Rahmen reparieren, auch unterwegs: GFK, CFK, etc...

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Im Thread https://www.velomobilforum.de/forum/index.php?threads/rennrad-stahl-rahmen-reparatur.56447/ ging's um die Reparatur eines alten Rennradrahmens aus Stahl.
Kaputtes Stahlrohr rausgeflext, Carbonrohr eingeklebt.

Das ist eine Reparaturmehode, die man sehr flexibel einsetzen kann.
Ein wenig Material (Carbongewebe, (schnellhärtendes) Harz, Schleifpapier, Nitro, Pinsel, ...) dabei, dann kann man (mit ein wenig Sachverstand) fast jeden Rahmenbruch, Sitz, etc... reparieren, egal ob zu Hause oder unterwegs.

Weil das für viele brauchbar sein kann, hier mal einen eigenen Thread für diese Methode.

Spannend wäre aus meiner Sicht, wenn Leute mit passender Erfahrung beitragen die notwendigen Basics zusammenzutragen. Ich fange also mal mit ein paar Fragen an...

Welches Harz für unterwegs?

Vorbereitung der Metallteile:
Muss der Lack runter, oder kann man davon ausgehen, dass Anschleifen des Lacks genügt?

Reparatur Zugstreben braucht Fasern längs, torsionsbelastete Teile brauchen Fasern unter 45° verlegt.

Wie ersetzt man sinnvoll eine auf Druck belastete Strebe, wie z.B. die oberen Streben eines Hinterbaus?
(Ast vom nächsten Hollerbusch einlaminiert? ;))

etc...

Gruß, Harald
 
Moin,

Viel Sinnvolles auf die Fragen kann ich nicht beitragen.
Der alte Rahmen war gar nicht alt, er War wie auf dem Foto ersichtlich nur eingedellt.
Er fuhr durch den größeren Nachlauf etwas Steif.
Ich bin noch ein paar hundert km damit gefahren.
@Jack-Lee hat ihn mir geschweißt deshalb hänge ich ein bißchen an ihm.

Eine Tüte Carbon und Harz würde ich nicht mit auf Tour nehmen. Es braucht ein paar Schritte bis es fertig ist.

Wenn man irgendwohin zuende fahren möchte würde ich alles Reparatur Material schon vorher in den Rahmen einbauen. Dickere Rohre und stärkere Muffen.

Wenn Du unbedingt die Sitzstreben reparieren willst würde ich Stahlrohre halbieren und mit Schellen darum spannen.
Zuhause einen tollen Rahmen gebraucht kaufen und umbauen.

Vg Björn
 
Wenn man irgendwohin zuende fahren möchte würde ich alles Reparatur Material schon vorher in den Rahmen einbauen. Dickere Rohre und stärkere Muffen.

Alle meine bisherigen Rahmen"brüche" waren an ziemlich dicken eher einfachen Stahlrahmen. Und hier wäre es schön wenn ich mehr erfahren würde zu

Es braucht ein paar Schritte bis es fertig ist.

Denn man kann ja mehr damit reparieren: Von der Zeltstange über den Gepäckträger, die Felge, bis zum Velomobil - oder sogar den Lenker, jedenfalls bei einem LR. Was mir klar ist ist der Faktor Zeit (Aushärten). Auf "richtiger" Radtour habe zumindest ich die Zeit- es ist ja eher die Frage "Abbruch des Urlaubs" oder "weiterfahren und hoffen dass es hält". Wenn es um die Wochentour in D geht, ok, da bin ich schneller daheim in der Werkstatt als ich improvisiert habe.

Ich mag "universelle" Reparaturmittel. Kabelbinder, Rohrstücke, Schlauchschellen sind gut geeignet, aber nicht für wirklich hochbelastete Teile. Carbon hat da ja die Eignung schon mal grundsätzlich.

Mich interessiert v.a.
- wie man die Übergänge gestaltet, zu Alu, Stahl, Carbon, Kunststoff
- was man einpacken muss, damit alles dabei ist
-
 
Dann alles Sinnvolle zum Stahlrahmen mit Carbon reparieren:

Spanplatten, Gewindestangen, Stichsäge, Bohrmaschine, Wasserwage zum Rahmenlehre bauen.

Dremel, Säge, Satz Feilen, Tapeziertisch, Schraubstock, Schraubzwingen, Harz/Härter, Kohle Gewebe, -UD-Gewebe, -roving, Glasgewebe, Heißluftfön, Schere, Messer, Schleifpapier, sehr guten Metallkleber, Wage, Becher, Füllstoffe, Handschuhe, Maske, Rührhölzer, Lappen, Aceton, Formrohr, Abreisgewebe, Trennwachs, Scheuermilch, Wasser, Mülltüte zum Reparieren.

Sonstiges gutes Licht, wenig Wind, Regenschutz, bewundernde und bewirtende Freunde, Zeit zum aushärten, 240V oder Akkuwerkzeug.

Wenn man ein Flugzeug mit Kleben/laminieren reparieren möchte steht da auch immer noch als aller erstes:

Important: Put aircraft in climate controlled area!


