Mit dem Wohnanhänger von Midu ins tibetische Hochland Qinghai's

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Hallo :)

Für ein (Wohn-)Velomobil hat's diesmal nicht gereicht, also eig. ganz falsch hier im Forum. Nachdem ich mit meinem Wohnanhänger nun aber schon seit 36 Reisetagen, davon 24 Fahrtage unterwegs bin, dachte ich poste ich hier doch einmal ein paar Infos und vorallem Fotos des Entstehungsprozesses.

Gebaut habe ich den Anhänger in Südwest-China im Wuyi-Dorf (武邑村) welches zur Kleinstadt Yinjie (寅街镇) gehört, welche widerum zu der etwas größeren und sehr schönen Stadt Midu (弥渡县) gehört, welche ca. 70-80 km von der Touristenstadt 大理 (Dali) entfernt ist und von der es nur gute 300km bis Kunming (昆明), der Haupstadt der Südwestlichsten Provinz Chinas, nämlich Yunnan (云南省) ist.
Der Bauprozess, inkl. teils zeitaufwendigem Einkauf fast aller Teile hat ziemlich genau einen Monat gedauert.

Ausgangspunkt meiner Reise war besagte Stadt Midu, Ziel der Reise ist das extrem dünn besiedelte tibetische Hochland der chin. Provinz Qinghai, in welche ich bereits seit Jahren reisen will.

Natürlich wäre ich mit einem Zelt deutlich schneller unterwegs, schon in früheren Reisen war ich jedoch dass allabendliche Zeltaufbauen und vor allem das Abbauen am nächsten Morgen satt und bin daher durchaus bereit (deutlich) langsamer zu reisen. Auch das ständige packen, schnüren,... des Gepäcks finde ich unausstehlich.
Außerdem finde ich es sehr gut zu wissen, auch tagsüber, sollte das Wetter in Höhen von teils deutlich über 4000m ungemütlich werden - Regen, Hagel, Wind, Minusgrade - einen Zufluchtsort zu haben.

Das Internet, insbesondere Youtube ist voll mit Wohnanhängern. Die meisten scheinen mir für solch eine Reise, auf der es gilt viel Gepäck mitzunehmen, sehr viele Höhenmeter zu überwinden und auch mal einige zehn oder gar einige hundert km Schotterstraßen am Stück zu überwinden eher ungeeignet. Käuflich wäre hier ohnehin keiner gewesen.
Bislang hat sich meine Konstruktion bewährt und ich bin auch relativ zufrieden damit. Trotzdem habe ich nat. mittlerweile eine sehr lange Liste mit Sachen, die ich beim nächsten Mal besser machen würde.
Würde man das ganze kommerziell vertreiben wollen müsste die Verarbeitung nat. teils deutlich sorgfältiger ausgeführt werden, teils andere Materialien gewählt werden. Für mich persönlich ist das überwiegend ok so.

Ursprünglich war gedacht, den ganzen Rahmen aus Eukalyptus-Multiplex-Holz zu bauen.
Das war aber nicht nur sehr schwer zu kaufen, sondern zudem ziemlich schlechter Qualität und ziemlich schwer bei geringer Biegesteifigkeit um nicht zu sagen total wabbelig.
Daher ist im Endeffekt nur der untere Rahmenteil aus Holz, der obere Teil aus Edelstahl (welchem auch immer), überwiegend 0,4mm Wandstärke. Nur aus besagtem Edelstahl hätte ich sicherlich deutlich Masse einsparen können. Bin aber auch ganz froh, mich auf Schotterstraßen nicht nur auf die Punktschweissstellen verlassen zu müssen.

Ziel war es, den ganzen Anhänger in nur wenigen Wochen zu bauen. Daher musste ich einige erhebliche Vereinfachungen vornehmen, dazu gehören unter anderem:
- keine Federung
- trotz zu erwartender Minusgerade und Kondenswasserproblematik nur einwandig
- keine Demontierbarkeit für Transportzwecke, was Holzschrauben und vorallem viel Flüssigkleber ermöglichte

Aber vorerst genug der Worte, hier ein paar Fotos des Entstehungsprozesses. Das Internet hinter der Great Firewall wird von Jahr zu Jahr und teilweise von Monat zu Monat unerträglicher, ich hoffe, mir gelingt der Upload.


recht rudimentärer Holzkauf:
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Stahlkauf
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Aluplättchen für die Radaufnahme, leider einen mm zu dünn, so dass auf die Achsen noch Unterlegscheiben müssen:
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Erste Holzkonstrktion. Schon relativ biegesteif, jedoch noch extrem anfällig für Torsion.
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Ganz ohne Bambus gings nach meiner Bambusmobilerfahrung nat. nicht. Allerdings frisch geernteter, also nicht ausreichend getrockneter und nur für das seitliche, nach unten geöffnete Schuhregal. Außerdem ohne umständliche Faser-Harz-Verbindungen sondern ganz simpel mit Duct-Tape und Flüssigkleber verbunden, siehe späteren Post.
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Und so sah es dann nach Schweißen aus, wobei ich netterweise Hilfe hatte.
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Und so nach Lackieren. Der Srpühlack für die Stahlkonstruktion war denke ich ok. Die rote Farbe fürs Holz jedoch war ein großer Fehler und hat auch noch nach einem Monat bestialisch gestunken.
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Fortsetzung folgt...
 
