PE-Schaumrohr im Hinterradschlauch als extra Sicherheit bei Platzern?

dendrocopos

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Das Thema platzendes Hinterrad ist gerade wieder aktuell und wurde schon vorher mehrfach diskutiert (z.B. hier, hier und hier).
Es gibt ja verschiedene Ansätze, Unfällen vorzubeugen. Ich habe meinen Vorschlag
mal in den letzten Wochen in die Praxis umgesetzt und verschiedende Tests durchgeführt: Schlauch mit einem Schaumstoffrohr gefüllt und wieder verklebt. In der letzten Version konnte ich sogar die Lauffläche des Schlauches (also die Aussenseite) intakt lassen, also kein erhöhter Rollwiderstand durch die Klebefläche
Zwei Fragen waren dabei für mich wichtig:
1. Kann man den Schlauch so hinbekommen, dass man nach dem Aufschneiden und Einsetzen des Schaumrohrs stabil damit fahren kann?
2. Hilft das wirklich im Pannenfall?

1. Frage: Nach einigen Versuchen mit verschiedenen Durchmessern hatte ich guten Erfolg mit 40 mm Schwalbe-Schlauch (Nr. 14: 40/62-559). Der Schlauch wurde in einen Marathon Racer (40 mm) auf einer Gingko 31 mm Felge montiert. Gestern eine Runde von 75 km bei -5 °C gefahren, mehrere Male über 60 km/h, max 68 km/h. Das auffälligste war, dass es total unauffällig war. Kein schwammiges Fahrgefühl, kein spürbar erhöhter Rollwiderstand (was aber schwer zu vergleichen ist, bei der Temperatur), kein unruhiger Lauf des Hinterrades. Soweit also sehr gut.

2. Frage: Schwerer zu beantworten. Bin ein paar hundert m mit platten Reifen rumgefahren, liess sich recht gut fahren, wenn auch schwamming (nicht unerwartet), aber kontrollierbar. Damit kann ich natürlich nicht sagen, wie es bei 50 oder 70 km/h wäre. Nach der Fahrt mit Platten hatte sich der Schlauch auf dem Schaumrohr gefaltet, aber war intakt und ich konnte ihn auch wieder weiterhin benutzen. Das Ziel ist ja nicht, mit Platten fahren zu können, sondern sicher zum Stehen zu kommen.

Vorteile die ich sehe:
- nur ca. 30 oder 40 g Mehrgewicht
- höchstwahrscheinlich kein extra Rollwiderstand: das Schaumrohr liegt lose im gepumpten Reifen, kann gar nicht zur Walkarbeit beitragn
- kein Tubelessreifen/-felge keine Dichtmilch nötig
- Schlauch kann wie üblich geflickt werden
- der Schlauch lässt sich als Ersatzschlauch gefaltet trasportieren (ähnlich wie ein Faltreifen)
- bei Reifenplatzer brembst das Schaumrohr ordentlich (man will ja schnellstmöglich anhalten), hält aber den Reifen (hoffentlich) auf der Felge und das VM bleibt kontrollierbar
- es ist kaum möglich, Falten in den Schlauch zu legen, da das Schaumrohr ihn straff hält
 
Ja, das Thema wird seit mind. 7 Jahren diskutiert, und ich bin noch nicht durch alle Beiträge durch...
Um meine 2. Frage oben wirklich beantworten zu können, müsste man wirklich wissen, was das Problem ist beim Reifenplatzer:
a) der durch den plötzlichen Druckverlust entstehende Impuls, der das Fahrzeug versetzt
b) der von der Felge abspringende Mantel
c) die Felge, die im losen Mantel hin- und herschlackert, und das Fahrzeug unkontrollierbar macht.
Die nötigen Tests will ja keiner gerne machen: bei höher Geschw. einen Reifen durchstechen, um zu sehen, ob es kontrollierbar ist (velomobil.nl haben's ja mit dem QV gemacht).
Die PE-Schaumrohre können hoffentlich verhindern, dass der Mantel von der Felge springt, und eventuell sogar den plötzlichen Druckverlust verhindern. Letztere könnte man sogar an einem Reifen im Stand testen, sogar ausserhalb eines VM. Das Rohr wird nach aussen gedrückt, und die Luft brauch einige s um zu entweichen.
Ich hoffe, dass a), b) und c) verringert werden durch die Schaumeinlage. Problem c) könnte man testen, indem man mit platten Hinterrad fährt, da spielt der plötzliche Druckverlust ja keine Rolle.
 
