Modellentwicklung bei Kettwiesel/Lepus

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Hallo Leute,

ich helfe einer Freundin, die aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen vom Zweirad auf mehr Räder umsteigen muss, das für sie geeignete Fahrrad zu finden. Bei der Spezi haben wir etliche Trikes/Quads probegefahren und dabei das Hase Lepus als voraussichtlich geeignetstes Gefährt ermittelt. Erfahren haben wir unzwischen auch, dass sich das Kettwiesel recht einfach zum Lepus umbauen lässt. Bei der Suche auf dem Gebrauchtmarkt tauchen nun einige Fragen auf:

1. Es hat wohl eine Entwicklung über die Jahre geben. Was wir bisher erfahren haben: Die ersten Modelle von Kettwiesel/Lepus waren ungefedert, nicht faltbar und hatten teils noch Felgenbremsen. Später wurden Scheibenbremsen Standard, noch später war der Hinterbau gefedert, die aktuellen Modelle haben sogar Einzelradfederung. Ist das so richtig? Und ab welchem Baujahr gab es diese Modelländerungen? Oder wurden verschiedene Modelle mit verschiedenen Rahmen parallel produziert?

2. Ab wann waren Kettwiesel/Lepus faltbar? Gibt es Unterschiede bei verschiedenen Modellen, was den Faltmechanismus betrifft?

3. Es gibt Kettwiesel/Lepus mit geradem und geknicktem Hauptrahmen. Der Knick hat wohl die Funktion, dass das Tretlager bei diesen Modellen tiefer kommt. Wurden diese beiden Varianten immer parallel produziert?

4. Gibt es weitere, wichtige Modellvarianten und Merkmale, auf die wir beim Gebrauchtkauf achten sollten?

Viele Grüße
Chrissi
 
Die Modellhistorie findest du hier:


Es gab und gibt stets gefederte und ungefederte Modelle parallel. Bei den aktuellen heißen die gefederten "EVO", solche ohne diesen Zusatz sind ungefedert. Bei den alten Modellen kann man es nicht am Namen erkennen.

Faltbarkeit: Diese ist ebenfalls bei keinem Modell serienmäßig, egal wie alt, sondern stets optional. Man muss also gezielt darauf achten, wenn man ein faltbares Modell haben möchte.

Ja, der Mechanismus ist bei verschieden alten Modellen unterschiedlich. Lepus und Kettwiesel einer Baureihe sind aber dahingehend immer identisch.

Das genickte "Lepus Comfort" gibt es schon lange nicht mehr. Dies machte in der Tat das Aufsteigen für körperlich beeinträchtigte Menschen einfacher, weil der Rahmen deutlich tiefer kam. Ich fahre so ein Modell.

Ansonsten sind Kettwiesel und Lepus, egal welcher Baureihe, stets komplett identisch bis auf: Sitzhöhe und Größe des Vorderrades (16 Zoll beim Lepus, 20 Zoll beim Kettwiesel). Natürlich gab und gibt es beide mit unterschiedlicher technischer Ausstattung (Schaltung etc.) innerhalb der Modellreihe, je nach Konfiguration.

Die Sitzhöhe kann man, wenn ich mich recht erinnere, seit dem Modelljahr 2015 problemlos von Kettwiesel-Position auf Lepus-Position ändern. Dazu muss der Montageknoten inkl. Lenker (beim Kettwiesel UNTER dem Rahmen montiert) demontiert und ÜBER dem Rahmen wieder montiert werden.

Ein wichtiges Merkmal, das auf beide zutrifft: Die Steps-Motoren sind (unabhängig von der Version) in Verbindung mit einer Nexus-Nabenschaltung IMMER auf 45 Nm gedrosselt. Nur bei der Kettenschaltung und bei der Rohloff ist die komplette Leistung freigegeben.
 
Dann ist das mal umgebaut worden. Vermutlich war es mal ein Kettwiesel und man hat nur den Sitz nach oben gebaut. Serienmäßig hat ein Lepus immer ein 16 Zoll VR, damit man leichter aufsteigen kann (kleineres Rad = Rahmen 5 cm tiefer). Das Lepus war stets die "Reha-Version" des Kettwiesel.
 
Hallo Callamon,

ganz vielen Dank für die sehr ausführliche und detailierte Antwort! Das sind doch einige, wichtige Anhaltspunkte.

