Radialreifen - Fertigung?

@Mike C

Interessant, das ist ein Radialreifen? Wirkt etwas zu groß. Aber der Michelin Radial ist 45/75R16. Ich weiß aber nicht, was die Zahlen bedeuten
 
Meiner ist ein Diagonalreifen, aber für die Reifendimension ist das nicht relevant. Ich wollte damit nur mal die Frage nach der Größe anschaulich beantworten.

Die Zeichenkombination ist die übliche für KFZ Reifen. Die erste Zahl steht für die Reifenbreite in Millimetern, die zweite für die Reifenhöhe in "Prozent der Reifenbreite". Dann folgen die Reifenkonstruktion ("R" für Radial, "-" für Diagonal) und der Felgendurchmesser in Zoll. Danach kommen normalerweise noch Tragfähigkeit und Geschwindigkeitsindex.

Der Michelin ist also 45mm breit und 45mm * 0.75 = 34mm hoch, und es ist ein Radialreifen für 16" Felgen.

Das CityEl Rad in meinem Bild hat einen 80/70-16 Reifen, der also 80mm breit und 80mm * 0.7 = 56mm hoch wäre (im aufgepumpten Zustand, aber meiner ist ja platt). Es ist ein Diagonalreifen für 16" Felgen.

Wenn man rein die Durchmesser betrachtet, sollten Michelin Rad/Reifen und CityEl Rad/Reifen (platt) also bis fast auf den Millimeter identisch sein.

...Mike
 
@Lutz/Co Diese Reifen sehen ziemlich größer als 406 aus, wenn Mikes Fotos stimmen. Passten diese trotzdem in einen Milan oder musste man etwas modifizieren?
 
Also nochmal....diese Reifen wurden früher auf unseren Alienation 15-406 Reifen gefahren. Es IST also ein 406er Reifen.
 
Wie die Vorredner sagten: die Felgen sind gleich groß. Es ist lediglich der Reifen, der "höher aufbaut".

Felgen.jpg

...Mike
 
75° steht da irgendwo zwischen dem Marketing-Geschwurbel. Ich würde das eher als Diagonalreifen mit optimiertem Fadenwinkel bezeichnen. Die Fäden sind in der Seitenwand immernoch gekreuzt, was sie schubsteif macht. Und es hat keinen Gürtel aus tangentialen Fäden. Der Reifen ist rund im Querschnitt.

Aber ein guter Anfang, dass mal ein Hersteller nicht stur bei 45° (das haben wir schon immer so gemacht) bleibt. Vielleicht setzt das die anderen unter Zugzwang.

Bei BRR gibts ihn (noch) nicht.
 
Und es hat keinen Gürtel aus tangentialen Fäden. Der Reifen ist rund im Querschnitt.
Ich glaube, das wäre sogar der viel wichtigere Teil. Die radialen Fasern halte ich für weniger wichtig, als den flachen Querschnitt der Laufffläche, weil mit flacher Laufffläche einfach insgesamt viel weniger Verformung und damit Walken nötig ist.
Kann man auch ohne Gürtellagen durch eine zum Rand hin dickere Lauffläche lösen, aber der lokal dicke Gummi hat sicher wieder Nachteile. (War das beim Tryker so?)

Wie sind eigentlich die Hystereseverluste bei Reifengummi in Abhängigkeit von der Verformungsgeschwindigkeit?
Am Rand der Kontaktfläche erwarte ich die größte und schnellste Verformung, an den Flanken die geringste und langsamste Verformung.
Da würde ich daher auch am meisten Hystereseverluste erwarten.
Oder hat jemand mal Quellen gefunden, wo die Anteile aufgeschlüsselt werden?
 
Die radialen Fasern halte ich für weniger wichtig, als den flachen Querschnitt der Laufffläche, weil mit flacher Laufffläche einfach insgesamt viel weniger Verformung und damit Walken nötig ist.
Dann müsste ein extrem abgefahrener Reifen einen extrem niedrigen Rollwiderstand haben.
Dem ist aber nicht so.
 
