Milan bergtauglich?

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Hallo. Bin hier im Sauerland (Mittelgebirge) und möchte mich umweltfreundlich fortbewegen. Wenn möglich bei jedem Wetter. Meine tägliche Strecke variiert in einem Aktionsradius von max. 30 km. Hin und zurück also bis etwa 60 km. Da sind schon mal Steigungen von 15 % dabei, zwar nicht regelmäßig, aber es kommt vor. Vor einiger Zeit bin ich auf den Milan aufmerksam geworden und würde gerne sozusagen erstmal meine Fühler danach ausstrecken. Weil ich aber keinerlei Alltagserfahrungen mit dem Milan oder anderen Velomobilen habe, hab ich eine Frage an die Erfahrenen und Alltagserprobten:
Welche Komponenten / Spezifikationen machen Sinn, um den Milan möglichst bergtauglich zu machen? Worauf sollte ich achten?
Auf Antwort freut sich
Klaus
 
Komme aus dem Bergischen (auch hügelig), fahre aber DF.

Aus meiner Sicht gibt es drei Faktoren bei Bergen:
1. Gewicht. Sollte möglichst leicht sein. Da bist Du mit aktuellen Modellen (Milan, Alpha7) schon mal besser aufgestellt als mit "Klassikern"
2. Übersetzung. Sollte bei 15% mindestens auf 1:1 runter gehen - ggf. noch kürzer je nach Kondition und Gewicht.
3. Bremsen. Wenn Du Berge rauffährst, musst Du auch irgendwann wieder runter. Da wirst Du mit dem VM halt schnell und musst viel mehr wegbremsen als mit anderen Rädern. Würde ich in jedem Fall große Trommeln mit Kühltürmen nehmen, um genügend Reserven zu haben.
 
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3. Bremsen. Wenn Du Berge rauffährst, musst Du auch irgendwann wieder runter. Da wirst Du mit dem VM halt schnell und musst viel mehr wegbremsen als mit anderen Rädern. Würde ich in jedem Fall große Trommeln mit Kühltürmen nehmen, um genügend Reserven zu haben.

Bin auf dem Gebiet echt Neuling und jetzt nicht ganz sicher, was man unter Kühltürmen versteht.
 
Ich würde noch ein E- Unterstüzung einbauen. Komme auch aus dem Sauerland und ohne wird dir der Spaß vergehen.
Kühltürme sind an den Trommelbremsen von VM verbaut, damit die nicht überhitzen. Ich benutze Scheibenbremsen. Sind effektiver gerade im Gebirge.
 
Bin auf dem Gebiet echt Neuling und jetzt nicht ganz sicher, was man unter Kühltürmen versteht.


Da wo die Dinger mit den Lamellen sind, da ist normalerweise nichts bzw nur das normale Gehäuse der Bremse.. Die Lamellen sorgen für mehr Oberfläche und damit mehr Hitzeableitung.
 
So ganz grundsätzlich ist jedes Velomobil bergtauglich, die Frage ist nur, wie schnell und wie kaputt man oben ankommt. Wie oben bereits geschrieben wurde: je leichter und je steifer das Velomobil ist, desto leichter wird es auch für den Fahrer.

Es gab auf dem YT-Kanal von Aerolandius Filme mit Passüberquerungen, aber ich glaube, dass er die rausgenommen hat. Es sind aber immer noch einige Filme aus hügeligem Gelände da.

Die Kühltürmchen sind z.B. bei den +Highend 90 zu sehen.
 
> gute Übersetzungsbandbreite, vielleicht nen Schlumpf Mountain Drive vorne

Zum Mountain Drive hab ich gerade gelesen, dass er mit der Hacke zu schalten ist. Das bedeutet, dass er ohne die Klickpedale zu verlassen geschaltet werden kann, aber eben erst, wenn die Pedale oben steht. Also: ein Spontanschalten am Berg ist da eher nicht drin, oder?
 
Würde ich in jedem Fall große Trommeln mit Kühltürmen nehmen, um genügend Reserven zu haben.
Ich halte das für nicht so wichtig. Die Bremskraft ist auch bei kleinen Bremstrommeln ausreichend; diese Maßnahmen helfen nur gegen die Überhitzung. Aber das ist tendenziell nur bei langen Abfahrten im Hochgebirge ein Problem – das Sauerland ist zwar sehr hügelig, aber da wird es kaum Abfahrten mit so vielen Höhenmetern am Stück geben, dass man ins Fading kommt. Hängt natürlich auch von deinem Gewicht ab; und einige Reserven zu haben ist sicher nicht falsch. (Grob geschätzt: weniger als 200 Höhenmeter mit 10% oder weniger als 100 Höhenmeter mit 15% Gefälle sind kein Problem; wenn man langsamer fährt, geht noch mehr.)
 
