Meine hausgemachten Lang-Tief-Lieger

beim Betrachten der langen lulatsche: wär es nicht geschickter, den Sitz 15cm höher zu legen und damit kommt das erhöhte Tretlager auf die Höhe, dass es fast über dem Vorderrad ist?. Dann könnte die Gesamtlänge stark reduziert werden...
 
Aber die Länge und Tiefe macht doch gerade den Reiz aus: ist quasi wie in der Prollo-Tuning-Szene :D. Hier geht es nicht um "nützliche" Räder, die sich möglichst kompakt halten sollen - dafür gibt es Kurzlieger oder die "alten" Langliegerdesigns. Das hier ist schon Extravaganz rund um die >Eleganz der Länge<, oder wie auch immer man die Designsprache fassen will... dagegen sind Troytecs und Alphas langweiliger Mainstream-Funktions-Einheitsbrei.

Und schnell sind wir damit trotzdem. Ich hab für den Roten die Meppen-Ergebnisse gefunden. Auch er hat da bis zu 43iger Schnitte, d.h. auf dem gleichen Level wie ich 2 Jahre zuvor, ggfs. sogar ein bissl stärker, abzüglich Jeans-Behinderung. Da kann man natürlich über Wattzahlen spekulieren, aber soooo weit entfernt von nem sportlich-tiefen Kurzlieger sind diese obzön un-trendigen Baustahl-Untenlenk-Monster unterm Strich nicht.

Ich hab mit meiner Anfängerin letztes WE noch ne kleine Trainingsfahrt rund um den Sachsenring gemacht. Jetzt traut sie sich schon bis 50km/h am offenen Hang abzufahren... und wie gesagt, meine eigenen Seitenwindanfälligkeiten sind wie weggeblasen, seitdem ich entdeckt hab, dass mir noch Tesa am Vorderrad klebte.
 
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Hallo zusammen,

ich hatte hier mal danach gefragt, was es denn überhaupt historisch und aktuell so an sportlich tiefen Langliegern gibt... trotz einiger kleiner Fundstücke ist das Resultat doch eher, ne einsame Spezies zu sein... also toll, ich bin was Besonderes :D

Als ich meiner Freundin kürzlich das Angebot machte, ein Liegerad ihrer Wahl für sie zu bauen, entschied sie sich zu meinem Erstaunen tatsächlich für nen Langlieger. Einerseits weil sie bei mir live gesehen hat, dass der schnell ist; andererseits weil sie Dreiräder für "semi-cool" hält, sich nicht mit der Hoch- und Kurzlieger-Optik anfreunden konnte, und das lange, flache Balancierstöckchen für viel eleganter und ansprechender empfand - hab ich also die Richtige gefunden (y) ...


Ich habe mich sehr gefreut, daß Langlieger mal wieder ins Gespräch kommen.

Für die Jüngeren über mich: meinen ersten Langlieger mit Vollfederung und Semi-Linearantrieb baute ich 1980 und glaubte, damit hätte ich das Liegerad. Mehr dazu auf meiner HP wstiffel.homepage.t-online.de, inzwischen bin ich 85.

Die letzten Jahre fuhr ich vor allem mit meinem Semitieflieger D9E
(siehe Bild links)
Vor allem aus 3 Gründen bin ich noch mal an den Bau gegangen. Ein Plattfuß in der Pampa ist für mich inzwischen fast eine Katastrophe. Für die 305 Räder des D9E gibt es aber keine Marathon+.

Außerdem entstand mit zunehmendem Komfortbedarf der Wunsch nach noch mehr Federweg. Auch die Herausforderung an sich reizte mich.

20Juni.jpg

Daten
Radstand 1800 Sitzhöhe, belastet 400 Tretlager 280
Lenkwinkel 75° Nachlauf 40 mm
Radlast mit Motor, ohne Akku vorn 13 kg, hi 12kg,
Rahmen
Alu Rechteckrohr 60 x 50 x3, mit Knotenblech 3,0 verschraubt mit durchgehenden Gewindestäben M5 mit großen U-Scheiben
Schwinge Rechteckrohr 50x20x3, Sitz vom HP Spirit,
Federelemente vorn Gummiringe auf Zug, hinten Luftfederbein; Gabel und Lenker hatte ich noch von einem früheren Projekt.