Mir sind ein paar Hollandräder verbogen und meinem Bruder ist mal ein Alu Mtb Rahmen gebrochen, aber nach 10 Jahren Teenagerhardcorefahren, das Rad War fast genau so viel fliegend wie fahrend unterwegs. Am Ende brach eine Kettenstrebe ich glaube weil die Kettenblätter verbogen waren und noch ein paar tausend km an der Strebe gesägt haben. Wenn Minderwertige Rahmen kaputt gehen, soll das so sein und lohnt auch die Reparatur nicht.

Wenn man irgendwohin zuende fahren möchte würde ich alles Reparatur Material schon vorher in den Rahmen einbauen. Dickere Rohre und stärkere Muffen.
[DOUBLEPOST=1565379283][/DOUBLEPOST]Stahl/Alu - Carbon würde ich mit hochfestem Kleber kleben, der den ich benutzte heißt glaube ich Hysol9309 und war mal bei der Arbeit übrig, läßt sich aber nicht gut verarbeiten.

Stahl/Alu reinigen, schleifen, reinigen, Kleber auftragen, schleifen, Glasgewebe mit Kleber tränken, erhitzen und entlüften, Kleber auftragen und Carbohnrohr ansetzen. Gegebenenfalls spannen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Fur die repartur von teilen mit grossen sicherheitsrisico wurde ich nicht unterwegs machen, mann brauch eben doch zu viel. Fur eine reparatur von eine zeltstange oder so gibt es diesen wunder tape fiberfix https://www.fiberfix.com/ff-faq auch das video ist das ansehen wert. Braucht mann nur ne schere und wasser.

Grusse, Jeroen
 
Im Idealfall repariert man keinen Stahlrahmen mit Carbon sondern gleich einen Carbonrahmen. Bei anderen Materialien immer formschlüssig arbeiten, z.B. mit Roving.
 
Alle meine bisherigen Rahmen"brüche" waren an ziemlich dicken eher einfachen Stahlrahmen.
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Anfang der 90iger gab es im Rennradbereich auf einmal Alurahmen mit dicken Rohren. Denen hat man auf Grund der fehlenden Dauerschwingfestigkeit keine lange Lebensdauer prognostiziert. Um dies zu überprüfen hat das Prüflabor von der Zeitschrift Tour einen Prüfstand gebaut.

Ergebnis am Ende der Prüfung.
Die Alurahmen haben gehalten. Und die Stahlrahmen brachen an allen möglichen Stellen nur da nicht wo laut Ansicht der Maschinenbauingenieure die Hauptbelastungen lagen. Meistens brachen die da wo kleine Rohre eingelötet waren. (Querstege am Hinterbau und Bremssteg)
Als die Ingenieure diskutierten warum ein mit niedrig schmelzendem Silberlot gelöteter Rahmen gerade da bricht.
Hat jemand gefragt ob sie schon mal einen Rahmenbauer bei der Arbeit gesehen haben.
Antwort: Nein, warum
Gegenantwort: Weil der an der Stelle gar nicht mit der Lötlampe hinkommt. Der muss daß Rohr von der Vorderseite so erhitzen dass auf der Rückseite das Lot schmilzt.
Und dann war denen auch klar warum der Stahlrahmen da riss.
 
Spannend wäre aus meiner Sicht, wenn Leute mit passender Erfahrung beitragen die notwendigen Basics zusammenzutragen. Ich fange also mal mit ein paar Fragen an...
Ich habe drei Geschichten:

1.: Auf einer Reise bin ich mit dem Liegerad gestürzt, und der Carbonlenker ist gebrochen. Dank der einlaminierten Kevlar-Fasern war er nicht ganz ab, aber eben locker, und man konnte z.B. den Schaltgriff nicht mehr richtig bedienen (da der Lenker keine Gegenkraft mehr aufbringt). Wir hatten etwas Harz (5-Minuten-Epoxy) und Gewebe (dürfte Biaxialgewebe und Rovings gewesen sein) dabei, und so machten wir uns an die Reparatur. Zuerst mit einem Sägeblatt das Material etwas aufrauen, dann das Epoxid-getränkte Carbon rumwickeln, und dann haben wir vermutlich noch etwas Verpackung genommen und stramm drumgewickelt. Leider härtete das Epoxid nur langsam aus, da es kalt war (unter 10 °C); als es halbwegs fest war, versuchten wir es zu tempern; dazu mit dem Campingkocher Wasser gekocht, und in den Lenker gefüllt. Leider funktionierte die Reparatur nur halb; es wurde einfach nicht richtig fest, vermutlich wegen der kalten Temperaturen. Die Reise konnte ich zu Ende fahren, und zu Hause habe ich das Reparatur-Carbon runtergeschliffen und noch einmal neu gemacht, und dann war es auch wieder richtig fest, wenn man es bei den richtigen Temperaturen macht (dann braucht man auch kein heißes Wasser).