Die erste Minitestfahrt verlief erstaunlich positiv. Bis auf den auf die Schnelle festgebundenen Klappdeckel klapperte nichts, Schlaglöcher und Straßenunebenheiten wurden, wohl durch die Länge und die weit hinten liegenden Räder, gut weggesteckt :)

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Nach langer Recherche und sehr nettem Mailwechsel mit einem der Inhaber hatte ich mich bereits im Vorfeld für die Kupplung von Radical Design entschieden, diese aus den Niederlanden nach Deutschland schicken lassen und selbst nach China mitgenommen (Made in Taiwan...).
Nach wie vor erscheint diese gut und simpel. Mich stört aus Prinzip etwas, dass der anhängerseitige aus Plastik ist, habe auf Anraten des Inhabers jedoch noch eine als Ersatz dabei. Bislang ist zum Glück nicht abzusehen, dass ich diese brauchen werde. Schön ist zudem, dass ich in Linkskurven quasi auf der Stelle wenden kann und die Kupplung den Winkel nicht beschränkt. Wenn ich rechts gehalten habe und dann umkehren will ist das sehr praktisch.
Trotzdem würde ich sie für einen Anhänger solcher Masse und Stützlast eher nicht wieder verwenden. Zum einen habe ich tatsächlich noch immer etwas Bedenken was die Dauerfestigkeit der V2A M10 Schraube anbelangt, vor allem aber, und das liegt weniger an der Kupplung an sich, ist die einseitige Einleitung der nicht unerheblichen Kräfte (Schlagloch, Vollbremsung) in den (Alu-)Fahrradhinterbau einfach suboptimal. Auf nasser, glatter Straße spürte ich sogar einmal deutlich, wie das Hinterrad nach rechts gedrückt wurde. Auch den Schnellspanenr sehe ich als eine Schwachstelle an.
Durch ein Vorziehen der Anhängerräder ließe sich die Stützlast nat. etwas verringern. Grundsätzlich ist eine gewisse Stützlast aber durchaus förderlich, um einem Blockieren des Hinterrades entgegenzuwirken, denke ich.
Beidseitige Kupplungen für mehrspurige Anhänger gibt es meines Wissens nach nicht fertig zu kaufen. Beim nächsten Mal würde ich daher etwas selber bauen, z.B. auf Basis einer auch nicht billigen Bob Yak-Kupplung.

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Die Deichsel habe ich später noch zweimal nachbessern lassen, das Prinzip ist aber geblieben.


Extra aus Deutschland mitgebracht habe ich Backpapier, um mit der tollen Spureinstellmethode @tüfti 's eben die Spur exakt einzustellen. Die Löcher im Holz sind daher extra zu groß gebohrt um die mit Unterlegscheiben variabler Anzahl aufgeschraubten Aluplättchen verschieben und im Winkel verändern zu können.
Damit habe ich faste einen vollen Tag verbracht, Videos aufgenommen um deren Standbilder in aller Ruhe analysieren zu können, den Anhänger extra noch mit Wasserkanister und Stahlträgern belastet - nur leider ohne jeglichen Erfolg, das Backpapier hat sich kein bisschen bewegt, auch nicht bei absichtlich verstellter Spur. Vlt konnte ich sie nicht genug verstellen? Nat. auch nicht so definiert, wie bei einer Gewinde-Spurstange.
Wie dem auch sei, der Anhänger rollte ja auch so prächtig und ich habe es dann doch auf die klassie Augenmaßmethode gemacht. Bislang stelle ich an den Anhängereifen auch keinen besonderen Verschleiß fest. Ein fader Beigeschmack bleibt aber.
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Die Liegefläche und den Gepäckraum habe ich mit Gurten geflochten. Das war ein ziemlicher Aufwand und ich musste auch den Rahmen dafür noch verstärken, da ich sehr straff flechten musste, um nicht allzu sehr auf den Diagonalstreben im Unterboden aufzuliegen.
Ich habe meine durchaus ausführlichen Massen-Messungen und überhaupt fast alle Notizen und Skizzen auf Papier angefertigt, bislang nicht digitalisiert und auch nicht mitgenommen. Ich wage mich aber zu erinnern, dass der Gurt (ohne Rahmenversteifung und ohne Schrauben) insgesamt ca. ein kg. wiegt. Grob überschlagen kam ich bei einem Lattenrost aus Holz glaube ich auf ca. 8kg und auch aus 1x2cm Edelstahl oder gar 2x2cm bei 4mm Wandstärke wäre das deutlich schwerer geworden. Der Aufwand hat sich also gelohnt.
Gegenüber Stoff besteht zudem der große Vorteil, dass man z.B. zum Wasseraufwischen durchfassen kann.

Die Größe der Einstiegsöffnung hatte ich schon in Deutschland mit Pappkartons und Klettband unterm Tisch evaluiert. Luxus ist's sicherlich nicht direkt, für mich aber ausreichend.

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Die Verkleidung habe ich wie bereits beim Bambusmobil aus Isomatten, wohl PU-Schaum, gemacht.
Finde ich auch persönlich nicht sonderlich schön, hat aber einfach unschlagbare Materialeigenschaften: wasserdicht, soweit ich weiß UV-beständig, wärmeisolierend und dazu unschlagbar leicht.
Die Verarbeitung ist ok, schneiden ist nat. leicht, fürs Kleben hätte mir ein anderer Kleber die Arbeit sicherlich deutlich vereinfacht.

Wegen der im Oktober zu erwartenden Minusgrade habe ich mich für 12mm Stärke empfohlen.
Nach einer groben Überschlagsrechnung kam ich bei 100W eigener Wärmeleistung auf ca. 4,5K höherer Innentemperatur gegenüber außen. Ohne dass ich ein Außenthermometer habe würde ich mittlerweile sagen, dass das in etwa hinkommt. Noch wichtiger ist aber sicherlich die Windstille im Innern.

