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Als ich mir Gedanken über einen Einspurer machte . Mußte ich feststellen , daß es nicht viele Videos und Erfahrungsberichte , gerade für den Anfang gibt. Deshalb mache ich hier einen Erfahrungbericht wie es mir ergangen ist. Ich hätte vieles einfacher / besser machen können. Aber meine Wege sind meistens etwas unkonventionell. Ich versuche gerne etwas neues und gehe durchaus auch kleine Risiken ein. Dabei lerne ich lieber von der Pike auf und weiß dann , warum manches so ist und nicht anders.
Sollte das jemand lesen , der ebenfalls mit einen Einspurer beginnen will , empfehle ich ihm aber ein gemäßigteres Rad. Mein Rad war wirklich eine Herausforderung , sowohl beim Fahren lernen wie auch beim Umbauen. Und das ganze noch in Kombination. Ich möchte meine Erfahrungen , die ich gesammelt habe , nicht missen. Aber ein Anderer gibt vielleicht frustriert auf. Also sollte er vielleicht lieber mit einem Midracer beginnen?
Nach 4 Jahren Trike , wollte ich einen Lowracer. Natürlich sollte man nicht gleich mit einer Rennmaschine beginnen. Aber mein Einspurer sollte schon wesentlich schneller als mein Trike sein . Dafür würde ich auch den größeren Kurvenradius und , mangels Federung , auch den schlechteren Komfort im Kauf nehmen.
Eigentlich hätte es ein Baron werden sollen , doch durch eine glückliche Fügung bin ich auf den „Schwarzen Blitz“ , einen Carbon-Lowracer , gestoßen.
Der „Schwarze Blitz“ hat eine recht bewegte Geschichte.
Das Forumsmitglied @Jootchy hat ihn erstmalig aufgebaut und ihm auch seinen Namen gegeben.
Hier die Entstehungsgeschichte:
https://www.velomobilforum.de/forum...8-sitzwinkel-und-tretlagerueberhoehung.26996/
Danach hatte @Jack-Lee den Carbon-Lowracer:
https://www.velomobilforum.de/forum...ell-und-das-noch-in-carbon.31754/#post-423015
Er hätte ihn beinahe an jemand anderen verkauft , doch ein Transportschaden am Rad hat das vereitelt.
Nun , hatte ich meine Chance. Patrick wollte mir eigentlich nur den Rahmensatz verkaufen. Es hätte mich zwar gereizt , alles selbst aufzubauen , aber ohne Fahrerfahrung wäre das wohl nicht zu machen gewesen.
Darum habe ich ihn gebeten , mit einem sehr kleinen Budget , den Lowracer fahrtüchtig zu machen.
Besondere Wünsche hatte ich keine , weil ich ja noch keine Ahnung hatte was ich brauche , daß würde erst beim Fahren herauskommen.
Den Rest wollte ich machen.
Ich bekam das Rad mit einem einzelnen 48er Blatt und einer 9fach Kassette , direkte Kettenführung , vorne Triatlonbremse , hinten Rennradbremse , leichte Felgen (vo. 20“ hi. 28“) mit Rennradreifen und außerdem einen Carbonsitz. Das Rad hatte , mit diesem Setup , unter 10kg , die Komponenten waren alle hochwertig.
Damit begann ich meine ersten Fahrversuche und im Laufe der Zeit baute ich das Rad immer mehr um und passte es an mich an.
Gleich vorweg , das folgende Video ist nichts für schwache Lachmuskeln. Aber es ist die ungeschönte Wahrheit:
Nach dieser Fahrt fiel mir noch mangels Umwerfers und der Leertrumführung unmittelbar am Vorderrad ständig die Kette in den Kurven ab (manchmal auch auf der Geraden weil ich den Lenker nicht ruhighalten konnte :-D ). Dann die Katastrophe:Mir geriet der Kettenwerfer in die Speichen. Zum Glück konnte ich fast im selben Moment eine Vollbremsung mit dem Hinterrad einlegen , weil ich das unheilvolle klackern an den Speichen hörte. Der Kettenwerfer und das Schaltauge waren verbogen.
Was war geschehen? Ich habe nach dem Auspacken und montieren des Rades zwar die Funktion des Kettenwerfers getestet , aber nicht den inneren Anschlag geprüft. Das SOLLTE MAN IMMER als erstes machen.
Zum Glück konnte ich alles wieder Ausrichten und es versieht noch immer , bis zum heutigen Tag , seinen Dienst.
Was mir gleich auffiel: Er war schnell , sehr schnell. Und wendig wie in Öltanker. Ich bin ständig mit dem Vorderreifen mit der Kurbel oder dem Pedal kollidiert => Fürchterlich.