Zum Mountain Drive hab ich gerade gelesen, dass er mit der Hacke zu schalten ist. Das bedeutet, dass er ohne die Klickpedale zu verlassen geschaltet werden kann, aber eben erst, wenn die Pedale oben steht. Also: ein Spontanschalten am Berg ist da eher nicht drin, oder?
Ich denke, das läuft nicht weniger "Spontan" als das Schalten mit großen Kettenblättern.
Da ist ja auch nicht mal eben die Kette drüben.
Beim Schlupf ist dafür der Gang dann "direkt" drin wenn Du auf den Knopf kickst.
Keine Rasselphasen und keine Abwürfe dabei.
Dafür teurer und schwerer und ggf. etwas Einschränkung bei der Wahl von Kurbel/Tretlager/Schlitten-Einheit.
 
Zum Mountain Drive hab ich gerade gelesen, dass er mit der Hacke zu schalten ist. Das bedeutet, dass er ohne die Klickpedale zu verlassen geschaltet werden kann, aber eben erst, wenn die Pedale oben steht. Also: ein Spontanschalten am Berg ist da eher nicht drin, oder?

Wenn man erst einmal langsam ist, dann wirds schwieriger, das stimmt schon. Aber es ist auch eine Sonderform der Nabenschaltung, man kann zur Not auch anhalten und schalten :)

Ansonsten hilft die Mathematik: Selbst bei (für mich gefühlt) langsamen 60 Umdrehungen pro Minute kommt man noch jede Sekunde einmal zum Schalten :) Das geht in der Praxis tatsächlich relativ gut und sollte auch geplant sein, denn bei der 1:2,5 Untersetzung muss man in der Regel auch noch hinten Gegenschalten, denn der Sprung ist echt riesig.
 
Hallo @Miraculix !
Ich bin zwei Milane und ein DF gefahren, aktuell fahre ich das Alpha. Alle drei Modelle sind uneingeschränkt bergtauglich. Ich bin viele Brevets damit gefahren, vor allem hier bei uns im Harz. Aber auch sonst Thüringer Wald, Sauerland...
Ich versuche mal die Vor- und Nachteile der Fahrzeuge in Bezug auf die Berggängigkeit aufzuführen (absolut persönliche Einschätzung!):
Milan:
+leicht, genügend steifer Antrieb, Haube schnell zu öffnen (bei langen Anstiegen als Haubenfahrer nicht zu unterschätzen)
-Antrieb nicht so steif wie beim Alpha, der Sitz verwindet sich beim "ordentlich" reintreten, viel Energie geht in die nur semi gute Sitzaufhängung/Abstützung verloren
DF:
+leicht, steifer Antrieb, Sitz steifer als im Milan
-Gewicht etwas über dem Alpha, Haube muss abgenomen werden beim Berghochfahren (ist in der Praxis aber einfacher als gedacht, Magnetlösung hilft)
Alpha:
+extrem steifer Antrieb + extrem steifer Sitz + Halterung, sehr leicht in der Serie, Möglichkeit in Serie auf 1x12 zu gehen, beste Belüftung
- Haube wie beim DF

Ob 70er oder 90er Bremsen (die Kühlung ist beim größeren Durchmesser etwas besser, die Bedienkräfte etwas niedriger) ist aus meiner Sicht eher vom Gewicht abhängig. Ich wiege 78 Kg und bin mit den 70er bisher überall problemlos runtergefahren. Die Reserven sind bei den 90ern etwas größer (fahre ich aktuell). Aus meiner Sicht ist die Brems-/Abfahrtstechnik aber viel entscheidender! Kühltürmchen sind auch eher etwas für Alpenpässe. Bisher habe ich sie nicht vermisst.

Zum Schlumpf kann ich nichts sagen, bin ich bisher noch nicht gefahren. Hier scheiden sich die Geister sehr eindeutig!
Zur Übersetzung: Im Milan bin ich vorne 36/70 und hinten 11/36 gefahren. Das war an den Bergen sehr entspannt zu fahren, man kommt wirklich sehr weit damit. Ich glaube nicht, dass es unbedingt eine Untersetzung seien muss. Im Alpha fahre ich aktuell 66 vorne und 11/52 hinten. Bei ausgeprägten Bergfahrten wird vorher das 60er KB montiert. Bisher hat das sehr gut geklappt, auch bei der Hex von @Fritz und da ging es hoch und runter wie auf der Achterbahn, auch durchs Sauerland.