Langlieger allgemein haben m. E. folgende Vorteile

  • Überschlagen bei Notbremsung ausgeschlossen
  • Die Hauptbremskraft bringt das Hinterrad, das gegen Überbremsen weit weniger empfindlich ist
  • Keinerlei Konfliktmöglichkeiten zwischen Vorderrad und Füßen, Lenker und Sitz
  • Übersetzung der Lenkung frei wählbar

Die Wendigkeit ist besser als man denkt, wenn der Einschlag nach beiden Seiten ca 75° beträgt, das kann man zwar nicht unbedingt fahren, fürs Rangieren ist es aber eine große Erleichterung.


Es ist schade, daß die meisten Leute auf den Sport schauen, da sind die Langen unterlegen, also müssen sie auch im Alltag weniger taugen.


Ich halte z. B. die Radius Viper immer noch für den Alltag für ein optimales Gerät.
 
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" Es ist schade, daß die meisten Leute auf den Sport schauen, da sind die Langen unterlegen, also müssen sie auch im Alltag weniger taugen. " Wenn ich z.B. an die aktuellen Flux-, Zox- oder W&W Kurzlieger denke, die sind schon recht gut gemacht, das Fahrverhalten im Alltag ist gerade bei W&W schon fast optimal.

Wie weit die Punkte:

  • Überschlagen bei Notbremsung ausgeschlossen
  • Die Hauptbremskraft bringt das Hinterrad, das gegen Überbremsen weit weniger empfindlich ist

    bei den aktuellen Kurzliegern zutreffen, kann ich nicht beurteilen

    Zum Punkt: keinerlei Konfliktmöglichkeiten zwischen Vorderrad und Füßen, Lenker und Sitz": ist was d'ran, aber nicht wirklich tragisch
    Übersetzung der Lenkung frei wählbar: da kann man sich wohl auch daran gewöhnen.
    Grosser Nachteil der Langlieger in meinen Augen: der Transport, falls nicht teilbar (Restriktion bei der SBB 2.0m). Und die geringe Belastung des Vorderrads (Wegrutschen). Denke ich mir zumindest.
 
Ach Transport...
... also ich krieg meinen Langlieger leichter ins Auto als meinen 2x28"-Kurzlieger :D

... der freilich nur so hoch ist, weil ich durch olle Milieu-Vorurteile nicht den Mut hatte, die Räder ordentlich auseinanderzuziehen und den Fahrer dazwischen zu platzieren, stattdessen nach oben ausweichen musste. Und nun rutschen mir die Füße weg, wenn ich spontan berghoch oder auf losem Grund anhalten muss, der Luftwiderstand, der enge UDK in Kurven... und die Fallhöhe erst - schlimm sowas. Aber es ist nicht alles schlecht am Kurzlieger... man kann auch gut auf SUVs herabblicken.

Was ich (wiederholt) sagen will: nüchtern betrachtet ist die Varianz in den LL vs. KL Gruppen viel größer als zwischen ihnen, und es gibt viele Argumente im Raum, aber keinen ultimativen Todschläger, warum die KL-Eigenschaft >99%-Marktanteil hat, und die LL <1%. Da erklärt Pfadabhängigkeit, Mode, Vorurteil und nachträgliche Rationalisierung mehr als die technische Grundlage an sich, warum bei dem einen die konstruktive Entwicklungsgeschichte voll ausgeschöpft wurde, und das andere in den 80igern stehengeblieben ist...

... bzw. höchstens als Hase-Dreirad fortlebte, bei dem hier in der Szene auch fast jeder das Tadpole-Prinzip für überlegen hält, aus Gründen XYZ... obwohl man auch ein "sportlich-tiefes" Delta bauen könnte, welches in der Fahrdynamik näher am Hi-Trike oder VTX dran ist als KL-Bruder Anthrotech usw usf.

Lang lebe der Lieger!
 
Im Berliner Stadtverkehr würde ich den Hi-liner vorziehen, allerdings mit Rennradgabel, den für mich passenden 26" Laufrädern und den Sitz/Tretlager paar cm weiter hinten.
 
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@schlawag - na weils nen High Liner ist. Wenn du 2x28 bei nem Stickbike willst und nicht wie bei Bacchetta-Sticks zu 80% auf dem Hinterrad hocken (also mehr als ich auf dem Langtieflieger), dann folgt dem zwangsläufig Höhe. Doch mal als Gegenerzählung zum langtiefen Spaß: gerade diese Höhe, zusammen mit gleichmäßiger Lastverteilung, UDK und 2x28" machen Pinky zum gutmütigsten Liegerad, das ich kenne - in Laufruhe, Impulsanfälligkeit, Kontrolle und aktiver Sicherheit auch besser als jedes W&W etc. - der grundlegenden Physik wegen. Kurzum: ich scheue nur das Mittelmaß :D und fahre meine Extremisten-Klassiker beide gern.

