen hatte dann einen Druck, der etwas über dem des Außenreifens lag. Damit man 2 Reifen aufpumpen kann muss natürlich ein zweites Ventilloch gebohrt werden. Das abzudichten ist garnicht so einfach.
[...]

Interessante Idee, da wäre ich so nicht draufgekommen :) - und gut, wenn das bei Dir funktioniert (y)
- Vor allem wäre mir nicht eingefallen, einen 622er Reifen auf eine 559er Felge zu montieren... wie klappt das? :unsure:

Aber ich glaube, mit (eingeklebten, oder?) Schlauchreifen will ich mich eher nicht beschäftigen... für mich muß ein Reifen bzw. Schlauch im Notfall jederzeit und ohne Unterstützung auch unterwegs wechselbar sein*, und das dürfte bei einem solchen System schwierig werden... dann nehme ich doch lieber einen Reifen mit Pannenschutz oder so ein Pannenschutzband...

*(v.a. auf dem Weg zur Arbeit, wo ich mir größere Verzögerungen nicht erlauben kann)

Allerdings habe ich selbst auch schon mal zwei Reifen ineinander montiert, das waren aber zwei gleichgroße normale Drahtreifen mit einem normalen Schlauch drin. Hintergrund war, daß für ETRTO 440 (=originales Vorderrad Peer Gynt) keine wirklich guten Reifen verfügbar waren (bzw. sind?), sondern nur dünnwandige 28-440er oder 37-440er ohne Pannenschutz und mit nur 4 bar Maximaldruck... mit zwei ineinander montierten 28-440ern konnte ich den Druck auf 6,5 bar erhöhen, was sowohl sehr viel leichter lief als auch die Gefahr von Snakebite wirkungsvoll verringerte...
 
Aber ich glaube, mit (eingeklebten, oder?) Schlauchreifen will ich mich eher nicht beschäftigen... für mich muß ein Reifen bzw. Schlauch im Notfall jederzeit und ohne Unterstützung auch unterwegs wechselbar sein*,
Nicht eingeklebt. Der klemmt sich fest durch das Aufpumpen.
In der Regel brauch man unterwegs garnix flicken, weil man noch auf dem Innenreifen fahren kann.
 
Auch wenn ich den Nutzen nachvollziehen kann, kommt mir die doppelte Bereifung immmer noch komisch vor...
Die nächste Erfindung wird dann ein gewebeverstärkter Fahrradschlauch mit extra Pannenschutz? :)
 
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