Nun doch 2x20 Zoll...Allight Kruiser

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Hallo liebe Liegeradenthusiasten!

Wieso ist das mit den 2x20 Zoll überhaupt eine Erwähnung wert?
Das hängt mit der Vorgeschichte und meinen Erlebnissen/Erfahrungen mit meinen Liegerädern zusammen...
Um es gleich vorweg zu nehmen:
Ich möchte hier keine Diskussion "große vs kleine Laufräder" aufmachen, dazu ist schon genug geschrieben worden, sondern schreibend meine Entscheidung für 2x20 aufarbeiten, die ich, hätte man mich vor 2 Wochen danach gefragt, für völlig falsch erklärt hätte.

Angefangen hat es mit einem M5 20/28, bei dem ich sehr schnell die "Elastizität" des Auslegers und das durch den kurzen Radstand stark belastete kleine Vorderrad dafür verantwortlich machte, dass es nicht schnell genug ging.

Dann kam ein 20/20 Eigenbau mit einem ebenfalls stark flexenden Rahmen und einer komplizierten Kettenführung wo ich mit den erreichten Reisegeschwindigkeiten ebenfalls nicht zufrieden war.

Der dritte Versuch war ein Sun EZ Sesselrad, mit dem ich erstmals die vom Aufrechtrad gewohnten Durchschnittsgeschwindigkeiten erreichen und sogar überbieten konnte. Da gibt es aber andere Problemchen, die mir die rückhaltlose "Freude am Fahren" verleiden.
Der brettharte Alu-Rahmen und das Schaumstoff-Sitzpolster sind die Komfort-Schwachpunkte.
Das durch den langen Radstand in Verbindung mit sehr weit rückverlagerter Sitzposition sehr "leichte" Vorderrad ist auf lockeren Untergründen mit Vorsicht zu genießen
Sturz gab es zwar keinen, aber mehrere Rutsch-Momente und generell ein ungutes Fahrgefühl auf nächtlichen Schotterwegen.

Also habe ich das alte 20/20 als Experimentalfahrzeug genutzt und es zum 26/28er Tourer mit 1,5m Radstand umgebaut. Sitzposition, Kettenführung Lenkwinkel usw. sind so geblieben wie vorher. Dazu noch ein Rohloff-Hinterrad und ich war eigentlich zufrieden. Das Ding lief gut - besonders bergab - was bei mehr als 25 Kilo Eigenmasse ja auch keine Kunst ist. Das Fahrverhalten war mustergültig und der Komfort sehr hoch. Auch Wald- und Schotterwege verloren ihre Schrecken.
Die augenfälligen Nachteile einer solchen "Riesenkiste" waren neben dem Gewicht eine gewisse Kurvenunwilligkeit - zusätzlich verschärft durch nicht vorhandene Fersenfreiheit mit dem 26er Vorderrad. Zitat aus einem alten Autotest: im "offerierten Wendekreis könnte ein Lieferwagen Schleifen fahren...".
Supergau: Man Stelle sich vor, die Reise muss durch Krankheit, Schlechtwetter etc. beendet werden...
Wohin mit dem Rad? Die Bahn fällt bei diesen Abssungen genauso flach wie das Auto inklusive aller gängigen Trägersysteme. Je öfter ich mit dem Gerät unterwegs war, desto besser hat es mir im Großen und Ganzen gefallen, aber die Nachteile zeigten sich dann doch...
Der Kontakt zwischen Füßen und Vorderrad ist normalerweise kein großes Problem - das kommt, wenn man unkonzentriert/übermüdet ist und unvorhergesehene Dinge passieren - dann wird es aber meist unschön.

Durch einen Schaden am Rahmen (der Ausleger verbiegt sich allen Stabilisierungsversuchen zum Trotz immer weiter nach rechts) konnte ich das Rad nicht mehr vernünftig nutzen und habe mich auf die Suche nach einer Alternative gemacht.

Der Gebrauchtmarkt gab erstmal nix her - entweder zu teuer, oder unkalkulierbarer Bastelaufwand oder, oder...