Besonders wichtig um die elendige Kramerei zu verringern sind zudem möglichst viele Innentaschen/Fächer, hier aus Stoff mit abermals rudimentären Mitteln selbst angezeichnet und dann mit Nähmaschine nähen lassen. Das können nicht genug sein, die 3+3+2 = 8 Fächer sind aber schon einmal sehr gut, zudem ich von den Seitenfächern auch noch den Platz dahinter nutzen kann.

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Hier noch ein paar Fotos vom damaligen Zwischenstand.
Ich konnte, jetzt leider nicht mehr, siehe weiter unten, den Deckel sogar komplett aufklappen um unter freiem Himmel zu schlafen.

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Für die erste und einzige richtige Testfahrt hatte ich mir um das ganze nen bisschen spannender zu gestalten zwei große Wasserkanister mitgenommen, jeweils ca. 20kg. Das entspricht auch in etwa meiner jetzigen, je nach Nahrungs- und Wassermitnahme natürlich variablen, Gepäckmasse:

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Die Testfahrt verlief völlig reibungsfrei. Abgesehen davon, dass es ordentlich reinregnete, was nicht sonderlich verwunderlich war, da das Dach noch nicht fertig war.
 
Wie bereits vorweg genommen *konnte* ich den Deckel so schön aufklappen, jetzt aber leider nicht mehr.
Beim Dichtigkeitstest mit dem dicken Wasserschlauch lief es im geschlossenen Zustand leider ordentlich rein. In erster Linie, weil sich in der Plane, es diente ein aufgeschnittenes Scooter-Regencape (mutmaßlich PVC!? Stand nicht drauf), eine Blase bildete und die Plane nicht ganz dicht war. Im geöffneten Zustand lief (fast?) nichts rein, da das Wasser ablaufen konnte.
Nat. hätte man das ändern können, durch eine ordentliche Überlappung des Deckels und andere Plane. Dafür hatte ich aber nicht die Zeit bzw. war nicht gewillt sie mir zu nehmen, da das meine Abreise verzögert hätte.

Ich wollte ohnehin einen robusten Anhänger, der auch Sturm und Starkregen standhält. In Anbetracht der kurzen Zeit, die ich mir für den Bau genommen habe, war das ganze einfach Unfug. Die Idee war schön, aber zu komplex. Hat mich locker ne Woche gekostet mit all dem Falten, Klettband,... und entsprechend geärgert. Kurzum, innerhalb nur weniger Stunden habe ich das ganze dann auf ca. 1/3 Höhe fixiert und fest zugeklebt.
Hätte ich das gleich so gemacht, wäre der Anhänger nat. etwas aerodynamischer, leichter und robuster geworden. Da ich aber bislang fast nie in der Ebene fahre, entweder bergauf oder bergab, ist zumindest die Aerodynamik ohnehin nicht so wichtig.

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Wie ebenso bereits erwähnt musste ich die Deichsel noch einmal nachbessern lassen. Das 38x38mm Vierkantrohr war bei 0,4mm Wandstärke zwar schön leicht, aber leider nicht ausreichend knickfest.
Zum Trost hatte ich dafür immerhin meinen bislang besten Schweißer in China gefunden, sieht doch fast aus wie ne Raupe :) Und bei der Wandstärke ist das ja wirklich nicht ganz einfach.
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Schon beim Bau hatte ich keine Lust das Schuhregal zu bauen. Da ich aber die dreckigen Schuhe nicht mit dem restlichen Gepäck zusammen tun wollte, was das unbedingt notwendig. Allerdings baute ich nur eins.
Schnell wurde mir bei der Fahrt aber klar, was ich zuvor schon geahnt hatte. Mein weiteres Paar Schuhe, wasserdichte, warme Wanderschuhe bringen mir auch bei Eiseskälte und Regen wenig, wenn sie ganz unten im Gepäckfach irgendwo verstaut sind.
Schweren Herzens habe ich mich also unterwegs mit einfachen Mitteln daran gemacht, ein weiteres Regal zu bauen. Beide Regale sind unten offen bzw. vergittert, damit Wasser ablaufen kann und zumindest etwas Lüftung möglich ist.
Nicht nur wegen meiner Lustlosigkeit sondern auch wegen der Regenzeit hat der Bau über eine Woche gedauert. Seitdem es fertig ist scheint fast durchgehend die Sonne :whistle::)

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Ein weiterer Aspekt ist, dass ich so zumindest etwas mehr Platz in meinem Gepäckraum habe.
Da ich durchaus viel Gepäck habe empfinde ich dieses noch immer als zu klein. Um gar nicht mehr kramen zu müssen müsste es noch deutlich größer sein und in mehere Fächer unterteilt sein. Zum Polstern sollte keine Kleidung dienen, die man nämlich auch mal spontan braucht und die jeden Tag variiert (saubere wird zu dreckiger, landet in nem anderen Beutel,...). Besser wäre, dafür Schaumstoff zu nehmen, wofür man nat. ordentlich Platz bräuchte.
Auch wären weitere "Schuhregale", also unten offene Fächer z.B. für nasse Regenkleidung gut.
Wie gesagt habe ich meine Skizzen nicht dabei. Wenn mich nichts täuscht sollte der Gepäckraum innen aber ca. eine Grundfläche von 63x60cm haben und in der Höhe linear von 25 auf 45cm ansteigen.
Das entspräche einem Volumen von 6,3×6×3,5 = 132,3 Litern. Hinzu kommt, dass der geflochtene Boden noch etwas nachgibt und der Isomattendeckel sich etwas wölben kann.

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und so sieht das beim liegen/schlafen aus :) In diesem Fall mit geschlossenem Dachfenster, geschlossen durch den leicht durchhängenden mit Klettband befestigten Isomatten deckel.