Ich wollte den Tretlagermast aber nicht ausziehen weil ich noch keine vernünftige Position im Sitz finden konnte.
Als nächstes montierte ich alles um der STVO zu entsprechen:
Eine Halterung für das Frontlicht und weißen Frontreflektor
Eine Halterung plus Nackenstütze für das Rücklicht mit integriertem Reflektor
Speichenreflektoren
Klingel
Außerdem:
Und für mein persönliches Sicherheitsbedürfnis einen (zu großen) Spiegel (habe ich mittlerweile gegen einen kleineren getauscht)
Umwerfer (zuerst wollte ich einen Top-swing , er hat aber nicht gepasst)
Und eine 3fach-Stahl-Kubel mit 48er , 38er , und 28er Blatt (das 28er habe ich aber bald demontiert)
später eine 2fach-Alu-Kurbel mit 42er und 32er Blatt (damit konnte ich mit dem großen Blatt in jeder Lage , auch bergauf , anfahren)
Das Leertrum habe ich mit Ginkorollen umgelenkt um Kollisionen mit dem Vorderrad zu vermeiden
Die Vorderrad-Bremse:
Die Triatlonbremse hat fast Null Bremswirkung (für meinen Geschmack). Naja , beim Triatlon gilt wohl „wer bremst verliert“ , da braucht man nicht viel Bremskraft. Nach einer langen Suche , fand ich eine Rennradbremse von einem 30 Jahre altem Puch-Rennrad.
Das besondere: man kann die Einsätze für Zughülle und die Klemmvorrichtung des Zuges miteinander tauschen. Dann kann man den Zug von unten kommen lassen und hat kein Problem mit dem Hauptrahmen. Ich habe mit verschiedenen Einbauvarianten experimentiert und bin jetzt zufrieden , sie bremst für mich jetzt ausreichend.
Jetzt hat das Rad mit den Radikaltaschen gerade 11kg. Ein immer noch guter Wert.
Danach ein paar kleine Testfahrten (Es war eisig und die Sturzgefahr zu hoch für größere Fahrten)
Kurze Zeit später brach mir der Carbonsitz bei der Befestigung. Nach dem abnehmen konnte man sehen , daß er auch am Rand angebrochen war. Also mußte ein neuer Sitz her. Bei @Thomas Seide wurde ich zwar fündig , die Carbonsitze sind , naturgemäß , aber sehr dünn. Also lieber einen , zwar schwereren , aber viel stabileren Glasfasersitz genommen und bis heute nicht bereut.
Bei der Gelegenheit habe ich auch gleich mit der Sitzhöhe , mittels der Sitzhalterung , experimentiert.
Meine Erfahrung:
Wenn man auf Radnabenhöhe sitzt will das Rad ständig umkippen. Es war fast nicht zu fahren.
Also die Sitzhöhe erhöht (jetzt bei 29cm) => fährt sich viel besser (mit meinem damaligem Fahrkönnen).
So nebenbei hat mich auch der , sehr geringe , Nachlauf beschäftigt. Da ich die sehr schöne Aerogabel nicht austauschen wollte , habe ich versucht diese umzudrehen. Das ging sich nicht aus. Wahrscheinlich war das eh besser , wer weiß wie viel schlechter das Fahrverhalten geworden wäre , wenn die Vorbiegung nach hinten gegangen wäre.
Nachdem ich einen neuen Sitz mit neuer Sitzhalterung hatte konnte ich endlich den Tretausleger herausziehen. Er war ganz schön widerspenstig , aber nachdem ich ihn 3cm heraus hatte , war er optimal für mich geeignet und das Vorderrad konnte weder mit dem Pedal noch mit der Kurbel kollidieren.
Jetzt fährt er nicht nur schnell , sonder hat einen annehmbaren Wendekreis von 6m. Mein Fahrkönnen ist auch schon wesentlich besser geworden. Ich konnte ihn in der Ebene schon auf 45km/h beschleunigen (da geht noch mehr )
Dieses Video ist mir leider nicht so gut gelungen. Ich habe die Kamera in Höhe meines Schlüsselbeines montiert und der Lenker war so nahe , daß die Lenkbewegungen extrem aussehen. Man sieht wie ruhig das Rad fährt wenn ich nicht trete. Das wird auch noch besser.
Ich hoffe ich habe jetzt nicht jemanden abgeschreckt.
Mein Fazit:
Am Anfang glaubt man , daß es unmöglich ist überhaupt vom Fleck zu kommen. Danach kämpft man um sauber um die Kurve zu kommen.
Aber: Es lohnt sich definitiv. Ich komme ohne allzu große Anstrengung auf 40+ km/h. Das Rad ist sehr agil und geil zu fahren. Und es fühlt sich sicher an.
