Gripp ist ein Thema für den Werkstoff, wenn aber GM und Michelin da etwas für KFZ anstreben, kann es für Fahrräder auch nützen.
Fahrräder haben aber andere Reifen, werden unter anderen Bedingungen gefahren und brauchen daher auch Materialien mit anderen Eigenschaften. Es gibt allerdings auch Hersteller von Autoreifen, die ebenfalls Fahrradreifen herstellen bzw. ihre Fahrradreifenherstellung ausgelagert haben (z.B. Continental, Michelin, Nokian)--ich denke mal, daß da ein erheblicher Wissenstransfer stattfindet bzw. fand.
Mit dem Thema 3d-Druck von Fahrradreifen hat das aber erstmal wenig zu tun.
Dafür hast Du aber viel getextet.
Ich halte es für sinnvoll, argumentativ zu arbeiten und nicht einfach nur Behauptungen in den Raum zu stellen.
Diese Einstellung, erinnert mich an Scheuklappen.
Solange unabhängige Zahlen Daten Fakten nicht das Gegenteil einer These beweisen, ist diese nicht widerlegt.
Diese Einstellung ist nicht minder problematisch. Damit das funktioniert, muß die These erst einmal widerlegbar sein. Außerdem sind Thesen, die nicht widerlegt sind, lange nicht richtig, sie sind einfach nur nicht widerlegt. Solange es keine Gründe dafür gibt, warum eine These richtig sein sollte, muß man sie auch nicht ernst nehmen. Die These, daß auf der Rückseite des Mondes ein Astronaut mit einem Faxgerät sitzt, der Deine Nachbarn fernsteuert, ist widerlegbar, aber ohne weitere Begründung nicht ernstzunehmen.
Es gibt übrigens nur extrem selten einen echten "unabhängigen" Durchbruch, der weitaus größte Teil technischen Fortschritts baut Stück für Stück inkrementell auf bekanntem Wissen auf. Die Scheuklappen-Unterstellung ist daher einfach Quatsch, weil es extrem unwahrscheinlich ist, daß plötzlich ohne Ankündigung etwas Revolutionäres entwickelt wird, mit dem man überhaupt nicht gerechnet hätte. Entwicklungen werden nicht von einzelnen Leuten betrieben, sondern von vernetzten Teams. Wer das nicht einsieht, hat leider die letzten paar Jahrhunderte verschlafen.
Wenn die auch noch schnell sind und mich nicht zwingen unterwegs Schläuche zu wechseln, oder zumindest garantieren, dass ich stressfrei heim komme, haben wir einen gemeinsamen Wunsch.
Schnelle Reifen sind ein absoluter Nischenmarkt. Reifen aus Vollmaterial sind attraktiv, weil sie einen guten Pannenschutz versprechen (das können Luftreifen mit entsprechender Pannenschutzausstattung aber auch), aber insbesondere deshalb, weil man sie nicht aufpumpen muß. Bitte sei Dir bewußt: Du willst Dir Reifen von Leuten schmackhaft machen lassen, deren primäre Zielgruppe die der Leute ist, die ihre Reifen nicht aufpumpen wollen.
Wenn keiner sich wagte, am Stand der Technik vorbei zu denken, wo wären die Innovationen der vergangenen Jahrtausende hergekommen?
Wir säßen noch auf Bäumen und z B der Klimawandel wäre etwas worüber wir nicht Nachdächten.
Ich bin an den Druckerhersteller dran, wenn der sich nicht meldet, hake ich bei Michelin nach.
Die hier interessante 3d-Druck-Technik arbeitet über das Aufschmelzen eines einige Millimeter dicken Kunststoff-Filaments, das dann geschmolzen mit eher niedrigem Druck durch eine ungefähr 0.3 bis 0.5 mm dicke Düse gedrückt wird. Diese Düse wird ganz eng (in 0.2 bis 0.4mm Abstand--natürlich immer abhängig von den gewünschten Eigenschaften/Optik und dem Düsendurchmesser) über der Druckunterlage bzw. der vorherigen Ebene geführt. So wird das Objekt nach und nach aus dünnen Plastikwürsten ebenenweise aufgebaut.
Damit das möglich ist, brauchst Du ein Material, das sich schmelzen läßt. Das Material darf nicht zu stark schrumpfen, sonst verformt sich das gedruckte Objekt, sobald der Kunststoff nach dem Verlassen der Düse abkühlt. Das Material muß gut an sich selbst haften, damit man die nebeneinanderliegenden Plastikwürste und die aufeinanderliegenden Ebenen nicht mal eben so auseinanderpulen kann. Das sind Anforderungen, die man NUR für 3d-Druck-Material hat. Beim Spritzguß ist das einfach egal, weil das gesamte Objekt extrem schnell auf einmal geformt wird und massiv ist, bzw. kann man beispielsweise die Schrumpfung durch entsprechende Formen kompensieren.