Wobei sich der Hohe natürlich deutlich besser in Stadt- und Verkehr macht, oder bei schlechterem Wetter und Dunkelheit, der Langtiefe hingegen mag eher sonnige, flache, einsame Landstraßen (die es leider nirgends gibt). In meiner Berlin-Zeit haben die beiden auch schon gemeinsam existiert, und während ich den gezeigten Hi-Liner als ganz normales Stadtrad genutzt hab, wollte ich mit dem Langtiefen (aber auch mit Trikes etc.) kaum den Weg bis zum Tempelhofer Feld oder Kronprinzessinnenweg (zum Rennradlerjagen) wagen. Aber wiederum gehts mehr um die Höhe als um die Länge bei dem Aspekt, denn Pinky ist nicht signifikant kürzer als U2.
 
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Bei der LL Nennung und USA muss ich gleich an die Semi-Trucks dort denken. lange Schnauze, die Zugmaschine ohne Hänger ist schon fast so lang wie bei und n ganzer kompletter 40 Tonner Sattelzug. Aus unserem Bekanntenkreis in USA hat mir einer, der Jahrzehnte Trucks beruflich fuhr, Folgendes gesagt: die Zugmaschinen mit dem langen Radstand laufen halt schön geradeaus, gar nicht nervös. Das kann ich bei den Entfernungen und den Überland Highways und Freeways gut nachvollziehen. Er kannte vom Fahrgefühl her beide Varianten, lang und kurz, konnte das wohl gut beurteilen. Von diesem easy-Gliding Gefühl her lässt sich die amerikanische Radfahrer-Seele eher ansprechen als von kurzen, stylischen, hohen Kurzliegern, vermute ich. Und mit dem langen Radstand beim Langlieger und die damit verbundene Laufruhe, das muss auch als Vorteil des Langliegers genannt werden. Außerdem ist es nur beim Langlieger möglich, wenn gewünscht, das Tretlager auf oder unter Sitzhöhe anzubringen, damit meine ich, bei sportlichen Tief, Mid- oder Highracern, die würden von der Rahmengeometrie ohne Tretlagerüberhöhung nicht realisierbar sein...
 
Wenn du 2x28 bei nem Stickbike willst und nicht wie bei Bacchetta-Sticks zu 80% auf dem Hinterrad hocken (also mehr als ich auf dem Langtieflieger), dann folgt dem zwangsläufig Höhe. Doch mal als Gegenerzählung zum langtiefen Spaß: gerade diese Höhe, zusammen mit gleichmäßiger Lastverteilung, UDK und 2x28" machen Pinky zum gutmütigsten Liegerad, das ich kenne -
hätte ich das vor 10 Jahren gewusst, dann hätte ich wohl nur ein Mal einen Kurzlieger gekauft (ist denke ich klar, welchen).
 
Lang und flott. Ich würde mal gerne ein Rans Xstream fahren. Gab es auch in einer 26" Version.
Erfolgreich beim RAAM.
mfg
und GOOD BIKE
Gerd
 
...Mehr dazu auf meiner HP wstiffel.homepage.t-online.de, inzwischen bin ich 85....

Ist zwar völlig OT und ich entschuldige mich gleich im Vorfeld dafür...aber dass die "Legende" Werner Stiffel sich hier bei offenbar bester (Bastel-)Laune und Gesundheit zu Wort meldet, ist mir durchaus einen Regelverstoß wert. Ich hab' Deine Seiten schon vor Jahren durchforstet und mir da unschätzbare Anregungen geholt! Hier möchte ich mal 'Danke!' sagen!

LG Holger
 
"Die Kurzlieger haben nach meiner Erfahrungen folgende Vor- und Nachteile
(die gleichzeitig Nach- und Vorteile der Langlieger sind)
+ niedrigeres Gewicht

+ kleinerer Wendekreis (gilt aber nur tendenziell; bei manchen Kurzliegern stößt man vorzeitig mit dem Lenker an den Sitz oder mit den Absätzen ans Vorderrad. Bei einem Langlieger mit direkter Lenkung kann der Wendekreis u. U. kleiner sein, als bei manchem Kurzlieger)

+ leichterer Transport

+ leichtere Unterbringung

+ kleinerer Luftwiderstand durch hohes Tretlager (bei Tretlager etwa in Sitzhöhe oder höher fährt man im Prinzip im Windschatten einer eigenen Beine)

- weniger bequem durch hohes Tretlager (vor allem beim Fahren in der Stadt merkt man den Unterschied, ob man nach jedem Anhalten den Fuß 400 oder 700 mm hoch heben muß)