Lediglich bei Wassergebundenen Wegen und Feldwegen muß man etwas zurückstecken. Da schwimmt man etwas im losen Untergrund. Das liegt aber an der (schnellen) Bereifung und an der fehlenden Federung , wichtig ist mir , daß es geht auf so etwas zu fahren.
Also traut Euch.
Lg
Gandalf
Sollte das jemand lesen , der ebenfalls mit einen Einspurer beginnen will , empfehle ich ihm aber ein gemäßigteres Rad. Mein Rad war wirklich eine Herausforderung , sowohl beim Fahren lernen wie auch beim Umbauen. Und das ganze noch in Kombination. Ich möchte meine Erfahrungen , die ich gesammelt habe , nicht missen. Aber ein Anderer gibt vielleicht frustriert auf. Also sollte er vielleicht lieber mit einem Midracer beginnen?
Nach 4 Jahren Trike , wollte ich einen Lowracer. Natürlich sollte man nicht gleich mit einer Rennmaschine beginnen. Aber mein Einspurer sollte schon wesentlich schneller als mein Trike sein . Dafür würde ich auch den größeren Kurvenradius und , mangels Federung , auch den schlechteren Komfort im Kauf nehmen.
Eigentlich hätte es ein Baron werden sollen , doch durch eine glückliche Fügung bin ich auf den „Schwarzen Blitz“ , einen Carbon-Lowracer , gestoßen.
Der „Schwarze Blitz“ hat eine recht bewegte Geschichte.
Das Forumsmitglied @Jootchy hat ihn erstmalig aufgebaut und ihm auch seinen Namen gegeben.
Hier die Entstehungsgeschichte:
https://www.velomobilforum.de/forum...8-sitzwinkel-und-tretlagerueberhoehung.26996/
Danach hatte @Jack-Lee den Carbon-Lowracer:
https://www.velomobilforum.de/forum...ell-und-das-noch-in-carbon.31754/#post-423015
Er hätte ihn beinahe an jemand anderen verkauft , doch ein Transportschaden am Rad hat das vereitelt.
Nun , hatte ich meine Chance. Patrick wollte mir eigentlich nur den Rahmensatz verkaufen. Es hätte mich zwar gereizt , alles selbst aufzubauen , aber ohne Fahrerfahrung wäre das wohl nicht zu machen gewesen.
Darum habe ich ihn gebeten , mit einem sehr kleinen Budget , den Lowracer fahrtüchtig zu machen.
Besondere Wünsche hatte ich keine , weil ich ja noch keine Ahnung hatte was ich brauche , daß würde erst beim Fahren herauskommen.
Den Rest wollte ich machen.
Ich bekam das Rad mit einem einzelnen 48er Blatt und einer 9fach Kassette , direkte Kettenführung , vorne Triatlonbremse , hinten Rennradbremse , leichte Felgen (vo. 20“ hi. 28“) mit Rennradreifen und außerdem einen Carbonsitz. Das Rad hatte , mit diesem Setup , unter 10kg , die Komponenten waren alle hochwertig.
Damit begann ich meine ersten Fahrversuche und im Laufe der Zeit baute ich das Rad immer mehr um und passte es an mich an.
Gleich vorweg , das folgende Video ist nichts für schwache Lachmuskeln. Aber es ist die ungeschönte Wahrheit:
Nach dieser Fahrt fiel mir noch mangels Umwerfers und der Leertrumführung unmittelbar am Vorderrad ständig die Kette in den Kurven ab (manchmal auch auf der Geraden weil ich den Lenker nicht ruhighalten konnte :-D ). Dann die Katastrophe:Mir geriet der Kettenwerfer in die Speichen. Zum Glück konnte ich fast im selben Moment eine Vollbremsung mit dem Hinterrad einlegen , weil ich das unheilvolle klackern an den Speichen hörte. Der Kettenwerfer und das Schaltauge waren verbogen.
Was war geschehen? Ich habe nach dem Auspacken und montieren des Rades zwar die Funktion des Kettenwerfers getestet , aber nicht den inneren Anschlag geprüft. Das SOLLTE MAN IMMER als erstes machen.
Zum Glück konnte ich alles wieder Ausrichten und es versieht noch immer , bis zum heutigen Tag , seinen Dienst.
Was mir gleich auffiel: Er war schnell , sehr schnell. Und wendig wie in Öltanker. Ich bin ständig mit dem Vorderreifen mit der Kurbel oder dem Pedal kollidiert => Fürchterlich.
Ich wollte den Tretlagermast aber nicht ausziehen weil ich noch keine vernünftige Position im Sitz finden konnte.