Ein von einem Kollegen leihweise erhaltenes Flux C500 erwies sich als recht geeignet für mich - nur schreckte mich das kleine, schmal bereifte Vorderrad ab. Und im Ausleger war auch Bewegung wahrzunehmen wenn das kleinste Kettenblatt zum Einsatz kam.
Da hab' ich zum ersten Mal überlegt, ob ein 20er Hinterrad nicht doch Vorteile haben könnte. Zumindest können durch größere Kettenblätter die Kettenkräfte und der Rahmenflex deutlich minimiert werden. Hmmm...

Dann überraschte mich ein anderer Kollege mit der Mitteilung, dass er sich ein "kleines" Liegerad (Toxy, Grasshopper etc.) zulegen wolle. Das könne man gut in Bahn und Auto transportieren wenn es sein müsse...

Einen Tag später fand ich im Netz den Alligt Kruiser. Infos zum Typ sind rar, nur auf niederländischen Seiten findet sich etwas. Das ist allerdings durchweg positiv - Gewicht spielt da in Ermangelung von Bergen wohl keine große Rolle...
Dem Rad haftet der Ruf einer gewissen Unzerstörbarkeit an und so dachte ich, dass ich es mir ja wenigstens mal ansehen könnte.
Als die Anzeige zwei Tage später immer noch drin war, hab' ich angerufen, bin hingefahren und habe das Ding ins Auto gepackt. Die ersten Eindrücke waren zwiespältig - es sieht sehr gut aus, finde ich jedenfalls.
Es ist zwar aus Alu, aber schwerer als so manches Stahlrad, das ich kenne. Wenn man allerdings den Slogan des Herstellers "Allight-gefascineerd door Aluminium" kennt, wundert das nicht mehr...wenn mich etwas fasziniert, will ich auch möglichst viel davon!

Was mir nach den ersten kurzen Probefahrten besonders gefällt, sind der lange Radstand, die hervorragend funktionierende Hinterradschwinge und der wirklich absolut verwindungssteife Rahmen.
Die Kettenführung - na ja...dazu später mehr.
Schön ist, dass ich eine ähnliche Sitzposition habe wie auf meinem Eigenbau, das Rad im Vergleich aber regelrecht zierlich wirkt.
Jetzt häng' ich noch ein Bild an und nächste Woche erzähle ich mehr vom Umbau eines kleinen 2x20Zöllers zum "Reisedampfer"...

IMG-20190823-WA0002~2.jpeg

LG Holger
 
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Wenn das Aluminium ausreichend (schwer) dimensioniert ist ermüdet es weniger.
Leichte Alurahnen haben eine sehr begrenzte Lebensdauer.
 
Moin!

Ich lese mit Interesse, da ich mich zzt. auch mit Einspurern beschäftige und das Rad dann auch kompatibel zu Bahn und Heckträgersystem sein soll.

Das Flux S900 gefällt mir schon, nur hadere ich mit den 24er Laufrädern da mir die Auswahl an Reifen einfach zu klein ist. Also konzentriere ich mich auch auf 20/20 und vorerst die Marken Toxy und Fluxx.

VG

Thorsten
 
Das Thema hatte ich heute Nachmittag mit einem Kollegen, der auch zwischen Grashopper, Toxy und Flux schwankt.
Wenn man (wie ich) Obenlenker bevorzugt, fällt Toxy wegen des kurzem Radstandes 'raus - da sitzt man so nah am Vorderrad/Steuerrohr, dass da höchstens noch ein Klapptiller passt, für alles Andere ist das viel zu nah dran. Wahrscheinlich werden die Toxys ja deshalb fast ausschließlich untengelenkt angeboten?
Aber es gibt ja offensichtlich viele zufriedene Toxy-Eigner - die werden schon wissen, warum sie ihre Schätzchen so mögen...
Bei den Fluxen ist der Radstand um Einiges länger, deshalb macht sich dort auch bei den kleinen Rädern ein UDK-Lenker sehr gut. Der Flux-Lenker ist nach meinem Geschmack erste Sahne!
Der Grasshopper liegt vom Radstand irgendwo dazwischen.
Mein Allight liegt bei 1,26m - das ist sogar mehr als beim FluxSMax...ich glaube, sowas wird gar nicht mehr gebaut...

LG Holger
 
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Moin!

