Mit dem Trike nach Aachen und retour

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Aachen will ich mal sehen. Dieses Flair von Geschichte und über 1000 Jahre alten Bauwerken selbst bewundern. Aachen ist ja garnicht so weit weg. Knapp über 100 km. So jedenfalls BRouter, Radroutenplaner NRW und auch Garmin Basecamp. Sollte in zwei bis drei Tagen machbar sein. Hin - gucken - zurück. Die Wetterprognose sagt: bewölkt, trocken, 10-12 Grad.

TAG 1

8 Uhr. Ein trüber Tag. Gestern hatte ich gepackt, um mit dem Velomobil die erste längere Tour zu unternehmen. Ein Rückholer hatte sich für den Fall der Fälle angeboten. Prima.

8:30 Das komplette Gepäck wird von weichen Plastiktüten in harte Gepäckträgertaschen gepackt. Denn eben wurde zugunsten meines motorisierten Trike umentschieden. Und damit wird eine leicht geänderter Satz Werkzeug, Ersatzteile und Ersatzschläuche notwendig. Und auch Regenkleidung. Nunja.

9:00 Rauf auf's Trike. Haan ist schnell erreicht, Hilden danach und Düsseldorf auch. Kennt man, ist fast schon langweilig. Per Fähre bei Zons über den Rhein. Dormagen folgt.

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Upps, eine Altauto-Presse kenne ich. Und die kleinen Würfel als Ergebnis auch. Aber im ersten Moment dachte ich: Ej, da hat jemand Kühe gepresst! Aber `s sind zum Glück nur gestapelte schwarz-weisse Sandsäcke.

Weiter am Hambacher Forst vorbei. Die Kraftwerke Frimmersdorf und Neurath am Horizont sind unglaublich riesige Betonklötze.

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Bedburg, Jülich und Aldenhoven werden durchfahren. Die Landschaft ist flach und die Dörfer abwechselungsarm. Viele Autostrassen, wenig Fußwege und noch weniger Radwege. Landwirtschaft. Alleen. Traktoren mit Anhängern. Hauptsächlich Gegenwind, gewürzt mit Blättern. Öde.

In Würselen bekomme ich Hunger. Nunja, bis zum Ziel ist es nicht mehr weit. Ist das da schon das Aachener Ortseingangsschild? Hammer. Nur rund 6 Stunden bis hier hin.

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Lustige Nummernschilder gibt es hier.

Über die Jülicher Strasse nach Aachen rein. Durch die Innenstadt durch und am westlichen Ende wieder fast raus: die Jugendherberge liegt am oberen Ende einer steilen Strasse und hat eine noch deutlich steilere Zufahrt. Und genau jetzt - nach 108 km - ist der Akku leer. Restreichweite genau 1 km. Mit etwas Gekeuche schaffen Motor und ich es im kleinsten Gang den Berg zu bezwingen. Puh.

Schlüssel für Akku vergessen. Zum Glück gibt es im Fahrradkeller Steckdosen. Zimmer entern, Essen gehen, ins Bett fallen. Schnorch...

TAG 2

Bestes Wetter, blauer Himmel. Perfekt!

Kontrastprogramm: heute gehe ich mal zu Fuß. Hämisch informiert man mich, daß es bis zur Innenstadt 3,8 km sind. Ich solle den Bus nehmen. Hallo? Weil ich keinen Stadtplan habe, sichere ich vorsichtshalber den Standort der JH und den unteren Beginn der Strasse als Wegpunkte im Garmin.

Die Innenstadt ist toll. Dom, Essen, Rathaus, Essen, Domschatz, Kino, Essen. Und auch radfahrtechnisch sind die Aachener verwöhnt. Viele gut ausgebaute Radwege und Prioritätsspuren.

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OK, zu Fuß sind da auch ein paar Kilometer zusammen gekommen. Die Sonne geht unter.

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Garmin an. Wegpunkt 1. Routen. Warum ist die installierte Karte auf einmal nicht mehr routingfähig? UND WAS HEISST "AKKU SCHWACH"? F***. Also die gute alte Frei-Schnauze-Navigation. Und siehe, auch das klappt noch. Glücklich komme ich an der JH an. Man kennt es schon: Zimmer entern, ins Bett fallen. Schnorch...

TAG 3

Und wieder bestes Wetter. Gefrühstückt, gepackt, Zimmer geräumt, Trike bepackt. Ich wollte ja noch den 3-Länder-Punkt ansehen. Und auch - falls möglich - das Trike auf diesen Punkt stellen. Ihr wißt schon: 3 Räder - 3 Länder. Der Symbolik wegen.

Keiner hat mir gesagt, daß der 3-Länder-Punkt auf einem Berg liegt. 110 Höhenmeter rauf. Komischerweise klappt das Routing dahin auch nicht. Es fehlt eine installierte und routingfähige Karte der Niederlande. Und durch die muß man durch, wenn man den 3-Länder-Punkt erreichen will. Und wo ist der überhaupt? Die Übersichtstafeln erinnern mehr an einen Nahverkehrsplan von London als an eine Landkarte. Dreieckige Dinger stehen da mehrere. Aus Metall, aus Stein. Ist jetzt auch egal. Denn die Aussicht von hier ist genial. Ich genieße ein Banänchen vom Frühstücksbuffet der Jugendherberge.