Als Infos wären Deine Maße noch spannend: Gewicht, Körpergröße, Schuhgröße Da kann man noch etwas besser abschätzen, was passt bzw. nicht passt.
 
Nein, nicht jedes Velomobil ist bergtauglich. Im Gegenteil, meist fehlen die kleinen Gänge. Und im Milan kannst schlecht Beinpresse spielen, weil der Sitzwinkel so flach ist. Also kleine Gänge und hohe Trittfrequenz sind gefragt.

Ich kenne keine Motorisierung die in aktuelle Milane mit Monoschwinge passen würde. Aber mit der passenden Übersetzung kommt man auch ohne überall hoch ohne sich kaputt zu machen. Musst halt Zeit und Muse mitbringen und ein Fenster in die Haube machen, damit mit offenem Deckel hochkurbeln kannst.

Ich fahr ja noch nicht so lange Schlumpf. Vielleicht fehlt mir ja noch die Übung. Ich versuche vorausschauend in flachen Abschnitten zu schalten weil sonst ist der Schwung weg.

Das Mehrgewicht gegenüber 2 Kettenblättern mit Umwerfer ist nicht gross. Viele mögen das weiche das Tretgefühl im kleinen Gang nicht. Musst rund treten. Spulen statt stampfen.

Gibt es einen tauglichen Umrüstsatz irgendwo? Ich musste da den Alight-Schlitten abdrehen (für den extraschmalen Schlumpf) und eine Schraube als Drehmomentstütze in die hintere Schelle bohren. Kann ich übrigens empfehlen, anstelle dieser abstrussen Ausleger die man da öfter sieht sehr leicht und elegant.

Und ja, 90er mit Kühltürmen von Ginkgo. Sonst musst all Furz lang nachstellen und Beläge wechseln. Die Hitze frisst sonst Beläge und versprödet Speichen.
 
Hallo Miraculix!

Fahre Milan in der Rhön mit 65/39 Übersetzung vorne und 11/40 hinten. Wenn du geschätzte 600Hm auf deine 60km
Fahrtstrecke hast, wäre die Übersetzung i.O.Wenn's häufiger 15% hat würde ich dir eine Untersetzung (z.B.65/36 bei11/40)
empfehlen. Deinen Knien täte das ebenfalls besser, da du, im Gegensatz zu den Flachfahrern, um häufigen
Krafteinsatz nicht herumkommst.
90er Bremsen reichen mMn aus!

Gruss Markus
 
In den Milan passt ganz gut ein Bafang Mittelmotor. Damit kann man sich auch das zweite Kettenblatt sparen. Hat meinen Schnitt von Gera nach Jena von ca 31kmh auf über 40 gehoben, da ich an den Anstiegen nicht so viel Zeit verloren habe.
 
Nur der Vollständigkeit halber:
bei der 1:2,5 Untersetzung
1:2,5-Übersetzung gilt m. W. nur für den High-Speed-Drive, während Speed-Drive und Mountain-Drive eine Über- bzw. Untersetzung von 1:1,65 haben (was hier irgendwo als "hinten gleichzeitig 3 Gänge schalten" beschrieben wurde).
Edit: ist falsch (siehe unten)
 
Zuletzt bearbeitet:
Dazu, dass man mit Schlumpf nur in ejner Position schalten kann: Wenn du so langsam bist, dass du diese Position mit treten nicht mehr erreichst, verlierst du wahrscheinlich auch nicht mehr viel, wenn du die Pedale rückwärts bewegst, um in die Position zu kommen. Rechtzeitig schalten ist natürlich immer besser. Da hatte ich auch bei der normalen Kettenschaltung Sorge, weil ich sie überhaupt nicht gewohnt war.(Kettenschaltung geht bei mir aber ganz gut, weil ich notfalls auch mal kurz sehr viel Drehmoment an den Pedalen erzeugen kann.) Wenn man vorrausschaut, kann man mit weniger Erfahrung auch einfach mal vorsorglich runter schalten und dan nur so weit wieder hochschalten, wie es passt. Mache ich z.B. meist an Kreuzungen, wenn ich erst spät sehe, ob ich durchfahren kann oder Anhalten muss. Das dürfte aber auch gehen, wenn man an eine Steigung kommt und noch nicht weiß, wie weit man runter schalten muss. Mit Erfahrung sollte man aber vorher wissen, welchen Gang man braucht, schätze ich.

Ich muss aber dazu sagen, dass ich erst ein paar Hundert Kilometer Velomobil fuhr, nie Schlumpf und es hier keine richtigen Berge gibt, nur 20Höhenmeter am Stück, die ich mit dem Velomobil oder Kettenschaltung auch noch nicht hatte… Also sehr theoretisch.
 
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