Ich lese mit Interesse, da ich mich zzt. auch mit Einspurern beschäftige und das Rad dann auch kompatibel zu Bahn und Heckträgersystem sein soll.

Das Flux S900 gefällt mir schon, nur hadere ich mit den 24er Laufrädern da mir die Auswahl an Reifen einfach zu klein ist. Also konzentriere ich mich auch auf 20/20 und vorerst die Marken Toxy und Fluxx.

VG

Thorsten
@Thorsten :
Hallo,
das S900 gibt es auch mit 2x 26", dann allerdings nur mit schmalen Reifen. Aktuell verkaufen wir das Flux meiner Frau mit 2x26" und Rohloff.
LG Thomas
 
So, nun wieder zum Thema:

Ich habe am Rad verschiedene Sachen geändert. Die originale Kettenführung sah eine zusätzliche Rolle im Zugtrum am Ausleger vor und führte das Leertrum komplett im Rohr bis über die Gabelbrücke und dann im Bogen nach unten zum Kettenblatt. Am Rahmen war zum Einklemmen des Rohres ein Haken angeschweißt. Das brachte subjektiv ziemlichen Widerstand - auch nachdem ich das innen völlig verschmodderte Rohr blank gewienert hatte.
Da ich das so eh nicht lassen wollte, hab' ich erstmal den Haken abgesägt, weil der für eine andere Kettenführung im Weg war.
Dann die Originalrolle an die Originalstelle im Zugtrum und eine Leertrumrolle an den passenden Platz gebaut. Siehe Bilder.

IMG_20190825_080906.JPG IMG_20190825_080950.JPG

Ich finde die Lösung ziemlich gut, denn man kann vom Kettenblatt bis zur Rolle unterm Sitz eine perfekte Kettenlinie einstellen und der Rahmen wird übers "Rahmen-S" nicht den sonst üblichen Kettenkräften ausgesetzt. Da ich ja mit Rahmenflex- und Verzug einschlägige Erfahrungen habe, war mir diese Variante erstmal sympathisch. Ich dachte, dass der Hersteller das ja nicht umsonst so gemacht hat.
Das Fahren allerdings gestaltete sich sehr zäh...also erstmal die Reifen von 47/40 auf 40/35 gewechselt. Ergebnis enttäuschend. Man kann sich einbilden, dass es minimal schneller geht...
Also am nächsten Tag nach etwas nächtlicher Theorie (über S-förmige Rahmen und die auftretenden Kräfte beim Antrieb) dann die bei meinem Eigenbau-Rad bewährte Kettenführung realisiert:

IMG_20190827_093149.JPG

Ich hätte nie für möglich gehalten, dass man eine einzige, meiner Meinung nach nicht einmal ungeschickt plazierte Rolle so merkt!
Auf meiner Abendrunde habe ich ein etwa 3 km langes, absolut ebenes Stück mit gutem Asphalt, wo ich bei normalem Kraftaufwand plötzlich zwischen 26 und 27 km/h fahren konnte! Es war absolut windstill... Die Kettenführung bleibt also so. Allerdings hatte ich das DualDrive-Hinterrad noch nicht drin, sondern ein gut laufendes 7-fach Rad. Mal sehen, wie sich die Schaltnabe auf die Geschwindigkeit auswirkt.

Die dicken Reifen sind mir wegen meiner gelegentlichen Ausritte in Wald und Feld sympathischer und kommen erstmal wieder drauf. So schnell muss ich ja gar nicht fahren.
Allerdings muss ich sagen, dass die Federung so viel schluckt, dass ich auch mit schmalen Reifen auf Tour gehen würde. Für normale Radwege jeder Art wäre das sogar mit 32ern völlig ok!

Die originale Feder hatte eine Stärke von 650 lbs, ich hab' eine 750er eingebaut. Das macht sich besser, weil ich erstens um die 85 Kilo wiege und zweitens den Novosport-Sitz implantiert habe, den ich ca. 5 cm weiter hinten angebaut habe, auch um die für mich "ideale" Entfernung zum zum Steuerrohr zu bekommen, wie sie mein Eigenbau hatte.
Sitzhöhe jetzt im belasteten Zustand 55cm, Tretlager 73, passt für mich sehr gut, ist stadt- und tourentauglich.

