ovales Kettenblatt

(Ich hoffe, es wird hier nicht zu böse genommen, wenn man auf ältere Threads antwortet.)

Ich bin einige Jahre Strida gefahren. Das ust ein recht eigenartiges Up-Faltrad mit wenig Gewicht (ca 10kg?), recht aufrehter Sitzhaltung und meist ohne Gangschaltung. Dabei habe ich beobachtet, dass ich eine Technik entwickelt habe, die mir recht sondarbar vorkommt: Ich habe die relative Position von dem Fahrrad in Fahrtrichtung und mit synchron zur Pedalbewegung oszilliert. Also wenn die Pedale im Totpunkt waren, habe ich das Fahrrad unter mir nach vorne geschoben, um die Pedale ohne Last schnell übder den Totpunkt zu bekommen, im Kraftpunkt habe ich mich dann am Fahrrad nach vorne gezogen, um aus meinen Drehmoment-lastigen Muskeln in dem Moment deutlich mehr Beschleunigung zu erwirken.
Diese Technik habe ich beim Beschleunigen und noch mehr bergauf benutzt. Bei höheren Trittfrequenzen habe ich das einfach nicht mehr lange geschafft. Beim Testen von 20-30kg schweren Lastenrädern kam mir das fahren erstmal sehr komisch vor, weil ich das Fahrrad nicht so einfach herumschieben konnte, wie ich es gewohnt war. Daher denke ich, dass mir ovale Kettenblätter mit entsprechender Ausrichtung sehr gut gefallen würden. Ob es nun meine durchschnittliche Leistung erhöht weiß ich nicht, aber bei drehmomentstarkem fahren wäre es auf jeden Fall nach meinem Geschmack. Wenn ich jetzt lerne, auf den runten Blätteen mit Klickpedalen zu fahren und in den Totpunkten die Füße nach vorne und hinten zu schieben und meine Trittfrequenzen erhöhe, könnte es den Effekt stark verringern, aber wenn ich mir jetzt Ovale besorge, wenn ich noch nicht sehr Fahrrad-trainiert bin (vor allem Liegerad), kann ich das Potential meiner vorhandenen, langsam-Kräftigen Muskulatur nutzen, statt mich mehrere Jahre umzutrainieren.

Für mich ist die Gangwahl immer ejn Kompromiss daraus, wie viel Weg ist in der Kraftphase überwinden kann und wie viel Zeit ich in der Totphase verschwende. Mit Ovalen gejt man den Kompromiss sicherlich wo anders ein, aber an dieses Stelle sollte man eine Kompromiss beseitigen können. Wenn ich nächste Woche in die Stadt fahre, um mein erstes Liegerad zu empfangen, werde ich gleich nachfragen, ob es irgendwo einen Spezialisten für Ovale gibt und bin zuversichtlich, dass ich eines haben wollen werde.

Wenn man viele Jahre die Fahrtechnik auf Runde perfektioniert hat, wäre es aber sicher eine Umgewöhnung, die lange deuern könnte.
 
Wenn das Thema schon mal ausgegraben wurde, hier meine Erfahrungen mit ovalen Kettenblättern. Im konkreten Fall sind das 44er von Rotor, die einem "effektiven" größten Durchmesser von 46 Zähnen und einen minimalen von 42 Zähnen entsprechen. Ich habe die fraglichen runden Blätter draufgelegt - stimmt exakt.

Mein Anliegen war nicht die Klärung der immer auftauchenden und stets strittigen Frage, ob und wieviel Mehrleistung man mit solcherart (genau andersherum als Biopace) ovalisierten Blättern erreichen kann. Mich plagten vor ein paar Jahren massive Kniebeschwerden und nach der Lektüre sämtlicher verfügbarer Texte über die Zusammenhänge von Kadenz, Kurbellänge, Kniewinkel etc. dachte ich, dass eine Verringerung des Kettenblattdurchmessers durch die sich notwendigerweise ergebende höhere Pedalgeschwindigkeit um den Totpunkt herum doch eine spürbare Verringerung der Belastung bei stark angewinkelten Knien bringen sollte.
Das trifft logischerweise zu. Nach ein paar Metern ist das "unrunde" Gefühl weg und es bleibt der Eindruck, dass die Füße quasi über den Totpunkt "gehoben" werden. Das entlastet zumindest bei meiner Fahrweise die Knie spürbar!
Beim Fahren längerer Strecken ging mir irgendwann die Frage im Kopf herum, was denn passieren würde, wenn ich statt eines 44ers, das im Totpunkt nur noch ein 42er ist, gleich ein 42er mit entsprechend angepasster Kadenz fahren würde...
Da die ovalen Blätter mich aber eher dazu verführten, langsamer zu treten, waren sie für mich über zwei Jahre ein gutes Mittel, höhere Kadenzen zu trainieren. Ich tu mich selbst mit kurzen Kurbeln schwer damit, auf den langen Touren die nötigen Drehzahlen zu halten und komme irgendwann ins "stampfen", was für mein lädiertes Knie absolutes Gift ist. Durch die ovalen Blätter auf meinen beiden meistgenutzten Rädern war ich in der Lage, damals überhaupt erstmal wieder längere Strecken schmerzfrei fahren zu können, weil der Druck der Kniescheibe auf die dahinter liegenden Knorpelflächen deutlich vermindert wird. Ob man das als Dauerlösung akzeptiert, oder nur als Zwischenschritt zur Änderung der Fahrtechnik, ist ja wurscht. Hauptsache es funktioniert! Ich fahre mittlerweile in fast allen Rädern wieder runde Blätter - aber mit Kadenzen zwischen 80 und 90, statt 60 bis 70 wie früher. Die ovalen werden aufgehoben, falls das Knie mal wieder streikt.

LG Holger
 
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