- oft nervöseres Fahrverhalten durch kurzen Radstand

- weiche Federung schwieriger zu realisieren (Wegen der Gefahr von Nickschwingungen)

- je nach Schwerpunktlage Gefahr des Überschlags nach vorn beim scharfen Bremsen oder des Hochsteigens des Vorderrads beim Anfahren am steilen Berg

- oft nicht für sehr kurzbeinige Menschen geeignet

- z. T. Kollision zwischen Vorderrad und Fersen möglich

- auf Geröll und Eis niedrigere Steigfähigkeit als Langlieger", siehe http://wstiffel.homepage.t-online.de/lieg1.htm
 
Hallo Steffen ( @BuS velomo ) ,

Deine Langlieger sagen in ihrer Form einfach nur: Schnelle, entspannte Langstrecke. Gran Turismo sozusagen. Richtig schön.
Um die Steuerbarkeit zu verbessern, könntest Du etwas Gepäck auf das Vorderrad packen, also Proviant, Windjacke, Werkzeugsatz o.ä.. Das sollte den Anpressdruck vorne verbessern. Hilft meinen hohen LL auch.
Für mich sind Langlieger die Entsprechung zu Reiserädern und Kurzlieger deutlich sportlicher angesiedelt, also keine echte Konkurrenz, sondern einfach verschiedene Marktsegmente. Ich rede von meinem PG in meinem Bekanntenkreis als einem klassischen alten Reiserad, weil ich es genau so erlebe.
Meinen ersten Langlieger habe ich übrigens 1987 in Freiburg gesehen. Den hatte ein Kommilitone aus Teilen eines Hängegleiters gebaut und er sah dem Rad, das Du für Deine Freundin gebaut hast, ausgesprochen ähnlich.

Viele Grüße, Martin
 
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Es ist schade, daß die meisten Leute auf den Sport schauen, da sind die Langen unterlegen, also müssen sie auch im Alltag weniger taugen.
Ich halte z. B. die Radius Viper immer noch für den Alltag für ein optimales Gerät.
Ich finde als Alltags rad für die Stadt ein ATL Classic für ziemlich gut.
Allerdings die Optik....
zudem finde ich Langlieger für Kinder/kleine Personen sinvoller
 
- weniger bequem durch hohes Tretlager (vor allem beim Fahren in der Stadt merkt man den Unterschied, ob man nach jedem Anhalten den Fuß 400 oder 700 mm hoch heben muß)
Mein erstes Liegerad mit dem ich längere Strecken zurückgelegt habe war eine SMGT. Die hatte geschätzt nur 5cm Tretlagerüberhöhung. Besonders unangenehm mit dem gleichzeitig sehr hohen Sitz fand ich mich bei einem Ampelstop mit einem Fuß auf dem Boden abzustützen und dem anderen eingeklickt zu bleiben. Mein derzeitiges Rad hat ca. 40cm Tretlagerüberhöhung, aber nur etwas über 40cm Sitzhöhe und das ist überhaupt kein Problem.

- oft nervöseres Fahrverhalten durch kurzen Radstand
Nicht nachvollziehbar, die Kurzlieger die ich kenne lassen sich durchaus sicher kontrollieren - da ist nichts nervös.

- je nach Schwerpunktlage Gefahr des Überschlags nach vorn beim scharfen Bremsen oder des Hochsteigens des Vorderrads beim Anfahren am steilen Berg
Ist das wirklich ein Problem? Ich habe mich in 20 Jahren mit dem Liegerad noch nie überschlagen und war auch nie in einer Situation wo das hätte passieren können.
Mein einziger Überschlag bisher war mit einem MTB bergrunter und auch nur weil ich den rechten Bremshebel versuchsweise auf die VR-Bremse umgebaut hatte.

- z. T. Kollision zwischen Vorderrad und Fersen möglich
Ein Anfängerproblem. Ich habe ca. 1cm Kurbelfreiheit zum VR und noch nie eine gefährliche Situation deswegen erlebt. Man fährt halt entsprechend und die meiste Zeit sowieso geradeaus. Einzig in Kurven bergauf ist das ein Problem.
 
Ich fand, mein ewig alter Entwurf fuhr recht ruhig. Konnte aber nicht freihändig mit fahren. Auch schon 8 Jahre her..
DSC01402.jpg

Hingegen konnte ich auf meinen Highracern freihändig fahren, aber auch auf einem Kurzlieger auf HiFly-Basis (hab ich glaub ich 2014 in Frankreich auf der WM gefahren)
 
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