Kettenblatt ist jetzt ein 52er, was in Verbindung mit der DualDrive eine kürzeste Entfaltung von 1,75m ergibt. Reicht mir momentan dicke aus. Mit Gepäck wird es vielleicht knapp, aber ein etwas kleineres Blatt einzubauen, ist ja kein Problem.

Nun bin ich gespannt, ob der dicke Oversize-Rahmen (5,5mm Alu) den durch das Weglassen der oberen Rolle entstehenden Belastungen gewachsen ist - ich hoffe das mal. Beim Treten im Stand mit angezogener Bremse verwindet sich das Ganze keinestfalls so, wie mein Eigenbau oder mein altes M5 das machen. Darf ja auch nicht sein, denn Alu verzeiht solche Sachen ja weit weniger als Stahl...

Die im Netz als Schwachpunkt monierte Kettenführung ab dem Schwingenlager habe ich nach dem Vorbild von Flux entschärft...einfach ab Rolle unterm Sitz bis zum Ende der Schwinge in ein Rohr gepackt. Man sieht tatsächlich, wo das Alu blank geschliffen, oder auch schon mal nachlackiert ist. Da ist jetzt Ruhe!

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Hier noch ein Bild vom fertigen Rad mit Schutzblechen und Tourenbereifung 47/40.

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Mir gefällt's!


LG Holger
 
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Hallo Holger, danke für die ausführlichen Berichte!
Das Rohr hat nicht nur eine sehr große Wandstärke, es hat auch einen besonders großen Querschnitt. Könntest Du bitte die Rohrbreite und -höhe nennen?
Ich wüßte auch gerne, wieviel das Rad nun wiegt.
Mein Toxy (Netzsitz, Sachs 3x7, Mittelständer, Sinc Federgabel, Marathon Racer) wiegt fahrbereit mit Schloss 21,5 kg, der Radstand beträgt 90 cm.
 
Hallo Holger,

wegen der fehlenden Rolle würde ich mir bei den Rahmendimensionen keine Sorgen machen (zumal sich der aufgespannte Bogen im Vergleich zu einschlägigen holländischen Low- und High-Racern ja noch sehr in Grenzen hält. Velomo hatte am HiFly eine entsprechende 2-Rollen-Führung vorgesehen, allerdings in der Annahme, dass der Rahmen aus 50*0,9 ChroMo gefertigt werden würde. Da am Ende niemand so dünnes Rohr für sie gebogen hat, wurde es 50*1,25(?) und die vordere Rolle wurde bei mehreren Aufbauten weggelassen oder tiefer gelegt. Ich überlege auch, ob sie bei mir noch weg kommt, allerdings wäre das bei meinem HiFly ein etwas größerer Umbau, daher ist sie erst mal noch dran...

Gruß, Peer
 
Könntest Du bitte die Rohrbreite und -höhe nennen?
Ich wüßte auch gerne, wieviel das Rad nun wiegt.
Das Rohr ist 92mm hoch und 60mm breit.
Gewicht reiche ich noch nach - ist mir jetzt einfach zu warm...sorry. Dass es sehr schwer ist, kann ich aber so schon sagen.

Ich war gestern mit dem an einem Lieger interessierten Kollegen am Senftenberger See beim Lausitzer Liegeradverleih. Dort hat er seine ersten Versuche mit einem "nackten" Traix Flash gemacht - und ist sich nun sicher, dass das Liegeradeln was für ihn ist. Mit einem ebenfalls vorhandenen 2x24Zöller ist er nicht warm geworden, 20er VR muss bei ihm sein. Wahrscheinlich wird er sich einen neu käuflichen Klassiker zulegen:
Das Flux C500 ist der momentane Favorit. Ich kann ihm da nur zuraten.

Danke an @schlawag für die Tipps und @Peer für die beruhigenden Worte.

LG Holger
 
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@Cygnus X-1: Das Rad wiegt so wie auf dem Foto zu sehen 23,6 Kilo...ganz schön stramm!