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Die Verkleidung habe ich wie bereits beim Bambusmobil aus Isomatten, wohl PU-Schaum, gemacht.
Ich kann nicht mehr editieren. Meine aber PE-Schaum, nicht PU-Schaum. Ist aber ohne Spekulation.

Soviel zum Anhängerbau, das sollte wohl vorerst reichen :D

Hier noch ein paar Impressionen der bisherigen Fahrt:

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Kurz noch zu meiner Route:
Diese führte mich von Midu (弥度) über die klassische und extrem hässliche, stark befahrene, staubige und stinkende Touristen- und Fabrikroute über Lijiang (丽江) nach Shangrila (香格里拉). Die erste Woche war dementsprechend ziemlich sch****.
Danach wurde es besser, es kehrten aber auch stets stark befahrene Touristenabschnitte wieder, die sich über hunderte kilometer hinziehen können. Wenn in China ein Gebiet für den Tourismus "entwickelt" wird ist das für mich verloren. Zeitweise habe ich unter 100 PKWs 74 SUVs gezählt. Der Rest der PKWs waren auch überwiegend Luxusautos. Dazu unzählige Reisebusse. Schön ist das nicht. (Und ja, ich weiß dass auch ich Tourist bin, trotzdem nicht schön. Außerdem ist mein Fahrstil weniger gefährlich.)

Von Shangrila ging es weiter, teils, d.h. unter anderem gute 70km am Stück, über Schotter nach Xiangcheng (乡城), von dort nach Litang (理塘), laut Wikipedia angeblich eine der höchstgelegenen Städte der Welt.
Vorgestern bin ich angekommen in Ganzi (甘孜) in der Provinz Sichuan.
Von Xinlong (新龙) nach Ganzi war bislang meine einzige Tagesetappe von über 100km. Da Anhänger, Fahrrad und Gepäck zusammen ca. 90kg wiegen war das bei 1127hm durchaus ziemlich anstrengend. Sonst mache ich das nicht sondern fahre bewusst gemählich, ich sehe das ganze mehr als Wellness/Erholungsurlaub und bleibe daher, so es sich anbietet, auch gerne mal etliche Tage an einer Stelle. Eine Lehre aus früheren Radtouren, bei denen ich mir fast immer zu viel vorgenommen hatte, insbesondere im Gebirge.
Pro Fahrtag habe ich daher nach 1.147km gerade einmal einen Schnitt von 47,8km.
Gerade hier im VM-Forum wirkt das nat. sehr wenig. Nach 14.134 Höhenmetern bzw. 589 Höhenmetern pro Fahrtag reicht mir das aber durchaus und es könnte sogar noch weniger werden mit der Zeit.
Auch habe ich erst nach 5 Nächten Pause in einem Hostel in Litang (meine ersten Reisenächte außerhalb meines Anhängers), das Gefühl, dass meine Kondition endlich etwas besser wird. Könnte aber ruhig noch deutlich besser werden finde ich :ROFLMAO:

Kurz vor Ganzi tauchten dann auch die ersten Schneeberge auf, d.h. die ersten Berge (teils deutlich) über 5000m, die auch jetzt im Sommer noch Schnee haben :)

Weiter geht es nach ncoh etwas Pause hier nach Westen Richtung Yushu (玉树), also quasi dem lang ersehnten Eintritt in die Provinz Qinghai. Dort plane ich dann in hoffentlich wirklich abgelegene Gebiete zu kommen, bevor ich entlang der Tibeteisenbahn (Bundesstraße 109) wohl über Golmud in die Provinzhauptstadt Xining fahren werde, die mich nicht reizt, ich aber als (vorläufiges) Ende meiner Reise anvisiere.

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So, das sollte nun wohl reichen für heute :whistle:
 
Ich sage für diesen ungewöhnlichen Reisebericht einfach mal
谢谢
(Für nicht chinesisch sprechende: xiè xie, auf deutsch Danke)!
 
Das ist ja irre (y)

Was du in den letzten sieben Jahren an auch handwerkliche Entwicklung genommen hast - Respekt!

Ich wünsche dir alles Gute für die weiteren Herausforderungen der Reise :):):)
 
Ich wünsche dir alles Gute für die weiteren Herausforderungen der Reise :):):)
Danke, danke :)
Gleich gehts nach 4 Tagen Pause in Ganzi weiter Richtung Yushu (玉树).

Ich sage für diesen ungewöhnlichen Reisebericht einfach mal
War ja eig. in erster Linie als Vorstellung des Anhängers gedacht, ggf. als Inspiration für vergleichbare Projekte.
Weiß nicht, inwiefern ein Reisebericht hier gewünscht ist. So viel will ich ohnehin nicht schreiben, bin ja schließlich im Urlaub :sneaky:
 
Soo, da hier doch einige mitgelesen haben, auch Foren-Externe, bemühe ich mich mal um ein Update :)

Gleich gehts nach 4 Tagen Pause in Ganzi weiter Richtung Yushu (玉树).
Das war also der letzte Stand. In Yushu bin ich jedoch nicht lange geblieben sondern bin gleich weiter nach Zhiduo (治多) "gerast". Aber der Reihe nach...