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Auf dem Weg runter vom Berg verpasse ich eine Abzweigung und stehe in Vaale/NL. Auch hier wieder: Frei-Schnauze-Navigation. Komisch, auf keinem der Strassentafeln steht was von Aachen? Aachen war/ist nordöstlich vom 3-Länder-Punkt. Also die Sonne schön im Rücken halten und erstmal grob nordwärts. Stimmt so und bald radele ich wieder durch Aachen. Würselen sollte die nächste größere Stadt auf dem Weg sein. Grob eine Stunde später rolle ich durch Jülich. Mein Handzettel meint, Bedburg wäre danach nicht schlecht. Kurz wird angehalten, um zu testen, ob das Garmin während einer Fütterung aus der Powerbank weiter mitloggt. Ja. Prima.

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Es gibt aber auch mal wieder Punkte, an denen ich an den Planern verzweifele. Eine sogenannte Bandstrasse, als Fahrrad-Schnellstrasse ausgewiesen, endet (für meine Fahrtrichtung) an einer steilen Treppe ohne Schiebeschienen. Also wird das voll beladene Trike einen Trampelpfad rechts von der Treppe hochgebuckelt.

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Aber danach geht es weiter die Bandstrasse entlang. Super. Nanu, die Sonne ist plötzlich weg? Ein Schulterblick zeigt mir ein dunkles Wolkenband. Und die ganzen Windkraftanlagen zeigen: der Wind kommt ebenfalls von hinter mir. Ohoh.

Vor Neuss sehe ich den Düsseldorfer Rheinturm. Komisch, das blöde Ding kommt gar nicht näher? Die B477 führt nach Norden, der Turm wandert rechts aus. Naja, ab durch Neuss und über die Rheinbrücke. In Düsseldorf wird parallel zu Bundesstrassen gefahren. B1, B8. Und dann holt mich die dicke dustere Wolkendecke ein. Pladderregen. In einem Strassenbahn-Wartehäuschen ist genug Platz für Trike und mich. Nasse Klamotten aus- und Regenzeugs anziehen. Scheint die Düsseldorfer überhaupt nicht zu stören, daß sich da jemand im gläsernen Wartehäuschen umzieht?

Kurz vor Hilden ist mir so langweilig, daß ich versuche, am Gefühl der Regentropfen im Gesicht die Fahrgeschwindigkeit zu schätzen. Klappt nicht. Haan/Rhld. folgt. Und nun darf ich den Motor mit voller Unterstützung die folgenden 260 hm bewegen. Hah, das Bergische Land hat mich wieder. Stadt, Ortsteil, meine Strasse. Aus dem Trike hole ich nur noch Portemonnaie und Schlüssel, bevor ich es klatschnass in den Schuppen schiebe.

Auf dem Weg die Treppe rauf knickt mir fast das linke Bein weg. Boah, ich war selten so matschig. Duschen, Zimmer entern, ins Bett fallen. Schnorch...

Hin 108 km, 597 hm, 6:06 reine Fahrzeit. Zurück 143 km, 869 hm, 9:36 Fahrzeit.Auch wenn es anstrengt. Ich kann es nur empfehlen. Mal wieder aus der täglichen Routine raus und den Kopf wieder freibekommen.
 

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Weiter am Hambacher Forst vorbei. Die Kraftwerke Frimmersdorf und Neurath am Horizont sind unglaublich riesige Betonklötze.

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Bedburg, Jülich und Aldenhoven werden durchfahren. Die Landschaft ist flach und die Dörfer abwechselungsarm. Viele Autostrassen, wenig Fußwege und noch weniger Radwege. Landwirtschaft. Alleen. Traktoren mit Anhängern. Hauptsächlich Gegenwind, gewürzt mit Blättern. Öde ...

Du bist an auf dem Hinweg nicht durch den Hambacher Forst gefahren. Du hast bei dem Weg von Zons über Dormagen, Anstel (?) und Rommerskirchen (?) nach Bedburg den Wald bei Knechtsteden durchquert.
Der Hambacher Forst ist nördlich der A-4 bei Kerpen Manheim, Buir und Morschenich.
Nach Deiner Beschreibung bist nördlich an der Grube vorbeigefahren, der Hambacher Forst liegt südlich der Grube.

Auf jedem Fall eine schöneTour, bis auf die Treppe (y)
 
Hambacher Forst liegt südlich
Mir wurde von einer Dürenerin versichert, der Hambacher Forst ist zweiteilig und auch in Resten an der Nordostseite der Grube zu finden. Also das Stück südlich der Sophienhöhe.
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Nunja, Anstel sagt mir jetzt nix, aber Rommerskirchen ist durchquert worden.
Und zur Treppe sage ich nur: :D (der Smiley ist ein Link!)
 
Du bist an der der Sophienhöhe entlang gefahren. Dort begann früher der Hambacher Forst. Die Sopiehenhöhe ist ein künstlicher Berg, der durch dem Abraum des Tagebaues Hambach seit 1978 entsteht.
Dieses Erhebung kommt aber erst nach Bedbug.(y);)
Auf Deinem Bild ist die Vollrather-Höhe bei Grevenbroich zu sehen, ebenfalls eine Abraumhalde aus einem Tagebau und in den Jahren 1955 bis 1968 entstanden.
 
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