Aber das Gewicht ist ja nur eine Seite der Medaille. Ich bin mit besagtem Kollegen schon einige km, auch mit den Trekkingrädern unterwegs gewesen und wir wissen so ungefähr, wie der Andere fahrradmäßig "tickt". So z.B., dass er mir auf der Geraden davonziehen kann, wenn er es darauf anlegt, ich dafür am Berg besser unterwegs bin, etc...
Jedenfalls haben sich auf der Fahrt nach Senftenberg und zurück interessante Beobachtungen beim Vergleich mit meinem Eigenbau/dem Allight und seinem Rohloff-Trekkie ergeben, die ich Euch nicht vorenthalten möchte.
Mit dem schweren Eigenbau-Lieger (incl.Taschen und Tagesgepäck ca.34 Kilo) mit 26er VR und 28er HR waren wir bergab etwa gleich schnell, wenn er sich auf den Lenker gelegt hat. Nur bei einer richtig steilen Abfahrt (12%) hab' ich ihn am Ende nennenswert abhängen können - wohlgemerkt ausschließlich rollend. Bergauf hatte ich nicht die Spur einer Chance!
Mit dem 20-Zoll Allight nun ergab sich ein anderes Bild: Auf gutem Belag bin ich ihm bergab sowas von davongerollt, dass er nur gestaunt hat - ich übrigens auch, da ich durch die kleinen Räder und die DualDrive eher geringfügige Nachteile beim Rollen erwartet habe. Meine Sitzposition ist identisch zum Eigenbaurad - bleiben nur die kleineren Räder und die etwas höhere Position der Packtaschen (wenigstens zur Hälfte vom Sitz abgedeckt, beim anderen Rad hingen sie knapp unterhalb des Sitzes) als aerodynamisch relevante Fakten übrig. Ich glaube aber nicht, dass das einen so großen Einfluss hat, denn es war schon bei Geschwindigkeiten um 15 km/h bemerkbar, dass ich selbst bei geringem Gefälle Vorteile hatte.
Bergauf bin ich ihm mit dem Allight auch davongefahren - trotz "Reisegewichts" von etwa 30 Kilo...der Tacho zeigte an den Vergleichsstellen auch stets etwas mehr an, als mit dem Eigenbau. Vielleicht war ich besonders gut drauf und er hatte einen ausgesprochen schlechten Tag - aber genau solche Dinge sind es eben, die einen sauberen Vergleich zwischen verschiedenen Rädern schwer machen, selbst für Leute, die relativ viel fahren.
Wo ich allerdings deutliche Nachteile hatte, war auf Schotter- und Sandwegen - da war mehr Aufmerksamkeit gefragt und der Schnitt ging in den Keller.
Die Federung funktioniert hervorragend und die DualDrive rollt zumindest im 2.Gang recht ordentlich. Allerdings habe ich in der Mitte des Gangbereichs massiv mit Ghost-Shifting - höchstwahrscheinlich durch ein verbogenes Schaltauge - zu kämpfen...
Nun sind die Ausfaller samt recht filigran gehaltenem Schaltauge zwar aus über 5 mm starkem, aber eben trotzdem Alu, wo ich nicht so gern dran herumbiege. Alternative: Rohloff und/oder andere Ausfallenden.
Gut ist die Wechselmöglichkeit der Teile, da könnte ich für die Rohloff beispielweise etwas mit der Möglichkeit der Drehmomentabstützung im Ausfallende bauen. Oder was mit Scheibenbremsaufnahme, oder gleich 5 cm länger für ein 24er HR, denn vorn wäre es mit 24 Zoll und Scheibenbremse auch kein Problem, die Gabel ist ja eine 26er. Mal sehen, was mir im Winter so einfällt...

Auf dem Rückweg haben wir mal für 2 km die Räder getauscht, die Strecke war absolut eben - ich hatte zu tun, dass ich auf seinem Rad hinterherkam!
Er fand die Fahreigenschaften im Vergleich zum "Erstkontakt" Traix Flash angenehmer - laufruhiger und lenkungsmäßig auch total entspannt. Finde ich übrigens auch sehr gut. Gegen den geradezu stoischen Geradeauslauf des Eigenbaus mit seinen großen Rädern und dem extremen Radstand kommt es naturgemäß nicht an, aber entspannt fahren kann ich damit auf alle Fälle. Auch mal ganz relaxt nebenbei einen Apfel essen, wenn ich in Wald und Feld unterwegs bin. Mehr kann man nicht verlangen, finde ich.