Nach einer netten Zeit in dem Hostel in Ganzi, nebenbei der saubersten Unterkunft die ich in ganz China bislang erlebt habe (in Luxushotels war ich aber auch noch nicht), und einigen durchaus interessanten Bekanntschaften ging es also zunächst für gute 90km weiter auf der Bundesstraße 317 (also der G317).
Für Bundesstraßenverhältnisse war die eig. ganz ok, nicht zu viel Verkehr. Wahrscheinlich hätte ich zur Linken eine nette Aussicht auf Schneeberge gehabt - wenn es nicht überwiegend bewölkt und verregnet gewesen wäre. Die Strecke aufgeteilt auf zwei Tage haben mich am zweiten Tag aber um die 100 Speed Bumps völlig wahnsinnig gemacht - teilweise gleich in Paketen von 3x3, teilweise enizeln. Bitte, was soll der Scheiß!? Die, die zu schnell fuhren fuhren übrigens fast ungebremst rüber, da hat es also kaum Wirkung gezeigt.

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Bei Manigange Xiang (马尼干戈乡) bin ich dann rechts Richtung Shiqu (石渠) und Yushu (玉树) wieder auf die Landstraße 217 (S217) abgebogen, auf der ich im Prinzip schon seit hunderten von Kilometern unterwegs war. Hier wurde es etwas ruhiger und war eig. ganz schön.

Morgendlicher Besuch:
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Müll wird hier überall achtlos und in großen Mengen weggeschmissen. Dieser junge Yak kaute die ganze Zeit auf einer Plastiktüte rum:
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Das Wetter ist nicht immer gemütlich. Zum Fahren ok, zum gemütlich Pause im Freien machen doch eher nicht so toll. Hier wünschte ich mir oft, dass ich auch tagsüber unkompliziert in meinem Anhänger sitzen und essen, lesen, Tee-trinken und kochen könnte. Hatte im Vorfeld nicht gedacht, dass mir das so wichtig ist und hatte eher die Priorität den Anhänger zu klein wie möglich zu bauen. Bei wirklich ungemütlichem Wetter kann ich mich ja auch so verkriechen, auch ohne erst ein Zelt bei Wind und Regen aufzubauen. Aber mit Schuheausziehen,... erfordert dies eben doch einen gewissen Aufwand so dass ich dann in aller Regel doch eher auf die Pause verzichte und weiterfahre.
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Damit hier kein falscher Eindruck besteht, mittlerweile sind in China auch in relativ entlegenen Regionen fast alle Straßen asphaltiert und in deutlich besserem Zustand als ich es aus Deutschland, d.h. insbesondere aus Berlin und Brandenburg kenne. Gut, gehört auch nicht viel dazu... :rolleyes:
Ab und zu gibt es aber eben noch gewisse ausstehende Lückenschlüsse, insbesondere, zwischen den Enden noch nicht fertig gestellter Tunnel. So auch hier, ein kurzer Abschnitt von gerade einmal 9km. Allerdings haben mich im Vorfeld mehrere Personen gewarnt, LKW-Fahrer hielten extra an um mir zu sagen "mit dem Anhänger schaffst du das nicht".
Nun, ich war sowieso erschöpft und es war auch nicht mehr allzu viel Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit, so dachte ich mir daher, ich warte zu Beginn der Schotterstrecke zunächst bis zum nächsten Morgen um dann die Herausforderung zu wagen und zu meistern. :D

Die Rast war nicht wirklich schön. Zum Kochen war es zu windig und es kamen zwei, sicherlich total nette und liebenswürdige, Leute vorbei der Kategorie die mich, so sehr ich mich anstrenge mich als guter Gast aufzuführen und offen für andere Kulturen zu sein, es schaffen mich in den Wahnsinn zu treiben. Das sind die Leute, die nicht nur, wie es täglich zu hunderten passiert mich anhupen und freudig begrüßen, sondern ihr Motorrad oder Auto abstellen, herbeilaufen und alles begucken, anfassen und aufmachen müssen. Danach bleiben sie dann einfach stehen und gucken, wie ich mich wasche, wie ich essen mache, alles. Ich könnte mich völlig nackt ausziehen, das wäre nur ein Grund noch interessierter zu gucken. Es gibt in China (und Tibet) keine Privatsphäre.
So nach 15-20 Minuten fange ich dann allmählich an höflich anzudeuten, dass ich ja doch recht erschöpft wäre und durchaus ganz gerne mal meine Ruhe hätte. Das steigere ich dann allmählich, idR. völlig erfolglos. Nach 30 Minuten werde ich dann mitunter recht deutlich und versuche sie wegzuschicken. Das mache ich wirklich nicht gerne, aber mir ist das schlichtweg einfach zu viel. Es sind ja keine Ausnahmen sondern der tagtägliche Alltag. Nach Erfolg mit gemischten Gefühlen kommt dann oft, so auch diesmal, nach kurzer Zeit der nächste. Und ja, dieser Campingplatz war nat. wirklich direkt an der Straße, spielt aber nur eine kleine Rolle, da auch auf großen weitläufigen Wiesenflächen die Tibeter abends mit ihren Motorrädern rumkurven um ihre Yaks einzutreiben. Man bleibt eig. nirgendwo unentdeckt. Da Zelte hier zum Landschaftsbild gehören ginge ich damit vlt eher in der Masse unter, mit dem Anhänger falle ich auf.
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Immerhin hatte ich von dem Rastplatz einen guten Blick auf den Hang, den ich am nächsten Tag erklimmen wollte und konnte schön beobachten, wie es sich bis in den späten Abend lange nach Anbruch der Dunkelheit dort staute.
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Doch würde es wirklich so schlimm werden? :whistle: Auf jeden Fall gab es auch dort gute Gelegenheiten zum Überholen, wie immer vorzugsweise in Kurven :p
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Fortsetzung folgt :D
 