Als nächstes montierte ich alles um der STVO zu entsprechen:
Eine Halterung für das Frontlicht und weißen Frontreflektor
Eine Halterung plus Nackenstütze für das Rücklicht mit integriertem Reflektor
Speichenreflektoren
Klingel
Außerdem:
Und für mein persönliches Sicherheitsbedürfnis einen (zu großen) Spiegel (habe ich mittlerweile gegen einen kleineren getauscht)
Umwerfer (zuerst wollte ich einen Top-swing , er hat aber nicht gepasst)
Und eine 3fach-Stahl-Kubel mit 48er , 38er , und 28er Blatt (das 28er habe ich aber bald demontiert)
später eine 2fach-Alu-Kurbel mit 42er und 32er Blatt (damit konnte ich mit dem großen Blatt in jeder Lage , auch bergauf , anfahren)
Das Leertrum habe ich mit Ginkorollen umgelenkt um Kollisionen mit dem Vorderrad zu vermeiden
Die Vorderrad-Bremse:
Die Triatlonbremse hat fast Null Bremswirkung (für meinen Geschmack). Naja , beim Triatlon gilt wohl „wer bremst verliert“ , da braucht man nicht viel Bremskraft. Nach einer langen Suche , fand ich eine Rennradbremse von einem 30 Jahre altem Puch-Rennrad.
Das besondere: man kann die Einsätze für Zughülle und die Klemmvorrichtung des Zuges miteinander tauschen. Dann kann man den Zug von unten kommen lassen und hat kein Problem mit dem Hauptrahmen. Ich habe mit verschiedenen Einbauvarianten experimentiert und bin jetzt zufrieden , sie bremst für mich jetzt ausreichend.
Jetzt hat das Rad mit den Radikaltaschen gerade 11kg. Ein immer noch guter Wert.
Danach ein paar kleine Testfahrten (Es war eisig und die Sturzgefahr zu hoch für größere Fahrten)
Kurze Zeit später brach mir der Carbonsitz bei der Befestigung. Nach dem abnehmen konnte man sehen , daß er auch am Rand angebrochen war. Also mußte ein neuer Sitz her. Bei @Thomas Seide wurde ich zwar fündig , die Carbonsitze sind , naturgemäß , aber sehr dünn. Also lieber einen , zwar schwereren , aber viel stabileren Glasfasersitz genommen und bis heute nicht bereut.
Bei der Gelegenheit habe ich auch gleich mit der Sitzhöhe , mittels der Sitzhalterung , experimentiert.
Meine Erfahrung:
Wenn man auf Radnabenhöhe sitzt will das Rad ständig umkippen. Es war fast nicht zu fahren.
Also die Sitzhöhe erhöht (jetzt bei 29cm) => fährt sich viel besser (mit meinem damaligem Fahrkönnen).
So nebenbei hat mich auch der , sehr geringe , Nachlauf beschäftigt. Da ich die sehr schöne Aerogabel nicht austauschen wollte , habe ich versucht diese umzudrehen. Das ging sich nicht aus. Wahrscheinlich war das eh besser , wer weiß wie viel schlechter das Fahrverhalten geworden wäre , wenn die Vorbiegung nach hinten gegangen wäre.
Nachdem ich einen neuen Sitz mit neuer Sitzhalterung hatte konnte ich endlich den Tretausleger herausziehen. Er war ganz schön widerspenstig , aber nachdem ich ihn 3cm heraus hatte , war er optimal für mich geeignet und das Vorderrad konnte weder mit dem Pedal noch mit der Kurbel kollidieren.
Jetzt fährt er nicht nur schnell , sonder hat einen annehmbaren Wendekreis von 6m. Mein Fahrkönnen ist auch schon wesentlich besser geworden. Ich konnte ihn in der Ebene schon auf 45km/h beschleunigen (da geht noch mehr )
Dieses Video ist mir leider nicht so gut gelungen. Ich habe die Kamera in Höhe meines Schlüsselbeines montiert und der Lenker war so nahe , daß die Lenkbewegungen extrem aussehen. Man sieht wie ruhig das Rad fährt wenn ich nicht trete. Das wird auch noch besser.
Ich hoffe ich habe jetzt nicht jemanden abgeschreckt.
Mein Fazit:
Am Anfang glaubt man , daß es unmöglich ist überhaupt vom Fleck zu kommen. Danach kämpft man um sauber um die Kurve zu kommen.
Aber: Es lohnt sich definitiv. Ich komme ohne allzu große Anstrengung auf 40+ km/h. Das Rad ist sehr agil und geil zu fahren. Und es fühlt sich sicher an.
Lediglich bei Wassergebundenen Wegen und Feldwegen muß man etwas zurückstecken. Da schwimmt man etwas im losen Untergrund. Das liegt aber an der (schnellen) Bereifung und an der fehlenden Federung , wichtig ist mir , daß es geht auf so etwas zu fahren.
Also traut Euch.
Lg
Gandalf
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