LG Holger
 
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Hier nun der "Abschlussbericht" über die hoffentlich finalen Änderungen an meinem "Kleinen". Zuerst ein paar Bilder, die Erläuterungen folgen im doch wieder recht umfangreich ausgefallenen Text...


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Nach den letzten Fahrten glaube ich nun, den Endzustand der technischen Evolution des Rades erreicht zu haben:
Die Trennung von der an sich nicht schlechten DualDrive ist vollzogen. Grund war ständiges Ghost-Shifting bei rauerem Geläuf - einfach nervtötend...Dafür kann allerdings die Nabe nix, das lag eindeutig am (billigen und ausgelutschen) Schaltwerk. Zuerst hatte ich den Drehgriff im Verdacht, der war aber auch schuldlos. An das gelegentliche Klappern aus der Nabe hätte ich mich gewöhnen können und gerollt ist sie subjektiv wirklich gut und fühlte sich nur im ersten Nabengang bissl "zäh" an.

Jedenfalls musste ein neues Schaltwerk her und bei genauerer Beschäftigung mit der Materie kam mir der Gedanke, doch gleich auf 10-fach umzubauen.
Das Feedback aus dem Bekanntenkreis ist nämlich durchweg positiv, auch was Haltbarkeit und Schaltpräzision angeht, selbst bei Teilen aus dem unteren und mittleren Preissegment. Ich wollte es einfach mal probieren.

Dann fing die Entfaltungsrechnerei an und irgendwann reifte der Entschluss, ganz ohne DD gleich auf 1x10 zu setzen. Also DD 'raus, "Pizzateller"-Kassette ins 20er Hinterrad...ob das gut geht?
Nach bisher etwa 200 gefahrenen Kilometern kann ich sagen: Ja, es geht. Und sogar sehr gut! Schaltkomfort und -präzision mit preiswertem SLX-Trigger, NoName-Kassette 11-42 und XT-Schaltwerk (RD-M8000, ich wollte mir die Option auf ein eventuelles Upgrade auf 11-fach nicht verbauen) sind sehr gut. Einzig die Abstufung ist im mittleren Bereich etwas grob, aber für Tourenansprüche völlig ok. Da wäre vielleicht 11fach ein Ansatz...
Ich finde jedenfalls immer einen geeigneten Gang, ohne ständiges Hin und Her. Passt also.

Der andere Punkt, der mir Sorgen bereitet hat war die "Bodenfreiheit" des Schaltwerkskäfigs. Auch da kann ich sagen, dass der Unterschied zum vorher verbauten Schaltwerk zwar sichtbar, aber nicht kriegsentscheidend ist. Vorher waren es im ungünstigsten Fall 7 cm bis zum Boden, jetzt sind es im mittleren Gangbereich 5,5.
Das Gehäuse des Reibungsdämpfers (RD plus System) hat allerdings schon eine Schramme, deren Herkunft ich mir nicht wirklich erlären kann. Und das, obwohl die neuen Schaltwerke ja 12mm schlanker bauen! Vielleicht muss ich doch noch einen Schutzbügel dranbasteln.

Als das größte Problem - was ich im Vorfeld gar nicht in dieser Ausprägung auf dem Schirm hatte - erwies sich aber die "Überbreite" der Kassette nach innen hin. Schaltwerk, Kette und Schutzrohr kamen in Konflikt mit der Tourenbereifung (Marathon 1,50). Eine Lösung wäre, die Felge weiter links zu platzieren, was ich als Option im Hinterkopf habe, falls die von mir der Einfachheit halber vorgenommene "Kastration" der Kassette sich doch noch als nachteilig erweisen sollte. Ich habe nämlich einfach das 11er Ritzel weggelassen und das originale 13er durch ein 13er Abschlussritzel (8fach, funzt) mit Riffelung ersetzt, die Kassette mittels Spacer um das nötige Maß nach aussen gesetzt und fertig. Jetzt habe ich zwar "nur" noch 9 Gänge, aber alles bis knapp über 30 km/h (90er Kadenz) kann ich gut treten, bergab sogar über 40 (120er Kadenz) - das reicht mir dicke aus.

