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Neues Liegerad im Hamburger Abendblatt vom 9.Juni2001
Fast eine ganze Seite widmet das Hamburger Abendblatt heute einem neuen Liegerad(proto)typ. Viel Text und drei Fotos. Dazu auf Seite1 (!) eine Personenbeschreibung von Klaus Beck, dem Konstrukteur. Wer´s nicht weiß, Klaus Beck ist auch der Konstrukteur des BEVO-Bike. Gruß, HeinzH.
Hier (nur) der Text aus dem Hamburger Abendblatt von heute:
Fahrrad fahren - wie im Sessel
Die Erfindung eines Lehrers schlug ein: Sein revolutionärer Prototyp geht demnächst in Serie.
Von MATTHIAS REBASCHUS
In Hamburg wird mit Hochdruck ein neues Fahrrad gebaut, das der Nordersteder Lehrer Klaus Beck erfunden und patentiert hat. Das "Netzwerk Hamburg" und die "hamburger arbeit" entwickeln den Prototyp bis zur Serienreife. Ab November soll das Rad in Beschäftigungsgesellschaften und Manufakturen produziert werden. Das Hamburger Abendblatt hat "die Geburt" des Sessel-Fahrrades beobachtet. Wilhelmsburg, bei der "hamburger arbeit": Holger Güsing, Bereichsleiter Metall, rollt den Prototyp aus einer verschlossenen Kammer ins Konferenzzimmer. Taubenblau ist es und wirkt zierlich. Der Rahmen ist zick-zackförmig. Dazu ein Schalensitz, ein hoher Lenker, zwei kleine Räder, vorn die Tretkurbel. Klaus Beck ist still geworden. Er freut sich wie ein kleiner Junge, bewundert den Rahmen: "Das ist Maschinenbau vom Feinsten!"
Aus Becks Idee, den Testmodellen und nach Tausenden von Fahrtkilometern entsteht ein Fahrrad, das es so noch nicht gibt. In der Konferenz geht es um Details. "Es ist ein Mittelding zwischen Liegerad und normalem Rad", sagt Gerd Knop, einer der Leiter des "Netzwerkes", der die Idee zur Produktion hatte. "Entscheidend ist: Man sitzt entspannt zurückgelehnt und rückenschonend wie in einem bequemen Sessel."
Die Technik: Vorder- und Hinterrad sind gefedert. Angetrieben wird das blaue Rad mit einer Siebengang-Nabenschaltung über das Vorderrad. Klaus Beck hat diesen Antrieb entwickelt und patentieren lassen. Als weitere Finesse hat der Lehrer die Vorderrad-Federung konstruiert, und für die ist auch ein Gebrauchsmusterschutz beantragt.
Klaus Beck zu seinem Rad: "Der Stirnwiderstand ist gering, man kann unter dem Wind durchfahren und spart Kraft. Ich fahre gern mit Tempo 30 durch verkehrsberuhigte Zonen. Wenn Autos überholen wollen, radele ich denen einfach davon." Ein weiterer Vorteil sei die geringe Länge des Rades. Beck: "Es ist mit 1,50 Meter genau einen halben Meter kürzer als ein Hollandrad und passt in die U-Bahn."
Die Geschichte des Rades begann in einer Reihenhaussiedlung. Im Gartenschuppen verwirklichte Klaus Beck seine Idee von einem alltagstauglichen, frontgetriebenen Komfort-Rad. Aus alten Rohren, zum Beispiel Tischbeinen, und einem Hometrainer-Sitz baute er ein Modell, das nach Jahren der Verfeinerung bestens funktioniert.
Gerd Knop kannte dieses gebastelte Rad. Er ist Projektbeauftragter des "Hamburger Netzwerkes", einer Beschäftigungsinitiative von 42 Hamburger Unternehmen, Kammern und Behörden. "Ziel des Netzwerkes ist es, Langzeitarbeitslosen, die am ersten Markt wenig Chancen haben, eine würdige Arbeit zu geben, und die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen."