Nun, wie sich der geneigte Leser oder die geneigte Leserin denken kann, kam, was kommen musste: Ich erlitt Achs- und Deichselbruch und kugelte schon nach wenigen hundert Metern des leidvollen Anstieges gemeinsam mit dem losgelösten Fahrrad den Hang hinab und blieb im Schlamm stecken, so dass die Sichuanesische Bergwacht mit dem Helikopter kommen musste, um mich netterweise aus der Misere zu erlösen, nicht ohne dabei noch ihre mühsam erlenten Englischkenntnisse zum Ausdruck zu bringen - "Hello! Nice to meet you, too" und mir zu preisen wie sagenhaft doch deutsche Autos, deutsches Bier und deutscher Fußball wären und mich zu fragen, ob ich ihnen eine Deutsche Mark zeigen könnte. Und das, wo ich doch eig. nach Möglichkeit nicht mehr fliegen wollte. Das hat den CO2-Abdruck meines gebrochenen Fußes natürlich gleich verfielfacht. (n)

Spaß beiseite, so schlimm war es eig. gar nicht. Zumindest für mich eig. kaum schlimmer als die zuvorigen Schotterstraßen. Es gab zwar einige große Löcher und "Unebenheiten" in der Straße, idR. konnte ich da aber mit meinem schmalen Gespann relativ gut vorbeifahren und nach nur 2h waren die 9km geschafft.
Auf den ersten 5km ging es allerdings 204 Höhenmeter bergauf, teils mit bis zu 8% Steigung. Da es weiter oben sehr schlammig wurde war das schon echt anstrengend.

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Für die großen LKWs sah das ganze aber tatsächlich deutlich anders aus, da diese, insbesondere in einer Kurve zu Ende bzw. für sie zu Anfang hin, mangels Traktion bevorzugt stecken blieben und von anderen LKW's rausgezogen werden mussten:
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Wirklich beeindruckend war aber die Atmosphäre auf der kurzen Strecke, eine ungewöhnliche Atmosphäre der Solidarität und des Miteinanders. Während Chinesen eig. grundsätzlich quasi niemals irgendwo in der Lage sind sich anzustellen und zu warten sondern reflexartig zum drängeln neigen war dies hier ganz anders. Die LKW's hielten großzüge Abstände, so dass kleinere Fahrzeuge die Lücken dazwischen nutzen konnten. Die Fahrer wirkten guter Laune und nutzen teils die Pausen um unter ihren Fahrzeugen ihr Geschäft zu verrichten, während ich vorbei fuhr. Auch die Koordination mit dem Gegenverkehr klappte erstaunlich gut. Wirklich beeindruckend, so etwas habe ich in China noch nicht erlebt!

Nur ein einziger SUV-Fahrer/eine einzige Fahrerin musste mich unbedingt mit so hoher Geschwindigkeit überholen, dass ich völlig mit Schlamm bespritzt war. :mad: Sonst hätte ich den ganzen Abschnitt völlig sauber überstanden.
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Auf der anderen Seite des Berges angekommen konnte ich dann also vom sicheren Asphalt aus noch kurz den Stau von der anderen Seite aus beschauen...
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... und auf sagenhaftem Asphalt ersteinmal ein gutes Stück bergab zu fahren.
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Danach wurde die Landschaft merklich flacher. Längere Strecken an Flüssen bergauf mit mittleren Steigungen von unter 1% gab es nun öfter, was ein schnelles und entspanntes Fahren ermöglichte. Auch Passanstiege waren oftmals nicht mehr ganz so steil und teilweise sogar fast ohne Serpentinen sondern führten aus langgezogenen Tälern heraus.

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Ganz ohne kommunistische Propaganda gehts natürlich auch im Kapitalismus nicht: :sneaky:
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Eine weit verbreitete Form der chin. Verkehrserziehung. Ob erfolgreich weiß ich nicht...
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Es folgen ein paar weitere Fotos mit etwas weniger Text:

hier zu sehen ist wohl ein Háozi 貉子, laut Wörterbuch ein "racoon of North China, Korea and Japan" (Nyctereutes procyonoides). Die kommen hier in Massen vor und haben wohl fast das ganze Grasland untertunnelt. Allerdings lassen sie sich nicht gerne aus der Nähe fotografieren.
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Eine typisch chinesische Kleinststadt. In der Regel natürlich mit asphaltierten Straßen. Hier, d.h. in zhāxià xiāng (扎下乡), hatten sie nur gerade alles aufgerissen. Gut zum einkaufen von Proviant, essen gehen und nebenbei noch für die Mitnahme 3l heißen Wassers in meiner Thermoskanne, welches in fast jedem chin. Imbiss/Restaurant praktischerweise immer vorhanden ist. Hier war der Inhaber, auch im Bild, aber so nett noch extra für mich welches zu kochen und einen Blick auf den Anhänger zu haben, während ich einkaufen ging. Überhaupt habe ich bislang fast ausschließlich äußerst nette Menschen getroffen.
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Wenige Kilometer zuvor hatte ich einen netten Franzosen getroffen, der mir entgegen kam und schon seit sieben Jahre auf Radtour ist. Ich war völlig beeindruckt, wie freudig und offen er mit all den in Massen anströmenden Tibetern umging, Hände schüttelte,... Er meinte, verglichen mit Indonesien wäre das nichts. Mir fällt das nach wie vor schwer. Ich bin ja wirklich sehr bemüht, aber ich brauche eben auch manchmal einfach etwas Ruhe. Zu meiner "Verteidigung", mit dem Anhänger habe ichs auch wirklich noch schwerer. Ich lasse ja viel mit mir bzw. mit dem Anhänger machen. Aber wenn die Leute z.B. anfangen, die Schrauben der Standfüße zu lösen, was ja, sollte ich das nicht bemerken, bei schneller Fahrt durchaus tötlich enden könnte, hört bei mir der Spaß irgendwie allmählich auf. Ich löse ja auch nicht die Radmuttern ihrer Motorräder nur um mal zu gucken, wie das so funktioniert... :rolleyes:


