Ich habe lange mit mir gehadert ob ich hier einen negativen Erfahrungsbericht beisteuern sollte. Ich denke / fürchte aber, dass die Infos für Rappelkisteninteressenten spannend sein könnten.
Also, worum solls gehen?
Meinen GT Mk5, erhalten Anfang April 20, bis jetzt knapp über 7.000 km gefahren. Ich möchte an dieser Stelle insbesondere die Mängel dokumentieren die in diesem Zeitraum aufgetreten sind.
1) Zuerst stellte sich heraus, dass das Vertikalschott einreißen würde. Das wurde durch freihand-überlaminieren (hoffentlich) hinreichend verstärkt. Dieser Mangel trat bereits im Räderwerk in Hannover auf.
2) Danach stellte sich die nicht vorhandene Dämpfung heraus (Luftfeder-Problematik). Dadurch bin ich erstmal einige Monate wie auf Eiern über jede Asphaltfuge gefahren. Diese wurde hemdsärmelig durch den Einbau des DF-Federelements gelöst. Dabei wurde vergessen, dass Federbein innen zu fetten (hat Daniel festgestellt und behoben), und von den 4 Schrauben war keine fest, eine überhaupt nicht angezogen (Einbau durchs Räderwerk, Korrektur durch mich).
3) Die Bohrungen am Deckel sind völlig schief, dadurch ist die Kiste rechts besonders undicht und die Dichtung hat es vorne abgeschält. Die Dichtung konnte ich durch den Einsatz von UHU Max Repair wieder dauerhaft befestigen, den schiefen Deckel konnte ich nicht korrigieren.
4) Der Sitz lag im Original nur auf einem Holm in der Mitte auf, die beiden (früher) längsführenden Kettenblattschrauben hätten Last übernehmen sollen. Das hätte vermutlich gequietscht und die Schrauben (Stahl auf Stahl über Kante) zügig durchgeschliffen. Das war nicht der Fall, da die im Boden verschraubten Sitzführungen sich ins Carbon des Sitzes gebohrt haben. Ist leiser, aber definitiv nicht dauerhafter. Das Problem konnte ich durch den Einsatz passender TPE-Druckteile lösten.
5) Die vordere Umlenkrollenbohrung links wurde schief gesetzt. Dadurch musste der linke Umlenkrollensteg abgedreht werden. Der Wechsel auf eine andere Umlenkrolle wird vermutlich schwierig werden. Von Wirkungsgrad möchte ich gar nicht reden.
6) Die im Mast gesetzte Bohrung (s.o.) hat sich innerhalb weniger Monate zum formidablen Langloch geweitet, wodurch die Umlenkrolle mit dem Daumen und einem satten "Klack" nach vorne gedrückt werden konnte. Wurde durch Daniel durch Einkleben einer passenden Buchse gelöst.
7) Die Originalschwinge hatte anscheinend eine Carbonachse(?), die knackte jedenfalls nach kurzer Zeit (< 2 Monate) und führte dann zeitnah auch zu Schleifen in der Kurve. Das Räderwerk hat die Achse der Schwinge gegen eine Aluminiumachse getauscht und mir sehr stolz berichtet, dass sie jetzt ein von IGUS für den Lagertyp empfohlenes Material verwendet haben (Gratulation).
8) Unpraktischerweise war das Ergebnis dieser Überarbeitung, dass der kürzeste Gang auf dem großen Kettenblatt nicht mehr schaltbar ist. Weder unter Einsatz der Begrenzungsschraube noch der Zugspannung einstellbar. Ich vermute, dass der Radkasten im Weg ist.
9) Beide Radkästen vorne sind in Fahrerrichtung in der Fläche undicht. Sind extrem dünn laminiert. Hab auch einige Zeit gebraucht bis ich mir das selbst geglaubt habe, aber mittlerweile bin ich recht sicher. Abhilfe? Vermutlich von der Radseite überlaminieren, habe ich noch nicht gemacht. Aktuell sammelt sich vor der H-Verstärkung auf dem Boden auf beiden Seiten eine ordentliche Sand-Wasser-Plörre wenn nur etwas Wasser auf der Straße liegt. Es muss also nicht einmal regnen.
10) Vermutlich ist auch der Radkasten hinten undicht. Ich habe am Freitag festgestellt, dass die Kette von hinten bis ganz nach vorne sandigen, schlammigen Dreck durch die Kettenrohre und über die Rollen zieht. Das hab ich bei 45.000 km mit meinem Vorgänger-GFK-Mk2 noch nicht erlebt, und der war hinten an sich deutlich offener. Ob die Kisten Kettenlebensdauern > 20.000 km erreicht wage ich zu bezweifeln.
11) Die hintere Umlenkrolle war nicht gegen seitlicher Verrutschen gesichert, nach jedem größeren Hupfer sägte die Umlenkrolle am Kettentunnel. Das drucken eines aufsteckbaren TPE-Teils hat das Problem gelöst.
12) Die Ablaufbohrungen am Deckel funktionieren nicht wie geplant, ein guter Teil des Wassers läuft trotzdem in den Innenraum.
Was war sonst?
Die Spur war im Originalzustand völliger Käse, d.h. eher die Abfahrtsski-Pflugstellung.
Steifer als mein vorheriger Mk2 ist er meiner Ansicht nach ebenfalls nicht, auf meinen Referenzstrecken in der Ebene gefühlt deutlich langsamer (Achtung, subjektiver Eindruck).
Aktuell fühlt sich der Antrieb extrem knusprig an, ich konnte allerdings noch nicht ergründen woran das aktuell liegt. Die Liste hat also durchaus noch Potential...
Zusammenfassend muss ich leider sagen, dass ich mit der > 10 kEuro Kiste weit(!) mehr Ärger hatte als mit dem GT Mk2 den ich anno 2014 als dusseliger Student als Bausatz aufgebaut habe.