Vorne habe ich ein 48er und (die Kette muss von Hand umgelegt werden) ein 42er Blatt. Alter Shimano-Kram, ich glaube sogar noch 7/8fach. Funktioniert tadellos.
Bergauf ergibt das eine minimale Entfaltung von 1,77m auf dem großen und 1,55m auf dem kleinen Blatt. In Verbindung mit den 175er Kurbeln (dazu sage gleich noch was) bin ich am Berg trotz 24 Kilo Radgewicht problemlos und gut unterwegs.

Die Kurbellänge ist ja ein Thema, in dem man sich genauso tief vergraben kann wie in der Diskussion um Laufradgrößen etc...
Als Kniegeschädigter (Knorpelschaden am Oberschenkel hinter der Kniescheibe) bin ich seit Jahren auf das Thema Kurbellänge und Trittfrequenz fokussiert.
Die Rohloff am Up (175er Kurbeln) kam eigentlich mit dem Ziel, immer die passende Übersetzung parat zu haben, also mit knieschonend hoher Kadenz fahren zu können. Funktionierte gut, war nur Gewöhnungssache und ich musste gerade bei langen Touren "bewusst" schnell pedalieren.
Mein erstes Liegerad kam auch mit 175er Kurbeln - und die Knieprobleme nahmen zu. So weit, dass ich das Radfahren saisonweise aufgeben musste.
Dann kam die "Experimentierphase", wo bis 150mm 'runtergegangen wurde, was sich (für mich!) auf Dauer als genauso untauglich erwies, weil es andere Probleme generierte. Jetzt fahre ich mit 86cm IBL wieder 170/175er Kurbeln an allen Rädern (aufrecht und liegend) bunt durcheinander. Die Lieger mittlerweile nur noch mit Klickpedalen, ohne die für mich die Knieprobleme vorprogrammiert sind.
Die "Gewöhnung" an die notwendigen hohen Kadenzen mit 155er Kurbeln kam einfach nicht (über 2 Jahre und knapp 7000km und den dazwischenliegenden Winter auf der Rolle versucht) - entweder setzte da die Kardio die Grenze oder, oder...jedenfalls bestand bei Touren immer die Gefahr, drehzahlmäßig abzufallen und durch das geringere Drehmoment an der kurzen Kurbel letztendlich die Knie "flachzudrücken", sobald ich im "Automatikmodus" unterwegs war. Das Gemeine ist ja, dass man erst viel später merkt, dass man sich da mal wieder keinen Gefallen getan hat.

Fazit: Etwas zu lange Kurbeln (zumindest nach gängigen Ansichten) und relativ hohe Kadenzen ermöglichen mir den schmerzfreien Aktionsradius, der mir vorschwebt. Tagestouren von deutlich über 250km und 1 Tag Regeneration im Wechsel gehen mittlerweile wieder weitgehend beschwerdefrei - was will ich mehr?
Deshalb nun also auch am Allight 175er Kurbeln. Das Rad macht mir viel Spaß und ist den ihm zugedachten Aufgaben als "flottes Alltagsrad" und für Tages- und Trainingstouren absolut gewachsen. Für's Gebirge isses nix - aber das kann man ja über viele Tourenlieger sagen. Das Projekt "2x20" wäre also hiermit zu einem positiven Ende gebracht, wobei schon das Projekt "Reiseliege" für die geplante mehrwöchige Sommertour in der Pipeline ist - ich halte Euch auf dem Laufenden!

LG und einen schönen Restsonntag,

Holger
 
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Hier das "Frühjahrsupdate":
Die 10fach-Komponenten funktionieren einwandfrei - das Knie leider nicht.
Deshalb bin ich nun von den 175er Kurbeln doch auf 170er zurück gegangen.
Mit dem letztlich montierten 42er Kettenblatt war doch etwas Bewegung im Rahmen - gefiel mir nicht. Darum habe ich die 2. Rolle vorm Steuerrohr wieder angebracht und die Kettenführung entsprechend geändert. Bild kommt heute Abend, denke ich.

