Mit 2 M5 Carbon Highracern nach Lissabon - Reisebericht

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Mein bester Freund Amir und ich haben eine Liegeradreise von Osnabrück/Münster nach Portugal unternommen mit 2 M5 Carbon Highracern. Vor kurzem sind wir in Lissabon angekommen, nach 2600km und 26 Tagen (inklusive Pausentage).

Es war etwas zwischen Radreise und Urlaub, so war die kürzeste Tagesdistanz nur 70km und die längste 180km. Wir haben uns nie gestresst und haben in Paris 3 Nächte verbracht und jeweils 2 Nächte in San Sebastian, Vigo, Porto und Lissabon. So blieb uns genug Zeit um Land und Leute kennenzulernen, auszuschlafen, feiern zu gehen, am Strand zu liegen und das Leben zu genießen. So sind wir häufiger erst gegen 12 Uhr mittags aufgebrochen oder eben dann wenn wir Lust dazu hatten.

Die meiste Zeit sind wir der Küste gefolgt, in Frankreich, Spanien und Portugal. Geplant haben wir schlicht nichts, nur einen Zeitraum von 4 Wochen haben wir uns freigehalten. Eine Woche vor Abfahrt war dann noch immer die Frage nicht geklärt, wollen wir eigentlich nach Lissabon fahren oder doch eine Ostsee-Umrundung fahren, wie Jupp sie damals per Velomobil geplant hat? Amir wollte unbedingt nach Lissabon, so dass ich nachgegeben habe. Am Sonntag, dem 21.7. ging es los, jedoch erst um 16:30 Uhr, da wir am Vortag noch eine längere Party hatten und auch erst am Sonntag gepackt haben und noch einige Modifizierungen an den Fahrrädern vornahmen. Tatsächlich sah ich am Sonntag das erste Mal die Klamotten, die ich für die nächsten 4 Wochen tragen würde. Weil wir beide kaum Zeit hatten, hatte Amir einfach für uns beide eingekauft und wir hatten noch nichts wirklich anprobiert. Wird schon passen, also alles verstaut in unseren 2 Carbon Tailbags und den Fahrradtaschen. Ich hatte Banana-Bags an meinem Rad, Amir hat sich einen normalen Gepäckträger mit normalen Fahrradtaschen montiert. Beide Konstruktionen haben sich bewährt.
Als wir dann um 16:30 Uhr aufbrachen war die erste Frage: Wie soll denn eigentlich die Route aussehen? Nach etwas Diskussion entschieden wir uns erstmal Paris anzusteuern, um dort einen alten Freund, den ich noch aus dem Auslandssemester in Südafrika kenne, zu besuchen. Also BRouter angeschmissen und los.
Wir haben nichts im Voraus gebucht und jeden Tag spontan entschieden, wohin wir fahren wollen und uns erst am Nachmittag oder Abend, teilweise erst um 22 Uhr, um eine Unterkunft bemüht. Wir wollten Urlaub machen und haben daher auf Zelt und Camping verzichtet. Mal waren es Hostels oder Herbergen, mal AirBnbs aber auch 2 günstige Hotels. Die besten Erfahrungen haben wir allerdings über "WarmShowers" gemacht, einer Plattform ähnlich wie Coachsurfing, aber nur für Radfahrer. Unfassbar, mit welcher Gastfreundschaft und Großzügigkeit man uns hier begegnet ist. Es gab für uns keine schönere Möglichkeit um in das Land einzutauchen, Kontakt mit den Einheimischen aufzunehmen, die uns die schönsten Orte gezeigt haben und uns an ihrem Leben teilhaben lassen. Hieraus sind einige sehr spannende Begegnungen und Freundschaften entstanden.

Amir war noch nie eine längere Strecke auf dem Rad gefahren und hatte gerade mal 40km Liegerad-Erfahrung durch eine einzige Testfahrt, zudem war er mit Klickschuhen nicht vertraut. Wird schon schief gehen dachte ich mir, er ist sehr sportlich und geschickt. Tatsächlich bekam er nach wenigen Tagen arge Knieprobleme und entzündende Achillessehnen, die bis zum Ende der Tour täglich getapted werden mussten.

Die Wahl mit 2 M5 Carbon Highracern zu fahren war genau richtig. Wir hatten fast keine Defekte - nur 3 gebrochene Speichen und einen einzigen Platten. Und das auf über 2600km mit Continental 5000 und ProOne Mänteln.

Die Berge haben wir doch etwas unterschätzt. Manchmal ging es gefühlt stundenlang bergauf und wir mussten auch einige längere Passagen schieben, denn mit unter 7km/h macht es keinen Spaß mehr zu balancieren und es ist anstrengender als zu laufen. Dafür haben Bergabfahrten mit mehr als 75km/h wieder entschädigt. Die Highracer waren sehr komfortabel, wir hatten keine Körperstellen, die schmerzten und würden das gleiche Setup wieder wählen. Ich kann nicht verstehen, wie man ein gefedertes Liegerad vorzieht, noch bequemer gehts doch kaum. Vor allem sind die Teile super schnell und stabil.

Es gab keine gefährlichen Situationen auf der Reise, keine Unfälle, nichts. Nur einmal ist Amir umgefallen, als wir lange bergauf gefahren sind und er vor Erschöpfung einfach aufhörte zu treten und gegen mich fiel. Nach einem Lacher und einer Banane gings weiter. Die Autofahrer waren mal respektvoll, mal rücksichtslos, aber wir haben uns selten groß über sie geärgert. Klar wird man hier und da angehupt, aber meistens war das um uns anzujubeln. Am freundlichsten waren die Autofahrer in Portugal. In Spanien wurden wir von der Polizei angehalten, als wir bei Regen ziemlich mittig auf der Straße bergauf nebeneinander fuhren. Ihr eigentliches Problem war aber wohl, dass ich keinen Helm trug, dass sei aber in Spanien verpflichtend und koste 90€ Strafe und ich dürfe nicht weiterfahren. Wir haben ihnen versichert, ich hätte den Helm im letzten Hostel verloren und würde in der nächsten Stadt garantiert einen kaufen. Auch dass wir Kopfhörer drin hatten, hat ihnen nicht gefallen, aber da ihnen die Konversation auf Englisch wohl zu anstrengend wurde, ließen sie uns weiterfahren. Apropos Sprache: Amir und ich sprechen leider kein Französisch, kein Spanisch und kein Portugiesisch, was einige Interaktionen erschwerten, aber mit Händen und Füßen klappte es schlussendlich doch immer.

Angekommen in Lissabon konnten wir es nicht so recht glauben. Wir waren glücklich, das Ziel erreicht zu haben und zugleich traurig, dass die Reise schon zu ende war. Alles in einem war es ein großartiges Abenteuer und wir möchten es gerne wiederholen, vielleicht im nächsten Jahr mit der Ostsee-Umrundung.

Die Rückreise war weniger glamourös. Wir haben die Highracer bombensicher verpackt in großen Fahrradkartons und im Flugzeug wieder nach Deutschland transportiert.

Fotos oder Videos haben wir nur sehr wenige gemacht und die Eindrücke stattdessen im Kopf gespeichert, da wir die Smartphones auf der Reise möglichst wenig verwenden wollten.
Hier dennoch ein paar Bilder in ungeordneter Reihenfolge
 

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...hatte meine Tour minitiös geplant und auch durchgeführt
Das wäre mir zu stressig.
Mir reicht es, wenn ich mein Tagesziel irgendwann erreiche, je eher desto besser.
Aber schon interessant, wie unterschiedlich sich die Menschen auf bestimmte Dinge vorbereiten (y)
 
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