ulkig mit dem E-Anhänger, da wird doch eine Idee, die schon vor 30 -40 Jahren erfolgreich gebaut wurde, wieder aus der Versenkung geholt. Hat sich damals nicht durchgesetzt und wirds wahrscheinlich heutzutage auch nicht...
Da wiederhole ich nochmal das gleiche, was ich auch Reinhard bzgl. seines Pessimismus nach 15 Jahren Forumsleitung entgegnete:
Charles Babbage hatte damals nicht die Möglichkeiten, seine Analytical Engine zu bauen, und Ada Lovelace keine Möglichkeit, ihre Programme zu testen. Trotzdem stehen die entfernten Abkömmlinge ihrer Konzepte heute in mehrfacher Ausführung in fast jedem Haushalt.
Oder nehmen wir die Glühbirne. Erfunden von einem gewissen Heinrich Göbel, konnte sich erst mehrere Jahre später die optimierte Version durch Thomas Alva Edison durchsetzen.
Ich glaube wenn ein autowerk ein paar kaffeekassen millionen in velomobil massenfertigung gesteckt hätte in den 90ern oder 2000er hätten wir heute ein anderes stadtbild im straßenverkehr.
Die VM wären dann eher in der Klasse der 50ccm-Roller und man bräuchte einen Führerschein. Was ich besonders attraktiv an ihren aktuellen Versionen finde, ist, dass man das eben gerade nicht braucht, und wer trainiert genug ist, je nach Modell trotzdem 50, 60, 70 oder gar schneller fahren kann, so man denn möchte. Und der Rest bekommt ein Dach über den Kopf und komfortable Sitzposition. Wenn der Preis nicht wäre, hätte man ein wunderbares, diskriminierungsarmes Verkehrsmittel für die kurzen Wege, die üblicherweise allein zurückgelegt werden. Ich könnte mir sogar VM-Varianten als Handbike vorstellen.
Und wir hätten nach wie vor parkplatzmangel. Niedriglohn Berufstätige würden mit öffis und velos pendeln. Anzugträger sich weiter in staus quälen. Alleine schon aufgrund schweißentwicklung und besagter kleidungsstücke.
Bin ich der einzige, der das krank findet, dass man wegen gesellschaftlicher Zwänge (hier: Kleidung) auch die Wahl des Verkehrsmittels (oder auch anderer Dinge) bedenken muss? Ich bin glücklicherweise in einem Beruf und bei einem Arbeitgeber, wo das ganze sehr locker gehandhabt wird, aber die Bänker tun mir schon leid, wenn die bei Wetter wie wir es am Samstag hatten in voller Montur mit Schlips und Sakko rumlaufen müssen. Ich frage mich immer: Wie zum Teufel schaffen die das, dass die nicht schwitzen? Mir läuft bei >25°C auch in Boardshorts, Muscle-Shirt und Flip-Flops die Brühe in Sturzbächen runter. Haben die sich tatsächlich die Schweißdrüsen wegoperieren lassen? Ohne Mist: Genau das wurde in einer Diskussion in einem anderen Forum vor Jahren jemandem mit diesem Problem mal empfohlen!
Das kann man sich gar nicht ausdenken, dass einem empfohlen wird, sich unters Messer zu legen wegen willkürlicher gesellschaftlicher Zwänge.
Dass in manchen Berufsgruppen wichtig ist, mit was für einem Auto man beim Kunden vorfährt (oder man das da zumindest denkt), halte ich für ebenso bescheuert.
Größere strecken wären aber nach wie vor alleinig dem auto vorbehalten.
Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Wer ein Auto *braucht*, soll auch eins haben. Aber wieso muss man sich ein Auto kaufen, das alle Einsatzgebiete inkl. der 2-3mal eine Schrankwand transportieren oder mit der gesamten Familie in den Urlaub fahren abdeckt, wenn man am Ende zu 90% allein drin sitzt und 5-10km mit Handgepäck fährt?