a) der durch den plötzlichen Druckverlust entstehende Impuls, der das Fahrzeug versetzt
b) der von der Felge abspringende Mantel
c) die Felge, die im losen Mantel hin- und herschlackert, und das Fahrzeug unkontrollierbar macht.
d?) Das Felgenhorn einer Seite bekommt Kontakt mit Fahrbahn und die Haftung Metall auf Asphalt ist geringer als bei Gummi, so dass weniger Seitkräfte aufgenommen werden können ?
 
d?) Das Felgenhorn einer Seite bekommt Kontakt mit Fahrbahn und die Haftung Metall auf Asphalt ist geringer als bei Gummi, so dass weniger Seitkräfte aufgenommen werden können ?
Wie soll das gehen, solange der Mantel noch auf der Felge sitzt: da hängt das Felgenhorn ja in der Luft, weil der Mantel über dem Felgenholn auf der anderen Seite dicker ist? Neigung des VM mal ausgeschlossen, aber das müsste schon sehr viel sein.
 
Wie soll das gehen, solange der Mantel noch auf der Felge sitzt: da hängt das Felgenhorn ja in der Luft,
Weiß auch nicht recht:
Jede Fahrbahn hat ein Gefälle zum Rand damit das Wasser ablaufen kann; wie stark ist eine dünne Karkassenwandung? Oder genau an dieser Stelle ist ein Fahrbahnunebenheit und nach Murphy ...
 
Hatte auch schon daran gedacht, das Metall auf Asphalt ein Problem sein kann. Vielleicht reichen ja auch kurze Huckel oder Steine, wo die Reibung nicht ausreicht, und die Stabilität leidet. Wie auch immer, um beim Thema zu bleiben: die Schaumeinlage sollte den Kontakt Felge-Strasse verhindern, da selbst das plattgedrückte Rohr recht dick sein dürfte. Ich werde versuchen, beim nächsten Fahren mit Platten zu filmen, um zu sehen, was da eigentlich abgeht.
 
um beim Thema zu bleiben: die Schaumeinlage sollte den Kontakt Felge-Strasse verhindern, da selbst das plattgedrückte Rohr recht dick sein dürfte.
Ich denke hier stellt sich die Frage, ob die Schaumeinlage tatsächlich ausreichend Stabilität bietet die Decke auf der Felge zu halten?
Ist wohl abhängig von der Größe und der entsprechenden Spannung auf der Felge der Schaumeilage...
Vermutlich sind mehrere Test doch notwendig.
 
Ich denke hier stellt sich die Frage, ob die Schaumeinlage tatsächlich ausreichend Stabilität bietet die Decke auf der Felge zu halten?
Ist wohl abhängig von der Größe und der entsprechenden Spannung auf der Felge der Schaumeilage...
Vermutlich sind mehrere Test doch notwendig.
Genau das: bei den ersten Versuchen konnte ich immerhin damit ein ganzes Stück fahren, aber da werde ich noch weiter testen. Möchte aber nicht meine Felge opfern, daher wird der Vergleichstest ohne Schaumstoff ausbleiben.
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Zum klären wäre auch wie stark dieser Schaum über längere Zeit zusammengedrückt wird entsprechend meinem Test im Procore-Thread.
Den habe ich noch nicht gelesen, aber soviel: solange Luft im Reifen ist, wird der Schaumstoff wohl nicht zusammengedrückt. Oder gehst du davon aus, dass geschlossenzelliger Schaum zusammengedrückt wird? Auf längere Zeit würde der Druck in den Zellen aber ansteigen auf Reifendruck, und dann bei einem Knall ganz schnell expandieren. Daher denke ich, zusammengedrückter Schaum wäre nur ein Problem, wenn man längere Zeit damit fährt, und das ist natürlich nicht geplant. Oder verstehe ich dich falsch?
 
c) die Felge, die im losen Mantel hin- und herschlackert, und das Fahrzeug unkontrollierbar macht.
Genau das war es jedenfalls bei mir, beim plötzlichen Luftverlust. Die Ursache war, das ich den Schlauch ca. 30 Minuten vorher schlecht geflickt hatte. Nachdem ich unter Ausnutzung der Straßenbreite gerade so noch zum stehen kam, bin ich ausgestiegen und konnte sehen, das der Mantel noch drauf war, es war vielleicht noch 0,1 bar Druck drauf. Der Schlauch war im Reifen auch gefaltet, bzw. der Reifen war wohl auch etwas auf der Felge gedreht und hatte den Schlauch gefaltet, der Schlauch war aber noch ok. ich habe ihn wieder korrekt geflickt und bin weiter gefahren, etwa 3,5 Jahre her.


