Milan SL: Radkasten gefönt

Gear7Lover

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Nach der Frage "wäscht Ihr Eure Reifen" kommt jetzt die vom Radkasten fönen? ... Scherz beiseite.
Nach dem Umbau des Hinterrads auf eines von elfKW (braucht man in diesem Forum eigentlich gar nicht) ändert sich die Lage und Form des Spalts zwischen zwischen Ritzelpaket und Nabe/Speichen, wo sich sinnvollerweise die Spritzschutzwand des Radkastens befindet.
Anfänglich hatte ich das Rad umgespeicht, so dass sich alle Speichen innen an den Flanschen (Köpfe aussen) befinden, damit da ja kein Platzproblem entsteht. Allerdings ist das Rad dann seitwärts sehr weich, so dass in krassen Kurven der Reifen im Radkasten schleift. Also wieder normal eingespeicht, mit dem Effekt, dass die Speichen streifen. Ich hab versucht die Stelle zu ermitteln, mit dem Heissluftfön erwärmt und mit dem Schraubenzieher Richtung draussen verformt. Das ganze 3 Mal inklusive Radein-/ausbau ohne das Problem beheben zu können. Es ist einfach schwer zu ermitteln, wo es wirklich schleift in dem dunklen Loch aus rabenschwarzem Carbon. Dann kam der Geistesblitz. Gesucht: ein gleichmässiger 1-2mm breiter Spalt zwischen Speichen und Wand. Gefunden: ein Stück Karton:
20140509_191159_Android.jpg
Rad einbauen, Karton zwischen Speichen und Radkastenspritzwand. Heissluftfön auf Schrumpfschlauchtemperatur, eine halbe Minute wärmen, 2 Minuten abkühlen lassen, Karton wieder raus, et voila, Ruhe. Ich kann die Methode weiterempfehlen.
 
Rad einbauen, Karton zwischen Speichen und Radkastenspritzwand. Heissluftfön auf Schrumpfschlauchtemperatur, eine halbe Minute wärmen, 2 Minuten abkühlen lassen, Karton wieder raus, et voila, Ruhe.
Genial - bei mir sind's - denke ich - die Speichenbögen in der Rechtskurve. Zwar nicht im Milan, aber darauf kommt es hoffentlich nicht an.
Das dürfte einen Versuch wert sein!
 
Nachtrag: Zwar schleifen die Speichen nicht mehr, aber ab und zu das Ritzelpaket. Selten, aber hörbar. Ich will endlich Ruhe im Karton, äh Carbon.

Ich werd wohl auf der Ritzelseite auch noch einen Karton unterlegen, Kette aufs grösste Ritzel. Dann ist die Wand zwischen dem Kartonsandwich zentriert. Das Problem wird sein, dass ich die Wand dann durch eine Lage Karton hindurch wärmen muss.

Ich werd berichten wie es gelaufen ist.
 
Gut ist es gelaufen. Ich hab ca. 2 min lang den Karton hinter den Ritzeln angefönt. Boah ey, so heiss werden die Ritzel ja nicht mal beim Fahren ;-)
10 min abkühlen lassen (dis Ritzel wärmen nach). Kartons rausgepfrimelt. Probefahrt gemacht: himmlische Ruhe, leise surrt die Kette, sanft brummen die GPs, keuchend der Atem... BAMM mit dem Hinterrad über einen kleinen fiesen Hydrantendeckel, übersehen.
Also den 2. Karton kann ich empfehlen.
uploadfromtaptalk1399749280680.jpg
 
Nee der linke ist mit 180mm Durchmesser für die Zahnkranzseite (36er mit Kette). Die Löcher waren ein netter Versuch, aber am falschen Ort.
Der rechte ist frei Auge geschnitten für die Speichenseite.
 
Zufällig über diesen alten Thread gestolpert.
Ich hab gehört, dass man die Stabilität schwächt, wenn man Faserverbundwerkstoffe warm macht. @Gear7Lover Ist die Stelle statisch nicht relavant? Falls doch: Gabs Probleme damit?
 