Hier geht es um eine Anwendung, die ein Hersteller von Druckern präsentiert hat. Ich vermute, daß Du überhaupt keinen Kontext dazu hast, also hier ein wenig Kontext.
Es gibt einen Markt für 3d-Drucker. Der Markt für 3d-Drucker mit "kleinem" Druckvolumen ist mittlerweile völlig sicher in der Hand vorwiegend asiatischer Hersteller, die durch harte Preis- und Fertigungsoptimierungen die Massenfertigung der Geräte attraktiv machen, was letztendlich zu brauchbarer Qualität zu niedrigen Preisen führt. Es gibt eigentlich nur noch einen Hersteller, der da auf dem "Privatmarkt" konkurrieren kann, das aber hauptsächlich durch extreme Qualitätssicherung, weniger durch technische Rafinesse.
Was macht man also, wenn man Drucker herstellt und plötzlich merkt, daß die Konkurrenz ähnlich gute Produkte zu einem Fünftel des Preises verkauft? Richtig: Man baut etwas, das die Konkurrenz nicht baut, weil es keinen Massenmarkt dafür gibt. Das sind Drucker mit großem Druckvolumen. Nun ist leider das Problem, daß 3d-Druck unzuverlässig und grausam langsam ist. Die schlechte Zuverlässigkeit sorgt dafür, daß man nicht alles, was man jemals drucken will, auf einer riesigen Druckfläche unterbringt und dann auf einen Schlag drucken läßt--bei einem Fehler in einem Teil kann ggf. der gesamte restliche Druck ruiniert werden. Gegen langsame Geschwindigkeit kann man wenig machen, es ist aber deutlich einfacher, einen kleinen Drucker schnell drucken zu lassen als einen großen Drucker, da die bewegte Masse geringer ausfallen kann. Weil große Drucke aber wirklich ewig und drei Tage brauchen (mehrere Tage ununterbrochen Drucks sind nicht unüblich!), werden andere Verfahren zur Herstellung großer Teile attraktiv. Was macht man also nun als Hersteller, der große Drucker anbietet? Irgendwie muß man die Leute davon überzeugen, daß so ein großer Drucker für irgendwas nützlich ist. Mit "Wir haben einen Ersatz-Kühlergrill gedruckt und es hat nur eine Woche gedauert!" lockt man wohl eher niemanden hinter dem Ofen hervor. Der Fahrradreifen ist insofern gut, weil sich etwas in dieser Form drucken läßt, weil es groß ist und sich offensichtlich nicht aus mehreren kleinen Stücken zusammenkleben oder -schrauben läßt und weil man ein schönes Design entwerfen kann, das auch irgendwie funktioniert. Es ist ein netter Aufhänger für eine Werbekampagne, um zu demonstrieren, daß man doch bitte einen riesigen Drucker kaufen soll, weil die auch zu irgendwas gut sind.
Möchte die Jungs bei der Ehre packen, damit sie für uns zu Rolltestzwecken aus der Reserve kommen.
Das ist denen völlig egal, die brauchen nur etwas Großes, das sie drucken können. Du bist Dir sicher nicht bewußt, was so ein Reifen kostet, aber er wird sehr teuer sein. Ich bin gerade ehrlich gesagt nicht mit den Preisen für TPE-Filament vertraut, aber mit 40 Euro/kg und aufwärts reinen Materialkosten muß man schon rechnen. Wahrscheinlich deutlich mehr. Der Druck eines Reifens wird wahrscheinlich recht lange brauchen, habe jetzt gerade keine Lust, das abzuschätzen, rechne aber mal mit etwa 18 Stunden. Vielleicht geht's auch schneller, aber das ist ja relativ egal. Es wird auf jeden Fall einige Stunden brauchen, so viel ist sicher. Du bezahlst also 18 Stunden Maschinenzeit, in denen irgendjemand da sein muß, um darauf zu achten, daß die Maschinen das Gebäude nicht abfackeln, und wahrscheinlich so 500-600 g Material pro Reifen.
Wir Mehrspurige Fahradnutzer sind bestimmt nicht die optimale Zielgruppe, könnten aber beim Erkennen von Nutzen ein Sprachrohr werden.
Positiv wollen wir den Tag die nächste Tat beginnen.
Es ist ja löblich, daß Du so interessiert daran bist, aber ich sehe das als reine Marketingaktion ohne sinnvollen Nutzen abseits von Prototyping.