Gibt es Merkmale, woran man anhand von Fotos erkennen kann, ob das Wiesel/Lepus gefedert und faltbar ist oder nicht? Oder kann man das nur erfragen, wenn es nicht angegeben ist?

Als wichtiges Kriterium gesetzt ist auf alle Fälle die Faltbarkeit (u.a. für Bahntransport). Erwünscht ist außerdem Federung und ein in seiner Leistung ungedrosselter Motor (Pedelec, den Motor können wir aber auch nachrüsten). Nexus Nabenschaltung käme also nicht infrage oder die Schaltung des Rades müsste umgerüstet werden.

Liebe Grüße
Chrissi
 
Die Sitzhöhe kann man, wenn ich mich recht erinnere, seit dem Modelljahr 2015 problemlos von Kettwiesel-Position auf Lepus-Position ändern. Dazu muss der Montageknoten inkl. Lenker (beim Kettwiesel UNTER dem Rahmen montiert) demontiert und ÜBER dem Rahmen wieder montiert werden.

Kann man das auch auf Fotos schon erkennen? Und bei den Modellen von vor 2015 gibt es keine Möglichkeit, den Sitze höher oder Tiefer zu setzen?
 
Hallo Crissi,

Eine gute Anlaufstelle für gebrauchte Kettwiesel- und Lepus-Fahrräder ist Kleinanzeigen.de. Die gefederte Version ist beim Blick nach hinten deutlich an den Stoßdämpfern zu erkennen; kann nichts falsch machen.
Tschuess,
 
Kann man das auch auf Fotos schon erkennen? Und bei den Modellen von vor 2015 gibt es keine Möglichkeit, den Sitze höher oder Tiefer zu setzen?
Auf Fotos nur dann, wenn man die Sitzmontage sieht.

Bei den Modellen davor ist die Sitzaufhängung anders konstruiert und eine Montage über dem Rahmen nicht vorgesehen. Allerdings kann man bei diesem Rädern den Sitz über eine laaaaange Verstellschraube um 100 mm in der Höhe verstellt werden, stufenlos. Je nach Stärke der Änderung muss dann aber die Spur neu eingestellt werden:

Bildschirmfoto 2023-05-10 um 15.39.43.jpg
Quelle: Anleitung Hasebikes Lepus Comfort


Auf der Hasebikes-Website kann man sich die Bedienungsanleitungen der verschiedenen Modelle (auch alte!) kostenfrei herunterladen. Die helfen bei vielen Fragen:

Bildschirmfoto 2023-05-10 um 15.42.35.jpg
Quelle: https://hasebikes.com/de/medienportal/
 
Wenn Du aktuell einen geknickten Rahmen an einem neueren HASE-Trike siehst, ist das ein Trigo, die Billigvariante des Lepus/Kettwiesel. Gibt es erst seit vier, fünf Jahren (???). Würde ich von abraten, habe bisher nur Negatives von den Nutzer*innen gehört.

Sitzposition ist wie schon geschrieben wurde bei den neueren Kettwiesel und Lepus beliebig änderbar von niedrig zu hoch und umgekehrt. Die fette Federung siehst Du sofort und fühlst sie, wenn Du Dich reinsetzt. Ob es faltbar ist, kannst Du ruckzuck bei der Besichtigung mit wenigen Handgriffen testen (s. Hase-Anleitung).

Stimme Callamon unbedingt zu, was die Schaltung/Motorauswahl betrifft. Ich rate aus eigener leidvoller Erfahrung absolut ab von der elektronischen Alfine 8-Gangschaltung, nicht nur weil die Motorleistung dabei stark gedrosselt wird und sich das erheblich auswirkt, wenn man nicht soviel eigene Power hat, auch die ausschließlich elektronische Schaltmöglichkeit würde ich nie nochmal auswählen. Da bist Du im Gelände total aufgeschmissen, wenn aus welchem Grund auch immer der Motor ausfällt. Denn dann bist Du automatisch verdonnert in dem Gang weiter bzw. nach Hause zu fahren, in dem Du zuletzt gefahren bist. Ein Umschalten ohne Strom geht nicht! Das kann wie in meinem Fall fatal sein, wenn Du noch 8km nach Hause bei starkem Gegenwind im sechsten Gang (!!!) auf Schotterwegen fahren musst. :rolleyes: Beim Kettwiesel/Lepus käme für mich nur EP8 mit Rohloffschaltung infrage. Diese Kombi kriegst Du aber wahrscheinlich noch nicht gebraucht.
 
