AW: Mein erstes Zweirad
Hallo Patrick,
der Kleber sah beim anrühren gestern nicht so aus wie ich wollte.
Er war sehr dünnflüssig (wie ungeschlagene Sahne) und klebte 0 zwischen den Fingern.
Heute hab ichs nochmal wissen wollen.
Ich habe den Quark in einem feinen Tuch ausgedrückt (ca. 1/3 des Volumens war Wasser/Molke!). Als Ergebnis kam eine bröselige kaum noch feuchte Masse herraus.
Wenn Du mit trockem Kalkhydrat arbeitest, dann ist das zu trocken ... da wird Dein Leim ja wie Kaugummi ... Wenn schon Tuch dannschuette den Quark in ein Tuch knote es darueber zu und lass es ueber Nacht aufgehaengt abtropfen ... wie gesagt mein Quarkvorrat lagert im Tiefkuehler, ich tu am Tag vorher einen Becher raus, pieke zig Loecher in die Deckel-Folie und stell den Kopfueber in eine Schuessel ... 12 Stunden spaeter ist alles uberfluessige abgetropft ...
Anschließend Kalk so angerührt das es eher Butter als dünnerem Grießbrei ,von der Konsistenz her, glich.
Dann mit einem ,aus Escheholz, gefeiltem Mörser in einer kleinen Glasschale zusammengerieben.
Wenn Du mit Kalkhydrat arbeitest, darf naturlich !!!kein!!! never, niemals Wasser drann .... wenn dann gesaettigte Kalziumhydratloesung(Ca0+H2O).
Sumpfkalk entsteht aus Kalziumoxyd(Brantkalk)+wasser, Du hast aber bereits fertiges Kaziumhydrat(Loeschkalk), da ist das notwendige Hydrat schon drinn ... Das Kalkwasser hat man zum leichteren Transport, und der besseren Lagerfaehigkeit entzogen.
4gestriche Teeloeffel Quark +1gestrichener Teeloeffel Kalkhydrat, und das zusammenmoersern.
Erst wird es zaeh und flockig, und beginnt amonikalisch zu riechen, dann beginnt es am Pistill hinterherzukriechen und knallend Blasen zuschlagen.
Dann wird der Leim langsam klar ... wenn in den Blasen keine koernigen Strukturen mehr zu sehen sind und der Leim opake, in den Blasen durchsichtig wird,dann laesst Du ihn noch ein paar Minuten ruhen, und dann ist er verendungsfaehig. Er hat selbst mit den Molkewasser angruehrt,
eine Konsistenz wie durchsichtiger Bienenhonig ... hebst Du die Ruehrkeule rinnt nach wenigen Sekunden ein duenner Faden nach unten.
Enthaelt er trotz heftigen ruehrens immer noch koernige/truebe Bestandteile dann musst Du noch ein wenig Kalkhydrat zugeben.
Natuerlich benoetigt dieser Aufschlussprozess eine gewisse Zeit, die schwankt je nach Tempratur und zusammensetzung der Eiweisse im Quark etwas ... Mann muss da eben etwas sinnlich rangehen, es ist eben keine "Ratschbumm---Mussdochgehen"Technologie.
Das Ergebnis war diesmal keine milchige Pampe sondern eine recht zähe Masse. Ähnlich der Konsitenz des Fugenleims, vielleicht etwas zäher.
Zwischen den Fingern klebte diese Masse sogar schon ein wenig.
Beim rühren/mörsern macht es auch andauernd "knallgeräusche" von platzenden Luftblasen.
Ja das klingt ja schonmal soweit ganz gut .... Ich denke Das Problem ist nun noch das Wasser im Kalk ... und der zu trockene Quark.
In der Molke ist der Eiweissbestandteil Albumin ... ich habe das mal eben probiert der gerinnt auch, also ist offenbar die Restmolke weniger
bedenklich als Du glaubst. Ich habe die nur immer abgegossen weil die sich im Becher absetzte und Insekten anlockte ... , die Konsistenz war davon eigendlich weniger betroffen.
PS. Der Kleber MUSS irgendwann halten, die Holzkonstrukte vor 1950 waren alle mit Kasein geklebt und auch mein Onkel (Fensterbauer) meinte, das zu seiner Jugendzeit fast nur mit Kasein geklebt wurde und die Bruchtests,auch bei Buche, fast immer erfolgreich waren.
Mann kann mit Holz, wie mit allem, auch wirklich viel falsch machen, als ich begann meine Laus zu bauen, habe ich vieles doppelt und dreimal angefertigt. Was ich schmerzhaft lernen musste: Frueher hat man das Splintholz von Buche, Eiche und Ruester einfach fuer den Winter hergenommen, zum heizen ... Das Splintholz dieser Hoelzer enthaelt Oele, die benetzen, wenn Du Sandpapier verwendest Deine ganze Obererflaeche. Das verkraften dann nur wasserfreie Leime(Aerodux,Bindan-CIN), ohne besondere Tricks. Auch PU-Kleber versagt auf solchen Flaechen.
Auch haben frueher die Schreiner und Zimmerleute, wie heute die Instrumentenbauer, nur geschnittene Oberflaechen verleimt.
Weil ein Hobel und eine Ziehklinge ewig halten, Sandpapier aber weggeworfen und neugekauft werden muss, aber sie haben
dadurch etwas richtig gemacht, und einige Fehler nicht gemacht, naemlich nicht mit einem veroelten etwas ueber die komplette Flaeche geschmiert.
Wenn man sich nicht sicher ist ob die Oberflaeche Splintfrei ist werden solche Klebeflaechen, ganz sacht angeflaemmt, oder mit Natronlauge, angebeizt, da verwandeln sich die Olereste in Seife, und werden beim gruendlichen einmassieren des Leims mit dem Pinsel abgetragen.
Nicht nur das Dir von der "Hoelzchen-nehm-Fingerschmiermetode" der Bast abgeht, der Leim ist basisch und das loest Die Haut auf, nein Du hast vom Sandpapierschleifen, Schleifstaub in die Poren gerieben, die drueckst Du mit der Fingermetode nur noch fest. Beim einmassieren des Leimes mit dem Pinsel, holst Du noch ein bisserl davon raus, aber besser ist mit Hobel und Ziehklinge zu arbeiten.
PS. ich bin Morgen (Do) und am naechsten Dienstag ab 14.00 in Goeschwitz. Ich nehme die Kleine Reibeschale, ein bisserl Quark Kalk und Wasserglas mit und ruehre Dir mal eine Probe zum zusehen, und mitnehmen an. Durch die Wasserglasloesung haelt der Leim sich dann 1-2Tage ...
mfG
Matthias