Parktool -> Schaltzüge die sich mit der Zeit längen und immer wieder justiert werden müssen?

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Ich habe heute die 4. Auflage von Calvin Jones (Parktool) "Das Blaue Buch der Fahrradtechnik" ausgelesen. Im Buch wird u.A. behauptet, daß Schaltzüge (korrekte Bezeichnung: Spiralseile) sich im Laufe der Zeit einfach längen wurden und deswegen immer wieder nachgestellt werden muß.
Komischerweise passiert das bei meinen Schaltzügen nicht. Wenn einmal richtig montiert dann funktionieren die so lange bis irgendwann einzelne Drähte zu brechen beginnen. Und ich justiere dann auch nicht nach sondern wechsele den Schaltzug. Der Hauptgrund für solche nachträglichen Justagen dürften nicht korrekt gesetzte Endkappen auf den Zughüllen sein bzw. das Durchstechen der Drähte durch die (Plastik-)Endkappe.
Ein plastisches Längen des Zuges kann man schon deswegen ausschliessen weil, die Zugspannung sehr weit unter der Streckgrenze für Stahl liegt. Und da müsste man hin.
Was meint ihr dazu? Habe noch eine ganze Reihe anderer Fehler gefunden und eine Email an den Lektor geht sowieso raus. Hat vielleicht jemand das Buch auf Englisch und kann nachsehen ob es sich dabei vielleicht um einen Übersetzungsfehler handelt?

 
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Sehe ich auch so,
das eher das Ausshüllensystem sich mit der Zeit etwas zusammenstaucht. Daher ziehe ich bei der Montage einmal sehr kräftig am Schaltzug und mache erst danach die Feinjustierung.
 
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Was meint ihr dazu?
Das Gleiche.

Ich kenne zwei Maßnahmen, um das Setzen zu minimieren:
  • Sofern irgendwo zwischen Anschlägen ein Stück Schaltzug freiliegt: Vor der Feineinstellung der Schaltung auf's größte Ritzel schalten, in den Zug greifen und seitlich wegziehen. Das bringt ordentlich Spannung drauf und nimmt die meisten Setzvorgänge schon vorweg. Man kann auch das Schaltwerk nach hinten schwenken und nach außen drücken, das hat einen ähnlichen, aber schwächeren Effekt. Lenkerendschalter muss man dabei festhalten, deren Rasterung rutscht bei den entstehenden Zugkräften durch.
  • Zughüllen in die Einbaulage biegen und in dem Zustand die Enden überfeilen oder (deutlich schneller) mit einer Modellbautrennscheibe einebnen. Beim Krümmen der Hülle verschieben sich die einzelnen Drähte etwas gegeneinander, und wenn man sie danach nochmal einebnet, bekommt man eine gute Auflage für die Endkappen.
 
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Ich halte es auch fur unwahrscheinlich das sich das Seil längt, vor allem wegen die relativ geringe belastung beim Schalten. Anderungen der andere Komponenten halte ich fur wahrscheinlicher.

Hatte manchmal Rader beim dem die schaltung jeh nach wind und wetter gut funktionierte oder doch nicht.
 

Jack-Lee

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Wenn man nicht den billigsten Rotz kauft, tritt das Problem nicht auf : Die Innenzüge sind vorgereckt. Da dehnt sich nix mehr.
Ich merke nur bei langen Zügen den Unterschied zwischen Sommer/Winter aufgrund der Wärmedehnung (Nutze gern Alu-Außenhüllen, daher fällt das ins Gewicht)
 
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Das Nachstellen wird (neben den Setzbewegungen bei schlechter Montage) durch das Setzen der Billigaußenzüge notwendig, nicht von der Längung der Stahlseile.
Ach ja: Alte oder billige, schlechte Schaltungen sind der hauptsächliche Grund - mein erstes Deoreschaltwerk (mit Hirsch) war da eine Offenbarung.

Gruß,

Tim
 
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Richtig: Es stauchen sich die (gerade beim Liegerad sehr langen) Außentüllen und reduzieren so die Schaltpräzision. Durch Regen eingespülter Dreck tut im Laufe der Zeit sein Übriges dazu. Das ist bei mechanischen Bremszügen leider auch nicht anders. Brüchig und rissig werden die Tüllen durch Witterungseinflüsse im Laufe der Zeit außerdem.