Ich hab gehört, dass man die Stabilität schwächt, wenn man Faserverbundwerkstoffe warm macht.
Das ist ja genau Sinn der Sache, damit man verformen kann. Und nach dem Abkühlen wird es ja wieder fest. Um Epoxid zu zerstören bräuchte man eine viel höhere Temperatur, und Carbon hält glaub ich noch mehr Hitze aus.
 
Um Epoxid zu zerstören bräuchte man eine viel höhere Temperatur, und Carbon hält glaub ich noch mehr Hitze aus.
Jein, Epoxid wird auf längere Sicht spröde bei zu hohen und anhaltenden Temperaturen, und Carbon kann man relativ schnell mit einem Heißluftfön verbrennen. Also lieber es einmal ganz richtig machen: immer im Wechsel draufhalten - daneben fönen - draufhalten - daneben fönen. Entscheindend ist, dass das gesamte zu verformende Epoxid eine optimale Temperatur bekommt. Die Hitze muss von der Oberfläche ans Innere weitergegeben werden. Dafür würde ich mir immer viel Zeit nehmen!
Nach gelungener Verformung kann die Abkühlung mit einem feuchten Küchenhandtuch o.ä. beschleunigt werden.
 
Also ist es ok, wenn man auch statisch bedeutsame Teile mit Wärme verformt, solange man nicht mehr Hitze als nötig einwirken lässt?
Wenn die Teile noch Reserven haben, ist das eventuell möglich. Es richtig zu machen ist aber leichter gesagt als getan. Und ich würde das nur machen wenn gar nichts anderes mehr hilft und es gar keine Alternative gibt. Je nach Problem und Stelle könnte man auch punktuell abtragen, dafür aber drumherum oder von der Rückseite her verstärken. Das ist aber immer Pfusch -- eventuell gut gemachter Pfusch, aber Pfusch.

Wie steuert man
nicht mehr Hitze als nötig
?

In den USA würde man spätestens bei dieser Frage einen Anwalt einbeziehen. ;)
 
Beim Malträtieren von empfindlichen Bauteilen mit Heißluftföhn empfiehlt sich eine Temperaturüberwachung mittels Infrarotthermometer; darüber hinaus das Tragen von gut isolierenden Handschuhen.
 
Da die Kisten oft nicht getempert sind, reicht es, wenn man 10-20°C über die Glasübergangstemperatur der Harzmatrix geht. Und die ist bei kalt ausgehärtetem Harzsystem nur etwa 10°C oberhalt der Härtungstemperatur. Wenn das Teil schon ein bisschen älter ist und häufiger in der Sonne stand, kann das aber auch mal über 100°C bedeuten. Wenn man mit temperaturgeregelter Heißluftpistole mit etwa 120-150°C an das CFK geht, passiert (schadenstechnisch) eigentlich nichts. Meist reichen aber bereits 100°C und da passiert dann garantiert nichts.
Aber : ein weiteres mal erwärmen und verformen wird immer schwerer, da die Glasübergangstemperatur immer weiter ansteigt, je stärker/höher das Harz erwärmt wurde.
 
Ich hatte die Pistole auf Schrumpfschlauchtemperatur. Ca. 125°C. Das kam gut. Kannst dauerhaft draufhalten bis Du sicher bist dass alles durchwärmt ist. Aber wie gesagt, die Spritzwand hat eh keine statische Bedeutung.

Ich hab auch schon warmumformbare Platten abgekantet. (Übrigens ein Knorz, weil am Knick die Lagen delaminieren.) Die brauchten mehr Hitze. Wenn es zu heiss war riecht es nach verbranntem Harz.
 
@henningt : Ich denke aber mal das die Temperung nicht bei 120°C geschieht, oder? Das tempern im Werk soll eher dazu dienen, dass nach einem heißen Sommertag mit direkter Sonneneinstrahlung das VM nicht weich wird (hatte ich tatsächlich bereits bei 2 CFK DIY Bauten von anderen)
 
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