Dann müsste ein extrem abgefahrener Reifen einen extrem niedrigen Rollwiderstand haben.
Dem ist aber nicht so.
Wim Schermer hat bereits neue CCS im Vergleich zu getragenen CCS gemessen und bestätigt, dass getragene CCS eine signifikant niedrigere Crr aufweisen. Der Unterschied beträgt 62,7/56,8 (bei 6 bar) = mehr als 10 %. https://wimschermer.blogspot.com/2022/08/bandentest-schwalbe-one-en-continental.html

Also ja, es hilft, aber der Unterschied ist marginal im Vergleich zu den Vorteilen eines Radialreifens
 
Ich habe eine sehr ausführliche und detaillierte Antwort von Velowerk erhalten. Er gab mir auch freundlicherweise die Erlaubnis, seine Antwort hier zu veröffentlichen, also für die anderen hier, die sich für Radialreifen interessieren. Unten füge ich seine erste Antwort an (er antwortete mehr, ich werde das später posten)
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Hallo Flowi und Radialreifen Anhänger,
es ist lustig, wie das Thema immer mal wieder aufpoppt. Auf dem letzten Velomobilseminar hatten Carbono (Charles Henry) und ich ja schon über die Grundlagen der Reifentechnik aufgeklärt. Vor allem der grundsätzliche Unterschied ist damals anhand der Bilder wohl vielen wie Schuppen von den Augen gefallen.
Wir haben die Michelin Reifen nur bei vieren der gut 30 erfolgreichen Milan Rekorde eingesetzt. Sie rollen selbst bei dem geringeren Druck von nur 5 bar fast halb so leicht wie die Serien GPs bei 11 bar Überdruck. Von den ursprünglich 5 Reifen sind nur noch zwei einsatzfähig, zwei sind beim Fahren zerstört worden und einen hat die Conti zerschnitten, um das Know How für die LTD und Erlkönig Reifen einzusetzen. Die Reifen von Michelin waren ursprünglich für die Shell Öko Marathons gemacht, da wird nur mit etwa 25 km/h gefahren und nicht mehr als ein paar hundert Kilometer. Da sie wohl aus 16 Zoll Moped Reifen Formen kamen, war der Reifen außen recht unregelmäßig in der Oberfläche, was bedeutet, dass sie bei höheren Geschwindigkeiten als 60 km/h wieder selbst höhere aerodynamische Verluste erzeugen, so dass plötzlich die GPs bzw. Erlkönige insgesamt deutlich weniger Energie brauchen.
Kurvenfahrt ist perfekt gewesen und Straßenlage sehr gut, sehr angenehmes Abrollen wegen der größeren Breite und dem geringeren Luftdruck. Wir haben zwei Reifen auf ein Dahon Faltrad gezogen, nur um die Conti Leute von ihrer Behauptung abzubringen, dass man mit Radialreifen keine Schräglage in Kurven fahren kann. Sie waren dann beeindruckt, wie leicht die kleinen Räder gerollt sind, das ist sogar subjektiv sofort zu spüren gewesen, noch klarer im Vergleich mit einem zweiten baugleichen Dahon mit Serienreifen von Conti, die wir auch extra aufgezogen hatten.
Aber ganz klare Aussage: So, wie die Michelins gebaut waren, sind sie nichts für den Alltagsgebrauch. Sehr weiche Gummimischung, sehr dünner Laufstreifen mit direkt darunter liegendem Gürtel für wenig Verformung des Laufstreifens, Pannenschutz durch eine innen im Reifen befindliche Masse, kein Schutz des Reifens gegen seitliche Beschädigung vorgesehen, ... .
Unsere Erlkönige hatten wir damals bei Conti als V-Ply Reifen bestellt, geliefert haben sie aber nur einen Standardreifen, der einer Vorserie vom GP 5000 entsprach, also die entscheidende Verbesserung Richtung Gürtelreifentechnologie nicht bekommen hat.
Vermutlich fragt Ihr Euch auch, warum Conti keine besseren Reifen macht? Das haben wir uns auch gefragt. Unsere Antwort darauf ist: Warum sollten sie, sie müssen doch nur ein wenig besser sein als die Mitbewerber und die Produktionsanlagen sind bis auf drei Tage im Jahr voll im 3-Schicht Betrieb ausgelastet, die Zweiradsparte macht seit Jahren mit den altbackenen Reifen Riesengewinne innerhalb des Conti Konzerns, also wirtschaftlich läuft die Sache rund ganz ohne Risiko einer neuen Reifentechnologie. Wir haben auch noch immer nicht aufgegeben, auf bessere Reifen zu hoffen, denn der große Vorteil der Velomobile wird vielen Menschen gar nicht offensichtlich, weil sie nicht genügend Kraft aufbringen können, um den zu hohen Rollwiderstand zu überwinden, damit sie in die hohen Geschwindigkeiten vordringen, bei denen die Aerodynamik erst so richtig zum tragen kommt. Wir sind auch gerad wieder dran am Thema und versuchen in zwei Richtungen Fortschritte zu bewirken. Grüße von Helge
 
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