Diesen beiden sehr netten Tibeter (rechts im Bild) hatten mich netterweise, am Straßenrand stehend, eingeladen bei ihnen zu übernachten. Die Frau war damals hochschwanger, sollte mittlerweile ihr Kind wohl längst zur Welt gebracht haben und agierte trotzdem völlig normal und trug auch größere Lasten, brachte mir sogar abends noch extra heißes Wasser (obwohl ich das ja noch aus zhāxià xiāng hatte). Während die beiden Hui-Chinesen aus der Provinz Gansu (links im Bild, die mit den noch größeren Bäuchen als die Schwangere) bei Ihnen auf dem Sofa schliefen, zog ich aber doch meinen Anhänger in Hausnähe geparkt vor. Die beiden waren auch zu Gast und fahren ansonsten in der Region umher um Yak-Felle aufzukaufen, welche sie dann in der Nähe Yushu's wohl weiter verkaufen.
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Einfach nur Landschaft:
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Frösche gibts hier auch in großer Menge:
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Im Gegensatz zu den Han-Chinesen verstehen sich Tibeter, ähnlich wie muslimische Chinesen vor allem besagter Hui-Minderheit und nat. der Uiguren, durchaus ganz gut aufs Brot-backen, wenngleich nat. nur mit Weißmehl. Rechts im Bild das kleinste erhältliche Stück Yak-Butter (ca. 2,5 Pfund. Ja, man rechnet hier immernoch in Pfund :rolleyes:):
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Eine schöner Campingplatz direkt am Fluß:
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Ein ebenso sehr schöner Campingplatz an einem anderen Fluss. Hier entschied ich einen vollen Tag zu bleiben, obwohl ich nur auf dem Hügel nebenan minimalen Handyempfang hatte.
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Doch sollte mir das zum Verhängnis werden? Immerhin hat hier offensichtlich schon einmal jemand seinen Kopf verloren :eek:
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Fortsetzung folgt :D
 
Tatsächlich näherte sich am nächsten Nachmittag das Unheil, hier deutlich an den Gewitterwolken zu erkennen:
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Nun, Gewitter und auch Hagel waren bislang an sich kein Problem, war ja nicht das erste Mal.
Diese Hagelkörner fielen aber leider doch deutlich größer aus als zuvor. Dass Wasserflasche und Teekanne nen paar Dellen abbekommen haben soll nicht das Problem sein.
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Dass das Dachfenster aber an mehreren Stellen durchschlagen wurde war dann doch weniger schön. Zumal es in der Nacht darauf noch stundenlang weiter regnete und ich das Fenster zunächst nur notdürftig abdecken konnte:
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Am nächsten Morgen war der Schaden dann genauer zu sehen. Auch die Dachverkleidung aus Isomatten hat leider einige, nur schwer sichtbare Einschnitte bzw. Einschläge davon getragen :unsure:
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Schon drohte es wieder zu regnen, so dass ich mich, ohne auf vollständige Trocknung warten zu können, an die Reperatur machte, welche denke ich auch ganz gelungen ist:
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Die Kante vorne habe ich auch gleich noch mit verstärkt, wie hier zu sehen:
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(Das gehört eig. noch in den Beitrag zuvor, aber es sind hier ja nicht mehr als 10 Bilder pro Beitrag erlaubt.)

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Wie dem auch sei, das Leben bzw. die Fahrt ging weiter.
Hier zu sehen die letzten paar hundert Meter in der Provinz Sichuan...
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... an deren Ende sich dann das Tor zum Himmel öffnete:
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Nun, das Tor zum Himmel war es vlt nicht ganz, aber doch immerhin das Tor bzw. der Pass zur Provinz Qinghai, was der Sache wohl schon ziemlich nahe kommen sollte! Darauf habe ich mich immerhin seit sieben Jahren gefreut! Die mittels gps selbst gemessenen Höhe von 4581m stellt zwar keinen neuen Rekord, aber wohl doch zumindest einen würdigen Eintritt nach Qinghai dar. :) Die auf dem Schild verzeichneten 4700m halte ich für Unfug, solch Abweichungen von ca. 100 Höhenmeter scheinen hier die Regel zu sein, in beide Richtungen. Als hätten die Leute rein barometrisch ohne Wetterausgleich gemessen.
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Am nächsten Tag unten im Tal in Xiewu Zhen (歇武镇) angekommen stieß ich ironischerweise wieder auf die Bundesstraße 214, welcher ich bis Yushu folgte - und zwar zurück Richtung Shangri-la und Dali. Diese Straßen bin ich ganz zu Anfang schon gefahren (und fand sie furchtbar). Hier war jedoch viel weniger Verkehr. Auch verlief parallel die erste Autobahn seit Lijiang, ebenso mit sehr wenig Verkehr.
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Warum bin ich diese G214 dann nicht gleich gefahren? Zum einen war sie wie gesagt anfangs extrem stark frequentiert, was jeglichen Fahrspaß zunichte machte, vor allem aber führt sich durch Tibet, weswegen mir das als Ausländer nicht erlaubt und möglich gewesen wäre. :mad: Die meisten Chinesen wissen das übrigens nicht einmal und fragen mich daher andauernd, ob ich nach Lhasa fahre, als ob es auf der Welt keine anderen Orte als Lhasa gäbe.