2. Ein Freund hat erzählt, dass er einmal mit ein paar anderen Liegeradfahrern eine Tour ans Nordkap gemacht hat. Anreise bis Helsinki per Flugzeug; leider waren die Gepäck-Mitarbeiter nicht ganz vorsichtig, so dass eines der Räder mit einem gebrochenen Rahmen aus dem Flieger kam. Sie hatten Carbon und Harz dabei, und entsprechend gleich am Flughafen eine Reparatur gemacht. Nach dem Laminieren sollte es getempert werden; dazu nahm einer der anderen sein Liegerad, befestigte es an einem Müllcontainer, so dass das Hinterrad frei war, verband die Kabel vom Walzendynamo mit dem geflickten Carbon, und trat in die Pedale ... als es zu stinken begann, merkte er, dass er es etwas übertrieben hatte. Jedenfalls kam das reparierte Rad problemlos bis ans Nordkap und zurück, und evtl. fährt es heute immer noch.

3. Bei meinem Bike Friday Tikit ist das untere Ende der Sattelstütze gebrochen. Das ist eine recht filigrane Konstruktion aus dünnwandigen Rohren, die sich verzweigen; und so war ich nicht so ganz erfolgreich, den Riss zuzuschweißen (mit einem uralten Schweißtrafo, also eher grobschlächtig). Und so habe ich dann auch noch einige Carbon-Rovings außen drauf laminiert, und mit Abreißband festgezurrt. Scheint zu halten (Langzeittest steht noch aus); das Carbon sollte verhindern, dass sich die darunter liegenden Risse wieder öffnen.
 
Da man Kohlefasern nur aufträgt sind sie auch Idiotensicher, hat man Mist gebaut schleift man es wieder ab.
 
Ach ja, die Fragen nach dem „Wie?“:
Muss der Lack runter, oder kann man davon ausgehen, dass Anschleifen des Lacks genügt?
Die Oberfläche sollte gut aufgeraut werden, dadurch klebt es besser (= mehr Klebe-Kontaktfläche, und mehr Reibung gegen auseinanderrutschen).
Wie ersetzt man sinnvoll eine auf Druck belastete Strebe, wie z.B. die oberen Streben eines Hinterbaus?
Das kommt ja eher selten vor; sondern eher ein Bruch, bei dem nur die Stabilität futsch ist, aber kaum Material fehlt. In diesem Fall:
  • Rund um die Bruchstelle die Oberfläche aufrauen. Notfalls z.B. mit der Säge des Taschenmessers kreuzweise einige Riefen machen.
  • Mit Harz getränkten Carbonstreifen (z.B. Biaxial-Gewebe, mehrere cm breit) drumwickeln.
  • Mit Harz getränkte Rovings stramm drumwickeln, so dass das Gewebe gut angepresst wird.
  • Evtl. noch mit Plastikfolie umwickeln, um es weiter anzudrücken.
Wenn man tatsächlich was schienen muss, wird es schwieriger; @Jack-Lee hat das mal schön vorgeführt, als bei seinem Razz-Fazz Race die Schwinge gebrochen war. Die war einfach deutlich unterdimensioniert (hauchdünnes Carbon), so dass nach dem Bruch vermutlich einfach nichts übrig war, was man hätte zusammenfügen können. Er hat den Bruch sauber rausgeschnitten, dann einen Styroporkern geschnitzt, auf den er die beiden Stummel aufgesteckt hat, und dann außenrum laminiert. Das ist natürlich zu aufwändig, um das unterwegs zu machen; da würde man vermutlich außen herum eine Schiene basteln (z.B. aus Stöcken), dann großzügig außen herum laminieren, und zu Hause dann alles abschleifen und sauber noch einmal neu machen.
 
@jaap1969 : Deswegen bin ich ein Maschinenbauingnenieur geworden der seine Rahmen noch selber gelötet, geschweißt und laminiert hat.
Dann fällt einem so ne Fehlkonstruktion schon im Vornherein auf.
 
Die Fasern sind schon in dem Carbonstreifen, mit Abreissgewebe presst man die schön an und das überschüssige Harz raus.
 
Rovings gewickelt sind stramm, Fasern gepresst sind es nie.
Rovings um ein Laminat gewickelt presst das überschüssige Harz auch in die Rovings.
Es gibt Ingenieure die kommen in die Werkstatt um zu schauen ob die Fasern ordentlich gewickelt werden.
 
Die Fasern sind schon in dem Carbonstreifen, mit Abreissgewebe presst man die schön an und das überschüssige Harz raus.
Es geht ja nicht nur darum, das Harz rauszupressen. Erstens kann man Rovings richtig schön stramm wickeln, gerade um gekrümmte Flächen; das geht mit dem breiten Abreißgewebe nicht so gut. Zweitens kann man die Rovings auch überkreuz wickeln; das ist z.B. bei T-Stücken sinnvoll: über die Verbindungsstelle ein Stück Gewebe kleben, dieses dann stramm umwickeln, so dass es nicht in der Luft hängt, sondern in die Kehle gepresst wird, und dann weitere Rovings diagonal wickeln. So ist bei meinem Liegerad der Lenker mit dem Vorbau verbunden.
Rovings gewickelt sind stramm, Fasern gepresst sind es nie.
Sehr gut gesagt.
 
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