Dazu wurde ein "Vorzeigeprojekt" gesucht, das ohne Wettbewerbsdruck zur Marktreife entwickelt werden kann. "Wer jemals auf dem Rad von Klaus Beck gesessen hat, ist von den Vorzügen überzeugt: Man blickt entspannt nach vorn, ohne den Kopf in den Nacken legen zu müssen. Entscheidend ist der Antrieb: Weil der Rücken abgestützt ist, geht die Beinkraft in die Pedale."
Die technisch ausgereifte, aber optisch gewöhnungsbedürftige Bastelversion erhielt Anfang des Jahres ein Design. Gesponsert von der Firma "justblue.design" entwickelte Industriedesign-Student Thomas Märzke den Rahmen. Knop: "Es ist ein bahnbrechend neues Design gelungen."
Ende Mai hatte der Prototyp seinen ersten Auftritt vor dem Initiativkreis des Netzwerkes: Dr. Michael Otto vom Otto Versand, Hapag Lloyd-Vorstand Bernd Wrede, Arbeitssenatorin Karin Roth, Vertreter der Wirtschaft und aus Behörden und Kammern waren erstaunt und gaben ihr O.k. Der Prototyp erhält nun einen neuen, noch komfortableren Sitz, einen Namen (im Gespräch ist der Name "Hamburger Rad"), einen verfeinerten Antrieb und etliche völlig neue Komponenten, die noch geheim gehalten werden. Vier serienreife Modelle werden bis Mitte August gebaut. Damit startet bei den Cyclassics ein "Team Netzwerk". Im November können die ersten Bestellungen eingehen. Der Otto Versand wird erst seinen Mitarbeitern das Rad zum Kauf anbieten. Gerd Knop, der in der Personalabteilung des Versandunternehmens arbeitet, rechnet mit 1000 Bestellungen von Werksangehörigen.
Damit soll das erste große Etappenziel der Erfindung angesteuert werden: "Wir wollen das Rad in Beschäftigungsgesellschaften wie der +Hamburger Arbeit` bauen lassen. Und wir werden Langzeitarbeitslosen die Möglichkeit bieten, mit unserer Hilfe und Beratung das Rad in eigenen, selbstständigen Fahrrad-Manufakturen zu bauen."
Fast eine ganze Seite widmet das Hamburger Abendblatt heute einem neuen Liegerad(proto)typ. Viel Text und drei Fotos. Dazu auf Seite1 (!) eine Personenbeschreibung von Klaus Beck, dem Konstrukteur. Wer´s nicht weiß, Klaus Beck ist auch der Konstrukteur des BEVO-Bike. Gruß, HeinzH.
Hier (nur) der Text aus dem Hamburger Abendblatt von heute:
Fahrrad fahren - wie im Sessel
Die Erfindung eines Lehrers schlug ein: Sein revolutionärer Prototyp geht demnächst in Serie.
Von MATTHIAS REBASCHUS
In Hamburg wird mit Hochdruck ein neues Fahrrad gebaut, das der Nordersteder Lehrer Klaus Beck erfunden und patentiert hat. Das "Netzwerk Hamburg" und die "hamburger arbeit" entwickeln den Prototyp bis zur Serienreife. Ab November soll das Rad in Beschäftigungsgesellschaften und Manufakturen produziert werden. Das Hamburger Abendblatt hat "die Geburt" des Sessel-Fahrrades beobachtet. Wilhelmsburg, bei der "hamburger arbeit": Holger Güsing, Bereichsleiter Metall, rollt den Prototyp aus einer verschlossenen Kammer ins Konferenzzimmer. Taubenblau ist es und wirkt zierlich. Der Rahmen ist zick-zackförmig. Dazu ein Schalensitz, ein hoher Lenker, zwei kleine Räder, vorn die Tretkurbel. Klaus Beck ist still geworden. Er freut sich wie ein kleiner Junge, bewundert den Rahmen: "Das ist Maschinenbau vom Feinsten!"
Aus Becks Idee, den Testmodellen und nach Tausenden von Fahrtkilometern entsteht ein Fahrrad, das es so noch nicht gibt. In der Konferenz geht es um Details. "Es ist ein Mittelding zwischen Liegerad und normalem Rad", sagt Gerd Knop, einer der Leiter des "Netzwerkes", der die Idee zur Produktion hatte. "Entscheidend ist: Man sitzt entspannt zurückgelehnt und rückenschonend wie in einem bequemen Sessel."