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Gibt es weitere, wichtige Modellvarianten und Merkmale, auf die wir beim Gebrauchtkauf achten sollten?
Das Ansprechverhalten der Motoren hat sich im Laufe der Jahre deutlich verbessert.
Außerdem haben alte Steps Antriebe nur eine Gehhilfe, welche beim Schieben hilft, neuere dann eine Anfahrhilfe.
 
Als wichtiges Kriterium gesetzt ist auf alle Fälle ....... ein in seiner Leistung ungedrosselter Motor (Pedelec, den Motor können wir aber auch nachrüsten).
Nachrüsten geht nicht, die Motoraufnahme ist ja Bestandteil des Rahmens.
Wenn, dann ein Frontmotor, der aufgrund der geringen Belastung bei Schnee, Laub und am Berg leicht durchdreht.
 
Außerdem haben alte Steps Antriebe nur eine Gehhilfe, welche beim Schieben hilft, neuere dann eine Anfahrhilfe.
Steps haben alle nur eine Schiebehilfe.

Lepus und Kettwiesel Modell 2023 sind auch mit Bafang Tretlagermotor zu haben, dieser hat eine echte Anfahrhilfe (auf Knopfdruck).
 
Steps haben alle nur eine Schiebehilfe
An einem aktuellen getesteten Rad nannte die sich auch so und konnte als Anfahrhilfe missbraucht werden.
Das von uns gekaufte alte Modell hat nur die Funktion "Gehen", welche sehr umständlich zu aktivieren ist und als Anfahrhilfe untauglich ist.
 
Das stimmt, die Hilfe 'Gehen' ist nicht zu gebrauchen. Wollte mein Kettwiesel mal aus einem Sandloch mit dieser Unterstützung schieben, keine Chance. Erstens viel zu umständlich zu bedienen und gebracht hat's schließlich auch nix.
 
Frage in die Runde: Wir haben ein älteres Lepus entdeckt, das eine 27 Gang-Kettenschaltung haben soll, vorn aber nur ein Einfach-Kettenblatt hat. Angeblich sind im Hinterbau bzw. unter dem Sitz sowohl die Neunfach-Kassette, als auch die dreifach Kettenblatt-Garnitur verbaut. Fotos haben wir noch nicht gesehen, wie das technisch realisiert ist. Daher die Frage: Ist das technisch möglich? Und gab es das mal werksseitig?
 
Eine weitere Frage: Kann ein Lepus/Kettwiesel mit Nabenschaltung auf Kettenschaltung umgerüstet werden? Sind die entsprechenden Aufnahmen am Rahmen vorhanden oder wurden für Nabenschaltung und Kettenschaltung jeweils unterschiedliche Rahmen gebaut?
 
Die Nabenschaltung ist als Zwischengetriebe verbaut und mit einer kurzen Sekundärkette mit der Antriebsachse verbunden (über ein dort sitzendes Ritzel), die linear-Kettenschaltung von Hasebikes sitzt direkt auf der Antriebsachse. Kann man sicher umbauen, aber ich nehme an nicht "mal eben".
 
Danke. Ist demnach aufwändiger, als bei einem Aufrecht-Zweirad oder Tadpole-Trike, wo alle nötigen Aufnahmen für Kettenschaltung am Hinterbau üblicherweise schon vorhanden sind.
die linear-Kettenschaltung von Hasebikes sitzt direkt auf der Antriebsachse
Dies beantwortet im Prinzip auch schon meine Frage ein Posting weiter oben:
Angeblich sind im Hinterbau bzw. unter dem Sitz sowohl die Neunfach-Kassette, als auch die dreifach Kettenblatt-Garnitur verbaut.
Auf dem Foto, war ein Ritzelpaket und Schaltarm unterhalb des Hauptrahmens zu sehen. Wenn dann die Dreifach-Kettenblattgarnitur auf der Antriebsachse sitzen kann (war auf dem Foto verdeckt), ist dies also technisch möglich.
 
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