Da wäre schon viel gewonnen, wenn man als Alltagsfahrzeug ein "Vernunftauto" hält und sich für die 2-3 Sondereinsätze im Jahr das passende Fahrzeug ausleiht. Das Carsharing muss dann natürlich auch deutlich attraktiver werden. Die ganze Bürokratie, die da im Moment dranhängt, geht gar nicht.
Not Just Bikes hat ein gutes Video darüber gemacht. Ideal wäre ein Verleih nach Floating-Konzept wie bei Fahrrädern und E-Scootern in Städten. Mit App oder PC schauen, wo das nächste passende Auto steht, kontaktlos und digital entriegeln und ausleihen und fahren. Am Ende vollgetankt zurück geben (oder der nächste Entleiher bekommt die Tankfüllung gratis und sie wird dem vorigen Entleiher in Rechnung gestellt), oder bei E-Autos einfach an eine Ladesäule anhängen.
Worüber hier aber noch zu wenig gesprochen wurde, ist, dass auch die allgemeine Lebensinfrastruktur passen muss. Das Leben auf dem Land und der Traum vom Eigenheim wird immer noch meiner Meinung nach viel zu hoch gehalten. Und genau das ist das Hauptproblem, warum Plattenbau-Stadtteile die Probleme der Ghettobildung haben. Dabei ist Plattenbau, richtig umgesetzt, mega-effizient und sehr, sehr lebenswert - und kann ein Lösungsansatz für viele der heutigen Wohnprobleme sein.
DAS Meisterwerk, wenn es um Plattenbau geht, ist immer noch Halle-Neustadt. Das war zu DDR-Zeiten eine eigenständige Stadt, die hauptsächlich für die Arbeitenden der Chemiewerke Buna und Leuna gebaut wurde. Die Architektur war sehr vielfältig und kreativ, es wurden Wohnblöcke in vielen verschiedenen Formen geschaffen, die Wohnungen selbst waren sehr verschiedenartig. Es gab entgegen vieler Unkenrufe sehr viel Grün, und es handelte sich um die "Stadt der Kurzen Wege", was jetzt in Zeiten der Pandemie erst wieder neu entdeckt wird. In jedem Wohnkomplex gab es ein umfassendes Angebot an Einkaufsmöglichkeiten, es gab durchgehende Radwege, wenn auch der DDR-Standard lange nicht dem entsprach, was wir uns heute wünschen würden. Schulen waren so verteilt, dass sie immer optimal ausgelastet waren und niemand einen langen Schulweg hatte. Das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel war dicht und ebenfalls sehr effizient. Ha-Neu war auch keine reine Schlafstadt, wie die Neue-Heimat-Siedlungen oft sind, sondern es gab so ziemlich alles vom Supermarkt, Arzt und Friseur über Konzerthalle bis zur Kleinkunstbühne und Schwimmhalle.
In der DDR gab es keine Ghettobildung, weil der Chemiearbeiter den Uni-Professor als Nachbarn hatte. Die Probleme kamen erst nach der Wende, als jeder, der es konnte, anfing, "auf diese Steine zu bauen". Ich habe dort gern gelebt und viele schöne Erinnerungen an diese Zeit.
Verkehrswende geht auch Hand in Hand mit bezahlbarem Wohnraum in unmittelbarer Nähe zur Arbeit. Mit einem Revival der "Platte" hätten wir eine Chance, die Wohnsituation für viele entscheidend zu verbessern. Das geht aber nur, wenn das soziale Umfeld auch stimmt, und dann kommt es auf eine gute Durchmischung verschiedener Bevölkerungsschichten an. Dann müssen Firmen Anreize bekommen, nicht immer da zu gründen, wo es gerade "hip" ist und sich niemand die Mieten leisten kann. Wird irgendwo ein hypothetisches Halle-Neustadt Next Generation gebaut, muss man es den Firmen attraktiv machen, sich dort anzusiedeln.
Und dort ist dann ein VM oder VC das ideale Vehikel, um wettergeschützt in der Stadt umherzuflitzen und zügig an jedem Punkt anzukommen.