Da sich durch das kleinere Kettenblatt der Winkel der Kettenumlenkung vergrößert und mit Rücksicht auf die auftretenden Kettenkräfte im Allgemeinen, habe ich erstmal wieder ein 48er Blatt eingebaut. Minimalentfaltung damit 1,77m.
Damit falle ich an steileren Anstigen auf Geschwindigkeiten und damit Trittfrequenzen ab, die meinem Knie absolut nicht zuträglich sind.
Also habe ich beschlossen, den 10fach-Antrieb mit der vorhandenen DualDrive zu verheiraten. Damit sind in dieser Kombination sogar mit einem 52er Blatt um die 1,40m drin. Dahin wird es wohl gehen - also alles wie gehabt mit der Kettenschaltung, nur am Berg bei Bedarf die Nabenuntersetzung nutzen.

Von der original verbauten DualDrive war ich ja recht angetan. Eine weitere DD war mir in etwas angerostetem Zustand in einer zerstörten Felge zugelaufen und mit der Speedmachine kam die Dritte ins Haus. Die war allerdings im 26er Hinterrad mit 24/32 am Berg weit außerhalb jeder Spezifikation unterwegs und ich kann nur hoffen, dass sie das nicht übel genommen hat.

Die "angerostete" Nabe habe ich gestern in eine neue Felge eingespeicht - und dann doch rein interessehalber mal aufgemacht - das Erscheinungsbild nahezu klassisch: die Wurmfeder für die Sperrklinken der 1.Stufe ist hinüber!
Alles Andere sieht nach der Säuberung sehr gut aus - auch die vergleichbare Wurmfeder am inneren Freilauf.
Nach eingehendem Studium der verfügbaren Forenliteratur habe ich jetzt Nullringe als Federersatz bestellt. Wenn das funktioniert, wird die Nabe ordentlich geölt/gefettet und als erste der drei "runtergenudelt". Die anderen Beiden werde ich mir danach vornehmen - habe ja momentan viel Zeit...

LG Holger
 
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0-Ringe sind Gummiringe, die eigentlich Dichtungsfunktion an Verschraubungen, Pressungen etc. ausüben. Die gibt es in unterschiedlichsten Abmessungen und Materialien, in diesem Fall z.B. auch ölresistent, zu kaufen. Werden gern zweckentfremdet eigesetzt - auch bei Umlenkrollen zur Dämpfung der Kettengeräusche gern genommen.

LG Holger
 
Genau. "Null" und "O" werden synonym verwendet. So wie "five-o-two" eben 502 bedeutet. Hauptsache, ich habe die richtige Größe bestellt...
LG Holger
 
So, hier erstmal das angekündigte Bild von der Kettenführung. Im Zugtrum sozusagen original, bis auf die Verwendung einer gleich großen Ginkgo-Rolle statt des schon etwas abgenutzten Alligt-Originalteils. Das Leertrum lief ursprünglich vom Kettenblatt direkt zum Leitrohr unter der Zugtrumrolle, wo es in das verstärkte, nach unten gebogenen Ende eintrat. Da ich das Leertrum auf jeden fall über eine Rolle führen wollte, habe ich schon damals ansonsten störende die Halterung abgesägt. Und egal, ob "gekreuzte Kette" oder mit 2 Rollen übereinander geführt - für mich gibt es an dieser Stelle keine Alternative zur Rolle.

Gestern bin ich mit dieser Konfiguration über 60km gefahren - funktioniert. Über eingebildete oder tatsächliche Verluste durch die zusätzliche Rolle kann man wahrscheinlich stundenlang diskutieren - meiner Meinung nach merke ich da durchaus was. Da die Alternative dazu im schlimmsten Fall ein verzogener/ermüdeter Rahmen sein kann, erübrigt sich aber jede Diskussion. Es war im Original so vorgesehen und gut.

Ich plane, das 48er Blatt durch ein 52er zu ersetzen, was die Umlenkung der Kette an der ersten Rolle und auch die Verlustleistung im System durch geringere Kettenkräfte minimiert. Dass sich das höchstwahrscheinlich bis sicher nur im homöopathischen Bereich bewegt, ist mir klar - aber Einbildung bildet eben auch!

Dazu muss aber zwingend die DualDrive funktionieren, weil ich selbst mit dem 48er Blatt und 42er Ritzel schon an die Grenzen der Kniebelastbarkeit stoße. Ich bin aber optimistisch, dass ich die zum Laufen kriege...

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