Die Technik: Vorder- und Hinterrad sind gefedert. Angetrieben wird das blaue Rad mit einer Siebengang-Nabenschaltung über das Vorderrad. Klaus Beck hat diesen Antrieb entwickelt und patentieren lassen. Als weitere Finesse hat der Lehrer die Vorderrad-Federung konstruiert, und für die ist auch ein Gebrauchsmusterschutz beantragt.
Klaus Beck zu seinem Rad: "Der Stirnwiderstand ist gering, man kann unter dem Wind durchfahren und spart Kraft. Ich fahre gern mit Tempo 30 durch verkehrsberuhigte Zonen. Wenn Autos überholen wollen, radele ich denen einfach davon." Ein weiterer Vorteil sei die geringe Länge des Rades. Beck: "Es ist mit 1,50 Meter genau einen halben Meter kürzer als ein Hollandrad und passt in die U-Bahn."
Die Geschichte des Rades begann in einer Reihenhaussiedlung. Im Gartenschuppen verwirklichte Klaus Beck seine Idee von einem alltagstauglichen, frontgetriebenen Komfort-Rad. Aus alten Rohren, zum Beispiel Tischbeinen, und einem Hometrainer-Sitz baute er ein Modell, das nach Jahren der Verfeinerung bestens funktioniert.
Gerd Knop kannte dieses gebastelte Rad. Er ist Projektbeauftragter des "Hamburger Netzwerkes", einer Beschäftigungsinitiative von 42 Hamburger Unternehmen, Kammern und Behörden. "Ziel des Netzwerkes ist es, Langzeitarbeitslosen, die am ersten Markt wenig Chancen haben, eine würdige Arbeit zu geben, und die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen."
Dazu wurde ein "Vorzeigeprojekt" gesucht, das ohne Wettbewerbsdruck zur Marktreife entwickelt werden kann. "Wer jemals auf dem Rad von Klaus Beck gesessen hat, ist von den Vorzügen überzeugt: Man blickt entspannt nach vorn, ohne den Kopf in den Nacken legen zu müssen. Entscheidend ist der Antrieb: Weil der Rücken abgestützt ist, geht die Beinkraft in die Pedale."
Die technisch ausgereifte, aber optisch gewöhnungsbedürftige Bastelversion erhielt Anfang des Jahres ein Design. Gesponsert von der Firma "justblue.design" entwickelte Industriedesign-Student Thomas Märzke den Rahmen. Knop: "Es ist ein bahnbrechend neues Design gelungen."
Ende Mai hatte der Prototyp seinen ersten Auftritt vor dem Initiativkreis des Netzwerkes: Dr. Michael Otto vom Otto Versand, Hapag Lloyd-Vorstand Bernd Wrede, Arbeitssenatorin Karin Roth, Vertreter der Wirtschaft und aus Behörden und Kammern waren erstaunt und gaben ihr O.k. Der Prototyp erhält nun einen neuen, noch komfortableren Sitz, einen Namen (im Gespräch ist der Name "Hamburger Rad"), einen verfeinerten Antrieb und etliche völlig neue Komponenten, die noch geheim gehalten werden. Vier serienreife Modelle werden bis Mitte August gebaut. Damit startet bei den Cyclassics ein "Team Netzwerk". Im November können die ersten Bestellungen eingehen. Der Otto Versand wird erst seinen Mitarbeitern das Rad zum Kauf anbieten. Gerd Knop, der in der Personalabteilung des Versandunternehmens arbeitet, rechnet mit 1000 Bestellungen von Werksangehörigen.
Damit soll das erste große Etappenziel der Erfindung angesteuert werden: "Wir wollen das Rad in Beschäftigungsgesellschaften wie der +Hamburger Arbeit` bauen lassen. Und wir werden Langzeitarbeitslosen die Möglichkeit bieten, mit unserer Hilfe und Beratung das Rad in eigenen, selbstständigen Fahrrad-Manufakturen zu bauen."