Kurz vor Yushu gab es wahrscheinlich einen Erdrutsch, so dass die Straße gesperrt war und alle einen Umweg über kleinere Wege nehmen mussten. Das war mitunter eine recht nasse Angelegenheit, dank der großzügigen Bodenfreiheit blieb die Anhängerunterseite aber noch komplett trocken :)
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Etwas tieferes Wasser wäre also auch noch ok gewesen, zumal von Anhänger-Unterboden bis Beginn Bett/Gepäck auch noch ca. 6cm sind. Darüber hinaus hätte ich dann vlt doch jemanden fragen müssen, ob er den Hänger mit mir rüber trägt. Oder es hätte sich jemand bemüht eine Brücke zu bauen.

In Yushu war es leider wieder recht nass, diesmal mehr von oben in Form von Gewitter. Daher war es mir eine Freude dieser Tankstelle vor ihrer Eröffnung zumindest noch einmal etwas positiven Nutzen abringen zu können:
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Trotzdem blieb ich nicht länger in Yushu als irgend nötig und fuhr am nächsten Morgen weiter Richtung Zhiduo (治多).
Nach dieser Tunneldurchquerung öffnete sich mir nicht nur ein Bild unglaublicher Weite und es war nicht nur so stürmisch, dass ich selbst bergab lieber nicht mehr als 15-20km/h fahren wollte, sondern ich wurde auch von einem jungen Tunnelarbeiter angesprochen, der mich in irgendeiner chin. Streaming-App gesehen hätte. Dieser wollte mir unbedingt netterweise seine Warnweste schenken, damit ich bei künftigen Tunneldurchfahrten besser sichtbar wäre. Ich konnte leider nicht ablehenen und habe nun noch mehr Gepäck, obwohl ich doch schon so 5 Rücklichter und jede Menge Reflektoren habe. Auch weiß ich nicht einmal, wie viele Tunnel noch auf mich zu kommen, da die Landschaft allmählich deutlich flacher wird. Aber hey, eine Warnweste der Qinghaier Straßenverkehrsgesellschaft zu besitzen kann wohl nicht jeder von sich behaupten! :cool:(y)

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So, weiter gehts.
Hier wurde ich abermals nett von einem Tibeter-Pärchen aufgenommen. Das Haus, gerade einmal ein Jahr alt, ist in chinesischer Leichtbauweise entstanden, d.h. Stahlgerüst mit Styrophorplatten, und damit natürlich fundamental anders als die traditionellen chinesischen Häuser. Diese Leichtbauhäuser werden den Tibetern wohl vom Staat komplett gratis gebaut. Ob alle weiß ich nicht, mir haben das aber auch Tibeter bestätigt.
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Verbrannt wird Sonnen-getrockneter Yakdung aus regionaler Tierhaltung. :) Der kleine Edelstahltopf ist übrigens meiner, habs als Vegetarier nicht so mit Yakfleisch-Eintopf.
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Gemolken wird hier noch per Hand und für die nicht von der Mutter getrennten Kälber bleibt auch noch was übrig. Zumindest im Sommer und tagsüber können die Tiere frei umherlaufen und Hörner haben sie selbstverständlich auch.
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"Frischkäse", total sauer, ist eher ein Nebenprodukt denke ich, am ehesten kommt es den Tibetern wohl auf die Butter an. Joghurt gibt's aber auch.
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Weiter ging es, abermals ohne Serpentinen, und doch sogar mit einem neuen Höhenrekord. Diesmal sollte die Angabe auf dem Schild in etwa stimmen, ich selbst habe auf dem Pass 4812m gemessen.
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Bin dann noch zu Fuß die ca. 2km zum Gipfel gelaufen und habe dort 4868m gemessen. War aber recht unspektakulär, da extrem flach und mit relativ wenig Aussicht. Nur in weiter Ferne, auf dem Foto leider kaum erkennbar, waren dann richtig hohe Berge zu sehen, ich vermute mal wenigstens 6000m.
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Am Pass auch dieser Strommast. Könnte das ein Kühlkörper sein um darunter liegenden Permafrotboden zu kühlen und damit das Fundament zu sichern, wie ich es von der Tibetbahn gesehen habe? Sachdienliche Hinweise unbedingt erwünscht. ;)
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Nun, was soll ich hierzu sagen, war halt frisch morgens. Wirklich Frost gabs aber bislang noch nicht glaube ich.
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Der Campingplatz an sich gehörte mit zu den schönsten bislang, wenngleich auch hier ich mir abends etwas mehr Ruhe gewünscht hätte...
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Die Rampe am nächsten Mittag habe ich auch gemeistert, ohne abzukuppeln. Sieht auf dem Foto vlt nicht so schlimm aus, war aber schon recht grenzwertig.
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Diesem Gewitter bin ich glücklicherweise gerade so entronnen, mit gigantischen 5km/h bei Gegenwind.
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Und dann kam nat. auch abends doch noch wieder die Sonne raus, das ist dann ja eig. immer das schönste :p
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Letzter kleiner Pass vor Zhiduo (治多), wie eig. jeder Pass auch hier total zugemüllt, wenngleich das meiste gewollt ist, Papier welches als Art des Gebetes verstreut wird. Auf chinesisch heißt das Fengma (风马), auf tibetisch klingt das wohl so ähnlich wie "longda", nichts genaues weiß ich nicht. Ich muss zugeben ich finds unglaublich hässlich, wenn der ganze Pass mit diesem halb aufgeweichten Papier bedeckt ist, aber gut, jedem das seine. Besser als Plastikmüll allemal, aber den gibt's auch zur Genüge.
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Hier sieht man schon Zhiduo:
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Innerhalb Zhiduos, die Kleinstadt ist durch den Fluss deutlich zweigeteilt.
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