@dendrocopos stell mal diesen Zustand her (ohne Schaumeinlage ) und bewege dann mal das Heck vom VM nach links und rechts (Hinterrad mit 30 Kg beschweren und Stück für Stück Luft rauslassen und immer probieren) . Wenn Du noch ganz klein wenig Luft noch drin hast, dann geht das noch leichter als wenn gar keine Luft drin ist. Ist irgend wie wie auf einem Luftkissen, die Querbewegung des Hecks geht in solch einem Zustand noch leichter vonstatten, als wäre das Hinterrad auf Glatteis. Ich meine da findet eine Walkung nur über die dünnen Seitenflanken des Reifens statt.

Gruß Leonardi
 
Zuletzt bearbeitet:
Oder gehst du davon aus, dass geschlossenzelliger Schaum zusammengedrückt wird?
Genau dieses - siehe Versuch und folgende.
Auf längere Zeit würde der Druck in den Zellen aber ansteigen auf Reifendruck, und dann bei einem Knall ganz schnell expandieren. Daher denke ich, zusammengedrückter Schaum wäre nur ein Problem, wenn man längere Zeit damit fährt, und das ist natürlich nicht geplant. Oder verstehe ich dich falsch?
Ja.
Der geschlossenzellige Schaum wird durch den Luftdruck zusammengedrückt und expandiert nur langsam, wenn wieder atmosphärischer Druck herrscht.
Warum keinen offenzelligen Schaum verwenden? Ist der weniger druckfest und/oder schwerer?
 
aber selbst wenn: der Schaumstoff schrumpft ja nicht auf 1/3 der Größe...
wäre es also wirklich so relevant/schlimm, wenn er ein klein wenig kleiner wird ?
 
Ich melde mich zu diesem Thema nochmal.
Meine bisherige Erfahrung ist, dass der Schaum nach ca. 3 Tagen und mit ca. 4 bar Druck und dann plötzlichem Druckabfall sich sofort wieder in die ursprüngliche Form zurück formt.
Bin vorne mit Milch und Schaumring unterwegs.
Beim mehreren Tagen und Nachfüllen der Milch hatte der Schaumring immer noch seinen ursprünglichen Durchmesser.
Ich habe ihn mit Pattex stumpf zusammengeklebt.
Bild links mit ca. 4bar. Bild rechts ohne Druck.
k-P1040271.JPG k-P1040277.JPG
 
@tüfti das Rechteckprofil finde ich interessant. Nach meiner Vorstellung würde es zusätzliche Stabilität geben, wenn die breite Seite des Rechtecks im Schlauch auf der Felge sitzt, wenn man das mit der Montage so hinbekommen könnte.

Gruß Leonardi
 
Warum keinen offenzelligen Schaum verwenden? Ist der weniger druckfest und/oder schwerer?
Die mechanische Druckfestigkeit kommt überhaupt nur daher, dass die Zellen geschlossen sind -- das ist eine Ansammlung aus Mikro-Gasballons. Die Druckfestigkeit (mechanisch) bei offenzelligem Schaum würde allein aus der Tragfähigkeit des Materials resultieren -- es müsste gewissermaßen "harter" Schaum sein, um überhaupt etwas tragen können ...
 
Hallo,

Muss man denn den Schaumstoff in den Schlauch einlegen? Wenn man den Schaumstoff, Hartgummi oder was man auch immer nehmen möchte auf das Felgenband auflegt und man ein Ventilloch hineinbohrt sollte man doch einen ähnlichen Effekt haben. Die Einlage müsste halt so groß sein, das der Mantel auch ohne Schlauch für eine kurze Strecke fahrbar ist. Mit dem Schlauch kann dann der Druck auf der Lauffläche fürs Fahren aufgebaut werden um die Reibung zu verringern.
Nachteile wären natürlich höheres Gewicht, das beim Anfahren/Beschleunigen behindert und ein geringeres Luftvolumen/Oberflächenverhältnis im Schlauch, das heißt man müsste öfter nachpumpen, insbesondere bei Latexschläuchen.
Oder übersehe ich da etwas?

mfg

Günter
 
den Schaumstoff, Hartgummi oder was man auch immer nehmen möchte auf das Felgenband auflegt und man ein Ventilloch hineinbohrt
Wahrscheinlich ist es dann etwas schwerer den Schlauch unter den Mantel auf den Schaumstoff, Hartgummi einigermaßen gerade liegend hinein zu fummeln, als wenn der Schaumstoff, Hartgummi gleich im Schlauch ist.

Gruß Leonardi
 
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