Daher mag ich die an einigen meiner alten Ups verwendeten Stahlseile, die nicht über durchgängige Außentüllen am Rahmen entlang verlegt wurden, sondern fast vollständig ohne Außentüllen und überwiegend über rahmenfeste Anlötteile gespannt werden. Da längt/staucht sich so gut wie gar nichts. Es dingt auch kein Staub und kein Wasser ein; nichts gefriert bei Minusgraden. Die Schaltpräzision bleibt dauerhaft gut! Dies bei i.d.R. gefederten Liegeradrahmen umzusetzen wäre allerdings auch eine echte Herausforderung.
 
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Ein plastisches Längen des Zuges kann man schon deswegen ausschliessen weil, die Zugspannung sehr weit unter der Streckgrenze für Stahl liegt. Und da müsste man hin.
Die Begründung hinkt allerdings. Ein Drahtseil kann sich auch längen in dem sich die Einzeldrähte "entzwirbeln" oder durch Setzbewegungen zwischen den Drähten. Die Streckgrenze muss dafür nicht überschritten werden.
 
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Die Begründung hinkt allerdings. Ein Drahtseil kann sich auch längen in dem sich die Einzeldrähte "entzwirbeln" oder durch Setzbewegungen zwischen den Drähten. Die Streckgrenze muss dafür nicht überschritten werden.
Nein, ein "entzwirbeln" passiert nur dann wenn bereits einzelne Drähte des Schaltzuges gebrochen sind und nicht vorher. Und Setzbewegungen gibt es nicht sofern der Zug fachgerecht installiert wurde. Die Züge sind wie bereits jemand anders schrieb vorgereckt.
 
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Ein wie auch immer geflochtenes, verdrehtes etc. Seil wird sich nicht exakt so verhalten wie ein einzelner massiver Draht oder ein Bündel unidirektionaler Einzeldrähte. Der Effekt kann durch das recken sicherlich minimiert werden. Die Begründung über die Streckgrenze halte ich deshalb für unzureichend.

Gitarrensaiten spannt man z.b. auch immer wieder nach, obwohl die auch vorgereckt sind und keine Außenhüllen besitzen.

Der Rest mit dem Flex der Hüllen und Endkappen ist imho nachvollziehbar.
 
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Jack-Lee

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@berry: Also die (Stahl)saiten meiner Ibanez habe ich seit Jahren nicht nachstimmen müssen. Da dehnt sich auch nix. Anders bei stark schwankenden Temperaturen, da halt Wärmedehnung, oder bei den Nylonsaiten einer Konzertgitarre, da Materialkriechen...
 
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Ich muss bei meinen beide Gitarren (1 x akustisch mit Nylonsaiten; 1 x elektrisch mit Stahlsaiten) immer wieder nachstimmen. Der Effekt nimmt bei neu aufgezogenen Saiten in den ersten Wochen stark ab, aber selbst wenn die Saiten viele Monate drauf sind, wollen die von Zeit zu Zeit (eigentlich täglich) nachgestimmt werden.

Man muss bei dem Vergleich zu Schaltseilzügen aber beachten, dass jene nicht mal ansatzweise so stark gespannt werden wie die tiefe E-Saite (von der hohen E-Saite will ich gar nicht erst reden) und dass bei der Gitarre selbst minimalste Abweichungen von der Soll-Spannung schon sehr stark ins Gewicht fallen.
 
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Ich merke nur bei langen Zügen den Unterschied zwischen Sommer/Winter aufgrund der Wärmedehnung (Nutze gern Alu-Außenhüllen, daher fällt das ins Gewicht)
Weil's mich interessiert hat, habe ich das mal rasch abgeschätzt:

1695802641316.png

Bei 40 K (!) Temperaturdifferenz und 2 m Zuglänge ist der Effekt etwas kleiner als 1 mm.
1695802753650.png

Gruß, Harald
 

Jack-Lee

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1mm ist viel bei Shimano Schaltwerk. Hab 2,5m Zug, Alu Außenhülle... da reichen 30K Unterschied locker aus damit nix mehr passt. Und im Sommer sind 30 Grad normal, im Winter -10 auch.Die Längenausdehnung ist bei einem Stahl inner und stahl outer egal.
 
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